Hochsensible Eltern. Zwischen Empathie und Reizüberflutung – wie Sie Ihrem Kind und sich selbst gerecht werden

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Hochsensibilität – ein Segen nicht nur für das Erziehen von Kindern

Die Psychologin Elaine N. Aron ist selbst hochsensibel und Pionierin auf dem Forschungsgebiet „Hochsensibilität“ – sie weiß also, wovon sie in ihren Büchern schreibt, und gibt deshalb nicht nur einen Überblick über hochsensibles Elterndasein, sondern geht auch mithilfe ihrer Beispiele ins Detail, um die Besonderheiten, Vor- und Nachteile der Hochsensibilität und den Umgang damit herauszuarbeiten. Dabei bleibt sie verständlich und anschaulich, denn ihr ist es wichtig, dass Hochsensible auch in ihrem Elterndasein ihr Potential voll ausschöpfen. Und Potential haben Hochsensible reichlich, denn durch ihre angeborene Empathie, Feinfühligkeit, Tiefgründigkeit, (Selbst-)Reflexionsfähigkeit, Kreativität und dem damit verbundenen hohen Potential an Problemlösungskompetenz, der hohen Wahrnehmungskompetenz, der Gründlichkeit, dem wachen Interesse, der genauen Beobachtungsgabe, dem aktiven Zuhören, dem ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühl, der hohen Flexibilität und den insgesamt in allen Bereichen feinen Sinnen und Antennen sind Hochsensible sehr gute Eltern, die ihren Kindern sehr viel Aufmerksamkeit und Zuwendung widmen und sich immer überlegen, wie man das Beste aus den jeweiligen Situationen und Konflikten machen kann.

 

Unweigerlichen Herausforderungen und Problemen nicht nur des hochsensiblen Elterndaseins praxisnah und alltagstauglich begegnen

Einzig die Reizüberflutung, die mit der Wahrnehmungstiefe einhergeht, grätscht in stressigen Situationen in eine gute Elternschaft hinein, denn auch Hochsensible reagieren nicht mehr sehr sensibel, wenn Grenzen und Belastbarkeit überschritten werden. Hier gibt Aron zahlreiche und praktische Tipps anhand von Fallbeispielen, Erzählungen aus eigenen Erfahrungen und Forschungsarbeiten, wie hochsensible Eltern (HSP) mit Reizüberflutung und deren Folgen umgehen können. Außerdem gibt sie detaillierte Tipps für Paare, deren Belastungen mit der Elternschaft sprunghaft ansteigen, und sie unterscheidet dabei zwischen Paaren, die eine*n hochsensible*n Partner*in haben oder wo beide Partner*innen hochsensibel sind, denn die Unterschiede zwischen diesen Paaren verlangen andere Vorgehensweisen, die sie verständlich an die Frau und den Mann bringt.

 

Was ich sehr gut und fundamental wichtig finde: Aron bedient keinerlei Mutter-Kind-Mythos, sie verklärt die Elternschaft mit keinem Wort, sondern sie orientiert sich an der Realität, die sehr viel Stress für alle Eltern mit sich bringt, nicht nur für diejenigen, die Elternschaft und Beruf vereinen müssen. Auch das „bloße“ Hausfrauen- oder Hausmanndasein wertschätzt sie, denn sie weiß, wieviel es auch den Eltern, die zuhause bleiben, abverlangt. Die Wertschätzung gegenüber Eltern und dem, was sie tagtäglich leisten, ist in jeder Zeile zu spüren, zumal sie selbst als Mutter weiß, wie wenig die Gesellschaft und v.a. die Berufswelt Rücksicht auf Familien nimmt – die eigentlich das Fundament und damit den wichtigsten und wertvollsten Teil der Gesellschaft bilden! Sie kennt die Tücken und Fallstricke des Elterndaseins aus eigener Erfahrung, v.a. die der hochsensiblen, legt diese dar, macht Mut und gibt immer wieder in strukturierter Form alltagstaugliche Tipps, die nicht nur für Hochsensible geeignet sind. Dabei begleitet sie hochsensible Eltern durch alle Altersabschnitte des Kindes und der damit verbundenen Herausforderungen für Eltern – welche nicht wenige sind –, macht mit den Herausforderungen und Problemen vertraut und zeigt Möglichkeiten auf, wie man mit diesen am besten umgehen kann. Auch die Paarprobleme, die unweigerlich auftauchen oder sich verschärfen, wenn Kinder im Haus sind, spart sie nicht aus, sondern beleuchtet diese und gibt Hilfen an die Hand, wie man mit ihnen umgehen kann. Auch die Selbstfürsorge während der Elternschaft, v.a. die der Frauen, ist ein großes und wichtiges Thema in ihrem Buch.

 

Aron geht aber auch immer wieder darauf ein, dass es alles andere als eine Schande ist, wenn sich Hochsensible (aufgrund der angeborenen gründlichen Reflexion und damit des genauen Abwiegens von Für- und Wider der Elternschaft) gegen ein Elterndasein entscheiden. Es gibt sehr gute Gründe dafür, keine Kinder zu bekommen, wie auch gute Gründe für Kinder. Beides haben sich Hochsensible vorab sehr gut überlegt.

Einziger Wehrmutstropfen: In dem Buch sind viele Tippfehler, v.a. “sie” und “Sie”, “ihnen” und “Ihnen” usw. wird häufig verwechselt.

 

Fazit

Erleuchtendes, informatives und sehr gut verständliches Buch nicht nur, aber vor allem für hochsensibles Elterndasein – und der Betonung darauf, dass hochsensible Eltern aufgrund ihrer angeborenen Eigenschaften sehr gute Eltern sind.


Genre: Elternschaft, Hochsensibilität, Sachbuch
Illustrated by mvg Verlag

Gebrauchsanweisung für Thailand

Mit der Reihe der „Gebrauchsanweisungen“ ist dem Piper-Verlag eine echte Erfolgsgeschichte gelungen. Nach der ersten „Gebrauchsanweisung für Amerika“ von Paul Watzlawick, die bereits 1978 auf den Markt kam, sind mittlerweile etwa 120 weitere Bände erschienen und jedes Jahr kommen sechs bis acht neue hinzu, in denen namhafte Autoren ihre Eindrücke und ortskundige Geschichten aufschreiben und sich mit persönlichem Blick den Ländern, Regionen oder Städten auf ungewöhnliche und literarische Weise annähern. 

Martin Schacht hat in genau dieser Tradition seine „Gebrauchsanweisung für Thailand“ umgesetzt. Man kann vorwegnehmen, dass ihm nicht nur gelungen ist, die Philosophie dieser Buchreihe perfekt zu verinnerlichen, nein, es ist auch ein echter Schacht geworden.

Das Faktische kommt nicht zu kurz – es ist ja schliesslich eine Gebrauchsanweisung -, aber niemals geht es darum, welchen Nippel man durch welche Lasche zieht, oder im Reiseführer-Slang, welchen Tempel oder Turm man an welcher Stelle am besten fotografieren kann oder welcher menschenleere Strand auch noch zehn Jahre nach Erscheinen eines der üblichen Reiseführer immer noch ein Geheimtipp ist, an dem jährlich Millionen Menschen Ruhe und Einsamkeit finden.

Der Autor hat selbst viele Jahre lang, bevorzugt in den deutschen Wintermonaten, in Thailand gelebt und weiß, wovon er spricht. Viele Geschichten sind deshalb einfach nur unterhaltsam, ganz unabhängig, ob man nun nach Thailand reisen möchte oder nicht. Hinzu kommt, dass Schacht über zwei herausragende Talente verfügt. Er besitzt eine exzellente Beobachtungsgabe und die Gabe, all diese Wahrnehmungen auch noch mit feinsinniger Stilistik zu verbalisieren.

