The Hottest State – Hin und weg

„Hin und weg“ ist der erste Roman des Schauspielers Ethan Hawke, den man sowohl aus Action-Filmen als auch aus Liebes-Filmen kennt. Die „Before“-Trilogie von Regisseur Richard Linklater (bei Studiocanal gerade als solche im Bundle als BluRay und DVD erschienen) zeitigte auch ein neues Format mit Hawkes schriftstellerischem Lieblingsthema: Beziehungs-Kino. Ganz groß. In Cinemascope sozusagen. Auch zwei Buchdeckeln.

The Bitter End im Hottest State

Wahrscheinlich hat noch nie jemand so ehrlich über das „Thema Nr. 1“ in unser aller Leben, Beziehungen, geschrieben, wie Ethan Hawke. „Hin und weg“ ist sein erster Gehversuch in diese Richtung, der erstmals 1996 unter dem Originaltitel „The Hottest State“ erschien. 1997 erstmals auf Deutsch bei KiWi. Auch wenn der Romanautor sich beizeiten hinter dem Schauspieler William Harding, seinem Protagonisten, der auch in seinem vierten Roman „Hell strahlt die Dunkelheit“ (ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch 2021) wiederkehrt, versteckt. In „Hin und Weg“ ist er noch zarte 20 Jahre alt und lernt in einer New Yorker Bar im Bitter End (sic!) ausgerechnet am Ferragosto Sarah kennen. Seine erste große Liebe, die ihn in Bann schlägt. Jeder von uns kennt es. Aber noch niemand hat es mit so treffenden und aufregenden Worten beschrieben, was diese erste so verheißungsvolle Fantasie mit uns allen macht. In nur drei Monaten erlebt William sämtliche Höhen und Tiefen der ersten Liebe, den alles übertreffenden Irrsinn und den heftigsten Schmerz. Und natürlich auch die ganze Idiotie dahinter.

Hin und weg zwischen New York und Paris

„In Paris ging alles den Bach runter.“ Was in New York beginnt kommt in einem vorläufigen Höhepunkt, der Peripetie, in Paris zu einem jähen Ende. William muss aufgrund von Dreharbeiten dorthin und nimmt Sarah kurzerhand mit. Aber sie haben nur eine Woche Zeit, sich im Hotel de Nesle aufeinander abzustimmen. Denn dann muss William arbeiten und Sarah wieder zurück nach New York. Aber was in diesem Hotelzimmer in Saint Germain de Près, mitten in Paris, passiert, verändert ihrer beider Leben. Zumindest wollen sie, dass es ihr Leben verändert. Für immer. Doch als William nach seinen Drehtagen in Paris wieder nach New York zurückkehrt, hat Sarah sich verändert. William versucht sie mit einem Romeo-Monolog vor ihrer Wohnung zu beeindrucken, doch er macht sich mehr lächerlich als nützlich. In einem letzten Showdown lädt sie ihn dann an ihren Arbeitsplatz ein und zeigt ihm ihr Leben. Aber kann es jetzt noch zu einem Happy-End kommen? Ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch erschienen sind der zweite Roman und die „Regeln für einen Ritter“ (2010, dt.: 2016), ein Handbuch mit feinen Zeichnungen und einer bezaubernden Geschichte für die Helden unserer Tage.

Ethan Hawke
Hin und weg. Roman
Übersetzt von: Kristian Lutze
2016, KiWi-Taschenbuch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-462-04962-6
Kiepenheuer & Witsch
9,99 €


Genre: Beziehungen, Bilderbuch, Gespräche, Große Liebe, Liebe, Philosophie, Roman
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Randschaften. Auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit.

Randschaften. Auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit: Wien vor 40 Jahren. In den Achtzigern. Die Stadt war damals grau und verlassen und eine Menge Seniorinnen mit ihren Hunden bevölkerten die ansonsten leeren Straßenbahnen. Meist trugen sie Pelzmäntel und waren grantig. Der typische Wiener Grant, den es damals auch noch an den Häuserfassaden gab. Ein nostalgischer Rückblick „auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit“ anhand von Fotografien und kurzen Texten zeigt in vorliegender Publikation, dass der goldene Westen auch einmal grau war. Dafür aber voller Charme.

