Schmutz

Eugen Egner ist ein Multitalent. Er hat sich als Zeichner einen Namen gemacht, er tritt als Gitarrist auf und schreibt Romane und Geschichten. Bislang war es der Lesergemeinde des Medienkaufhauses Zweitausendeins vorbehalten, seine Werke zu goutieren. Jetzt meldet sich Egner in der Edition Phantasia mit Erzählungen unter dem Titel »Schmutz« zu Wort. Wie beim letzten Band sind es neun Geschichten, die der Autor versammelt. Es sind Erzählungen, die im Alltag meist männlicher Protagonisten spielen und sich plötzlich und unerwartet ins Absurde und Grausige bewegen.

Da fühlt sich Martin, der mit seiner neuen Flamme Nora die erste Nacht verbringt, von rätselhaften Gegenständen verfolgt, die »Gemütsbrand« verursachen. In »Schnee« glaubt sich ein älterer Herr von seinem Nachbarn bedroht, den er für einen Yeti, einen abscheulichen Schneemenschen, hält. Sein Sohn will helfen und hört in der Nacht, als leise Schnee fällt, seltsame Geräusche vor dem Haus. Er tritt ins Freie, und sein Leben verändert sich schlagartig. In »Sichtbarmachung« versucht ein Zeichner, Bilder zu Papier zu bringen, die sein Auftraggeber in einer Art Privatvorführung in einem alten Fernsehgerät gesehen haben will. Dieser seltsame Auftraggeber landet im Zuge der Arbeit, seines Verstandes restlos beraubt, auf einer Müllkippe.

Es sind Elemente von Verfall, Untergang und Dreck, die Egner zu eigenem Leben erwachen lässt. In seiner Titelstory »Schmutz« versinkt ein junger Mann in Abwesenheit seiner Frau im Unrat. Plötzlich pocht eine Gestalt aus seiner Vergangenheit an seine Tür, und er trifft seinen längst verstorbenen Vater, der in einer seltsamen Halbwelt haust. Traum und Wirklichkeit beginnen, sich zu mischen.

Der umfangreichste und mit Abstand literarisch stärkste Text der Sammlung heißt »Schulfest«. Ein Buchillustrator, dessen Leben sich nach einer Trennung aufzulösen beginnt, besucht einen Bahnhof, der ebenfalls im Verfall begriffen ist. Ein Junge lockt ihn zu einem auf einem Abstellgleis stehenden Geisterzug, der sich darauf in Bewegung setzt. Dort lernt er den einzigen Fahrgast kennen, der ihn erwartet zu haben scheint und ihn auf der Stelle als Zeichenlehrer für seine Schule einstellt. Diese Bildungseinrichtung entpuppt sich als Geisterhaus. Lediglich eine Handvoll Schüler wird unterrichtet, und es gibt außer dem Schulleiter, seiner schrecklichen Sekretärin und dem neu eingestellten Lehrer nur einen einzigen Pädagogen, der aber völlig verwirrt ist. Immer tiefer gerät der Zeichenlehrer in den Sog der geheimnisvollen Schule, die sich angeblich auf ein großes Schulfest vorbereitet. Bald ahnt der frisch gebackene Lehrer, dass auch hier sich alles um ihn herum aufzulösen beginnt … »Schulfest« ist der heimliche Höhepunkt der Sammlung und hat kafkaeske Dimensionen.

Bereits mit seinem letzten Buch »Nach Hause« vollzog Egner eine Wendung ins Makaber-Phantastische, die er jetzt mit »Schmutz« konsequent fortsetzt. Seine Geschichten sind zwar durchaus ähnlich gebaut, doch es gelingt ihm stets, seinem Helden, und damit dem Leser, den Boden unter den Füßen zu entziehen und ihn zu verwirren.

Egners Texte verstören den Leser. Er stürzt ihn in eine gewisse Ratlosigkeit über die Hintergründigkeit einer Welt, in der vieles nicht so ist wie es scheint. Wie in einem Albtraum bewegen sich seine Protagonisten durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse und sind anonymen Mächten ausgeliefert. Verflucht doppelbödige Texte!


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Edition Phantasia Bellheim

Wo geht’s denn hier zum Aufschwung?

Es geht mitunter deftig zu, wenn der Ossi über den Wessi und bisweilen auch über sich selbst lacht, weiß der Verlag des schon in der verflossenen DDR höchst beliebten Satiremagazins »Eulenspiegel«. Geschäftstüchtig, und wahrscheinlich von einem Wessi gut beraten, legten die Verlagsobristen deshalb ein schmales Büchlein auf, das einige der durchaus derben Scherze sammelt. Das fragt dann beispielsweise: »Was ist der Unterschied zwischen dem Schlips eines Wessis und einem Kuhschwanz?« und antwortet frech: »Der Kuhschwanz bedeckt das Arschloch ganz«.