Er beschreibt das Naturell und die Kultur der Thailänder treffsicher und gerne mit einem Schuss Humor, immer aber mit gebührendem Respekt. Aber er macht auch vor dem typischen, so viele Klischees bestätigenden Verhalten der Touristen und Expats nicht halt. Ein Beispiel: „Bambus-Tische, Bambus-Stühle und Muschellampe, die leise im Wind klimpern – so etwas finden Thailand-Besucher ursprünglich und naturverbunden, vermutlich auch ökologisch sinnvoll wegen der nachwachsenden Rohstoffe. Der Thai hingegen findet das so prickelnd wie der durchschnittliche deutsche Großstadtbewohner Kuckucksuhren oder Wohnungseinrichtungen im Gelsenkirchener Barock, die heutzutage höchstens in Pseudohippen Cafès als ironisches Zitat existieren“. Oder: „Viele Expats sind Zyniker, die Thais für ein notwendiges Übel halten.“ Aber, so fügt er an anderer Stelle hinzu, „…das bringt viele Expats dazu, sich zu isolieren.“

Schacht scheut sich nicht, in jede Vorurteilswunde gegenüber Thailand zu fassen. Natürlich wird das non-stop laufende Sexbusiness in Bangkok oder in den strandnahen Metropolen des käuflichen Gewerbes wie zum Beispiel in Pattaya thematisiert, wobei der Hinweis auf die Ursprünge dieser speziellen Form des Tourismus in Zeiten des Vietnam-Krieges mit den über Thailand und die thailändischen Frauen herfallenden GI’s auf Urlaub nicht fehlen darf. Die vielen selbst erlebten Geschichten relativieren das ein oder andere und fokussieren vor allem auf all das, was für den Autor Thailand ausmacht und in die er seine Leser ganz spielerisch und mit spannendem Handlungsstrang gerne mitnimmt. Und dieser sich gerne mitnehmen lässt, da es so leicht ist, den farbenreichen Beschreibungen in tropischer Umgebung zu folgen und ins Träumen zu geraten.

Ohne dass er es expressis verbis formuliert, wird durch den hochwertigen und wertschätzenden Inhalt dieser Gebrauchsanweisung jedem Leser klar, dass menschengemachte Auswüchse nicht Thailand sind, sondern dass es sich zu neunundneunzig Prozent um ein wunderschönes Land mit liebenswerten Menschen handelt.


Genre: Dokumentation, Erzählung, Reiseführer, Sachbuch
Illustrated by Piper München, Zürich

Nur die eine Erde. Globaler Zusammenbruch oder globale Heilung – unsere Wahl

Buchcover Nur die eine Erde

Klimazerrüttung, Ökozid und was dagegen getan werden kann

 

Der Autor gibt auf über 300 Seiten einen fundierten, detaillierten und gut verständlichen Überblick mitsamt Glossar über die Funktionsweise der Erde und wie v.a. der Mensch die sensiblen Vernetzungen, auf denen das Leben und das Ökosystem insgesamt beruhen, stört. Er erklärt z.B., wie wichtig Bakterien für das gesamte Ökosystem sind: Bakterien, ohne die im Boden kein Leben möglich wäre, bis hin zu den guten Bakterien auf der Haut und im Darm, die den Menschen gesund erhalten. Bakterien sind die älteste Lebensform auf der Erde und die chemischen Verbindungen, die sie eingehen, wandeln giftige Elemente in nützliche um. Bakterien und die chemischen Elemente bezeichnet er als das A und O der Erde.

 

Das zeigt er auch am Beispiel der Landwirtschaft: Die konventionelle Landwirtschaft mit ihren Giften – schädlich für die Insekten und deren Fressfeinde, sowie für den Menschen – und schweren Maschinen schert sich nicht um das empfindliche Ökosystem u.a. im Boden. Die schweren Maschinen pressen den Boden und damit das Leben im Boden zusammen und töten es ab: Stichwort Bodenkompression. Außerdem pressen sie so das CO2 aus dem Boden – die Böden sind neben den Wäldern die Orte, die am meisten CO2 binden! Der Autor weist nachdrücklich darauf hin, dass die konventionelle Landwirtschaft damit einen extrem großen Anteil an den Treibhausgasen (THG) hat. Dieser Anteil wird aber von der Wirtschaft und Politik konsequent verschwiegen und von den Medien kaum beleuchtet, was er ebenfalls scharf kritisiert. Er findet es zwar gut, dass der Verkehr und die Abholzung der Wälder in den Blick für den Umweltschutz genommen werden, aber die Aussparung der Landwirtschaft bringt dann nach wie vor Ärger für das Klima und begünstigt die Klimazerrüttung, wie der den Klimawandel nennt. (Er ist dafür, die Probleme klar und offensichtlich zu benennen und nicht zu beschönigen – Wandel klingt eher positiv als negativ und wird der tatsächlichen Zerstörung und dem Raubbau, den die Wirtschaft mit der Natur betreibt, in keinster Weise gerecht.) Die regenerative Landwirtschaft dagegen bindet 100% der THG.

 

Was ebenfalls gern unter den Teppich gekehrt wird, ist, dass nicht nur CO2 dem Klima zusetzt, sondern auch Methan und Lachgas. Diese gehören aber ebenfalls zu den Treibhausgasen. Und die Vieh-, da v.a. die Rinderwirtschaft, tragen einen nicht unbeträchtlichen Teil zum THG bei. Und da die Nutztierflächen über 80% der landwirtschaftlichen Fläche ausmachen, fällt ein großer Teil der bewirtschafteten Erde für den Menschen weg. Die Tiere brauchen Nahrung, die angebaut werden muss, und sie brauchen Weidefläche. Die Nutzung dieser für den Tierbedarf belegten Fläche für die regenerative Landwirtschaft würde reichen, um die Weltbevölkerung zu ernähren, THG zu binden und zu reduzieren!

Zudem vernichten Herbizide und Pestizide Böden, dort die lebenswichtigen Bakterien und die Insekten. Diese Gifte gelangen außerdem in unsere Nahrungsmittelkette, weil Pflanzen und Tiere sie aufnehmen und dann auf unserem Teller landen. Sie reduzieren außerdem die Vielfalt von Flora und Fauna – ebenso wie die Monokulturen. Das wiederum hinterlässt beides tote Böden und ist verantwortlich für Erosionen, Überschwemmungen und sich immer mehr ausbreitende Wüsten. Und ist der Boden erst einmal sandig und zur Wüste geworden… Ebenfalls nicht in den offiziellen Berechnungen drin ist der Anteil der Schifffahrt am Ausstoß von THG.

 

Der Autor zeigt auch auf, dass der globale Handel für Gift und CO2 verantwortlich ist, sowie für die maritime Plastikverseuchung und Mikroplastik. Das mittlerweile überall vorkommende Plastik ist nicht nur haufenweise in unseren Meeren zu finden und durch kriminelle Aktivitäten auch auf illegalen Müllablagerungen, sondern auch in unserer Nahrung und damit in unseren Körpern.

 

Die menschengemachte Klimazerrüttung ist verantwortlich für unerträgliche bis tödliche Hitze – was wir gerade auch am eigenen Leib erfahren -, die alle Lebewesen tötet, ebenso für Überschwemmungen, Dürre, Wasserknappheit und Naturkatastrophen wie Waldbrände oder Stürme. Der globale Kipppunkt ist schon zwischen 1-2 Grad Celsius Erderwärmung erreicht – „eine existenzielle Bedrohung für die Zivilisation“ -, höchstwahrscheinlich ab 3 Grad Celsius – mit verheerenden Folgen, denn wenn das Klima kippt, sind diese Folgen nicht mehr aufzuhalten.

 

Kritik übt der Autor zudem am westlichen Schulsystem, das im Beginn der industriellen Revolution stecken geblieben ist und den Menschen nur als Faktor im Wirtschaftssystem betrachtet und darauf ausrichtet, dass er ein weiteres Rädchen in der Wirtschaft darstellen soll. Das ist nicht gerade menschen- und naturfreundlich.

 

Außerdem übt Hageneder Kritik an den Religionen: Diese seien eigentlich „grün“, aber durch den sogenannten „Wétiko“-Hochmut („Wétiko-Kannibalismus, der Konsum des Lebens anderer für den eigenen Zweck oder Profit“) korrumpiert, was Kriege, die naturfeindliche Agrarindustrie und das unmenschliche Bevölkerungswachstum begünstigt. Es gebe allerdings ein schrittweises Umschwenken. Als ökozentrisches Beispiel nennt er den indigenen Animismus, der wertschätzend mit der Natur umgeht. Überhaupt darf eine Herangehensweise an die schädlichen Auswirkungen der Klimazerrüttung nicht mehr anthropozentrisch sein (d.h. vom Menschen als Zentrum allen Maßes) wie bisher, sondern muss ökozentrisch ausgerichtet werden (die Erde und ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt des Denkens und Handelns).

