Schon mal was von »unikalen Morphemen« gehört? Ein unikales Morphem ist ein Bestandteil eines komplexen Wortes (Morphem), das nur in einer einzigen Verbindung mit einem anderen Wortbestandteil vorkommt und bei der Zerlegung des entsprechenden Wortes übrig bleibt. Es ist so etwas wie eine Primzahl der Sprache und recht selten. Weiterlesen
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Keinzigartiges Lexikon
Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen
Die inzwischen in 13. überarbeiteter Neuauflage vorliegende »Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen« von Christian Rätsch ist weltweit das Standardwerk, das nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis die Welt der psychoaktiven Pflanzen systematisch erschließt.
Bei der Enzyklopädie handelt sich um ein ebenso einzigartiges Nachschlagewerk wie um einen faszinierenden Reiseführer in eine Welt, die es allein durch die Magie der Natur vermag, die Pforten der menschlichen Wahrnehmung zu öffnen. Weiterlesen
ABC der Verlagssprache
Der Titel dieses großartigen Nachschlagewerks ist vornehmes Understatement pur, denn es wird weit mehr geboten als das mitunter etwas trockene Fachchinesisch der Verlagssprache und damit ist die Lektüre nicht nur lehrreich, sondern zudem durchaus unterhaltsam; dafür bürgt der Name des Autors.
Erklärt werden neben der Geheimsprache der Verlage Begriffe aus dem Handwerk des Buchdruckens und –bindens, unterschiedliche Papierarten, Feinheiten der Sprache und Grammatik, diverse Lyrik- und Prosaformen und natürlich alles aus den Bereichen Elektronik und E-Publishing, Frielings aktuell bevorzugte Tummelplätze. Wer also neugierig ist, was sich z.B. hinter »Drelfie«, »Ebarbieren« und »Elefantenrüssel« verbirgt, wird hier rasch fündig.
Das Werk ist als Taschenbuch und E-Book verfügbar, letzteres bietet neben dem geringeren Preis den weiteren Vorteil, dass man dank der komfortablen Verlinkung zielsicher zwischen den verschiedenen Begriffen hin- und herspringen kann; die Möglichkeiten moderner Technik sind hier voll ausgeschöpft.
Kaum jemand ist wohl kompetenter und prädestinierter für die Veröffentlichung eines solchen Lexikons als Rupi Frieling, der sämtliche Formen des Schreibens und Publizierens nicht nur von der Pike auf gelernt, sondern während seines gesamten Berufslebens auch praktiziert hat. Das Werk reiht sich nahtlos ein in die lange Linie seiner Bücher für Autoren und ist nicht nur für Self Publisher unverzichtbar.
Wörterbuch Schweizerdeutsch – Deutsch
Des Schweizers Deutsch, so der Zürcher Stadtpräsident a.D. Joseph Estermann im Vorwort, sei vielleicht über den Ton der Mitteilung befremdlich für den Fremden. Doch Besucher der Schweiz dürften gewiss sein: »Je grober man sie anschnauzt, um so freundlicher ist es gemeint«.
Mit diesen Worten gewappnet begibt sich der Leser in die Auswahl von Berndüütsch, Baseldüütsch und Zürichdüütsch, die das Wörterbuch präsentiert. Zaghaft nähert er sich dem Idiom, das angeblich allein 22 verschiedene Vokale kennt und versucht, jeweils auf der ersten Silbe zu betonen und das »ch« als »ach«-Laut auszusprechen.
In dem schmalen Band erfährt er nun, dass beispielsweise ein »Brockenhaus« kein berühmtes Nachschlagewerk, sondern ein Trödelladen ist. »Äa Brünneli mache« bedeutet, einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen, was vor allem dann wichtig ist, wenn zu viel »Chlöpfmoscht« (Sekt) getrunken wurde. Und wird man auf der Heimfahrt behördlich an das »Gurtentragenobligatorium« erinnert, dann heißt dies, die Anschnallpflicht zu beachten.
Endlich weiß ich nun auch, was es bedeutet, wenn zwei Tüpflischisser nach dem Töggeliputze Tschütterlichaschte spielen. Dann treten nämlich zwei Korinthenkacker nach dem Zähneputzen zum Tischfußball an …
Ich habe jedenfalls herzlich gelacht!