Über einen derartigen Witz können Ossis, wie der Rezensent aus eigenen Testreihen bestätigen kann, herzhaft lachen. Aber auch Wessis heben ihre Mundwinkel sichtbar, werden derartige Schoten zum Besten gegeben. »Es gibt drei Arten, eine Firma in den Bankrott zu wirtschaften: Durch Frauen – das macht am meisten Spaß. Durch Sauferei – das klappt hundertprozentig. Durch einen Westler als Geschäftsführer – das geht am schnellsten«. Hier schwingen Erfahrungen mit den nach der Wende von West nach Ost schwärmenden Glücksrittern durch, die für zehntausende heute arbeitsloser Ostdeutscher bitter waren. Deshalb heißt auch der kürzeste Ossi-Witz: »Treffen sich zwei Ossis auf Arbeit …«.

Im Witz eines Volkes spiegelt sich sein Verhältnis zur Obrigkeit, zum Machtapparat und zu seiner Umwelt. Witze, über die der Osten lacht, zeigen, wie tief der Graben zwischen den Staatsvölkern der ehemaligen BRD und DDR immer noch ist. »Ossi und Wessi am Ostseestrand. Wessi: „Sehen Sie mal, da vorn geht der Rettungsschwimmer, der mir heute Vormittag das Leben gerettet hat.“ – „Ich weiß“, sagt der Ossi, „er hat sich schon bei mir entschuldigt.“«.

Wessis sind in den Scherzen, über die Ossis laut lachen, dumm, hohl, hinterhältig, geldgierig und im weitesten Sinne asozial. Dabei wird unterstellt, dass viele von ihnen gern die Mauer wieder hochziehen würden, um die Subvention des »Beitrittsgebietes« endlich beenden zu können. »Warum lächeln die Chinesen so hintergründig, wenn sie einem Westdeutschen begegnen? – Weil die Chinesen ihre Mauer noch haben«.

Soll also die im Titel des Buches gestellte Frage »Wo geht’s denn hier zum Aufschwung«, beantwortet werden, dann antwortet der gewitzte Ossi darauf: »Da entlang! Immer den Bach runter!«. Wer dieses Büchlein als Spiegel des Zeitgeistes liest, der sieht tatsächlich kohlrabenschwarz.

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Genre: Humor und Satire
Illustrated by Eulenspiegel Berlin

QQ

»Quiet quality«, abgekürzt »QQ«, ist ein amerikanischer Modebegriff und bedeutet so etwas wie »stille Güte«. Es will all das klammern, was nicht schreit und spritzt. Da Max Goldt das Ende seiner Tage in einem gepflegten Altenheim für betuchte Senioren verleben möchte, sieht er sich gezwungen, noch ein paar Jährchen zu schreien und zu spritzen. Dieser Tätigkeit geht der Autor bevorzugt im Satiremagazin »Titanic« nach. 21 seiner doppelseitigen stilbildenden Aufsätze sind in diesem Bändchen still und gut zusammen gefasst.

Goldts Sätze sind Sprachkunstwerke. Der Autor erzählt in locker-legerem Stil und mit einem satyrischen Funkeln in den Augenwinkeln kleine Geschichten aus dem Hier und Jetzt. Was assoziativ aneinander gereiht scheint, ist tatsächlich elegant konstruiert und bis in die letzte sprachliche Wendung ausgefeilt.

Ein fulminantes Feuerwerk ist sein Essay »Über Fernsehmusik«, mit dem der Sammelband eröffnet. Goldt beginnt mit der Rezension eines softlesbischen Mystery-Thrillers über zwei in lodernder Hassliebe verhedderten Frauen aus grauer Vorzeit, die sich in weiblicher Dramatik schlussendlich in einem keltischen Burgfried gegenseitig einmauern. Über diesen Einstieg schwenkt Goldt zur Autorin dieses historischen 800-Seiten-Schinkens, einer gewissen Heidi Würsel. Diese Dame steckt sämtliche Tantiemen aus ihrer literarischen Tätigkeit, die sie im vertrauten Kreis auch schon mal »Leseschrott für fette Frauen zusammenkloppen« nennt, in ihre heimliche Sehnsucht: das Restaurant »Schinkenkeller« auf der Insel Sylt.

In diesem Tempel des erlesenen Geschmacks trifft der Leser auch ihre Halbschwester, eine anerkannte Steingartenexpertin aus dem Hausfrauenfernsehen, die ihre Kohle in das Aufmöbeln alter Lamborghinis steckt und darin Erfüllung sucht. Auch sie steht kurz davor, als Buchautorin zu brillieren.

