Karwoche

Bei einem illegalen Wettrennen durch die bayerischen Berge kommt es zu einem Beinahe-Unfall, in den auch Kommissar Wallner verwickelt wird, der eigentlich samt Freundin auf dem Weg in die Osterferien unterwegs ist. Im Wagen eines der beiden verhinderten Formel 1-Piloten findet sich zur allgemeinen Überraschung die Leiche einer jungen Frau, Hannah Lohwerk, deren Gesicht vor Jahren durch einen Autounfall entstellt wurde. Obwohl Wallner wegen seines Urlaubs keine offizielle Funktion bekleidet, mischt er bei den Ermittlungen kräftig mit, denn er lässt sich nur ungern das Heft aus der Hand nehmen. Bald führen die Spuren zu der schillernden Schauspielerfamilie Millruth, die erst vor wenigen Monaten einen Todesfall zu beklagen hatte und der es auch sonst nicht an dunklen Geheimnissen mangelt…

„Karwoche“ ist Andreas Föhrs dritter Roman mit den Miesbacher Polizisten um Kommissar Wallner und er bietet wiederum spannende Unterhaltung. Nicht nur ein bayerischer Regio-Krimi mit kantig schrulligen Charakteren, die sich durch robusten Humor auszeichnen, sondern einfach ein gut geschriebenes Buch, das die notwendigen Zutaten des Genres schmackhaft zusammenrührt. Natürlich merkt man dem Autor seine Vergangenheit als Drehbuchschreiber für TV-Krimis an; er versteht sein Handwerk und zieht den Plot trotz (unabdingbarer) Rückblenden stringent durch, steigert langsam aber sicher das Tempo, um zum Schluss die überraschende Auflösung zu präsentieren. Dabei sind die Protagonisten weder langweilig noch oberflächlich gezeichnet und das Leben der Hauptfiguren entwickelt sich romanübergreifend weiter.

Fazit: Vielleicht ist Wallner noch kein Kultkommissar wie auf der Rückseite des Buches vermerkt, aber er ist sicher auf dem besten Weg dahin. Bitte mehr davon!

P.S.: Auf bayerischen Dialekt wird weitgehend verzichtet, so dass auch Leser jenseits des Weißwurst-Äquators voll auf ihre Kosten kommen.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Knaur München

Geopfert

Gus Dury ist ein ehemaliger Reporter und aktueller Trinker und erklärt sich wider besseres Wissens bereit, die Ermordung des Sohnes eines Freundes aufzuklären. Dazu säuft und prügelt er sich quer durch Edinburgh und macht weder vor russischen Menschenhändlern noch vor korrupten Regierungsmitgliedern halt, denn er hat eine Mission zu erfüllen und aufgeben steht nicht auf seiner Agenda…

„Geopfert“ ist (trotz des wieder mal selten dämlichen deutschen Titels) ein herrlich erfrischendes Buch mit einem echten hard boiled Helden, der irgendwie aus der Zeit gefallen ist und sich nicht anfreunden und abfinden mag mit der schönen neuen schottischen Metropole, hinter deren glänzender Fassade jede Menge Dreck verborgen ist. Verdorbene Politiker, skrupellose neureiche Gangster und natürlich eine mysteriöse femme fatale; dieser Roman enthält alles, was das Herz begehrt.

Tony Blacks Schreibe ist frech, realistisch, machomäßig und erinnert an Mailer oder Hemingway, scottish noir at it’s best. In UK sind bereits drei weitere Bücher der Gus-Dury-Reihe erschienen, und ja, ich werde sie alle lesen, der Autor hat das mehr als verdient.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Zsolnay Wien

Der Hypnotiseur

Unter dem Pseudonym Lars Kepler hat das Autorenduo Alexandra und Alexander Ahndoril ihr Krimidebüt gegeben. Das Resultat? Zumindest der Titel wirkt spannend und vielversprechend.