 

Was für eine zentrale Rolle die Gleichberechtigung der Frauen in diesem heilsamen Prozess des echten Umweltschutzes hat, legt er ebenfalls eindringlich dar. Das Gilgamesch-Epos, welches die „Ilias“ und die „Odyssee“ beeinflusst hat, bezeichnet er als „düstere Warnung vor männlicher Selbstherrlichkeit und ökologischem Missbrauch“.

 

Er geht außerdem ausführlich auf Nano-Müll, Chemie, Genmanipulation, Radioaktivität, Sonar- und Lärmbelastung, Lichtverschmutzung usw. ein.

 

Der Autor legt, wie an diesen Beispielen ersichtlich, nicht bloß dar, welche Schäden der Mensch nicht nur in seinem Lebensraum anrichtet, sondern zeigt auch Lösungen auf. Würde er das nicht tun, wäre das real existierende grauenhafte Szenario, das er in aller Deutlichkeit vor den Leser*innen ausbreitet, kaum zu ertragen. (Im Übrigen auch ein Grund, warum so wenig passiert: Der Mensch hat die Angewohnheit, vor unangenehmen Dingen die Augen zu verschließen und nach Vogelstraußmanier den Kopf in den Sand zu stecken.)

 

Warum trotzdem weiterhin im großen Stil zu wenig passiert? Die Lobby von Agrarölkonzernen und anderen Wirtschaftskonzernen, die mit umweltschädlichen Produkten eine Menge Geld verdienen, verhindert einen effektiven, ganzheitlichen und nachhaltigen Umweltschutz und damit die Erhaltung der Erde als Grundlage allen Lebens. Auch da bietet der Autor zahlreiche Beispiele, wie Wirtschaft und Politik miteinander in unheilvoller Weise verstrickt sind.

 

Er bietet aber auch am Ende eines jeden Kapitels Tipps für Regierungen, Wirtschaft und jede*n Einzelne*n an, wie man den schrecklichen Teufelskreis, in dem wir uns gerade befinden, noch aufhalten kann. Dazu gehört z.B. die Anerkennung tierischer Intelligenz – der Wal z.B. hat als einziges Lebewesen vier separate Kortikallappen, der Mensch in seinem Gehirn nur drei -, die Vermeidung von Plastik-Müll, die Unterstützung von Umweltorganisationen, das kritische Hinterfragen der Politik und der Wirtschaft, die Emanzipation der Frau, das Ersetzen anthropozentrischer Ansichten durch ökozentrische.

 

Das Buch wurde 2021 veröffentlicht, also noch in der Corona-Pandemie und vor dem Ukraine-Krieg. Krieg nennt er sowieso als eine große Triebfeder für Erdzerstörung. Das, was Hagendeger schreibt, hat sich 2021 durch die Überschwemmungen im Ahrtal, die weltweiten Überschwemmungen, die schlimme Hitze in Europa und anderswo in diesem Sommer und davor usw. schon bewahrheitet. Und immer noch tut die Politik zu wenig, im Gegenteil, es gibt wieder Bewegungen in Richtung weiterer Erdzerstörung, indem die Umweltpolitik behindert und Frauenrechte erneut eingeschränkt werden.

 

 

Fazit

 

Der Verdienst dieses Buches ist es, die Fakten klar und umfassend auf den Tisch zu legen und sowohl die Regierungen, die Wirtschaft als auch jede*n Einzelne*n davor zu warnen, was alles passiert, wenn in Richtung Umweltschutz wenig bis nichts passiert. Es stellt aber auch Lösungsvorschläge vor.

 

Weiterführende Links zum Thema

Mehr dazu auch in dem Artikel: https://www.republik.ch/2022/07/22/globale-hungerkrise-teil-1-wieso-muessen-menschen-hungern?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/hinweise-dass-klimawandel-katastrophale-ausma%c3%9fe-annehmen-k%c3%b6nnte/ar-AA10dTRi?li=BBqfUd5&ocid=ACERDHP17

Artenvielfalt durch das Natur- und Kulturgut „Streuobstwiesen“ erhalten: https://www.spektrum.de/news/streuobstwiesen-gutes-obst-so-nahe/2043097?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

 

Wildwachsende, kostenlose Nahrungsmittel wertschätzen und pflücken: https://mundraub.org/map#z=7&lat=50.91&lng=11.56

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Genre: Sachbuch, Umweltschutz, Umweltzerstörung
Illustrated by Neue Erde

Spitznamen in der Literatur

Spitznamen gehören zum Leben. Doch wie entstehen sie, wer erfindet sie und spricht sie erstmals aus? Wie geht man damit um? Wem darf man Spitznamen verpassen und was geht wann gar nicht? Guido Fuchs hat literarische Beispiele gesammelt und präsentiert eine Palette von fast 300 Spitznamen als amüsante Zusammenschau aus der Literaturgeschichte. Weiterlesen


Genre: Sachbuch
Illustrated by Monika Fuchs

Das Politikverbot in der Schlaraffia

Der Künstlerbund Schlaraffia hatte sich mit seiner Gründung anno 1859 ein Politikverbot auferlegt. Mitglieder sollten sich Freundschaft, Kunst und Humor widmen können, ohne von profanen Themen wie Politik und Religion auseinandergebracht zu werden. Doch das bedeutet nicht, dass die Schlaraffia tatsächlich stets unpolitisch war. Eher das Gegenteil ist der Fall wie eine Arbeit des Schlaraffen Christian Säfken akribisch nachweist. Weiterlesen


Genre: Kulturgeschichte, Sachbuch
Illustrated by Selbstverlag

Das hochsensible Kind

Abbildung von Aron | Das hochsensible Kind | 1. Auflage | 2008 | beck-shop.deHochsensitivität/Hochsensibilität – eine Bereicherung für die Gesellschaft

Im vorliegenden Buch behandelt Elaine N. Aron, Pionierin auf diesem Gebiet, das Thema Hochsensitivität/Hochsensibilität bei Kindern. Sie selbst ist ebenfalls hochsensibel und hat einen hochsensiblen Sohn. Das merkt man dem Buch an, denn die Autorin und Psychologin kann in ihre Erfahrungsschatzkiste greifen, Situationen realistisch darstellen, das Thema wissenschaftlich einordnen und Tipps geben, um hochsensible Kinder angemessen zu erziehen. Tipps gibt es reichlich, denn ihr ist es wichtig, dass die Vorzüge der Hochsensitivität/Hochsensibilität als das gewürdigt werden, was sie sind: eine Bereicherung der Gesellschaft und auch eine Bereicherung für den hochsensiblen Menschen (HSM) selbst. Natürlich hat dieser Wesenszug – und Aron betont, dass es einer ist und eben keine Krankheit! – seine Nachteile, die sie weder verschweigt, noch übermäßig auswalzt. Sie kennt die Nachteile und geht nicht nur in diesem Buch pragmatisch mit ihnen um.

Anbei einige Zitate aus dem Buch, um zu verstehen, wie HSM und HSK (hochsensible Kinder) ticken:

„Wie in diesem Buch erläutert, haben HSK die angeborene, im Nervensystem verankerte Disposition, selbst die unterschwelligen Aspekte einer Situation wahrzunehmen und diese Informationen auf einer tiefen Ebene zu verarbeiten, bevor sie eine Entscheidung treffen oder handeln. Infolgedessen sind HSK in der Regel hochgradig reflektierend, intuitiv und kreativ (fähig zu vernetztem Denken), gewissenhaft, um Fairness bemüht und empathisch. Sie haben ein ausgeprägtes Gespür für subtile Veränderungen, Details oder den „fehlenden Baustein“ in einem Mosaik. Diese temperamentbedingte Disposition bewirkt, dass sie sich leichter überfordert und verletzt fühlen, sowohl physisch als auch emotional; sie tau­en langsamer auf, finden schwerer Anschluss und sind im Unterricht bisweilen still und wortkarg.“

»Sensibel« heißt in diesem Fall nicht, dass jemand freundlich, empathisch, künstlerisch veranlagt oder besonders feinfühlig ist. Natürlich finden wir diese Qualitäten gern bei hochsensiblen Menschen, zumindest, wenn sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Hinzu kommen Züge wie Gewissenhaftigkeit, eine Neigung zur Spiritualität, eine gute Intuition und viele andere Tugenden. Aber hochsensible Menschen haben auf derlei Eigenschaften kein Monopol, und wenn sie sich überfordert fühlen, dann sucht man diese Eigenschaften oft vergebens bei ihnen. Hochsensibilität ist ein neutraler Wesenszug, der sich am besten als eine von zwei grundlegenden Überlebensstrategien beschreiben lässt: die erste, die Hochsensibilität, impliziert, dass man beobachtet und überlegt, bevor man handelt; bei der zweiten Variante handelt man schnell und lässt es dafür auf mehrere Versuche ankommen. Es ist unschwer zu erkennen, dass jede dieser Strategien in einigen Situationen er­folgreich ist, in anderen nicht.“