Gemeinsam ist den Damen ein Freund: der Fernsehkomponist Henner Larsfeld, ebenfalls Stammgast im »Schinkenkeller«. Dieser arbeitet, würde er danach gefragt – aber er wird es nicht – ausschließlich in seiner Küche und mixt dort Klangcocktails für unterschiedlichste Fernsehproduktionen. In dieser Kreativküche schrieb Larsfeld auch die Musik für die TV-Adaption des Würselschen Stoffes der eingemauert Schmachtenden. Wobei »schreiben« so verstanden sein will, dass er aus einer Sammlung von CDs mit Mönchschören und extrem verhallten Wummersounds einen Soundteppich knüpft, über den – unabhängig vom Genre – sämtliche der von ihm beschallten Fernsehfilme und Dokumentationen spazieren.

Auch Larsfeld versuchte einst, sich künstlerisch freizuschwimmen und verzichtete in einem ihm besonders geeigneten Fall auf die Chöre der Kuttenträger. Doch die zuständige TV-Redakteurin machte ihm schnell deutlich, dass dies doch gar nicht passe, und so griff der Meister, von einem »Warum nicht gleich so!« seiner Auftraggeberin angefeuert, wieder ins Mönchsarchiv.

Insofern lässt sich schon jetzt prophezeien, welche Fernsehmusik ertönen wird, wenn er den nächsten Würsel-Erfolg unterlegt, der bald über den Bildschirm flimmert und im übrigen erzählt, wie die beiden eingemauerten Frauen fünfhundert Jahre später aus ihrem Kokon ins Mittelalter entschlüpfen und sich dort wieder ihren heimlichen Leidenschaften widmen.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Rowohlt

Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens

»Katar will berühmt werden. Ein Mensch, der so ein Ziel vor Augen hat, nimmt an Talentwettbewerben teil. Unter Staaten gilt dieser Weg als unschicklich, also lädt man sich zur Bekanntmachung seiner Herrlichkeiten internationale Schreibkräfte ein, setzt sie an erlesene Tafeln, lässt sie auf King-Size-Betten liegen und erzählt ihnen nebenbei etwas über das hervorragende Erziehungssystem« … Max Goldt zählt zu den Auserwählten, die Katar zum Nulltarif besuchen durften. In dem ihm eigenen überspitzt eleganten und witzigen Stil beschreibt er die Schönheiten des Emirates, das Familien mit Kinder anlocken möchte, ohne den Kleinen auch nur einen Eisstand anzubieten.

Allein diese Geschichte macht Goldts Büchlein »Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens« empfehlenswert. Aber auch die anderen Dialoge, Szenen und Kolumnen, die der einstige Mitbegründer der Band »Foyer des Arts« und langjährige »Titanic«-Kolumnist in seinem Werk zusammengestellt hat, lesen sich vergnüglich und sich sprachliche Leckerbissen.

In der Titelgeschichte »Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens« nimmt er freundlich Abstand von den Aufdringlichkeiten einer Wirklichkeit, die er besonders mit dem alljährlichen Weihnachtsmarktzauber verbindet. An der »Volksschwäche«, »historische Marktplätze für geschlagene fünf Wochen mit billigen Sperrholzverschlägen zu möblieren«, geht er gern, »geführt von ruhigem, friedlichem Desinteresse«, seitlich vorbei.

Max Goldt schreibt mild und mit innerer Heiterkeit, er postuliert die Sanftheit der Sprache. Seine Texte haben einen Drall in Richtung »Quiet Quality«. Dieses neue Schlagwort aus den USA steht für alles, was nicht schreit und spritzt, und der Autor hat die stille Qualität »QQ« inzwischen zum Titel einer weiteren Veröffentlichung erhoben.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Rowohlt

Berliner Verhältnisse

Wer bei dem Buchtitel »Berliner Verhältnisse« glaubt, eine aktuelle Analyse des politischen Selbstbedienungsladens in Deutschlands Hauptstadt in Händen zu halten, der hat sich vergriffen. Tatsächlich geht es um eine Großstadtsatire, die in der Kreuzberger Adalbertstraße spielt.

Mario, Hauptheld des Buches und Bewohner einer Wohngemeinschaft in besagter Straße, lässt sich darauf ein, für ein paar illegale Bauarbeiter Lohn einzutreiben. Die wilden Gestalten aus seiner WG, die mit kalbsgroßen Hunden auftreten, sind als Eintreiber erfolgreich und entwickeln bald daraus einen einträglichen Nebenerwerb auf Provisionsbasis. Jedoch verliebt sich einer der Jungunternehmer, der bislang als schwul galt, in eine der Schuldnerinnen und zieht zu ihr. Damit rutscht das alternative Unternehmen in Schieflage.