Erik Maria Bark, Experte für Traumata-Behandlungen, der seinen Beruf aus guten Gründen nicht mehr ausüben möchte, wird zu einem bewusstlosen Jungen gerufen. Der 15jährige ist schwer verletzt und soll Zeuge eines brutalen Doppelmordes gewesen sein, bei dem nahezu seine gesamte Familie ausgelöscht wurde. Unter Hypnose gesteht der Junge, selbst der Täter gewesen zu sein. Er entflieht aus dem Krankenhaus und hinterlässt eine grausige Blutspur. In der Nacht darauf wird Barks Sohn Benjamin entführt. Der ist Bluter und dringend auf Medikamente angewiesen, um zu überleben. Barks Frau Simone bittet ihren Vater Kenneth, einen Kripomann im Ruhestand, um Hilfe. Auch Erik geht auf die Suche und erinnert sich dabei an eine frühere Patientin, die ihn attackierte und mit dem Geschehen in Verbindung steht …

Lars Kepler schreiben trocken und schildern emotionslos sachlich. Mit distanzierter Kühle, bisweilen hölzern und seltsam stimmungslos schildern sie das Geschehen. Hinzu kommen wiederholte Wechsel der Erzählperspektive, die der Lektüre Spannung nimmt.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Nibelungenmord

Eine Drachenhöhle im Siebengebirge ist nicht nur einer der Schauplätze der berühmt-berüchtigten Nibelungensage sondern auch der Ort, an dem eine Frau ermordet aufgefunden wird. Kommissar Seidel und sein Team nehmen die Ermittlungen auf, die schnell in eine bestimmte Richtung deuten: Die Gattin des Notars und notorischen Frauenhelds Sippmeyer nämlich ist spurlos verschwunden, und das just an ihrem 40. Geburtstag mit einem Haus voll wartender Gäste. Passend dazu ist im ganzen Ort bekannt, dass der Rechtsgelehrte über eine Geliebte verfügt, die düstere Bilder mit Nibelungen-Themen malt. Aber wieder einmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen, denn die Tote entpuppt sich als vergleichsweise schnöde Lehrerin und die Kriminalisten stehen erneut am Anfang. Doch zum Glück gibt es ja noch die greise Kommissaren-Großmutter, die auf eigene Faust versucht, dem Enkel zu helfen…

Das Romandebüt der Germanistin Judith Merchant ist keiner der typischen Regio-Krimis, die seit einiger Zeit inflationär auf den Markt drängen und sich wie geschnitten Brot verkaufen. Zwar beeindruckt die Autorin durchaus mit malerischen Landschaften rund um den Ort Königswinter und verknüpft auch den Plot immer wieder geschickt mit Elementen aus der Nibelungensage, aber ihren Figuren fehlt der typische Lokalkolorit; sie könnten genauso gut in jeder anderen Provinz eingesetzt werden. Diese Wertung ist wohlgemerkt nicht negativ gemeint, man muss ja nicht auf jeder Welle mitreiten.

Als äußerst positiv kann vermerkt werden, dass die Polizisten-Oma nicht als betagtes Supergirl daherkommt, sondern mit den Tücken des Alters mindestens ebenso zu kämpfen hat wie mit ihren Ermittlungen. Die Sprache ist wie zu erwarten erfreulich geschliffen und souverän, auch wenn der Handlung ein bisschen mehr Stringenz gut getan hätte. „Nibelungenmord“ ist insofern ein ungewöhnlicher Krimi, als etliche genre-üblichen Zutaten wie die Details der Polizeiarbeit im Hintergrund stehen. Stattdessen bindet die Autorin ihren Protagonisten ausnahmslos emotionale Mühlsteine um den Hals, so dass es beinahe an ein Wunder grenzt, dass sie sich auch noch mit anderen Dingen als sich selbst beschäftigen können. Das birgt durchaus seinen Reiz aber eben auch die Gefahr, dass künftige Bücher von Frau Merchant auf den Kaufhaus-Wühltischen unter dem Etikett „Frauenliteratur“ verhökert werden und das wäre schade.

Die junge Autorin besitzt durchaus Potenzial, wie die im Buch enthaltene preisgekrönte und wirklich exzellente Kurzgeschichte „Monopoly“ beweist und das dort ebenfalls abgedruckte Interview macht sie richtig sympathisch. Bleibt zu hoffen, dass sie in den angekündigten folgenden Romanen einige Schwächen abstellen kann.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Knaur München