An Lehrer*innen gewandt: „Helfen Sie Eltern und Kollegen zu erkennen, dass die genetisch bedingte Disposition von HSK nicht verändert werden kann, völlig normal ist (dieses Merkmal findet man in jeder Spezies, in prozentual gleicher Ausprägung) und ihre Vor- und Nachteile hat, je nach Situation. […] Verbessern Sie, was möglich ist, denn HSK dienen als „Frühwarnsystem“ und machen auf Missstände aufmerksam, die alle Schüler bis zu einem gewissen Grad beeinträchtigen.“

Hochsensibilität hat also nach Aron viel zu viele positive Seiten, um vorweg verurteilend als Defizit eingestuft zu werden. Wie oben erwähnt geht sie darauf ein, dass nicht nur Menschen hochsensibel sein können. Auch Tiere sind es und diese durch alle Gattungen hinweg mit einem Anteil von bis zu 20%. Aron weist darauf hin, dass hochsensible Menschen und Tiere entscheidend zum Überleben einer Gruppe beitragen – sie sind aufgrund ihres bis in alle Bereiche/Sinne gehende feine Gespür das Frühwarnsystem der Gruppe und überleben eher als solche, die es nicht haben. Hochsensible besitzen auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, Empathie, sind gute Zuhörer*innen, hochgradig (selbst-)reflektiert, intelligent und damit wie geschaffen für alle Berufe, in denen es um das Wohl der Gemeinschaft geht und um Systemen, die von Grund auf falsch sind, auf die Spur zu kommen, deren Schwächen zu beleuchten und ihnen entgegenzusteuern. So verwundert es nicht, dass HSM oftmals beratende Funktionen innehaben, Lehr- oder psychologische Berufe ausüben, da sie hochreflektiert und feinfühlig sind. Auch Künstler*innen sind oftmals hochsensibel, da Hochsensibilität einen Reichtum an Kreativität und eine kritische Innenschau mit sich bringt.

HSK bringen von Natur aus diese Eigenschaften ebenfalls mit und sind von Baby an hochsensibel. Deshalb reagieren sie etwas anders als normalsensible Kinder auf ihre Umwelt. Wenn Eltern wissen, wie HSK ticken, können sie besser auf sie eingehen – und genau das ist das Herzensanliegen von Aron, die nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und alltäglichen Situationen spart, um den Leser*innen die Hochsensibilität bei Kindern nahezubringen. Das tut sie sehr detailliert, was sehr hilfreich ist. Die Art und Weise, wie sie schreibt, könnte zwar für Nicht-Akademiker etwas anspruchsvoller sein, trotzdem ist ihr Schreibstil noch gut verständlich.

 

Für Hochsensible eine willkommene Art der Arbeit an sich selbst, für Eltern Hochsensibler eine kompetente Anleitung

 

Für mich persönlich war die Lektüre des Buches ebenfalls hilfreich. Ich habe zwar kein hochsensibles Kind, dafür war ich aber selbst ein HSK und bin ein HSM. Ich habe mich in vielem wiedererkannt und v.a. habe ich erkannt, wie man mit mir in meiner Jugend hätte hilfreich umgehen können, es aber nicht getan hat. Leider passiert das (zu) vielen hochsensiblen Menschen, weshalb sie erst einmal ihre Kindheitslasten aufarbeiten müssen, um sich zu befreien und ein besseres Leben führen zu können. Da aber HSM Reflexion im Blut liegt, fällt es ihnen nicht so schwer wie anderen, psychologisch an sich zu arbeiten. Allerdings wissen sie auch, dass es nicht leicht werden wird. Ich ebenso, weshalb das Durcharbeiten dieses und anderer Bücher über Hochsensibilität Arbeit an sich selbst ist und dementsprechend Arbeit mit Schmerzen an der eigenen Psyche. Es kann also emotional hoch hergehen, wenn man hochsensibel ist und erkennt, was man alles in seiner Kindheit nicht hatte, was aber einem das Leben sehr erleichtert hätte, wenn man es gehabt hätte. Ich spreche da von grundlegenden Dingen wie Einfühlungsvermögen für das eigene Kind, Selbstreflexion der Eltern, Verständnis, Rückhalt geben, sich für das Kind einsetzen – das und noch mehr hat mir gefehlt, ist aber fundamental gerade für das Erziehen von HSK. Wenn ich dann noch lese, dass Hochsensible, wenn sie ein gutes Umfeld haben und liebevoll aufgewachsen sind, überproportional gesund sind und zudem mit einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet, das zwar die eigenen Schwächen kennt, man aber gut mit ihnen umgehen und die Stärken selbstverständlich an sich schätzen kann, kommt in mir Wut auf Eltern und Gesellschaft hoch, die Hochsensible und ihre Gaben, die eigentlich die Welt ein gutes Stück besser machen würden, so verkennen und verachten.

Am Schreibstil Arons und ihren Anmerkungen merkt man, dass sie all diese Probleme kennt und einen Weg für sich und evtl. auch andere HSM gefunden hat, dem allen mit all seinen Stärken entgegenzutreten. Und das sind bei HSM und HSK nicht wenige. Aron hilft mit ihren Büchern, so auch mit diesem Buch, die Stärken der HSM und HSK zu erkennen, diese auch zu nutzen und sich von allen Vorurteilen der Gesellschaft zu befreien und diesen entgegenzutreten. Das ist ein großer Verdienst der Pionierin auf diesem Gebiet!

Einziger Wermutstropfen: Das Buch wie auch „Sind Sie hochsensibel?“ enthält viele Tippfehler, v.a. wird häufig Sie/sie oder Ihnen/ihnen verwechselt. Das ist wirklich auffällig und lässt mich vermuten, dass das Korrektorat die Unterscheidung anscheinend nicht beherrscht. Solche Sachen lassen bei pauschaler denkenden Leser*innen Zweifel an der Kompetenz der Autorin aufkommen, da Rechtschreibung bzw. deren Mangel schnell mit Kompetenzlosigkeit in anderen Gebieten gleichgesetzt wird. Das würde aber diesem sehr guten, informativen Buch nicht gerecht. Deshalb gehört es bzgl. der Tippfehler dringend überarbeitet.

Fazit

Hochsensible werden aufgrund ihrer hohen Sensitivität und Sensibilität oft abgewertet, haben aber sehr viele Stärken, die der Gesellschaft immer wieder zugutekommen. Aron als Pionierin auf diesem Gebiet (und selbst hochsensibel) gebührt der Verdienst, dass sie auf diesen besonderen Charakterzug hinweist, ihn wissenschaftlich einordnet und deren Stärken immer wieder heraushebt. Dabei vergisst sie aber auch die Schwächen nicht und gibt Tipps, wie man damit umgehen kann. Das tut sie auch in diesem Buch für Eltern hochsensibler Kinder. Sie erklärt ausführlich diesen Charakterzug und spart nicht mit hilfreichen Tipps und anschaulichen Alltagssituationen, um Eltern und ihren Kindern das Leben zu erleichtern. Empfohlen!


Genre: Hochsensibilität, Sachbuch
Illustrated by mvg Verlag

Die Macht der Geheimbünde: Freimaurer, Rosenkreuzer, Kabbalisten

Der einstige Zauberkünstler und jetzige Autor und Journalist Hannes Kohlmaier unternimmt mit »Die Macht der Geheimbünde« einen ebenso unterhaltsamen wie kenntnisreichen Bummel durch die Welten der Freimaurer, Rosenkreuzer, Kabbalisten und Schlaraffen. Weiterlesen


Genre: Esoterik und Grenzwissenschaften, Reportagen, Sachbuch
Illustrated by Riva Verlag München

Nahtod – Grenzerfahrungen zwischen den Welten

Initialzündung

Psychiater und Neurowissenschaftler Bruce Greyson kam durch Zufall in Kontakt mit Nahtoderfahrungen: Eines Tages wurde in seinem Krankenhaus eine Patientin eingeliefert, die während seines Dienstes wiederbelebt werden musste. Er selbst saß währenddessen in einem anderen Raum und aß Spaghetti. Ein Soßenfleck verblieb auf seiner Kleidung. Dieser Fleck wurde später wichtig – seine spätere Patientin im Bereich der Psychiatrie erwähnte ihn und andere Details zur Zeit ihres Nahtodes während des ärztlichen Gesprächs. Und das, obwohl sie, wie erwähnt zu diesem Zeitpunkt tot und in einem anderen Zimmer untergebracht war. Dieses Erlebnis verwirrte und beeindruckte Greyson so, dass er sich Jahrzehnte lang mit der Forschung über Nahtoderlebnisse beschäftigte.

