Ein Kriminalroman aus einer gänzlich anderen Welt ist dieses filigrane Werk um Oberkommissar Chen, der in Schanghai den ungewöhnlichen Tod einer vorbildlichen Modellarbeiterin aufklären will. Der Polizist verletzt bei seinen Ermittlungen die Privatsphäre einflussreicher Parteibonzen und gerät in ihr heimliches Beziehungsgeflecht. Seine Ermittlungen werden dadurch erheblich behindert. Chen muß sich ständig bei Parteisekretären und Vorgesetzten absichern, in welche Richtung er ermitteln darf, und welches Ergebnis präsentiert werden soll. So nimmt der Fall die unerwartete Wendung, dass aus dem Jäger der Gejagte wird und es zu einer Entscheidungsschlacht über das berufliche Schicksal des Ermittlers selbst kommt.
Dieser inhaltlich wie stilistisch außergewöhnlich lesenswerte Krimi veranschaulicht das Leben im heutigen China, das zwischen kommunistischen Ansprüchen und kapitalistischen Verlockungen hin und her taumelt. Letztlich ist es ein Kampf zwischen alten Kadern, die ihre ererbten Privilegien giftig verteidigen und einem China im Aufbruch, das zumindest vor dem Gesetz Gleichheit aller Bürger anstrebt und den Begriff Demokratie ernst nimmt.
Schelmenroman des Ex-Sekretärs von Harry Graf Kessler über seinen fünfjährigen Mallorcaaufenthalt 1931-1936.
Anspruchsvoll geschrieben, unterhaltsam erzählt, farbenfroh geschmückt bietet die voluminöse Autobiographie auch demjenigen Lesevergnügen, der keine Auszeit auf der Insel der (vermeintlichen) Ruhe genossen hat.
Der Text ist sprachlich anspruchsvoll, und der Schinken verlangt vom Leser einige Konzentration. Aufgrund der sprachkünstlerischen Eigenleistung des Autors fällt es bisweilen schwer, dem eigenwilligen Stil des Werkes treu zu bleiben.
Sind aber erst einmal die ersten hundert Seiten überstanden und findet man sich mit dem permanenten Eigenlob Thelens über Redekunst und Einfallsreichtums seines Vigoleis ab, dann eröffnet sich ein selten farbenprächtiges Bild vom Leben auf der Insel, das einem Spitzweg-Gemälde in nichts nachsteht.
Thelens Art, schreibend zu monologisieren, entwickelt eine eigene Sogwirkung, und nach fast tausend Seiten ist es fast bedauerlich, dass der Erzähler vor dem deutschen Zugriff in Spanien flieht und ins Exil geht.
Amüsante Geschichte eines Schnorrers, der auf der Flucht vor seinen Schuldnern nach Italien reist, sich dort verliebt und mit Hilfe italienischer Mafiosi, einer reichen Witwe und seltsamer Zufälle ins Happy-End rutscht. Lustig und besonders geeignet für Leser, die sich gern an den morgendlichen Kater nach einem Einsatz im Kampftrinken erinnern.
Im Auftrag einer Edelgazette unternimmt der Autor eine Luxuskreuzfahrt in die Karibik. Mit messerscharfem Beobachtungsvermögen seziert er das Geschehen an Bord des schwimmenden Palastes.
Entstanden ist eine literarische Reportage, die sich vor allem den grotesken Auswüchsen des Verwöhntourismus widmet.
Foster Wallace erkennt in dem professionell freundlichem Amüsierservice in engelhaftem Weiß, der sich ihm unter einer lapislazuliblauen Himmelskuppel bietet, eine der Hauptursachen dafür, dass er froh ist, wieder von Bord gehen zu dürfen ohne vorher zu verzweifeln.
Für jeden, der plant, erstmals eine organisierte Schiffsreise zu buchen, ist die Lektüre des Essays eine genussreiche Trockenübung.