Kleiner Genialer Weinführer 2009

Weinführer, auch die fachlich sehr guten Werke, haben zumeist ein Manko: Die Autoren frönen einer Sprache, die es allen uneingeweihten Weintrinkern schwer macht, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und zu verstehen, was die Autoren eigentlich mitteilen wollen. Man kann Weine aber auch so beschreiben und bewerten, dass man nicht nur verstanden wird, sondern dass die Lektüre sogar Spaß macht. Einer der ganz wenigen Weinautoren, denen dies gelingt, ist Stuart Pigott.
Mit seinem nunmehr im fünften Jahr erscheinenden „Kleiner Genialer Weinführer“ ebnet Pigott den Weg zu interessanten und guten Weinen auf einem längst unüberschaubar gewordenen Markt.
Der „Kleine Geniale Weinführer“ ist anders aufgebaut, als üblicherweise Weinführer gegliedert sind. Vergeblich wird man im Inhaltsverzeichnis eine Unterteilung der besprochenen Weine nach Anbaugebieten und Ländern suchen. Pigott geht bewusst und konsequent subjektiv vor. Zunächst werden die Leserinnen und Leser über wichtige Grundregeln des Umgangs mit Wein á la Stuart Pigott aufgeklärt. Wer allerdings glaubt, damit endlich einen Wein-Kanon gefunden zu haben, täuscht sich. Pigotts Regelwerk negiert jegliche Schemata im Umgang mit Wein: „Gesetz 1: Der Wein ist genauso gut oder schlecht, wie er für Sie jetzt riecht und schmeckt (…). Gesetz 2: Beim Wein gibt es keine Relation zwischen Preis und Qualität. (…) Gesetz 3: Wein ist nicht annähernd so kompliziert oder empfindlich, wie allgemein angenommen wird. (…) Gesetz 4: Es gibt keine falschen Worte, um Wein zu beschreiben. (…) Gesetz 5: Es gibt nur einen Fehler, den man beim Wein machen kann – den anderen den Spaß zu verderben. (…)“

Hat man sich mit diesen „Gesetzen“ angefreundet, erfährt man noch, welches die seiner Meinung nach zehn „größten, dümmsten und schlimmsten Wein-Irrtümer“ sind und wie man sie überwinden kann. Man lernt die Lieblings-Rebsorten für Rotweine und Weißweine des renommierten Journalisten kennen und erfährt manches darüber, welche Weine und Weingüter seine besondere Aufmerksamkeit erregen konnten.
Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit den Beschreibungen und Bewertungen der einzelnen Weine. Diese werden in folgenden Kapiteln beschrieben: Trockene Rotweine; Süße Rotweine (Port & Co); Trockene Roséweine; Trockene Weißweine; Süße Weißweine; Weiße Schaumweine.
Pigotts Texte sind alles andere als technokratisch oder wolkig. Pigott hat einen literarischen Stil entwickelt, der seine subjektiven Bewertungen für andere Weinfreundinnen und Weinfreunde nachvollziehbar macht – und die Neugierde wecken. Als Beispiel sei die Beschreibung des süßen Weißweines der beiden Pfälzer Weingüter Hensel und Schneider, „Übermut“ (Rebsorten Muskat – Ottonel) zitiert (Seite 133):
„Wer einen deutschen Süßwein im üblichen Stil erwartet, wird ins Wein-All geschleudert! Wer Quittengelee, bittere Orangenmarmelade oder weißen Port mag, wird diese radikale Innovation mögen. Vorsicht beim Andocken!“

Ein Orts- und Produzentenregister sowie eine Liste von empfehlenswerten Weinhändlern rundet dieses kurzweilige und nützliche Buch ab.


Genre: Lexika und Nachschlagewerke
Illustrated by Scherz Frankfurt am Main