Kurz darauf bemerkt die Inkasso-Brüderschaft, dass ihr Auftraggeber sie nicht nur zu eigenen sondern auch zu Schuldnern fremder Auftragnehmer schickt. Auf verschnörkelten Bahnen landet Mario so schließlich bei seinem Bruder Wolfgang. Der betreibt ein verschachteltes Netz von Bauträger- und Immobilienbüros und wird deshalb in seiner Familie als Erfolgsmensch dargestellt. Tatsächlich steht der Mann kurz vor dem Bankrott und versucht selbst, seinen Gläubigern zu entkommen. Mario kommt nun in den Geruch, gemeinsame Sache mit Kapitalisten zu machen und hat alle Hände voll zu tun, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Raul Zelik hat einen rasanten Milieuroman über Berlin-Kreuzberg geschrieben. Dabei gelingt es ihm leider nur bedingt, den Leser mit seinem Helden emotional zu verknüpfen. Zeliks Werk hinterlässt trotz der Farbenpracht, die Thema und Milieu bieten, einen eher unbeteiligten und seltsam nüchternen Eindruck.

Es hat wohl mit dem aktuellen Mangel an herausragenden deutschen Autoren zu tun, dass mit Zelik »eines der interessantesten deutschen Erzähltalente« (WDR) für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.

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Genre: Humor und Satire
Illustrated by Heyne München

Die Verschwörung der Idioten

Ignaz J. Reilly ist ein Muttersöhnchen aus dem tiefschwarzen New Orleans, das sich auch mit 30 Jahren noch von Mami mit Kuchen und Cremeschnitten füttern lässt. Der feiste, stinkfaule und philosophisch veranlagte Phlegmatiker lebt bevorzugt in seinem Bett und rennt von dort gegen die Segnungen der amerikanischen Zivilisation an. Wütend kommentiert er die nachmittäglichen Programme des Verdummungsfernsehens, ohne auch nur eine Folge der Achse des Schwachsinns auszulassen. Weiterlesen


Genre: Humor und Satire, Roman
Illustrated by dtv München

Nach Hause

Mit seinem Band »Nach Hause« bricht Eugen Egner mit seiner bisherigen humoristischen Erzählweise und präsentiert Geschichten, die einer gewissen Phantasie nicht entbehren. Mancher mag sie makaber nennen. Tatsächlich sind es Grotesken, die in der weiten Galaxie des Humors siedeln.

Egners Figuren suchen ihre Wurzeln. Sie wollen nach Hause, doch sie werden nicht fündig. In der Titelgeschichte »Nach Hause« beginnt Judith ein neues Leben in der Karnevalshochburg D. Versehentlich steigt sie jedoch zu früh aus der Straßenbahn und gerät in eine Gruppe von kostümierten Leuten, die sich in Zeit und Raum verirrt haben. Bei diesem Karnevalsscherz mit Folgen werden literarische Verbindungen zu E.T.A. Hoffmann deutlich.

In »Der Bruder« kehrt ein Mann in sein ererbtes Elternhaus zurück, das jedoch einem ominösen Bruder gehören soll. An diesen kann sich der vermeintliche Erbe jedoch überhaupt nicht erinnern. Das führt zu einem flammenden Inferno, dem er nicht gewachsen ist.

Ein Mann fertigt eine Puppe mit dem Ebenbild seiner ihm inzwischen verhassten Gemahlin. Die verlässt ihn darauf. Plötzlich beginnen die Puppen ein geheimnisvolles Eigenleben unter der Leitung einer »Puppenprinzessin«.

Egners Texte wirken gespenstisch, finster und treten durchaus kafkaesk auf. Seine Handlungsstränge wirken auf unheimliche Weise bedrohlich, zumal sie sich alle aus realen Situationen entwickeln. Seine Protagonisten bewegen sich in einer brüchigen Welt, aus der er kein Entkommen gibt.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main

Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurück

Nach dem Erfolg seines ersten Bandes legt Axel Hacke jetzt einen Nachschlag zum Stichwort »Verhören« bei Gedicht- und Liedzeilen vor. Der auf dem Hörfehler eines Musikenthusiasten fußende Buchtitel machte seinen »weißen Neger« zu einer poetischen Traumgestalt. Der Zuhörer verwandelte die vertonten Gedichtzeilen »und aus den Wiesen steiget / der weiße Nebel wunderbar« aus »Der Mond ist aufgegangen« von Matthias Claudius in: »und aus den Wiesen steiget / der weiße Neger Wumbaba«.

Wie bereits im ersten Band schöpft der Autor aus zahlreichen Leserzuschriften auf seine entsprechenden Kolumnen in der »Süddeutschen Zeitung« sowie aus inzwischen entstandenen Internetforen, die sich alle mit dem Thema des Verhörens beschäftigen. So ergänzt er seinen Wumbaba durch den »Kinder-Lehmann«, »Jack, die Sau« und den »Schlächter Müller«, allesamt Gestalten, die aus Hörfehlern resultieren.