Die Self-Publisher-Bibel
Dieses Buch hat eine spannende Entstehungsgeschichte: Ursprünglich war im Sommer 2012 angedacht, den Erfahrungsschatz für das noch junge Medium E-Book zu sammeln und einen kleinen Teil der dafür erforderlichen Arbeitskraft quasi im Subskriptionsverfahren via Crowdfunding zu finanzieren. Dieser Plan wurde spontan von bereits erfolgreichen Self-Publishern wie Emily Bold, Michael Linnemann und Jonas Winner unterstützt. In der Masse der Indie-Autoren fand er jedoch kaum Zuspruch, weil die Gratis-Mentalität des Internets vorherrschte. Man brauchte nur in einschlägigen Foren oder in der Facebook-Gruppe der Self-Publisher Fragen stellen, und schon kamen mehr oder weniger hilfreiche Antworten aus allen Richtungen. Weiterlesen
Handbuch für Autorinnen und Autoren
Zugegeben, ich bin ein klein wenig befangen, da ich selbst einen Artikel zu dem Handbuch beigesteuert habe. Doch davon einmal abgesehen, habe ich erst im Ergebnis gesehen, was Sandra Uschtrin Wertvolles zusammengetragen hat: Entstanden ist ein Handbuch von hohem Nutzwert für jeden, der schreibt und auf der Suche nach einem Verlag oder einer Verwertungsmöglichkeit ist.
Bei der nächsten Auflage, die hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt, wird wohl das Self-Publishing im E-Book-Bereich eine große Rolle spielen dürfen. Dieses Thema wird in der vorliegenden 7. Auflage allenfalls gestreift. Vollkommen vernachlässigt werden Autoren-Plattformen, Literaturzeitschriften und Rezensionsportale im Web, die gerade für Anfänger eine wichtige Rolle spielen.
Unter dem zuletzt genannten Aspekt ist mir der Wälzer allzu einseitig papierorientiert. Schon deshalb hoffe ich auf die nächste Ausgabe.
Wie der Mensch zum Schluckauf kam
Dieses Büchlein ist unterhaltsam und kann als Partyspaß oder für einen Mini-Wissenstest eingesetzt werden. Ob damit nützliches Wissen vermittelt wird, muss jeder Leser für sich beanworten.
Systematisch wird jedenfalls nichts aufgearbeitet, es gibt weder Rubriken noch eine erkennbare Ordnung in dem Buch. Dass zudem beim E-Book auch noch ein Inhaltsverzeichnis fehlt, führt für mich zu einem klaren Abzug von einem Punkt. Derartiges ist bei einem Elektro-Sachbuch nun wirklich ein Muss.
Einen weiteren Punkt ziehe ich für den unverhältnismäßig hohen Preis ab. Die Antworten auf die bisweilen durchaus amüsanten Fragen (\”Welche Oper entstand mit Hilfe einer Badewanne?\”) sind stets auf zwei bis drei kurze Sätze reduziert und können insofern nur vages Wissen vermitteln. Von Brockhaus erwarte ich sehr viel mehr Tiefgang!
Bezogen auf den Verlag und die damit verbundenen Erwartungen an seine Bücher fällt mir ein chinesisches Sprichwort ein: \”Begibt sich der Drache in seichtes Wasser, wird er schnell zum Gesprött der Krabben.\” Will sagen: Brockhaus sollte sich besser nicht im Trivialen bewegen, sondern dort bleiben, wo das Unternehmen daheim ist: im Meer des Wissens.
Deutsches Jahrbuch für Autoren 2010/2011
Laut Impressum erscheint das „Jahrbuch für Autoren/Autorinnen“ zwar erst im November 2010, tatsächlich liegt es aber bereits ein Jahr früher vor, und das ist gut so.
Auf 800 Seiten haben die Herausgeber Gerhild Tieger und Manfred Plinke rund 3000 Adressen und Informationen für angehende Autoren gesammelt, die Hilfestellungen bei der Kontaktaufnahme mit Verlagen und der Verwirklichung des von vielen gehegten Wunsches, gedruckt zu werden, geben wollen.
Herausragend an dem Jahrbuch ist, dass nicht ausschließlich Adressen gesammelt wurden. Vielmehr sind die insgesamt zehn Kapitel des Kompendiums angereichert durch kurze Artikel und Betrachtungen. So beschreibt beispielsweise Thomas Hürlimann, wie er in einer Klosterschule im wahrsten Wortsinn zum Schriftsteller „geschlagen“ wurde. Louise Doughty, die Kurse für kreatives Schreiben gibt, erinnert sich daran, wie es war, eine Schriftstellerin zu sein, die noch nichts veröffentlicht hat: Man beißt sich mehr schlecht als recht durch und kommt mit Leuten in Kontakt, die ausgesprochen abweisend sein können. Dies gilt wohl auch für etablierte Autoren, die gern vergessen, dass es einmal eine Zeit gab, in der noch nichts von ihnen erschienen war, und nun pauschal alle die „Möchtegernschriftsteller“ verachten, die nach ihnen versuchen, sich gleichfalls zu etablieren.