Die Flügel der Sphinx

Nach der Lektüre jedes neu erschienenen Romans von Andrea Camilleri muss man sich in Erinnerung rufen, dass der Autor 1925 geboren wurde. Camilleri war also, als dieser elfte Fall mit Commissario Montalbano in deutscher Sprache erschien, stolze 84 Jahre alt – oder jung. Folgt man nämlich seinem Protagonisten durch die turbulenten 270 Seiten dieses Romans, dann bleibt dem Leser gar keine Zeit, um sich Gedanken über welche Frage auch immer im Zusammenhang mit dem Lebensalter zu machen.
Hat man die einleitenden Seiten gelesen, taucht auch schon – hopplahopp – eine schöne junge Frau auf, allerdings mausetot und auf einer Müllkippe liegend. Im Verlaufe der Geschichte stellt sich heraus, dass es sich um eine Russin handelt. Sie wurde, ebenso wie tausende andere junge Russinnen, von einer Schleuserorganisation nach Italien gebracht. Ein sich sehr katholisch gebender Wohltätigkeitsverein holte sie dann aus dem Milieu und brachte sie in die sizilianische Provinz. Was sie dann dort erlebte lässt sich allerdings nicht als eine Verbesserung ihrer Situation umschreiben. Und das nicht nur, weil sie letztendlich dem Leser als Leiche bekannt gemacht wird.
Montalbano kämpft sich also wieder durch ein verfilztes System. Darin spielt mit die Staatsmacht in Gestalt verschiedener Institutionen und natürlich jene sizilianische Organisation, die weltweit bekannt ist und deren Namen in den Romanen von Camilleri so selten fällt, dass es gerade offensichtlich ist, um wen es sich handelt. Ob nun Mafia oder nicht – am Ende erhalten einige der Beteiligten das, was sie verdient haben. Andere kommen ungeschoren davon. Camilleri allerdings gehört nicht dazu. Er kämpft nämlich auch in diesem Roman nicht nur gegen die Unterwelt und die Dummheit einiger Mitarbeiter, sondern auch gegen seine eigene Sturheit. Mit der hat er sich bei seiner langjährigen Lebensgefährtin Livia unmöglich gemacht und muss nun versuchen, aus dieser Situation wieder heraus- und in seine Beziehung wieder hineinzukommen. Molto complicato! Aber auch: Sehr amüsant.
Andrea Camilleri mag zwar sehr alt sein. Seiner Produktivität tut dies aber offensichtlich keinen Abbruch. Den zahlreichen Fans sei versichert: Derzeit liegen noch mindestens vier Romane mit Montalbano im Original vor, die auf eine Übersetzung ins Deutsche warten.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Kälteschlaf

Von der finanziellen und sozialen Katastrophe, in die die Finanzmarktkrise Island gestützt hat, berichtet der isländische Schriftsteller Arnaldur Indridason in seinem nunmehr achten Kriminalroman rund um den Kommissar Erlendur nicht. „Kälteschlaf“ wurde schon im Jahre 2007 veröffentlicht, kam aber erst Ende des vergangenen Jahres in deutscher Übersetzung in die Buchhandlungen. Aber auch ohne die reale Katastrophe ist Island kein idyllisches Eiland. Und zwar hat die Mordkommission der isländischen Hauptstadt Reykjavik gerade nicht so viel zu tun, beschaulich geht es trotzdem nicht zu.
„Cold cases“, so nennt man im Amerikanischen ungelöste Kriminalfälle. Die Akten solcher kalten Spuren wieder hervorzuholen ist Zeiten vorbehalten, in denen den Ermittlern sonst kaum etwas zu tun bleibt. Die isländischen Kriminalen tun das in diesem Krimi und stoßen auf zwei alte Fälle. Zwei Jugendliche verschwanden vor vielen Jahren und ein Selbstmord wirf Fragen auf. Vor allem der angebliche Selbstmord der Historikerin Maria X. treibt Kommissar Erlendur um.
Bei seinen Ermittlungen stößt der leicht skurrile Kommissar nicht nur auf Ungereimtheiten in den Akten, sondern auf alte Geschichten aus der eigenen Vergangenheit und auch das Verschwinden der Jugendlichen spielt auf einmal eine Rolle.
Isländern sagt man nach, sie glaubten tatsächlich an Trolle, Feen und andere überirdische Wesen. In diesem Kriminalroman fehlt denn auch das Übersinnliche nicht. Aber keine Sorge: Weit entfernt davon ins „Fantasy-Genre“ abzurutschen, ist der nunmehr achte Roman in dieser Reihe spannend erzählt. Es handelt sich um eine hinreichend schrullige Geschichte und die Lektüre macht, wie schon in den ersten sieben Fällen mit Kommissar Erlendur, einfach viel Spaß.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Salvo Montalbano erlebt einen Sommer, der nicht nur ihn zermürbt. Seine Verlobte kommt, samt bester Freundin, deren Mann und Kind, nach Sizilien. Montalbano muss ein Ferienhaus besorgen, womit allerdings nach kurzer Zeit überraschend der Ärger beginnt. Eine Invasion von Küchenschaben löst ein Chaos aus, das sich bis zum Auffinden einer Leiche steigert. Auf den ersten 100 Seiten ist alles dabei, was normale Menschen in den Wahnsinn treibt und Krimileser in gute Laune versetzt.

