Bücherprinz Ruprecht Frieling plaudert aus dem Nähkästchen über die Themen, die jeden frischgebackenen Autor interessieren.
Das ist der erste Satz des Ratgebers. Als ich das las, dachte ich – wieder ein Buch, in dem mir weitschweifig und kostenpflichtig erklärt wird, wie ich schreiben, veröffentlichen und insbesondere auch verkaufen soll. Wie ein Eheratgeber zur Diamantenen Hochzeit, denn ich gehe diesem Gewerbe jetzt über zehn Jahre nach.
Mit einer gewissen Aversion las ich weiter – und habe das Buch in einem Rutsch bis zum Ende gelesen.
Falsch an dem ersten Satz ist, dass dieses Buch sich nur an den Anfänger wendet, sondern – vielleicht ganz besonders – an die alten Hasen, die schreiben und als Selfpublisher veröffentlichen, ohne zu wissen, welch eklatante Fehler sie machen können. Denn – es gibt unzählige rechtliche Vorschriften, die der Autor beachten muss, wenn er auf eigene Rechnung und eigene Verantwortung am Büchermarkt agiert.
Auf eigene Verantwortung – das ist der entscheidende Punkt, denn es gibt da eine Berufsgruppe, die nennen sich Rechtsanwälte, und innerhalb dieser gibt es eine Untergruppe, die nennen sich Abmahnanwälte. Die sitzen in ihren Kanzleien neben dampfenden Kaffeekannen und warten nur drauf, dass harmlose Mitbürger, in unserem Fall wir – die neuartigen Spezies Selfpublisher – Fehler machen.
Man kann lange diskutieren, ob alle Vorschriften, die unsere deutsche Ordnung regeln, wirklich sinnvoll sind. Man denke nur an die Verkehrsampeln, an vielen Straßenkreuzungen unsinnig, aber mehrheitlich sorgen sie dafür, dass wir halbwegs unbeschadet über die Straße kommen.
Praxisfern? Weit gefehlt. Es gibt da einen Rechtsstreit, den ich mit großem Interesse verfolge, den Streit des Alt-Kanzlers Kohl um den Besitz gewisser Tonbänder, Basis seiner Biografie. Ich will hier nicht den Fall aufrollen, aber eins ist sicher – es geht bei dem Streit um sehr viel Geld. Der Verlag musste ganze Lagerbestände einstampfen, Schadenersatz und Vertragsstrafen wurden gezahlt. Am Ende werden einige der Beteiligten viel Geld verloren haben, dürften pleite sein. Und warum das alles? Weil sie ein paar winzige rechtliche Kleinigkeiten, ein paar Nebensätze in den Verträgen, übersehen haben.
Was hat das alles mit uns Selfpublishern zu tun, die wir doch immer alles richtig machen? Abmahnanwälte lauern nur darauf, dass man Fehler macht. Sie lauern, ohne dass ihnen irgendwer einen Auftrag gegeben hat, und werden sie fündig, dann kostet das Geld. Macht der Verlag Fehler, benutzt für das Cover als Hintergrund ein Bild, an dem er keine Rechte erworben hat, übersieht der Lektor im Text ein unerlaubtes Zitat, dann kostet das auch Geld. Der Autor merkt es nicht, und der Verlag weiß es, hoffe ich zumindest. Mache ich als Selfpublisher solche Fehler, dann kostet das mein Geld und das kann schnell so viel werden, dass mir die Schreiberei keinen Spaß mehr macht.
Ich mache keine Fehler? Jeder macht Fehler und gerade in diesem Gewerbe hat man sie sehr schnell gemacht, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ich kann jedem Autor, speziell dem Selfpublisher, dieses Buch nur empfehlen.
Um auf den Anfang zu kommen – Ruprecht Frieling plaudert. Er schafft es, zwingend rechtliche Vorschriften angenehm und verständlich zu vermitteln. Er schmückt das mit einem Cover, das ahnen lässt, wie ein Autor sich fühlt, wenn er unter sein aktuelles Buch endlich das Wort ENDE gehämmert hat. Dann ist er in Siegerlaune, nichts kann mehr schiefgehen und die Sektkorken knallen. Von wegen!