Vor diesem Hintergrund macht das „Jahrbuch“ Mut zur Kontaktaufnahme mit potentiellen Abnehmern und zum Manuskriptversand. Dazu bietet es eine enorme Fundgrube, indem es in den Bereichen Theater, Hörmedien, Film und TV, Autorenförderung und Buchmarkt wichtige Adressen sammelt. Eine Besonderheit dabei ist, diese Adressen mit Auskünften zu ergänzen, aus denen hervorgeht, ob und in welcher Form Manuskriptangebote erwünscht sind.
Diese Zusatzinformation ist von besonderer Bedeutung bei der Verlagsuche, entsprechend nehmen die Adressen der Buchverlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch den größten Teil des 800 Seiten starken Branchenhandbuches in Beschlag. Ergänzend gibt es Tipps zur Manuskriptgestaltung, Empfehlungen für effektive Begleitbriefe, Muster-Exposés für Romane, Verhaltensregeln für den Umgang mit Literaturagenten und Hinweise auf die häufigsten Irrtümer beim Verlagsvertrag.
Vollkommen ausgespart hingegen werden in dem Kompendium die faszinierenden Möglichkeiten des Internets. Gerade das Web 2.0 bietet Autoren vielfältigste Chancen, ohne Einsatz von Geldmitteln zu einer eigenen Veröffentlichung zu kommen und damit sowohl das Betteln bei „renommierten“ Verlagen wie das Bezahlen von Dienstleistungsunternehmen aller Couleur einzusparen. Darin liegt das qualitativ Neue an der Situation der letzten Jahre, die das Verhältnis von Autor und Verleger nicht nur kräftig aufmischt sondern in einem nie zuvor da gewesenen Maße verändert und streckenweise umkrempelt.
Gibt es also einen Kritikpunkt an der vorliegenden Ausgabe des Autoren-Jahrbuches, dann ist es dessen konservative Beschränkung auf die Welt des bedruckten Papiers und das Ignorieren der technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Wer indes im „klassischen“ Buchmarkt sein Heil sucht, der wird mit dem Handbuch optimal bedient.
Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift
Kleiner Genialer Weinführer 2009
Weinführer, auch die fachlich sehr guten Werke, haben zumeist ein Manko: Die Autoren frönen einer Sprache, die es allen uneingeweihten Weintrinkern schwer macht, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und zu verstehen, was die Autoren eigentlich mitteilen wollen. Man kann Weine aber auch so beschreiben und bewerten, dass man nicht nur verstanden wird, sondern dass die Lektüre sogar Spaß macht. Einer der ganz wenigen Weinautoren, denen dies gelingt, ist Stuart Pigott.
Mit seinem nunmehr im fünften Jahr erscheinenden „Kleiner Genialer Weinführer“ ebnet Pigott den Weg zu interessanten und guten Weinen auf einem längst unüberschaubar gewordenen Markt.
Der „Kleine Geniale Weinführer“ ist anders aufgebaut, als üblicherweise Weinführer gegliedert sind. Vergeblich wird man im Inhaltsverzeichnis eine Unterteilung der besprochenen Weine nach Anbaugebieten und Ländern suchen. Pigott geht bewusst und konsequent subjektiv vor. Zunächst werden die Leserinnen und Leser über wichtige Grundregeln des Umgangs mit Wein á la Stuart Pigott aufgeklärt. Wer allerdings glaubt, damit endlich einen Wein-Kanon gefunden zu haben, täuscht sich. Pigotts Regelwerk negiert jegliche Schemata im Umgang mit Wein: „Gesetz 1: Der Wein ist genauso gut oder schlecht, wie er für Sie jetzt riecht und schmeckt (…). Gesetz 2: Beim Wein gibt es keine Relation zwischen Preis und Qualität. (…) Gesetz 3: Wein ist nicht annähernd so kompliziert oder empfindlich, wie allgemein angenommen wird. (…) Gesetz 4: Es gibt keine falschen Worte, um Wein zu beschreiben. (…) Gesetz 5: Es gibt nur einen Fehler, den man beim Wein machen kann – den anderen den Spaß zu verderben. (…)“
Hat man sich mit diesen „Gesetzen“ angefreundet, erfährt man noch, welches die seiner Meinung nach zehn „größten, dümmsten und schlimmsten Wein-Irrtümer“ sind und wie man sie überwinden kann. Man lernt die Lieblings-Rebsorten für Rotweine und Weißweine des renommierten Journalisten kennen und erfährt manches darüber, welche Weine und Weingüter seine besondere Aufmerksamkeit erregen konnten.
Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit den Beschreibungen und Bewertungen der einzelnen Weine. Diese werden in folgenden Kapiteln beschrieben: Trockene Rotweine; Süße Rotweine (Port & Co); Trockene Roséweine; Trockene Weißweine; Süße Weißweine; Weiße Schaumweine.
Pigotts Texte sind alles andere als technokratisch oder wolkig. Pigott hat einen literarischen Stil entwickelt, der seine subjektiven Bewertungen für andere Weinfreundinnen und Weinfreunde nachvollziehbar macht – und die Neugierde wecken. Als Beispiel sei die Beschreibung des süßen Weißweines der beiden Pfälzer Weingüter Hensel und Schneider, „Übermut“ (Rebsorten Muskat – Ottonel) zitiert (Seite 133):
„Wer einen deutschen Süßwein im üblichen Stil erwartet, wird ins Wein-All geschleudert! Wer Quittengelee, bittere Orangenmarmelade oder weißen Port mag, wird diese radikale Innovation mögen. Vorsicht beim Andocken!“
Ein Orts- und Produzentenregister sowie eine Liste von empfehlenswerten Weinhändlern rundet dieses kurzweilige und nützliche Buch ab.
Das Teubner Handbuch Saucen
Wie schön, wenn man ein wirklich gutes Kochbuch in den Händen hält. Im „Handbuch Saucen“ aus dem Teubner Verlag stimmen nicht nur die Fotographien und die Texte, sie harmonieren auch noch wunderbar miteinander. Die Texte sind verständlich und hilfreich und die Fotos unterstützen deren Aussagen. Eine Wohltat.
Das Buch erklärt die Grundlagen der Saucenherstellung. Es erzählt von Kräutern, Gewürzen und den anderen Zutaten, die für eine gute Sauce wichtig sind. Wie Fonds, Jus und Glace gemacht werden, bleibt ebenso wenig unbeantwortet wie die Frage nach den Rezepten für wichtige Grundsaucen. Auf den 448 Seiten wird die Welt der Saucen in Verbindung zum eigentlichen Gericht dargestellt: Welche Saucen passen zu Geflügel? Was schmeckt gut zu Fleisch und Wild? Was verlangt guter Fisch, was Salat, Gemüse, Teigwaren und womit „rückt“ man Süßwaren zu Leibe?
Die Antworten sind so formuliert, dass man das Buch nicht sehr lange in Händen hält. Aber nicht etwa, weil es etwas zu kritisieren gäbe, sondern weil der Inhalt im Gegenteil derart appetitlich ist, dass man sich zwangläufig und möglichst schnell in die eigene Küche begeben will, um etwas aus diesem wirklich hilfreichen Buch zuzubereiten. Wie wäre es beispielsweise mit einer Holundersauce zur gefüllten Wildhasenkeule? Oder kennen Sie Safran-Aioli? Schmeckt sehr gut zu Kartoffel-Lamm-Spießen.
Um an den Anfang dieser Buchbesprechung zurückzukehren: Ein gutes Kochbuch in den Händen zu halten, ist leider eher selten. Bei der Unmenge an Kochbüchern, die in den Buchhandlungen einen nicht unwesentlichen Teil der Regale bevölkern, klingt dies merkwürdig.