Hacke belauscht das kirchliche Leben, wenn Gläubige singen: »Lasst uns froh und Monster sein«. Er besucht Landstriche wie »Hedwig Holstein« und widmet sich der deutschsprachigen Popmusik, für die er eine »Hitparade deutschsprachiger Verhörsänger« aufstellt. Erstplatzierter wird Herbert Grönemeyer, der es mit seiner Nuschelstimme gerade darauf anlegt, dass der Hörer eigene Texte erraten und herstellen soll.

Der Autor widmet sich der Thematik in professioneller Routine. Die Lektüre des Büchleins ist vergnüglich, ein sprachliches oder stilistisches Meisterwerk ist es jedoch nicht. Da hat Hacke mit seinem »König Dezember« wesentlich bessere Leistungen vorgelegt. Deutlich aufgewertet wird das Werk jedoch von dem Berliner Maler und Zeichner Michael Sowa, der herrliche Illustrationen beisteuerte, die allein schon den Erwerb des Buches rechtfertigen.

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Genre: Humor und Satire
Illustrated by Kunstmann München

Der Bär verspürt an manchen Tagen ein rätselhaftes Unbehagen

Wer deutsche Gedichte liest, bekommt selten Lachfalten. Deutsche Dichter wandern mit betroffenen Mienen und gramzerfurchter Stirn umher und wabern bevorzugt im Nebel. Dunkelheit gilt unverändert als Charakteristikum der literarischen Moderne und Schwermut als Beweis von Ernsthaftigkeit. Dichter, die von diesem Kanon abweichen, werden von der offiziellen Literaturkritik ebenso wie von der akademischen Germanistik verschmäht und in die Abteilung Kasperltheater abgeschoben.

Wilhelm Busch wurde von seiner Zeit lediglich als kauziger Comic-Zeichner statt als Dichter anerkannt. Über Christian Morgensterns Verse schrieb ein zeitgenössischer Rezensent, es handele sich keinesfalls um eine Art Literatur als um »das Lallen des Deliriums, um Hirnschwund-Aphasie«. Der unlängst verstorbene Robert Gernhardt wurde jahrzehntelang vom Feuilleton ignoriert, obwohl seine Bücher erfolgreich in mehreren Auflagen erschienen waren.

Dabei gibt es herrlich humorige, kauzige, schräge und surreale Gedichte deutscher Wortakrobaten, die anschaulich beweisen, wie unvollständig das literarische Feuilleton deutsche Dichtkunst spiegelt. Christian Maintz stellt in einer Anthologie ausgewählte komische Gedichte des 20. Jahrhunderts zusammen. Dem Weltbild-Verlag ist es zu danken, diesen ursprünglich bei Hanser erschienenen Sammelband als äußerst preiswertes Hardcover wieder aufgelegt zu haben.

Komische Gedichte stammen nicht nur von den Spezialisten des Genres wie Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Kurt Schwitters, Karl Valentin, Heinz Erhardt, F. W. Bernstein und Robert Gernhardt. Auch »ernste« Dichter kennen das komische Element und verwenden es bewusst, wie Texte von Erich Fried, Peter Rühmkorf, Bertolt Brecht und Hans Magnus Enzensberger belegen.

Der Titelzeile des Buches ist einem Gedicht von Volker Kriegel entlehnt, der sich auch als Jazzer einen Namen machte: »Der Bär verspürt an manchen Tagen ein rätselhaftes Unbehagen. Ist es der Kopf? das Herz? der Magen? Kann er das Bier nicht mehr vertragen? – Zu diesen schweren Schicksalsfragen weiß auch der Bär nicht viel zu sagen.« Was Kriegel da mit Tiefsinn blödelt, bildet keine Ausnahme. Die repräsentative Auswahl der geistreichsten, ulkigsten und brillantesten Gedichte ist eine Lesefreude und empfiehlt sich als Geschenk für jeden, der gern lacht.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Weltbild

Heimatliebe ist mehr als eine Spreewaldgurke

»Vor lauter Globalisierung und Computerisierung dürfen die schönen Dinge des Lebens wie Kartoffeln oder Eintopf kochen nicht zu kurz kommen.« Hier spricht eine berufene Hausfrau, es formuliert aber auch die Chefköchin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel.

Im Zeitalter der digitalen Medien rutschen immer mehr Äußerungen von Würdenträgern und anderen Wichtigtuern unredigiert in die Öffentlichkeit, die dem Bürger ein Lächeln schenken. Im Falle der Pionierleiterin Merkel ist jetzt daraus ein kleines Büchlein entstanden, das eine Viertelstunde Freude schenkt. Die Zitate werden dem Ruf der großen Führerin gerecht, der kleinstmögliche Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen zu sein.