Positive Aspekte der Nahtoderfahrungen

Greyson fand heraus, dass Nahtoderfahrungen häufig sind und allen Menschen passieren können, egal, welche Religion, welches Geschlecht, Alter oder ethnische Gruppe sie haben. Sie werden vom Gehirn anders als Träume, Vorstellungen oder Halluzinationen als Fakten verarbeitet und bieten einen gewissen Schutz vor der Entwicklung einer Gemütskrankheit nach einem engen Kontakt mit dem Tod. Diese Erlebnisse als real bzw. akzeptiert von anderen eingeordnet zu sehen, hilft den Nahtoderfahrenen sehr, ebenso die Möglichkeit, ihre Eindrücke mitzuteilen und sich ihr eigenes Bild davon zu machen.

Die Nahtoderfahrungen haben normalerweise mehrere tiefgreifende und lange anhaltende Nachwirkungen. Im positiven Fall ist es mehr Lebensfreude, es kann aber auch dazu führen, dass die Nahtoderfahrenen Schwierigkeiten haben, ihr voriges Leben wiederaufzunehmen. Dies wiederum kann aber positiv für ihre weitere Entwicklung und für eine gesündere und lebenszugewandtere Lebensweise sein. Außerdem verringern Nahtoderlebnisse die Angst vor dem Tod, sodass der eigene Tod und der von anderen den Schrecken verliert. Trotzdem trauern Menschen mit Nahtoderlebnissen ebenso wie andere – der Trauerprozess ist notwendig für die Heilung.

Die Erfahrung verringert aber auch die Angst vor dem Leben und bringt die Menschen dazu, mehr im gegenwärtigen Moment zu leben und ihn zu genießen. Das bedeutet, dass man ganz in der Gegenwart ist, während man plant oder sich erinnert; die Vergangenheit und die Zukunft haben also immer noch ihren Platz.

Nahtoderfahrungen legen außerdem nahe, dass der Geist ohne das Gehirn, das Gedanken und Gefühle filtert, ziemlich gut funktionieren kann. Nahtoderlebenisse werfen dann auch Fragen nach dem Weiterbestehen des Bewusstseins nach dem Tod auf. Der Autor stellt außerdem die These auf, dass das bessere Verständnis von Nahtoderfahrungen und ihre Integration in unsere Naturwissenschaften und die Medizin dazu beitragen kann, das Leiden in der Welt zu verringern. Er verweist in diesem Zusammenhang z.B. auf den Buddhismus: Diese Religion sucht Erkenntnisse über die Welt, um harmonischer mit ihr zu leben, anstatt die Umwelt zu beherrschen. Außerdem helfen Nahtoderfahrungen nicht nur denen, die sie gemacht haben, sondern evtl. auch denen, die davon hören und sich darauf einlassen, ihr Leben und den Tod neu zu bewerten.

Ganzheitliche Denkweise und Berichte von Nahtoderfahrungen

Greyson, der u.a. auch mit Moody und Stevenson zusammengearbeitet hat, hat seine Erkenntnisse mit wissenschaftlichen Methoden auch anderer wissenschaftlicher Disziplinen als der eigenen überprüft und wundert sich darüber, dass manch andere Wissenschaftler nichts anerkennen wollen, was über ihren Tellerrand hinausgeht. Er sagt zu Recht, dass Theorien Theorien sind und nicht die ganze Realität abbilden, sondern ihr höchstens nahekommen. Das, was noch nicht wissenschaftlich erforscht, aber dennoch vorhanden ist, verdient eine wissenschaftliche Herangehensweise, zumal wenn es eine so positive Auswirkung auf Betroffene und evtl. auch ihre Umgebung hat wie Nahtoderfahrungen. Dabei verschweigt er aber auch nicht, dass manche Nahtoderfahrungen durchaus bedrohlich auf die Menschen wirken können, zumal wenn sie nicht sterben wollen. Er betont aber dennoch, dass auch diese Erfahrungen einen positiven Ausgang haben.

Sein Buch möchte Menschen erreichen und ihnen Mut machen. Das schafft Greyson durch viele anschauliche Nahtodberichte, durch die verständliche Schreibweise und die transparente Darstellung seiner Arbeit und auch seiner Gedanken und Gefühle, die er dabei hatte. Denn er verschweigt auch nicht seine Verwirrung und seine Zweifel angesichts des wissenschaftlich ignorierten Nahtodphänomens und des Erstaunens darüber, wie hilfreich dieses Phänomen letztlich ist. Das Buch eignet sich für alle, die sich dafür interessieren, aber auch für diejenigen, die Angst vor dem Tod haben und aufgeschlossen für die doch zahlreich vorkommenden Nahtoderfahrungen sind. Sie können zumindest trösten, vielleicht aber auch zu einer positiven Neuausrichtung des Lebens führen.


Genre: Nahtod, Sachbuch, Tod
Illustrated by Ansata / Penguin Random House

Mediterrane Küche – 200 herzgesunde Rezepte zum Genießen: Genuss und Chance für Ihr Herz

Titelbild Broschüre BluthochdruckBewegung ist Leben, Lebensmittel sind Mittel zum Leben

Schon länger ist bekannt, dass die mediterrane Küche gesund für das Herz sein soll. Koch und Autor Gerald Wüchner erläutert diese These in seinem Buch, indem er seinen Rezepten einige Infos zu dieser Küche vorschaltet.

Zunächst zählt er die Risikofaktoren für einen Herzinfarkt auf: Stress, Diabetes, Rauchen, erhöhte Blutfette, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, Übergewicht, überhöhter Alkoholkonsum. Aber diese Risiken verbindet er sofort mit den jeweiligen Chancen: Bewegung und Entspannung, Mediterrane Küche und Bewegung, sofortiges Einstellen des Rauchens, Olivenöl und Bewegung, Mittelmeerküche und Bewegung, moderater Alkoholgenuss. Die Bewegung ist ihm, wie man unschwer erkennen kann, enorm wichtig. Er unterstreicht dies mit dem Satz „Bewegung ist Leben“, denn regelmäßiger Ausdauersport z.B. hilft, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden. Bewegung hilft außerdem, Stress abzubauen, kräftigt die Muskeln, die damit widerstandsfähiger und besser durchblutet werden, senkt das schlechte LDL-Cholesterin und stärkt das gute HDL-Cholesterin. Die Anzahl der Killerzellen steigt an, die so besser gegen Bakterien, Viren und auch Krebszellen vorgehen können. Das gesamte Herz-Kreislauf-System wird leistungsstärker. Das Herz erholt sich besser, lebt länger, der Ruhepuls sinkt. Die Lunge und der gesamte Körper werden mit mehr Sauerstoff versorgt. Die Bauchspeicheldrüse muss nicht mehr so viel Insulin produzieren. Die Körperzellen werden gegenüber dem blutzuckersenkenden Insulin empfindlicher, was das Risiko mindert, an Altersdiabetes zu erkranken.

Leider wird der natürliche Bewegungsdrang schon früh gebremst durch das Sitzen in der Schule und später am Arbeitsplatz. Zeitmangel bedingt, dass die Küche zuhause kalt bleibt, obwohl die Fernsehsendungen bzgl. gesundem Essen zunehmen. Daraus folgen Probleme, die Ratschläge für gesunde Ernährung auch umzusetzen. Aber unser Körper muss ständig in Bewegung bleiben, denn ab dem 30. Lebensjahr bauen unsere Muskeln wieder ab. Das heißt, wir müssen sie trainieren und benutzen, damit sie erhalten bleiben. Gerade in der zweiten Lebenshälfte ist es wichtig, auf genügend Bewegung und eine gesunde Ernährung zu achten.