Was also macht ein gutes Kochbuch aus? Bevor wir einen Glaubenskrieg auslösen, bekennen wir: Auf diese Frage gibt es mehr als eine Antwort. Fangen wir also neu an: Was kann jedes gute Kochbuch entbehren? Vorworte der blumigen Art, die seitenlang nichts über die Materie, dafür umso mehr über die Autorin oder den Autor des Vorwortes verraten. Ebenso sinnlos sind Bilderstrecken, die mit den sie umgebenden Rezepten nichts gemein haben und allenfalls dazu dienen, der geneigten Betrachterin und dem staunenden Betrachter (Leserin bzw. Leser kann man in diesem Zusammenhang nicht schreiben, da es bei gemeinten Werken praktisch nichts zu lesen gibt) vor allem eines zu verdeutlichen: „Strengt Euch gar nicht erst an, so schön, wie unser Food-Fotograph bekommt ihr das sowieso niemals hin!“
Leider lässt sich solcherlei Kritik mittlerweile auf die Mehrzahl der auf dem Büchermarkt befindlichen Werke anwenden. Dies alles gilt ausdrücklich nicht für das hier vorgestellte Buch. Im „Handbuch Sausen“ sind die Fotographien tatsächlich in der Lage Zusammenhänge deutlich zu machen und notwendige Arbeitsschritte in der Küche zu illustrieren. Die Texte erklären Zusammenhänge und sind hilfreich.
In der Unterzeile zum Titel verspricht der Verlag: „Von Aioli bis Zitronensauce“. Natürlich stimmt das erst einmal – da das Alphabet ganz durchdekliniert wird. Der enzyklopädische Anspruch, den ein solcher Titel evoziert, ist vielleicht noch das kritikwürdigste an diesem Buch. Wer glaubt schon ernsthaft, er könne die kulinarische Welt – und sei es, die der Saucen – in einem Buch abbilden? Ein gutes Stück davon haben die Leute von Teubner aber doch eingefangen. Und das haben sie wirklich gut gemacht.
Teubner Handbuch Käse
Ein dicker Schinken über Käse.
Gut, dass auch in Deutschland Käse längst mehr ist als der Wurstersatz für den Stullenbelag. Noch besser ist es, dass es immer mehr Käsetheken gibt, in denen Käse aus vielen Ländern und Regionen angeboten werden. Käse, vornehmlich solche aus Rohmilch produzierte und dann fachmännisch gereifte, wurden durch „Mister Tagesthemen“, Ulrich Wickert, geradezu ein Thema der Massenkommunikation. Jedenfalls für kurze Zeit. Ein Vorgang, der für Deutschland mehr als unüblich war, aber in Ländern, in denen die Tradition der handwerklichen Käsetradition nicht so brutal abgebrochen wurde, durchaus üblich. Wer in Frankreich an einer Käsetheke lange genug verweilt, wird sich über die permanent geführte und von Kenntnis geprägte Diskussion über den zum Menü passenden Käse freuen.
Diese Kenntnis ist in unseren Regionen nicht so verbreitet, wenn doch das Wissen über die „Formen der Milch“, wie Käse in Italien auch gerne beschrieben wird, zunimmt.
Das Buch, das wir Ihnen heute empfehlen möchten, mehrt dieses Wissen. Aus dem Teubner Verlag kommen immer zuverlässige Handbücher – seit März diesen Jahres ist auch eines zum Thema Käse im Angebot. Von der Käsekunde, also dem Wissen um die Geschichte und Herstellung dieser Köstlichkeit ist ebensoviel zu erfahren, wie von vielen einzelnen Käsen selbst. Im Käselexikon werden in diesem Handbuch mehr als 280 Käse alphabetisch, immer mit Foto, vorgestellt und beschrieben. Eine Freude beim Betrachten die zudem das Wasser im Munde des Käseliebhabers zusammenlaufen lässt.
Aber auch der Frage, wie denn Käse richtig zu lagern sei wird nachgegangen, wie selbstverständlich derjenigen, welche Gerichte mit Käse zuzubereiten sind. Im Rezeptteil, der das Buch abschließt, werden rund 100 Gerichte beschrieben, in denen Käse eine Hauptrolle oder zumindest eine wichtige Rolle spielt.
Das Buch ist kein Leichtgewicht. In jeder Hinsicht. Der Schinken ist seinen Preis wert – wenn man das mal so salopp über ein Käsebuch sagen darf.
Weinatlas Deutschland
Stöbern und schmecken – Weinreisen beginnen im Kopf.
Manche Menschen behaupten, Atlanten seien eine Art von Männerspielzeug. In den Schulen sieht man immer nur Jungen, wie sie freiwillig in Landkarten, Tabellen, Querschnitte und Anderes Merkwürdige nicht nur einen Blick riskieren, sondern sich darin vertiefen können. Mädchen lesen andere Bücher? Alles Legenden!