Angelas Welt ist voller Geheimnisse und Abgründe: »Frauen sind wie Teebeutel. Du weißt nicht, wie stark sie sind, bis du sie ins heiße Wasser tauchst«, prophezeite die Oberkommandierende und tauchte unter. Vielleicht dachte sie dabei an den Kochtopf eines Kannibalenstammes und betete: »Die heilige Barbara starb den Martyrertod. Ich hoffe, dass mir das erspart bleibt.

Da sie aber über »gewisse kamelartige Fähigkeiten« verfügt, wird die Merkelin diesen Weg kaum beschreiten müssen. Derweil bereist sie die blühenden Landschaften und lobt dieses, unser deutsches Land: »Ich denke an dichte Fenster! Kein anderes Land kann so dichte und so schöne Fenster bauen!« Das ist auch gut so, dann dringen die Lacher der Bürger selten an die Öffentlichkeit.

Besonders bemerkenswert ist die ausgeprägte Heimatliebe unserer Regierungschefin. »Ich will, dass Mecklenburg-Vorpommern das Bayern des Ostens wird«, lautet ihr politisches Credo. Und so ist es auch ein Merkel-Spruch, der diesem Band seinen Titel verlieh: »Heimatliebe ist mehr wert als eine Spreewaldgurke.« – Guten Appetit!


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Rowohlt

Schüsse mit Empfangsbescheinigung

Seit 1985 erscheint in dem italienischen Wochenmagazin »L´Espresso« jeweils auf der letzten Seite eine Kolumne von Umberto Eco. Diese Kolumne behandelt alle möglichen (und scheinbar unmöglichen) Themen. Es sind auch politische Fragen, über die Eco resoniert, aber viel häufiger entstammen die Themen der Alltagswelt. Die Kolumne trägt den Titel »Bustina di Minerva« und Eco selbst hat bisher zweimal eine Auswahl seiner »Streichholzbriefe« bezeichneten Texte veröffentlicht. Nun ist eine dritte Auswahl, zusammengestellt von seinem deutschen Übersetzer Burckhart Kroeber, im Hanser Verlag unter dem Titel „Schüsse mit Empfangsbescheinigung“ erschienen.

Was aber sind »Streichholzbriefe«, was ist eine »Bustina di Minerva«? — Wer könnte auf diese Frage kompetenter antworten als der Autor selbst. In der Einleitung zu seiner letzten Auswahl an »Streichholzbriefen« schrieb Eco: »Der Titel `Bustina di Minerva´ bezieht sich auf jene kleinen Streichholzhefte, die von der Firma Minerva hergestellt werden, und auf die Tatsache, dass man sich auf der Innenseite des Deckels oft Telefonnummern notiert, Einkaufslisten anlegt oder auch (wie ich) eben festhält, was einem gerade durch den Kopf geht, während man im Zug unterwegs ist, in der Bar oder im Restaurant sitzt, Zeitung liest, ein Schaufenster betrachtet, in den Regalen einer Buchhandlung stöbert. Daher hatte ich von Anfang an festgelegt, dass ich, falls es mir eines Abends aus ganz persönlichen Gründen einfallen sollte, über Homer nachzudenken, darüber schreiben würde, auch wenn Homer nicht gerade die Titelseiten der Zeitungen füllt. Wie man sieht, habe ich es oft so gehalten, mit oder ohne Humor.«

Die Auswahl, die Kroeber nun vorstellt, ist komplett frei von politischen Texten. Eco macht sich in diesen erstmals im deutschen nachzulesenden Texten Gedanken über die immerwährende kulturpessimistische Frage, ob das Buch, ob das Lesen überhaupt noch eine Zukunft habe und schreibt »Vom Lesen im Bett«. Er echauffiert sich über »Leibffreudige Katholiken und bigotte Laien« ebenso wie über »Diebstähle mit Pfiff«. Oder er beschäftigt sich mit der Frage, warum Hacker — auch gegen den eigenen Willen — systemerhaltend wirken:

»Die jüngsten weltweiten Virenanschläge aufs Internet dürfen uns nicht wundern. Je komplizierter eine Technik ist, desto angreifbarer wird sie. In einer niedrig fliegenden Propellermaschine war es ein leichtes, mit einem Flugzeugentführer fertig zu werden: Man machte die Tür auf und warf ihn hinaus. In einer interkontinentalen Düsenmaschine kann auch ein Irrer mit einer Schreckschusspistole alle in Schach halten. (…) Wer hat Zeit, vierundzwanzig Stunden am Tag die neuen Möglichkeiten seines Computers zu studieren? Die Hacker, eine neue Art von Eremiten, die den ganzen Tag mit (elektronischer) Meditation verbringen. (…) Dabei kann es sein, daß viele von ihnen glauben, im „Geist von Seattle“ zu handeln, das heißt, sich dem Moloch der Globalisierung entgegenzustemmen. In Wahrheit sind sie jedoch die besten Kollaborateure des Systems, denn um sie zu neutralisieren, muß das System sich immer mehr und immer noch schneller erneuern.«