300 Tage im Jahr gesundes Essen, dann darf man die restlichen Tage auch mal ungesund schlemmen. Das ist die Devise des Autors und sie hört sich vernünftig an. Er hat dazu eine Lebensweisheit: „Wir laufen jahrelang auf Kosten unserer Gesundheit dem Geld und dem Erfolg hinterher mit der Folge, dass wir in späteren Jahren unser gesammeltes Geld wieder investieren müssen, um Gesundheit und Vitalität für den Rest unseres Lebens zu erlangen.“

Herzgesunde mediterrane Küche

Die traditionelle mediterrane Küche, v.a. laut Autor die kretische, fördert Langlebigkeit und Gesundheit, weil sie eine gesunde Mischkost ist und mit hochwertigen Fetten zubereitet wird. Die Mittelmeerküche ist leicht in den Alltag zu integrieren und eignet sich für die Ernährung der ganzen Familie. Dabei schmeckt sie gut – was der Autor als wichtig erkannt hat, damit man eine Ernährungsumstellung durchhält.

Vorweg sei gesagt, dass diese Aussagen des Autors tatsächlich stimmen, jedenfalls für mich und meinen Sohn. Sogar der Kindsvater, obwohl eher kein Gemüsefan, mag die Gerichte. Wüchner hat sehr viele Rezepte im Buch, die schnell oder recht schnell zuzubereiten sind, deren Zutaten man im Supermarkt bekommt und die tatsächlich schmecken – nicht nur mir, sondern auch meinem Sohn, was besonders wichtig ist, denn Familien werden leider wenig berücksichtigt in zu vielen Kochbüchern. Und meinem Sohn schmecken die Gerichte nicht nur, er ist sogar begeistert. Das hat Seltenheitswert!

Das Gegenargument, dass manche so viel Gemüse nicht vertragen, entkräftet Wüchner mit einer individuell angepassten Ernährungsumstellung. Der Verdauungstrakt muss sich schlicht umgewöhnen. Diese Umgewöhnung garantiert mehr Gesundheit, denn die sekundären Pflanzenstoffe sind die Hausapotheke auf dem Teller. Viele Pflanzen sind bzgl. ihrer biologisch aktiven Wirkstoffe noch nicht untersucht, aber man weiß z.B., dass Knoblauch, Zwiebeln und Lauchgemüse Phytonzide, also natürliche Antibiotika, enthalten. Menschen, die viel Obst und Gemüse essen, erkranken seltener an Krebs und das Risiko für Herz-Kreislauf- bzw. Stoffwechselerkrankungen sinkt. „Lass das Essen deine Medizin sein“ sagte schon Hippokrates.

Die traditionelle mediterrane Küche als immaterielles Kulturerbe der UNESCO besteht aus frischem, roh oder wenig verarbeitetem Gemüse und Salat aus der Region, Hülsenfrüchten, regionalen Nüssen und Samen, vielen frischen Kräutern und Knoblauch, Oliven- und Rapsöl, mäßigen Mengen an Milchprodukten, Fisch, Geflügel, bedarfsgerechtem Verzehr von kohlehydratreichen Lebensmitteln, wenig rotem Fleisch und Eiern. Die meisten Vitalstoffe hat frisches oder tiefgekühltes Gemüse.

Außerdem erzählt der Autor noch viel Wissenswertes über Oliven- und Rapsöl. Seine Rezepte decken den ganzen Tag ab, zudem sind sie unterteilt in Salate, Dressings, Vorspeisen, Suppen, Soßen, Gemüse, Getreide/Kartoffeln/Reis, Fisch, Vegetarische Gerichte, Geflügel, Fleisch. Es ist also für so ziemlich jede*n etwas dabei. Das Buch ist verständlich und mit Herzblut geschrieben, denn der Autor brennt sichtbar für die Mittelmeerküche und deren positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Das will er den Leser*innen im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen, und das gelingt ihm auch. Zur Anschaulichkeit tragen viele schöne Fotos bei. Die Rezepte selbst sind von der Vorbereitungszeit recht realistisch, von der Zutatenliste überschaubar und mit ebenso realistischen Schwierigkeitsgraden versehen. Außerdem gibt es Tipps z.B. für verschiedene Zubereitungsvarianten eines Gerichts und Verweise zu anderen Rezepten, die mit dem gerade ins Auge gefassten Gericht kombinierbar sind.

Fazit

Das vorliegende Buch über Mittelmeerküche und herzgesundem Essen ist reichlich mit gut verständlichen Infos, Bildern und Rezepten zu jeder Tageszeit und für jeden Geschmack (von vegetarisch über Fisch bis Fleisch, von salzig bis süß) ausgestattet. Der Anspruch des Autors, leichte, gut schmeckende Rezepte mit überall erhältlichen Zutaten für die ganze Familie zu präsentieren, ist meiner Ansicht nach gelungen – selbst meinem Sohn schmecken die Gerichte. Die Rezepte sind jetzt Bestandteil meiner Alltagsküche.

Titelbild Broschüre Bluthochdruck


Genre: Herzgesundheit, Kochbuch, mediterrane Küche, Sachbuch
Illustrated by Deutsche Herzstiftung

Achtung, Zucker! Die schlimmsten Zuckerfallen und die besten Alternativen

Achtung, Zucker!

Eines nimmt dieses Buch vorneweg: Süße Speisen sind ein Labsal für die Seele und gehören einfach dazu. „Wer sich ausgewogen ernährt und sich genügend bewegt, kann Süßes in Maßen mit gutem Gewissen genießen.“ Aber es gibt auch Zuckerfallen wie z.B. die verarbeiteten Lebensmittel. Das Buch will darüber aufklären, wo genau diese Fallen versteckt sind und welche Alternativen es gibt. Außerdem will es helfen, die Ernährung unkompliziert zuckerärmer zu gestalten. „Ersetzen, abwandeln oder selber machen ist hier das Motto.“

Zunächst geht das Buch auf die einzelnen Zuckerarten ein und hält als Fazit fest, dass man Vielfach- oder Mehrfachzucker bevorzugen sollte. 100 g Zucker oder 40 Stück Würfelzucker isst der Deutsche pro Tag. Hinzu kommt der nicht mitberechnete Glukoseverbrauch, der sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat. Glukose wird Lebensmitteln, v.a. Getränken und Süßwaren, zugesetzt und gerade der Konsum von gezuckerten Getränken wirkt sich ungünstig auf das Gewicht aus. Die WHO empfiehlt, nicht mehr als 10% des täglichen Energiebedarfes mit Zucker zu decken. Das sind 50 bis maximal 60 g Zucker pro Person und Tag. Noch besser wäre ein Zuckerkonsum von nur 5% pro Person und Tag. Auch bei Kindern werden maximal 10% pro Kind und Tag empfohlen.

Bei erhöhtem Zuckerkonsum drohen Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes. Dem kann man durch eine ausgewogene Ernährung und Bewegung vorbeugen. Eine ausgewogene Ernährung besteht aus etwa 15% Eiweiß, 30% Fett und 55% Kohlehydrate. Letztere sollten v.a. durch ballaststoffreiche Lebensmittel abgedeckt werden, da diese nachweislich das Risiko für Erkrankungen senken. So wird die Zuckerzufuhr automatisch begrenzt. Für Kinder besonders ungesund sind gezuckerte Getränke, Bewegungsmangel und zu wenig Schlaf.

Täglich 10.000 Schritte zurückzulegen kann chronischen Krankheiten vorbeugen. Gesunde Ernährung und Bewegung ist auch bei einer schon bestehenden Diabetes-Erkrankung hilfreich, denn Bewegung wirkt wie Insulin und senkt den Blutzuckerspiegel. Übrigens kann ein hoher Konsum von Fruchtzucker Fettstoffwechselstörungen, Insulinresistenz und Fettleibigkeit begünstigen. Oft greift man zu zuckerhaltigen Lebensmitteln, wenn man gestresst ist, sich trösten oder belohnen will. Da sollte man nach Alternativen suchen, z.B. sich einen Waldspaziergang vornehmen oder andere Dingen, die man als angenehm empfindet. Die Portionen an Zucker, die man sich gönnt, sollte man bewusst genießen. Außerdem helfen das Prinzip der kleinen Schritte und realistische Ziele, sich langsam vom Zucker zu entwöhnen.

