Sympathische Tollpatschigkeit
Hayate, Shun, Takayuki und Soma sind eigentlich ganz unterschiedlich: Hayate ist introvertiert und ernst, Shun sportlich, Takayuki ein strebsamer Angestellter und Soma blickt optimistisch in die Welt. Aber alle vier haben eins gemeinsam – sie sind unglaublich schusselig. Da aber alle vier noch eine weitere Eigenschaft, nämlich ihre Liebenswürdigkeit, gemeinsam haben, regt sich ihre Umwelt nicht über die ständigen Pleiten und Pannen auf, sondern findet deren Tollpatschigkeit süß. Vor allem die Frauen haben einen Narren an den hübschen jungen Männern gefressen – ohne dass diesen das auffällt. Auf die anderen Männer hingegen wirken sie entspannend, denn diese finden die Pannen lustig. Durch zufällige Begegnungen treffen nach und nach alle vier Schussel aufeinander und begleiten sich ab jetzt durch ihren turbulenten Alltag.
Imperfect – I’m perfect
Die ersten beiden Bände stellen anfangs jeden einzelnen der jungen Männer in einem eigenen Kapitel vor, bevor nach und nach die Begegnungen mit den anderen eingeleitet werden. Dabei wird auch deutlich, dass alle vier verschieden mit ihrer Tollpatschigkeit umgehen: Hayate und Shun schämen sich für ihre Pannen, wobei Hayate selbstkritisch reagiert und Shun so tut, als wäre alles Absicht. Takayuki dagegen fallen seine Pannen oft gar nicht auf und Soma kann durch seine optimistische Grundhaltung über sich selbst lachen. Allen vier fällt an den jeweils anderen auf, dass diese auf ihre eigene Art cool mit ihrer Tollpatschigkeit umgehen. Nur an sich selbst finden sie diesbezüglich keine positive Eigenschaft. Das ist typisch für unsere Gesellschaft: Durch den ständigen inneren Kritiker, den jede*r mit sich herumschleppt, fallen einem selbst die eigenen positiven Eigenschaften kaum noch auf, die schlechten dagegen umso mehr. So geht es auch den Jungs in dieser Reihe. Dagegen finden andere die positiven Aspekte eher heraus als man selbst – zumindest, wenn es eine wohlmeinende Umwelt ist. Das könnte man als Kritikpunkt an dieser Serie sehen, denn die Umwelt in der Realität schaut meist nicht so wohlwollend auf von anderen verursachten Pannen, v.a. weil wir in einer Welt leben, die sich durch Dauerstress auszeichnet und man deshalb nicht mehr so gelassen auf noch mehr Stress reagiert. Oft regiert in der Realität auch die Schadenfreude über das Geschehen und nicht wohlmeinendes Darüberhinwegsehen. Dass Shun so tut, als wäre seine Tollpatschigkeit Absicht, nimmt ihm seine Umgebung nicht ab, sieht ihm das aber auch nach. Ich persönlich kann diese Haltung nicht so ganz nachvollziehen, v.a. warum das Herunterspielen cool sein soll, kommen solche Männer doch eher unsympathisch herüber.
Auf der anderen Seite zeigt der Manga deutlich, dass nichts und niemand perfekt und das Unperfekte sympathisch ist. „Das Leben ist bunt“, sagt Soma und in seinen Augen macht die Schusseligkeit das Leben sogar noch bunter. Vielfalt ist auch hier ein Thema, wenn auch nicht in Richtung LGBTQ+. Aber Vielfalt geht über LGBTQ+ deutlich hinaus: Sieht man sich die Realität an, so merkt man, dass eigentlich jede*r unterschiedlich ist und nur die von Menschen definierten Normen so etwas wie „Normalität“ einfordern, mit all den negativen Konsequenzen, die das für die Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung hat. Soma geht von allen am entspanntesten und am positivsten damit um, dass er von der Norm der Gesellschaft abweicht, und ist damit ein Vorbild. Dieses bunte Denken äußert sich nicht nur in seiner bunten Haarfarbe, sondern auch in den bunt umrandeten Seiten der beiden Manga-Bände: Eine Farbe begleitet eine Figur und so ergibt sich ein farbiges Gesamtbild. Auch ist die Reihe insgesamt nicht typisch schwarz-weiß gezeichnet, sondern bunt eingefärbt.
Dass sich Charaktere in einer Haupteigenschaft gleichen, heißt noch lange nicht, dass sie alle gleich sind. Abgesehen von ihrer Tollpatschigkeit und Liebenswürdigkeit unterscheiden sich die vier Hauptcharaktere z.T. sehr, wie schon beschrieben, sodass sie sich auch gegenseitig (positiv) überraschen.
Fazit
Ein Feel-Good-Manga mit einer tieferen Botschaft der Akzeptanz der Vielfalt, die über LGBTQ+ hinausgeht – denn auch die „Normalos“ unterscheiden sich z.T. deutlich voneinander. Und es ist eine indirekte Aufforderung an die Leser*innen, sich selbst und die Pannen des Lebens gelassener zu nehmen.