Dabei fängt die Geschichte so harmlos an. Es ist August, Salvo Montalbano liegt in seinem Häuschen am Strand von Marinella ,als ihn seine Verlobteanruft, die bekanntlich in Genua lebt. Da in der Beziehung der beiden so entfernt Lebenden nichts einfach ist, wird auch aus diesem Wiedersehen nichts Normales. Livia bringt ihre beste Freundin mit, die ihrerseits Mann und Kind im Gepäck hat. Die Folge: Montalbano muss sich um ein Haus am Meer kümmern. Und das bei Gluthitze. Leserinnen und Leser, denen der sizilianische Kommissar kein Fremder mehr ist, können sich dessen Gemütsverfassung ob einer solchen Aufgabe ausmalen. Natürlich löst die Hauptfigur der Krimireihe von Andrea Camilleri auch diese Aufgabe, wenn schon nicht im Handumdrehen, dafür aber bravourös – denkt Montalbano jedenfalls. Dumm nur, dass sich im Keller des Ferienhauses eine Leiche befindet – und das ist nicht im übertragenen Sinne gemeint.

Das Ferienhaus liegt oberhalb eines Strandes und hat ein Untergeschoss, das illegal errichtet wurde. Was nichts Besonderes ist, stellt doch das Bauen ohne Genehmigung in Sizilien offensichtlich eine lässliche Sünde dar, die praktisch nicht verfolgt wird. Wenn allerdings seit sechs Jahren in diesem Untergeschoss unentdeckt eine Leiche liegt, dann stellen sich auch sizilianische Behörden dieser Aufgabe. Montalbano ermittelt und lernt u.a. einen Bauunternehmer kennen, der den Prototypen des korrupten Fieslings abgibt und prompt unter Verdacht gerät.
Noch mehr als der für ihn alltägliche Umgang mit Korruption, macht Montalbano allerdings sein Alter zu schaffen. Nicht dass der Kriminalpolizist gebrechlich würde. Körperlich ist der Mann fit, schwimmt jeden Tag und scheint auch durchaus ansehnlich geblieben zu sein. Aber gerade seine Anziehungskraft auf jüngere Frauen ist es, die ihm zu schaffen macht. Während seine Verlobte, gemeinsam mit bester Freundin nebst Familie, nach dem Fund der Leiche empört die Insel verlässt und Montalbano konsterniert zurücklässt, begegnet ihm die Zwillingsschwester der Toten. Und die ist „molto bella“….

Wie immer in dieser Krimireihe ist der Plot hinreichend spannend, man kann tatsächlich von einer Kriminalgeschichte reden. Das eigentlich Interessante sind aber die Protagonisten der Geschichten, ihre Landsleute und die Umgebung. Mit einem Wort: Sizilien. Andrea Camilleri, selbst Sizilianer, versteht es meisterhaft eine Ahnung von der Widersprüchlichkeit des Lebens auf der größten Mittelmeerinsel zu vermitteln. Und da eine weitere Zutat der Geschichten von Camilleri ein manchmal überbordender und zugleich grimmiger Humor ist, trainiert die Lektüre nicht nur die Gehirnzellen sondern auch gleich das Zwerchfell.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Lasset die Kinder zu mir kommen