Das Buch hilft bei der Umstellung, indem es z.B. Alternativen anbietet oder Möglichkeiten aufzeigt, Zucker im Alltag zu reduzieren. U.a. kann man in herkömmliche Joghurts zu gleichen Teilen Naturjoghurt mischen, um den Zuckeranteil zu verringern. Süße Pfannkuchen oder Milchreis kann man auch mit ungesüßtem Fruchtmus zubereiten, Müslimischungen mit ungezuckerten Haferflocken, Flakes oder gepopptem Getreide mischen. Fertigsalate oder -soßen lassen sich durch zusätzliches Gemüse aufwerten. Fruchtsäfte oder Limonaden im Verhältnis 3:1 mit Wasser mischen, sodass das Wasser bzw. der Sprudel überwiegt. Bei einem Gebäck aus Rührteig gibt es sogar mehrere Alternativen: 1/3 des Zuckers weglassen, einen Teil der Zuckermenge durch zerdrückte Banane oder Apfelmus ersetzen oder mit Hefeteig, Quark-Öl-Teig oder Brandteig arbeiten, die sowieso schon zuckerärmer sind. Insgesamt kann man seine Lieblingskuchen immer noch genießen, aber durch die vorgeschlagenen Alternativen zuckerärmer gestalten. Überhaupt wird das selbst Gekochte oder Gebackene empfohlen, da man hier die Kontrolle über die Zuckermengen behält. Ansonsten ist ein Blick auf die Zutatenliste der gekauften Produkte hilfreich: Das am meisten verwendete Produkt steht immer an vorderster Stelle.

Informatives, gut verständliches Buch mit alltagstauglichen Tipps

Sehr übersichtlich und mit vielen Tipps, sowie 50 Rezepten gibt das Buch einen sehr guten Überblick über alles, was mit Zucker, Zuckeralternativen, Zuckerfallen (die einen Großteil des Buches einnehmen), Lebensmittel für Babys und Kleinkinder usw. zusammenhängt. Es arbeitet hierzu mit Tabellen, Verweisen, Exkursen, rot unterlegten wichtigen Texten, verständlicher Sprache, Zusammenfassungen und einem übersichtlichen Seitenlayout. Dabei wird bei allen vorgestellten Lebensmitteln immer der Zuckergehalt angegeben und welche Alternativen es gibt, inklusive Verweis an passender Stelle auf ein entsprechendes Rezept. Auch die Farbgebung ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch symbolisch, indem Rot auf Zuckerfallen hindeutet, während Grün die gesündere Alternative vorstellt. Die Rezepte sind besonders auf Zuckerfallen bezogen, um eine gesunde Alternative vorzustellen. Deshalb unterteilen sie sich in Getränke, Frühstücksprodukte, Gebäck und Kuchen, Desserts, Müsliriegel (die zu den Süßigkeiten zählen), Saucen und Dressings, Salate.

Fazit

Sehr übersichtliches, gut verständliches, am Alltag orientiertes, informatives Buch über Zucker, Zuckerfallen und deren Alternativen. Nachhaltig auf recyceltem Papier gedruckt.


Genre: Ernährung, Sachbuch
Illustrated by Verbraucherzentrale

Das schnelle Diabetes-Kochbuch – Die besten Rezepte für jeden Tag

Was versteht man unter Diabetes und wie hilft Low Carb?

„Volkskrankheit Diabetes – Diabetes kann jeden treffen, Menschen aller Altersstufen, jeden Geschlechts und aus allen Gebieten der Welt. Und das tut die Krankheit auch – in Zahlen, die dramatisch zunehmen.“

Vor allem Diabetes Typ 2 (Altersdiabetes) sei massiv auf dem Vormarsch, aber auch bei Kindern sei Diabetes (Typ 1) mit 1,1, Millionen Betroffenen mittlerweile keine Seltenheit mehr. In Deutschland sind offiziell 7, 5 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, aber die Zahlen liegen wohl weit höher.

Typ-1-Diabetes wird durch eine Autoimmunreaktion verursacht. Das Abwehrsystem greift die insulinproduzierenden Zellen an, weswegen wenig oder kein Insulin produziert wird. Der Typ-2-Diabetes geht meist eine Insulinresistenz voraus, die entsteht, wenn über einen längeren Zeitraum sehr viel Insulin produziert und verarbeitet werden musste. Diese wiederum entsteht durch eine kohlenhydratreiche Ernährung mit einem bewegungsarmen Lebensstil. Das Ergebnis sind erhöhte Blutzuckerwerte, die zahlreiche schwerwiegende Folgekrankheiten nach sich ziehen können. Dieser Typ tritt vorwiegend bei älteren Erwachsenen auf, kommt aber durch mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung mittlerweile auch schon bei Jüngeren vor.

Eine kohlenhydratarme Ernährung verbessert die Blutzuckerwerte. Mit einer Low-Carb-Ernährung wird der Blutzuckerspiegel langfristig reduziert und auf einem konstanten Level gehalten. Außerdem ist es enorm wichtig, sich zu bewegen. Die körperliche Aktivität verbessert die Aufnahme des Blutzuckers in die Zellen, sodass die erhöhten Blutzuckerwerte sinken. Außerdem werden Muskeln aufgebaut, die ebenfalls durch den erhöhten Bedarf an Kalorien zur Besserung beitragen, da der Insulinbedarf der Körperzellen sinkt. Außerdem wird der Blutdruck verbessert und überschüssiges Fett reduziert, was Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt. Jede Sportart ist geeignet, v.a. aber Ausdauersportarten. Im Alltag sollte man versuchen, so viel Bewegung wie möglich einzubauen.

Die Low-Carb-Ernährung besteht aus kohlenhydratarmem, gesundem Essen mit viel Gemüse, reichlich gesunden Fetten und Eiweiß.

Schnelles Kochen?

Der Autor geht näher auf Diabetes und diese Form der Ernährung ein und erklärt beides übersichtlich und verständlich, u.a. in Form einer Ernährungspyramide. Außerdem empfiehlt er das Selbstkochen, denn es kommt ohne all den Zucker, das Salz und die Zusatzstoffe aus, die den gekauften Produkten meist zugesetzt sind. So weit, so vorbildhaft.

Er wirbt bei seinen Rezepten, die den Großteil des Buches einnehmen, für eine schnelle Diabetes-Küche, sprich: Das Kochen an sich soll schnell gehen. Da ich regelmäßig und schon seit Langem koche, habe ich das natürlich ausprobiert. Ich komme zu dem Ergebnis, dass die Zeitangaben doch sehr optimistisch gehalten sind. Auf die Zeit komme ich, wenn ich Hilfe habe (also meist eher nicht) oder schon alles vorgeschnitten ist (ebenfalls eher nicht), ansonsten brauche ich ungefähr doppelt so lange wie im Rezept angegeben. Fazit: Die Rezepte brauchen durchschnittlich lange, bis alles vorbereitet und gekocht ist, wirklich schnell geht es nicht. Außerdem bin ich nicht einer Meinung mit dem Autor, wenn er schreibt: „Denn die Zeit, die Sie beim Kochen verbringen, entschleunigt ungemein und befreit vom Stress des hektischen Alltages.“ Ich koche gern, aber definitiv nicht unter Zeitdruck! Und den habe ich als Frau und Mutter, die alles irgendwie in einen viel zu kurzen Tag quetschen muss! Kochen verkommt hier zu einem weiteren Punkt einer unendlichen To-Do-Liste und ist dann nun wirklich keine Art der Entschleunigung mehr. Da verrät sich eine sehr männliche Sichtweise ohne Mehrfachbelastung… Die Tipps für schnelleres Kochen, die er anspricht, setzt eine Frau im Alltag sowieso schon um, weil es nicht anders geht.

Die Rezepte selbst sind unterteilt in Frühstück, Suppen, Salate, Vegetarische Gerichte, Geflügelgerichte, Fleischgerichte, Fischgerichte, Desserts und Snacks. Mir persönlich schmecken sie gut, aber ich bin Mutter und muss auch schauen, dass sie meinem Kind schmecken. Das ist nicht immer der Fall. Der Spitzkohlauflauf z.B. war in Ordnung für alle Erwachsenen am Tisch, für mein Kind aber nicht. Dafür mochte er den Spargel im Speckmantel – ohne die Salatsoße. Ich bin schon seit Längerem sehr dafür, dass man in Kochbüchern Familien mehr berücksichtigt! Schließlich fängt die gesunde Ernährung schon bei den Kleinsten an.

Ansonsten könnte eine radikale Umstellung auf diese Art der gesunden Ernährung möglicherweise dazu führen, dass man sie nicht durchhält. Wer sich vorher v.a. von Fastfood und Fertiggerichten ernährt hat, der wird sich wohl eher nicht sofort mit Low-Carb in der vorgeschlagenen Form anfreunden. Hier wäre ein Übergang ratsam, der sich zu der optimalen Ernährung langsam hintastet.

