Das Jahr der Entscheidung
Im letzten Schuljahr von Hinase, Ritsu und Shiori will Hinase wissen, was typisch männlich ist. Shiori macht sich darüber viele Gedanken und kommt zu dem Schluss, dass es das „typisch Männliche“ gar nicht gibt – viele Dinge machen beide Geschlechter gern. Auch die Kleidung ist nicht unbedingt ein Kriterium für weiblich oder männlich. Deshalb macht er mit Hinase das, was er unter „männlich“ versteht, aber Hinase fällt auf, dass das eigentlich ganz normale Dinge sind, die jede*r tun kann. In einem Aquarium kommt es zu einem Gespräch über das soziale und biologische Geschlecht anhand von Clownfischen und Zackenbarschen, die ihr Geschlecht ändern können. Dabei stellen sie sich die Frage, wie es wäre, wenn der Mensch schon von Baby an ein biologisch zugeschriebenes Geschlecht hätte – würde man sich dann genauso mit der Geschlechterfrage quälen?
Außerdem hört Hinase Shioris Seite der Geschichte, nachdem Shiori Hinase ein Liebesgeständnis gemacht hat. Shiori liebt Hinase, allerdings ist es für ihn ein Unterschied, ob Hinase als geschlechtslose Person in Männer- oder Frauenkleidung vor ihm steht oder als biologische*r Frau/Mann. Nach den Gesprächen mit seinen Freund*innen ist sich Hinase klar, wie sier weiter vorgehen will. Außerdem stehen noch Berufsentscheidungen an, das Abschlussfest und andere Dinge. Alles deutet auf Neuanfang hin. Schließlich hat sich Hinase für ein Geschlecht entschieden und auch die biologischen Werte deuten auf diese Entscheidung hin.
Selbstfindung ist ein Prozess
Der Abschlussband der Reihe verrät nicht, welches Geschlecht es letztendlich wird, denn die Message ist eine ganz andere: Hinase hat sich durch Auseinandersetzungen mit sich selbst und mit siehrer Umwelt selbst gefunden und ist nach langen Kämpfen mit sich im Reinen. Nur darauf kommt es an. Das Geschlecht selbst ist letztlich nicht so wichtig und nur ein Faktor unter vielen anderen.
Die Reihe macht sowohl „ganz normalen“ Jugendlichen Mut, die sich gerade mitten in den Pubertätswirren und damit der Selbstfindungsphase befinden, als auch Menschen, die auf die ein oder andere Art mit ihrem Geschlecht und/oder ihrer geschlechtlichen Ausrichtung im Krieg liegen. Hinase zeigt anhand von Farben, dass jede*r weibliche und männliche Anteile in sich hat. Gesellschaftliche Konventionen sind oft nicht hilfreich, wenn es um Selbstfindung geht, sondern eher hinderlich, v.a. Rollenklischees, die einer freien Selbstentfaltung im Weg stehen. Auch das arbeitet die Reihe heraus. Besonders deutlich wird das an der Auseinandersetzung mit den Vorstellungen von „typisch weiblich“ und „typisch männlich“, aber auch den Überlegungen bzgl. der sexuellen Ausrichtung: Wenn man z.B. auf Männer steht, ist es nicht relevant, welches Geschlecht man hat. Die Figuren in der Reihe würden auf Männer stehen, egal welches Geschlecht sie annehmen.
Die Kämpfe mit sich selbst werden ebenso dargestellt – niemand macht es sich leicht, wenn sie/er von der Norm abweicht. Dafür aber üben sie sich in tiefer (Selbst-)Reflexion und gelangen somit zu weitreichenden Einsichten. Ebenso wird herausgearbeitet, dass frau/man immer noch die- oder derselbe bleibt, auch nach der Entscheidung für ein Geschlecht. Hinase formuliert das für alle, die noch unentschieden bzgl. ihrer geschlechtlichen Entwicklung sind, so: „An dich ‚mit dem Geschlecht der Mona Lisa‘. Hab keine Angst. Auch wenn sich dein Körper verändert, du selbst wirst dich nicht verändern. Du bleibst, wie du bist, aber du wirst ab jetzt und bis in alle Ewigkeit in den schönsten Farben erstrahlen.“ Das ist eine sehr schöne Botschaft, auch wenn es nicht so ganz stimmt, dass der Mensch sich nicht verändert – Menschen und alles andere ist der Entwicklung und damit auch der Veränderung unterworfen. Aber der innerste Kern, der grundlegende Charakter bleibt gleich.
Es sind noch zwei Nebenbände geplant, die zeigen sollen, wie Hinases Entwicklung nach siehrer Entscheidung weiter verläuft.
Fazit
Sehr zu empfehlende Reihe über Fragen bzgl. Geschlechterrollen, biologisches Geschlecht und andere Identitätsfragen.
Illustrated by Carlsen / Hayabusa