Wien – Stadt an der Peripherie Europas

Was die Innenstädte von heute kennzeichnet, ist die Tatsache, dass sie zumeist von ausländischen Multikonzernen mit ihren Werbetafel und Aufschriften zugekleistert sind. Das war damals – in den Achtzigern – noch anders. Eine vor der Wende aus der DDR geflüchtete Freundin meinte, als sie über Ungarn nach Wien kam sei es ihr noch nicht bewusst gewesen, bereits im Westen angekommen zu sein. Wien war damals nicht im Herzen Europas, sondern an der Peripherie. Dieses Lebensgefühl fing auch der junge Fotograf (*1963) Harald A. Jahn mit seiner Kamera ein. Damals wie heute.  Was er zeigt, sind verfallene Häuserzeilen und Vorstädte, Geschäfte und Greissler des kleinen Mannes, aber auch alte Kinos oder den böhmischen Prater und die Flaniermeile Mariahilferstraße. Alle Bilder haben eines gemeinsam: sie zeigen ein Wien, das es heute nicht mehr gibt und so könnte man Jahn geradezu als Archäologen bezeichnen, auch wenn sich zwischen die Häuserfronten ein paar Porträts mischen. So etwa den 80-jährigen Schuster, der von Favoriten im Süden immer noch jeden Tag in den Westen in seine Werkstatt fährt.

Spurensuche in den Achtzigern und neuer Aufbruch

Spuren des Weltkriegs findet er im ersten Kapitel seiner „Randschaften“ genannten Bestandsaufnahme in Buchform, darauf folgen Villen, Durchhäuser und Bilder vom alten Nordbahnhof oder AKH. Im Cafè Theater an der Wien hatte er sich damals einen Scherz erlaubt und dem schlecht laufenden Café durch ein Kontaktinserat in einer Zeitung unter die Arme gegriffen. Es kamen lauter alte Herren und Frau Maria rettete dieser eine Abend pro Woche das Überleben. Später wurde daraus die Donauwelle, ein Ort, wo sich Laien und Dilettanten alte Operettenlieder vortrugen. Natürlich fehlen auch die Wirtshäuser nicht, Jahn hat sowohl die Tschocherl als auch die Brandineser aufgesucht und sie in seinem Fotalbum des Alten Wien verewigt. Eines davon liegt in der Moissigasse, in der Donaustadt, weit vom Zentrum entfernt. Dort wundern sich die Gäste, dass sich einer so ein Fotobuch antut. Aber Harald A. Jahn freut sich, die Orte seiner Kindheit wieder zu entdecken. Darunter auch das Fahrradgeschäft „Rih“ auf der Praterstraße, das nach dem Hengst Kara Ben Emsis benannt wurde. In Margareten, dem fünften Bezirk Wiens, findet er sogar noch ein Hutgeschäft, das von der damaligen Besitzerin betrieben wird.

Randschaften: Das Wien unserer Kindheit

Ein Glück für das Lokal und die Gäste, denn zumeist werden solche Geschäfte wenn es keine Nachkommen gibt geschlossen. Die neuen Mietverträge wären für Neuübernahmen zu teuer und so steht wieder ein Erdgeschosslokal leer. Harald A. Jahn leistet mit „Randschaften“ einen wichtigen Beitrag wider das Vergessen, denn gerade diese kleinen Geschäfte, die Gassenlokale, sind Teil der Identität Wiens und machen die Stadt unverwechselbar und unvergleichlich. Bis die Pandemie vorbei ist, warten wir alle auf eine neue Gründerzeit. Eine neue Renaissance dieser außergewöhnlichen Plätze. Mit den Greisslern hat es bereits begonnen und wer weiß, ob nicht bald wieder die Bäume blühen. Nicht nur im Prater.

Harald A. Jahn

Randschaften. Auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit

Wien 2021, 256 S., 390 Farbabb. im Text, 29,7 x 21 cm; broschiert

ISBN 978-3-85161-246-2

Phoibos Verlag

34,90 € *

 

 

 


Genre: Bilderbuch, Fotobuch, Reiseführer
Illustrated by Phoibos Wien

Norbert und das Geschenk

Norbert und das GeschenkDer Drache Norbert wirkt trotz zwei vorstehender messerscharfer Reißzähne und einem flaschengrünen Schweif, auf dem rote Zacken fackeln, friedlich und freundlich. Der Leser muss ihn einfach liebhaben, diesen Drachen zum Kuscheln, den Ingrid Bürger in Wort und Bild erschaffen hat. Sein erstes Abenteuer besteht der kleine Drache, als er ein Geschenk überbringen möchte. Weiterlesen


Genre: Bilderbuch, Kinderbuch
Illustrated by Graphiti

Von Affe bis Zebra. Mit ABC-Tiergedichten durchs Alphabet

Ein Pinguin wirkt drollig,
wenn er im flinken Trippelschritt
ganz emsig durch die Gegend watschelt,
und meistens wackeln viele mit.