Außerdem ist mir bei den Diabetikern in der Familie aufgefallen, dass schon eine gewisse Menge an Kohlenhydraten vorhanden sein muss, damit sie nicht unterzuckern. Und das kann schnell gehen. An mir selbst fiel mir auf, dass mein Wärmehaushalt absackt, wenn ich so kohlenhydratarm esse. Sprich: Ich friere deutlich schneller als sonst. Ein individueller Ernährungsplan wäre also optimal, die angegebenen Tipps des Buches sollten als Anregung verstanden werden.

Fazit

Übersichtliches Buch mit anschaulichen Erklärungen und schöner Bebilderung, das alles Relevante zu Diabetes und einer diabeteskonformen Ernährung gut erklärt. Die Rezepte sind für offen eingestellte Erwachsene schmackhaft, für Familien mit Kindern sollten sie allerdings angepasst werden.


Genre: Diabetes, Kochbuch, Sachbuch

Die Jahre der wahren Empfindung

Vom Scheintod der Literatur

Helmut Böttiger hat mit «Die Jahre der wahren Empfindung» und dem ergänzenden Untertitel «Die 70er – eine wilde Blütezeit der deutschen Literatur» ein grandioses neues Sachbuch vorgelegt. Es dürfte für all Jene eine ergiebige Informationsquelle sein, die sich über den Deckelrand ihres Buches hinaus auch für Literatur als Kunstgattung interessieren. Für Leser also, die Näheres wissen wollen über die Schöpfer jener fiktiven Welten, die sie als Lektüre bereichern und im günstigsten Fall auch erfreuen. Und die schließlich sogar noch wissen wollen, unter welchen äußeren Bedingungen und in welchem kreativen Prozess diese Kunstwerke entstehen, – wenn es denn welche sind!

Es beginnt mit einem «Vorspiel», in dem darlegt wird, dass Enzensberger, Johnson und Grass Ende der 1960er Jahre drei «sehr unterschiedliche politisch-literarische Kraftfelder» vermessen hätten, die vieles enthielten, was sich dann nach 1968 entladen sollte. Politisch gehörte dazu auch die «Kommune 1» in Berlin, die damals in der Wohnung von Uwe Johnson ihr «Pudding-Attentat» plante. Das von Enzensberger herausgegebene «Kursbuch» habe mit seiner berühmt gewordenen Nummer 15 in der allgemeinen Wahrnehmung den «Tod der Literatur» apostrophiert. Im nächsten der 27 Kapitel widmet sich der Autor anschließend der Erzählung «Lenz» von Peter Schneider und deutet sie als Fanal: «Der auf sich selbst zurückgeworfene Einzelne – das wurde zum großen Thema der siebziger Jahre». Vom Tod konnte da nun wirklich keine Rede mehr sein, im Gegenteil, es folgte eine «wilde Blütezeit» mit neuen Autoren, Verlagen, Buchhandlungen und Literatur-Zeitschriften. Kreativ, wagemutig und unkonventionell wurden die literarischen Prozesse dem veränderten Bewusstsein angepasst, wurden neue Themenfelder besetzt. Eine radikale Politisierung vor allem, aber auch die Abrechnung mit den Nazi-Vätern, das Eindringen von Beat-Elementen, der lauter werdende Feminismus, die vorbehaltlose Einbeziehung der Subkultur, eine Durchmischung von Tragik und Komik setzten ganz neue Akzente in der Literatur dieses Jahrzehnts. Und sogar in der DDR gab es damals Lockerungen, die dann allerdings 1976 mit der Ausbürgerung von Wolf Biermann ein jähes Ende fanden.

In großartigen Porträts erzählt Helmut Böttiger von der Neuen Innerlichkeit als beherrschende Literatur-Strömung der siebziger Jahre, die sich bei allen diese Epoche prägenden Schriftstellern in verschiedenen Spielarten artikuliert. Unter anderen werden Karin Struck und Ingeborg Bachmann als typische Vertreterinnen der schreibenden Frauen gewürdigt, es folgt der junge Peter Handke. Sodann stehen Bernward Vesper und Christoph Meckel exemplarisch für die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit, und die Trennung der Verlage Klaus Wagenbach und Rotbuch wird unter dem Stichwort «Linke Verwerfungen» behandelt. Ein Kapitel ist Wolf Biermann gewidmet, es folgt das «Nicht Druckbare» in der DDR, sodann wird Christa Wolf als Lichtgestalt der DDR-Literatur gewürdigt. Weiter geht es mit Heiner Müller, gefolgt von dem aufmüpfigen Fritz Rudolf Fries. Als «heraus gemeißeltes Jahrhundertwerk» feiert Helmut Böttiger «Die Ästhetik des Widerstands» von Peter Weiss, dessen zentrale Aussage die «Mehrdeutigkeit der Kunst» sei. Nicht ohne Spott werden schließlich die schwierigen Beziehungen zwischen Marcel Reich-Ranicki und Martin Walser sowie die desaströsen zwischen  Siegfried Unselt und Thomas Bernhard geschildert. Es folgen Uwe Johnson mit »Jahrestage» und die Nobelpreisträger Heinrich Böll und Günter Grass mit ihren Werken aus diesem Zeitraum, und auch Arno Schmidt mit «Zettels Traum» wird ausführlich gewürdigt.

Diese anekdotenreichen Porträts sind als lehrhafte Chronik für ambitionierte Leser äußerst nützlich. Zudem vermittelt die oft amüsante Lektüre en passant eine Fülle von Interna der Branche und verdeutlicht Prozeduren zum besseren Verständnis einer Kunstgattung, die den Intellekt fordert wie keine zweite, und all das wird dann auch noch sehr unterhaltsam erzählt!

Fazit: erstklassig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Sachbuch
Illustrated by Wallstein Göttingen

Klare Charaktere

Klare CharaktereMit seinem Autoren-Ratgeber »Klare Charaktere. Wie ich Figuren für einen Roman entwickle« gibt Autor Lutz Kreutzer Hinweise und Anregungen aus dem Handwerkskasten des Praktikers. Er stellt Herangehensweisen sowohl seiner eigenen Romane als auch diejenigen anderer Profiautoren vor, die dazu beitragen wollen, einem Roman Leben einzuhauchen. Weiterlesen


Genre: Ratgeber, Sachbuch
Illustrated by Kampenwand

Schreib Dein bestes Buch. Der Planer für Autoren

Johannes Zum Winkel hat als Autorencoach schon manchen Bestsellerautor im Selfpublishing begleitet und zählt mit dem Stallgeruch des Bertelsmann-Konzerns, für den er leitend tätig war, zu den alten Hasen in der Buchwelt. Sein neuestes Opus »Schreib dein bestes Buch« liegt jetzt als 344 Seiten starkes Buch vor und ist ein Romanplaner im besten Sinne.

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Genre: Ratgeber, Sachbuch, Selfpublishing
Illustrated by Selbstverlag

Erfüllendes Mutterglück oder kinderlose Freiheit – Mein Weg zur Entscheidung

Soviel vorneweg – auch wenn im Titel von „Mutterglück“ die Rede ist, so ist das Buch der deutschen Autorin Ellen Kuhn nicht nur an Frauen adressiert, sondern unbedingt auch etwas für Männer. Denn wie oft schlittern wir Männer in eine Familien- respektive Vater-Situation hinein, nur weil es Konvention und Tradition so vorgeben und/oder weil es für uns mal wieder einfach bequemer so ist. Dazu gehört sicher auch, dass viele Männer gerade die Kinderentscheidung nicht wirklich überdenken und sich der Tragweite für ihr eigenes Leben nicht bewusst sind. Das Scheitern ist statistisch fast schon vorprogrammiert. Selbst moderne Männer gründen heutzutage bei Misslingen des Ehe- und Kinderprojekts keine „I regret“-Gruppen, sondern wählen auch da den ganz traditionellen Weg, also Flucht, Trennung, Geliebte. Nur erfährt dieses männliche Verhalten im Gegensatz zu den Müttern bis heute keine auch nur ansatzweise ähnlich ausgeprägte Ächtung in unserer Gesellschaft.

Also tut so viel Information wie möglich im Vorfeld Not, nein, sollte sogar unabdingbare Pflicht sein. Für Frauen und (!!) Männer. Weiterlesen


Genre: Politik und Gesellschaft, Sachbuch
Illustrated by tredition