Endlich verliebt! In Hanna, Franka und Ilse. Eine blitzgescheite Studentin, eine zu Exzessen neigende Tänzerin und eine füllige Bäckersfrau stürzen den Erzähler in schwere Turbulenzen. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse ist physisch und logistisch kaum zu meistern, doch trotz aller moralischer Skrupel geht es ihm so gut wie lange nicht.
Am Anfang stand eine Kindheit auf dem Anstaltsgelände einer riesigen Psychiatrie mit speziellen Freundschaften zu einigen Insassen und der großen Frage, wer eigentlich die Normalen sind. Danach verschlug es den Helden für ein Austauschjahr nach Laramie in Wyoming. Fremd und bizarr brach die Welt in den Rocky Mountains über ihn herein. Kaum zurück bekam er einen Platz auf der hochangesehenen, aber völlig verstörenden Otto-Falckenberg-Schule, und nur die Großeltern, bei denen er Unterschlupf gefunden hatte, konnten ihn durch allerlei Getränke und ihren großbürgerlichen Lebensstil vor größerem Unglück bewahren.
Nun ist der fragile und stabil erfolglose Jungschauspieler in der Provinz gelandet und begegnet dort Hanna, einer ehrgeizigen und überintelligenten Studentin. Es ist die erste große Liebe seines Lebens. Wenige Wochen später tritt Franka in Erscheinung, eine Tänzerin mit unwiderstehlichem Hang, die Nächte durchzufeiern und sich massieren zu lassen. Das kann er wie kein Zweiter, da es der eigentliche Schwerpunkt der Schauspielschule war. Und dann ist da auch noch Ilse, eine Bäckersfrau, in deren Backstube er sich so glücklich fühlt wie sonst nirgends. Die Frage ist: Kann das gut gehen? Die Antwort ist: nein.
Der junge Schauspieler Meyerhoff ist mitten im Sturm-und-Drang-Alter, hat sein erstes echtes Engagement, trifft auf die ersten Frauen, lebt erste Liebesaffären und natürlich wilden Sex. Dazu kommt, dass er wie alle Jungschauspieler vor Leidenschaft brennt, endlich große Rollen spielen zu dürfen, keine “Bäume”, die maximal einen Satz sagen dürfen. Im verknöcherten Provinztheater ein Ding der Unmöglichkeit. So experimentiert der junge Mann nicht nur in der Liebe – die ihm einiges an Termin-Exaktheit abverlangt, auf dass keine der Damen mit der anderen Geliebten kollidieren möge – nein, er versucht ein One-Man-Stück auf die Bühne zu zwingen. Übt vor dem Spiegel, seinen sündteuren Lederschwanz perfekt peitschen zu lassen, zieht sich den Unmut des Theater-Prinzipals zu, da der Schwanz die Theaterwerkstatt eine irre Summe gekostet hat. Ergebnis der Vorstellung: vernichtend.
Meyerhoff führt die Leser in altbekannter Manier durch einen Abschnitt seines Lebens; humorvoll, selbst in den fürchterlichsten Situationen, Peinlichkeiten und Niederlagen. Ich halte ihn für einen ausgezeichneten Autor, der dementsprechend vielfach ausgezeichnet wurde. Ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt, dennoch literarisch schreibt. Er gibt sein letztes Hemd fürs Theater, fürs Schreiben. Ich bleibe Fan.
Danke für deinen Bericht, liebe Elsa. Da du alle vier Bände kennst: Welches ist denn aus deiner Sicht der Stärkste?
Gern, lieber Rupi.
Der stärkste Band für mich ist Band 2. Eigentlich müsste er Band 1 sein, chronologisch gesehen, er hat mich so zum Lachen gebracht, einerseits, und andererseits zutiefst berührt.