Eco beschäftigt sich mit Sprache, er ist Professor für Semiotik. Ecos Texte sind eine wahre Lesefreude. Sie sprühen vor Eloquenz und sind zugleich selbstironisch. Wer von diesem Professor aus Bologna seziert wird, weiß am Ende nicht, ob er weinen oder lachen soll. Die Leserinnen und Leser sind sich einig: Sie freut´s.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Carl Hanser München

Maria, ihm schmeckt´s nicht

Italien ist spätestens seit Goethes »Italienische Reise« in Deutschland nicht nur literarisch ein Dauerbrenner. Nichts ist verkaufsfördernder in unseren Gefilden, als ein wenig »Italianitá«. Wer bestellt schon gerne »Kalbsrouladen«, wenn »Involtini di manzo« im Angebot sind. Und wehe dem Gastwirt, der ein Rehgoulasch als das bezeichnet was es ist, Goulasch eben, und nicht mindestens ein »Sugo vom Reh« daraus macht. Auch ein Neuwagen aus Wolfsburg, München, Ingolstadt oder sonst woher, verkauft sich einfach besser, wenn er vor der Kulisse von Amalfi fotografiert wurde statt vor einem Sonnenuntergang in der Lüneburger Heide.

Aber gerade weil das so ist, geht man natürlich erst einmal ein wenig auf Distanz, wird einem ein Buch angeboten, dass so viel italienischen »Lifestile« schon im Titel führt: »Maria« lautet unweigerlich das erste Wort. Dabei geht es nicht nur um italienische Frauen, sondern gleich um eine ganze Sippe. Vor dem geistigen Auge der Leserin und des Lesers spielen sich Szenen von rauschenden italienischen Festen ab, von wahren Pasta-Orgien, singenden Gondoliere und viel Herzschmerz, Vino, Urlaub, Robert de Niro, Al Pacino …

Um eines vorweg zu nehmen: Die Skepsis ist ganz und gar ungerechtfertigt. Die Geschichten in diesem Buch werden uns vom Autor in der Ich-Form erzählt. So sehr dieses Buch auch ein Roman ist, uns also in Geschichten entführt, die sich zumindest nicht eins zu eins so ereignet haben, so sehr spürt man doch beim Lesen das, was Jan Weiler in seinem Vorwort schreibt: »Es ist ein Roman über die Wirklichkeit (…)«.

Das Buch beginnt (wie sonst sollte ein Deutscher Aufnahme in eine italienische Sippe finden) vor der Tür des potentiellen Schwiegervaters seiner Angebeteten. Mit Blumen bewaffnet und bar jeder Vorstellung von dem, was ihn auf den folgenden über 260 Seiten erwartet, klopft er an die Tür eines Reihenhauses am Niederrhein. Der Papa jener Familie, in die er einzuheiraten gedenkt, gehört zur ersten »Gastarbeiter«-Generation, wie die Hunderttausende von Menschen, die Anfang der 60er Jahre in die Bundesrepublik zur (Hilfs-)Arbeit angeworben wurden, so merkwürdig verharmlosend-ablehnend genannt wurden. Im Moment, in dem unser »Held« die Schwelle des Hauses der Familie Marcipane überschritten hat, ändert sich viel für ihn. Er durchlebt auf den folgenden Seiten nicht mehr und nicht weniger als eine Transformation vom »Fremden« zum »Schwiegersohn«, oder wie sein Schwiegervater Antonio (wie sollte er auch sonst heißen!) ausruft: »Meine Sohn, ich habe eine Sohn! Wirste du sehen, du haste einhe neue Vater. Dasse muss gefeierte werde. Ursula, habbe wir Spumante?«

Klar, dass nach der Hochzeit die nicht kleine Zahl von Verwandten in Süditalien besucht werden muss. Und hier vollzieht sich dann vollends die Eingemeindung des deutschen Schwiegersohnes in eine ihm fremde Kultur. Diese Kultur lernt er ebenso schnell lieben, wie er einzelne aber unverzichtbare Teile davon fürchtet. Vor allem, wenn ihm die Fürsorglichkeit der italienischen Mama in Bezug auf ausreichende Ernährung zuteil wird:
»Möchtest du noch von dem Schinken?«
»Nein danke. Ich bin satt.«
»Es schmeckt dir nicht.«
»Doch, doch, es war toll, aber ich kann nicht mehr. Wirklich.«
»Maria, ihm schmeckt´s nicht.«
»Doch, doch, es schmeckt vorzüglich.«
»Na, danniss doch noch was.«
«Gut, ich, äh, esse vielleicht noch etwas Käse.«
»Na also. Und eine bistecca?«
»Um Himmels willen, nein danke. Ich kann nicht mehr.«
»schmeckt´s nicht?« (…)