Tiere von A bis Z werden in diesem liebevoll gemachen Kinderbuch aus dem Verlag Nele Handwerker in Bild und Gedicht vorgestellt. Affe, Bär und Chamäleon leiten die Parade der sechsundzwanzig Tiere ein und machen das Erlernen der Buchstaben unseres Alphabets im wahrsten Sinne zum Kinderspiel. Dabei beweisen Verlag und Verfasser gesunden Humor, wenn sie beispielsweise den Buchstaben »L« der Leseratte zuordnen.

Beim Buchstaben »X« musste die Autorin allerdings passen. Denn die Xanthippe als Untergattung der Milben ist wirklich kaum bekannt. So müssen die kleinen Leser sich eben ein X-Tier selber formen, und das kann sehr viel Spaß bereiten.

Das Buch entstand in Familienproduktion. Kinderbuch-Autorin Nele Handwerker hatte die Idee und fotografierte die von ihrer Mutter Ulrike Handwerker aus Papier und Holz erschaffenen Tierfiguren. Neles Großmutter Gertraude Witschas, die 48 Jahre lang als Rundfunksprecherin tätig war, reimte die Gedichte zu den jeweiligen Tieren.

Sinnerfassendes Lesen und Schauen ermöglicht den jüngsten Lesern mit Hilfe dieses Buches, in die Welt der Buchstaben einzutauchen und sie mit bekannten Begriffen zu verbinden. Besonders gefällt die Möglichkeit, im zweiten Teil des Buches alle Buchstaben-Tiere zum Ausmalen wieder zu treffen.

Die Fibel »Von Affe bis Zebra« ist ein fröhliches Kleinod zum Lesen, Vorlesen, Entdecken und Ausgestalten für die jüngsten Pioniere im Land der Buchstaben.


Genre: Bilderbuch, Kinderbuch
Illustrated by Nele Handwerker

The New West

The New West in Leinen-Postkarten

The New West: Die Eroberung des Amerikanischen Westens fand auch mittels „sanfter Propaganda“ statt. Die vorliegende Publikation aus dem renommierten Verlagshaus Hirmer reproduziert auf 304 Seiten 500 ausgewählte Leinen-Postkarten aus dem Amerika der 1930er- bis 50er-Jahre in unvergleichlichem Detailreichtum. Das Buch ist in die Kapitel Innovation, Landscape (Landschaft), Infrastructure, Architecture und Entertainment gegliedert.

Vier Wellen der Innovation

Die Postkarten – teilweise in Übergröße, teilweise en miniature – zeigen in lebendig wirkenden, farbintensiven Bildern die moderne Infrastruktur, technische Innovation und aufsehenerregende Architektur sowie neu entwickelte Freizeitvergnügen des sogenannten „Westens“, wie ihn schon lange niemand mehr sehen konnte. Die Publikation des Hirmer Verlages illustriert den Amerikanischen Westen, wie er sich mit seinen atemberaubenden Landschaften innerhalb von nur 200 Jahren zu einer modernen Region mit Städten, Parks, Mobilität, Infrastruktur und Kommunikation entwickelte. Strukturiert werden die Leinen-Postkarten nach den vier Phasen der grundlegenden Veränderung: Dampf, Stahl, Öl, Information (die „four waves of innovation“, wie ein Graphik betitelt ist). Denn längst wurde Silicon Valley zum Synonym des Westens oder zumindest Kaliforniens und zählt somit zu den modernsten Regionen der Welt.

The New West in Leinen-Postkarten

„Vista of San Francisco, from Twin Peaks Blvd.“ Leinen-Postkarten, die sich durch ihre leuchtende Farbigkeit und besondere Oberflächenstruktur großer Beliebtheit erfreuten, stellen heute eine eigene, populäre Kunstform aus Fotografie, Malerei und Massendruck dar und werden als solche nach und nach wiederentdeckt. Der Titel der ersten in vorliegendem Band abgebildeten Leinen-Postkarte zeigt ein San Francisco, das sich schon 1934 vom Twin Peaks Boulevard und Telegraph Hill über die zentrale Market Street bis hin zum pazifischen Ozean resp. der Bay Area erstreckte. Der Band NEW WEST präsentiert weitere 499 dieser wertvollen Postkarten aus der Wagener-Erganian Sammlung, begleitet von fundierten Texten über die Entwicklung des Landes sowie den dargestellten Motiven.

Wolfgang Wagener & Leslie Erganian
New West
Kunstwerke der besonderen Art: 500 wertvolle Leinen-Postkarten visualisieren die Entwicklung des Amerikanischen Westens
2019, Hardcover, Farbe, 305 Seiten
49,90 € [D] | 51,30 € [A] | 60,90 SFR [CH]
ISBN: 978-3-7774-3189-5
Hirmer Verlag


Genre: Bilderbuch, Postkarten
Illustrated by Hirmer

Asterix – Das Geheimnis des Zaubertranks

Nach einem schmerzhaften Sturz von einem Baum merkt der Druide Miraculix, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Er fasst den Entschluss, das Geheimnis des Kräfte verleihenden Zaubertranks an einen jüngeren Druiden weiterzureichen. Dadurch soll sich das kleine gallische Dorf auch in Zukunft gegen angreifende Römer zu verteidigen wissen.

