Auf den Bühnen der Welt

Ludwig Frank spielt auf allen Opern- und Konzertbühnen der Welt mit, und es gibt kaum einen Spitzenmusiker, der ihn nicht bereits gehört hat. Dabei ist Frank nie persönlich präsent. Es sind seine Oboen, die mit ihrem Wohllaut die Herzen der Zuhörer erfüllen, denn Frank ist ein weltbekannter Instrumentenbauer. Mit seiner Autobiografie »Auf den Bühnen der Welt« legt er seine Erinnerungen vor.

Ludwig Frank wurde 1963 in Dresden geboren. Seine Mutter, die Opernsängerin Renate Frank Reinecke und sein Vater, der Dirigent Hans-Peter Frank, prägten sein Leben und seine spätere berufliche Laufbahn. Schon im Alter von zarten fünf Jahren saß er in den Opernhäusern der DDR und lauschte der Mutter. Die hatte ihm eingebläut, er würde nie wieder mitgenommen, wenn er einmal laut »Mama« rufen würde. Klein Ludwig hielt durch und durfte weiter lauschen!

Die Erinnerungen von Ludwig Frank sind auch unter dem Aspekt spannend, weil sie einen Einblick geben in die Situation der DDR. Frank war privilegiert, da seine Eltern reisen und damit international auftreten konnten. Sie hatten Zugang zu den begehrten »blauen Kacheln«, der magischen D-Mark, die im sozialistischen Deutschland vieles möglich machte, was sonst unmöglich schien und neben »Vitamin B« für »Beziehungen« dem Jungen schließlich eine Ausbildung zum Instrumentenbauer ermöglichten.

Franks Aufzeichnungen lassen streckenweise schmunzeln wegen der Improviationskunst, mit der Versorgungsengpässe und Wohnraummangel von ihm bewältigt wurden. Dabei war es eine harte Zeit für den jungen Mann, der sich schließlich aufgrund seiner Zielstrebigkeit und einem unerschütterlichen Glauben an den eigenen Stern an die Weltspitze der Instrumentenbauer arbeitete und dabei auch in ständigen Konflikt mit der DDR-Staatssicherheit geriet.

Nach der Wende übernahm Frank mit Partnern die alteingesessene Intrumentenfirma Gebr. Mönnig und rettet den Traditionsbetrieb vor dem Untergang. Seine Oboen sind hinsichtlich Mechanik, Intonation und Ausgeglichenheit unübertroffen und werden von Spitzenmusikern wie Albrecht Mayer hochgeschätzt.

Dabei liegt die eigentliche Kunst des Instrumentenbauers darin, dem jeweiligen Musiker ein Instrument zu schaffen, das auf diesen zugeschnitten ist. Ludwig Frank weiß, dass Musiker Instrumente suchen, die zu ihnen passen. Um das zu erzielen, lässt er Menschen ganz nah an sich ran, denn nur so kann er ihnen ein passendes Instrument bauen. Dabei spielen Faktoren wie Klang, Dynamik, Ausgeglichenheit und Flexibilität entscheidende Rollen.

Die Erinnerungen von Ludwig Frank sind ein Stück lebendige Musikgeschichte aus einer Zeit, in der Deutschland geteilt war. Sie entwerfen das Bild eines experimentierfreudigen und zielstrebigen Mannes, der die Geschichte des Instrumentenbaus mit seinem Schaffen bereichert hat. Eine faszinierende Lektüre auch für Nichtmusiker!


Genre: Autobiografie, Erinnerungen, Instrumentenbau, Musik
Illustrated by Ultraviolett

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