So realitätstauglich dieser Dialog ist, so schön diese nicht wenigen witzigen Erlebnisse auch erzählt werden, so wenig lässt es Jan Weiler damit bewenden. Sein Buch handelt nicht nur von den für helles Auflachen und Schenkelklopfen geeigneten Momenten des italienisch-deutschen Verhältnisses. In einem Kapitel reist der »liebe Jung« mit seinem Schwiegerpapa Antonio allein nach Italia. Dort erzählt ihm Antonio die Geschichte seines Lebens, von den Bubenstreichen in Campobasso, der Fremdheit als Sproß eines zugereisten Sizilianers, seiner Sehnsucht nach Amerika, die ihn allerdings statt nach New York lediglich bis an den Niederrhein führte. Und dieses Kapitel ist es, das aus der Sammlung schöner, lustiger, herzlicher und teilweise skurriler Geschichten ein Buch macht, das mehr ist, als die flott geschriebene Befriedigung deutscher Sicht auf italienische Marotten oder sentimentaler italienischer Selbstbeschreibung des Lebens in der Emigration.

Jan Weiler war von 2000 — 2005 Chefredakteur des Magazins der »Süddeutschen Zeitung«. Seine Frau ist tatsächlich Italienerin. Mit ihr und zwei Kindern lebt er heute als freier Schriftsteller in der Nähe von München, der sicherlich italienischsten Stadt Deutschlands. Ob sein Schwiegerpapa Antonio heißt, wissen wir nicht — das ist aber auch nicht so wichtig. Dieses Buch ist eine Wohltat in jeder Beziehung. Zunächst einmal ist dies ganz körperlich gemeint: Die Lektüre ist Intensivtraining für das Zwerchfell. Es sollte nicht im Bett gelesen werden — zumindest dann nicht, wenn der Partner oder die Partnerin schon zu schlafen gedenkt. Sie werden ihn oder sie ständig durch lautes Gewiehere wecken. Zum anderen sind die Geschichten eine sprachliche Wohltat, weil sie flüssig geschrieben aber beileibe nicht banal sind. Und schließich tut das Buch auch deswegen gut, weil es ganz grundsätzlich Lust macht, weiterzulesen.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Ullstein Berlin

Der weiße Neger Wumbaba

In dem kurzen Text »Der weiße Neger Wumbaba« geht es um das »Verhören« bei Gedicht- und Liedzeilen.

Axel Hacke widmete sich in mehreren Kolumnen in der »Süddeutschen Zeitung« dieser vergnüglichen Thematik und erhielt daraufhin zahlreiche Zuschriften mit Beispielen aus allen Bereichen. So fußt der schmale Band, der von dem Berliner Maler und Zeichner Michael Sowa herrlich illustriert wurde, wesentlich auf den Beiträgen, die aus dem Leserkreis des Kolumnisten beigesteuert wurden.

Der Buchtitel fußt auf dem Hörfehler eines Musikenthusiasten. Der verwandelte die vertonten Gedichtzeilen »und aus den Wiesen steiget / der weiße Nebel wunderbar« aus »Der Mond ist aufgegangen« von Matthias Claudius folgendermaßen: »und aus den Wiesen steiget / der weiße Neger Wumbaba«. Es entstand damit eine poetische Traumgestalt.

Hacke hält das für den besten Beweis seiner im Buch aufgestellten These, »dass die besseren Liedtexte in den Köpfen der Hörer entstehen«.

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Genre: Humor und Satire
Illustrated by Kunstmann München

Das Ouzo-Orakel

Bodo Morten ist in die Jahre gekommen und hat sich auf eine griechische Insel zurückgezogen. Aus dem einstigen Frauenversteher und Kampfsüffel ist ein vierschrötiger, rothaariger, barfüßiger Asket von dreiundvierzig Jahren in grünem Polohemd und kurzer Cargohose mit einem Rauschebart wie ein Bienenstock geworden. Der Sonderling und Frührentner wohnt seit vier Jahren am Ionischen Meer und führt in gynäkologischer Gelassenheit, die er sich anmeditiert hat, ein mönchisches Leben als Privatgelehrter. Sein in jede Minute geordnetes neues Schubladendasein verdankt er einem Intensivaufenthalt in der Psychiatrie, der ihn wieder auf die Füße gestellt hat. Weiterlesen


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Eichborn Verlag