Gemeinsam mit den beiden Helden Asterix und Obelix wird ganz Gallien auf links gedreht: Es wird nach einem talentierten Druiden gesucht.

Eine wahrlich schwere Aufgabe, da das Rezept nur in vertrauensvolle Hände gelangen darf. Das ruft einen Erzrivalen von Miraculix auf den Plan, der das Geheimnis vom Kräfte verleihenden Zaubertrank an sich reißen möchte.

Während die Helden gemeinsam mit dem Druiden nach einem Nachfolger suchen, bekommt Cäsar vom Erzrivalen gesteckt, dass dem Dorf der Zaubertranksmeister fehlt. Der Imperator lässt umgehend seine Truppen gegen das kleine gallische Dorf marschieren, welches von den restlichen Einwohnern vehement und unter Einwirkung des Zaubertranks verteidigt wird. Jedoch schwindet der Vorrat des stärkenden  Tranks schnell, und das gesamte Unterfangen gestaltet sich zu einem Wettlauf gegen die Zeit.

Veröffentlichung

Die Erstauflage von „Asterix – Das Geheimnis des Zaubertranks“ erschien am 7. März 2019 und beinhaltet 48 Seiten als gebundene Ausgabe. Als Vorlage für diesen “Comic” diente die Verfilmung des gleichnamigen Animationsfilms, der in deutschen Kinos am 14. März 2019 startete.

Die Originalgeschichte von Alexandre Astier, welche für den Film, Roman und diesen “Comic” Pate stand, hätte den Zauber haben können, eine würdige Fortsetzung der unbesiegbaren gallischen Helden sein zu können. Zeichentechnisch überzeugen die Bilder von Fabrice Tarrin voll und ganz, wobei wir direkt beim Hauptkritikpunkt ankommen.

Wenn dem Leser “Der Himmel auf den Kopf fällt!”

Es handelt sich bei der neuesten Ausgabe nicht mehr um einen klassischen Asterix und Obelix-Comic, sondern um ein Bilderbuch, welches “nur” noch ein- oder doppelseitige Zeichnungen vorzuweisen hat.

Bei diesen sehr guten Zeichnungen vermisst man schmerzlich typische Elemente wie Sprechblasen (ZACK! BUMM!) sowie aus den Latschen fliegende Römer. Eine genaue Namenszuweisung oder Vorstellung der Helden fehlt darüber hinaus fast komplett. Es wird wohl vorausgesetzt, dass der Leser jeden Akteur kennt und diesen auch einordnen kann.

Story

Die Story hat das Potenzial eines Rohdiamanten, jedoch fehlt es an Parallelen zum realen Leben. Ich hätte mir Namen wir Rationix und Aspirix (beide als Druidennamen zum Beispiel als Anspielung zu ähnlich klingenden Pharma-Riesen) gewünscht. Nach nur 20 Minuten Lesezeit hatte ich den faden Beigeschmack, lediglich ein Script vorgelegt bekommen zu haben, da ich mir selber viele Bilder im Kopf ausmalen musste.

Die Urväter

Der Erfinder und vor gut 43 Jahren verstorbene René Goscinny hätte diese neue Art von Comic sehr wahrscheinlich nicht gemocht. Ebenso sein noch lebender Kollege, Albert Uderzo, der seit 1951 den gallischen Helden von Goscinny Farbe verlieh. Dieser produzierte seit dem Tode Goscinnys die Erzählungen um die beliebten Gallier mit dem 1979 gegründeten Unternehmen “Éditions Albert René” selber. Dabei wurden die Texte von Uderzo im Vergleich zu denen von Goscinny wiederholt kritisiert.

Im Jahr 2008 veräußerte Uderzo seine Anteile des Unternehmens an den französischen Verlag Hachette. Seitdem begann die qualitative Talfahrt der Geschichten rund um die unbeugsamen Gallier.

Erfinder GOSCINNY und UDERZO werden hier erneut nicht würdevoll vertreten.

Beim Teutates, beim Lesen dieser Geschichte ist mir der Himmel auf den Kopf gefallen.

(Anmerkung: Bei starken Unwettern ist dies das Einzige, was Galliern Angst macht.)

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Genre: Bilderbuch, Comics
Illustrated by Egmont Comic Collection