Apropos Legenden: Solche finden sich natürlich auch in Atlanten. Dort bezeichnen sie aber nicht etwa Geschichten, deren wahrer Kern durch fortlaufendes Weitererzählen sie zu nicht mehr so ganz „wahren“ Erzählungen transformiert. Legenden in Atlanten erklären vielmehr Zeichen in Karten, die ohne sie schwer zu deuten wären. Schwer zu deuten, um nicht zu sagen, undurchsichtig, erscheint dem noch nicht sehr erfahrenen Weingenießer auch die deutsche Weinlandschaft. Woher soll man beispielsweise wissen, was ein St. Laurent vom Weingut Hensel aus der Pfalz, genauer gesagt aus Bad Dürkheim von der Weinlage Feuerberg, ist. Woher kommt der Wein und taugt er eigentlich was?
Ob der Wein etwas taugt, lässt sich zuverlässig nur durch eine Methode feststellen: Entkorken Sie die Weinflasche, gießen Sie sich einen Schluck in ein ordentliches Glas und probieren Sie!
Ansonsten nehmen Sie sich den „Weinatlas Deutschland“ aus dem Hallwag-Verlag zu Hand und schlagen Sie ab Seite 133 nach. Auf dieser Seite beginnt das Kapitel über die Pfalz. Sie erfahren auf Seite 134, dass nur 1% der Anbaufläche in der Pfalz mit der roten Rebsorte St. Laurent bestockt ist. Nicht gerade viel! Auf den Seiten 144 bis 151 suchen Sie die Lage „Dürkheimer Feuerberg“ ohne Erfolg. Die Autoren des „Weinatlas“ zählen den „Feuerberg“ offensichtlich nicht zu den besten Lagen der Pfalz. Diese werden auf jenen Seiten nämlich kundig vorgestellt und beschrieben. Auf Seite 137 wird das Geheimnis dann aber doch verraten: Der Feuerberg bei Bad Dürkheim liegt in der nördlichen Mittelhaardt, ist eine sogenannte „Großlage“ und verspricht normalerweise keine besonderen Weine. Schade, denken Sie sich…
Und was sagt das nun über Ihren Wein aus? Ein Atlas ist ein wichtiges Hilfsmittel für Weingenießer, die mehr über ihren Wein erfahren wollen, als die Frage, ob das Etikett schön ist oder nicht. Man kann der Geographie seiner Lieblingsweine nachspüren. Das Stöbern und das Blättern macht neugierig auf andere, neue Weine. Die Autoren haben gute Arbeit geleistet. Jedes Anbaugebiet in Deutschland wird beschrieben. Ein umfangreicher Einleitungstext beschreibt Charakteristika der Region, ihre Weinbautradition und verrät u.a. welche Rebsorten angebaut werden. Welche Weine aus diesen Rebsorten entstehen weiß man nach der Lektüre ebenso, wie Wichtiges zum Thema Klima und Bodenzusammensetzung.
Schießlich werden die Anbaugebiete nochmals unterteilt und auf die einzelnen Weinlagen heruntergebrochen. Entstanden ist ein überaus nützliches, im wahrsten Sinne schwer gewichtiges Nachschlagewerk.
Und was ist nun mit dem St. Laurent aus Bad Dürkheim von der Großlage Feuerberg, gemacht im Weingut Hensel? Er schmeckt ausgezeichnet!
Glücklicherweise ersetzt Lektüre nicht die Weinprobe und die Lage ist auch nicht Alles.
Lexikon der Sonderlinge
Kurze Steckbriefe von Eigenbrötlern, Exzentrikern und anderen eigenwilligen Gestalten der Weltgeschichte sammelt dieses amüsante Nachschlagewerk, das unter den Lexika selbst den Platz eines Sonderlings bekleidet.
Es wird vom Fürst von Condé berichtet, der sich für eine Pflanze hielt und wütend reagierte, wenn er nicht begossen wurde. Der belgische Dichter und Übersetzer Jean de Boschère konnte keine Farben ertragen und zwang sich dazu, in einem schwarzweißen Universum zu leben. Der mit seinem Eichhörnchen Coco zusammen lebende Literat Alexis-Vincent-Charles Berbiguier fühlte sich von unsichtbaren Kobolden verfolgt, die er mit schwarzen Nadeln aufspießte und in Flaschen einsperrte.
Sektierer, Erfinder, Dandys und Käuze, aber auch größenwahnsinnige Politiker und grausame Folterer sind in der Porträtgalerie versammelt, wobei der französische Sprachraum dominiert.
Das Werk bietet unterhaltsame Lektüre vor allem solchen Lesern, die von ihrer Umwelt selbst für ein wenig sonderbar gehalten werden.