Kindersegen auf Abruf

Carabinieri dringen mitten in der Nacht in das Schlafzimmer eines Ehepaars ein, durchsuchen die Wohnung, nehmen das Baby des Paares mit, schlagen den sich wehrenden Mann krankenhausreif und lassen die Frau schockiert zurück.
Pech nur für die Carabinieri, dass der Zusammengeschlagene der Leiter der Pädiatrie des Krankenhauses ist, in das ihn die Carabinieri einliefern. Da muss die Polizei ermitteln, auch wenn die Täter ebenfalls vom Staat bezahlt werden. Und weil das alles in Venedig stattfindet, reißt ein nächtlicher Anruf Commissario Brunetti aus dem Schlaf.
In ihrem sechzehnten Brunetti-Roman ermitteln Carabinieri hinter einem organisiertem Kinderhändlerring her und denjenigen, die sich aus ihrem Angebot bedienen. Dabei geht es aber nicht um Kinder, die als Arbeitssklaven enden, sondern um die Vermittlung von Babys an Paare, die sich ihren Kinderwunsch nicht selbst erfüllen, aber für ihren „Kindersegen“ zahlen können.
Die Ermittlungen des venezianischen Commissarios öffnen den Blick nicht nur auf kriminelle Machenschaften in Medizinerkreisen, sondern auch auf das gesellschaftliche Umfeld, das diesen Fall begünstigt. Ist das Baby des Ehepaars Pedrolli nicht doch das leibliche Kind des Arztes, aber aus einem Seitensprung? Wer hat Anzeige erstattet oder wie kamen die Carabinieri dahinter? Ist die Vermittlung von elternlosen Babys an reiche Kinderlose ein Segen für die Kinder oder zu verurteilen? Und ist das alles überhaupt ein Fall für die Polizei oder eher für die Politik oder gar reine Privatangelegenheit?
Donna Leon bedient mit „Lasset die Kinder zu mir kommen“ nicht die Erwartung, mit Hilfe eines konstruierten Falles, könne die politische und moralische Grenzziehung in diesen Fragen gelingen. Alle Fragen bleiben letztlich offen, das Personal dieses Romanes mit seinen Zweifeln ist auf sich gestellt. Nach 355 Seiten Lektüre bleibt ein Gefühl von Unzufriedenheit übrig: In diesem Fall, nicht das schlechteste Ende.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Diogenes Zürich

Tokio-Killer

John Rain, halb Japaner, halb Amerikaner, ist Auftragskiller. Er hat sich auf den natürlich erscheinenden Tod spezialisiert. Sein Einsatzort ist Tokio. Hier erledigt er blutige Jobs, die ihm telefonisch von einem Parteibeamten der LDP übermittelt werden. Als Rain einen führenden Kader der Regierung mittels eines übersteuerten Herzschrittmachers tötet, fällt ihm auf, dass die Ermordung von ungewöhnlichen Umständen begleitet wird. Dabei geht es um einen Datenträger, den das Opfer bei sich haben sollte, um ihn einem amerikanischen Journalisten zu übergeben. Darauf sind Informationen gespeichert, die milliardenschwere Verstrickungen zwischen Regierung, Parteizentralen, Bauindustrie und der japanischen Yakuze belegen.

Es entsteht ein Wettlauf um die brisanten Dateien, und Rain spürt, dass es ihm dabei selbst an den Kragen gehen soll. Obwohl der in Vietnam und Kambodscha ausgebildete Profikiller meint, ein weithin unsichtbares Doppelleben zu führen, muss er feststellen, dass sowohl seine japanischen Auftraggeber als auch die CIA sehr wohl über seine wahre Identität und seine Adresse informiert sind. Nachdem sich auch die japanische Polizei in die Jagd einschaltet, wird immer undurchschaubarer, wer mit wem unter einer Decke steckt …

Eisler wählte die strenge Form des Berichts für seinen Erstling. Doch trotz der chronologisch-braven Schilderung des Ich-Erzählers entsteht knisternde Spannung. Der Roman lebt indes wesentlich von seiner Milieudichte und führt den Leser durch Clubs, Bars und Hotels der japanischen Mega-Metropole. Protagonist John Rain tritt dabei in jeder Situation als unüberwindlicher Einzelkämpfer auf. Er windet sich aus allen Situationen heraus und trotzt jeder Übermacht. Diese Selbstverliebtheit des Helden in seine eigenen Fähigkeiten ist ein deutliches Manko des Werks und führt zum Punkteabzug. Insgesamt ist »Tokio-Killer« ein gut lesbarer, rasant geschriebener Kriminalroman ohne intellektuellen Tiefgang.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Scherz Frankfurt am Main

Rachefeuer

Realitäts-Schocker!

Wer die Kriminalromane von Magdalen Nabb gelesen hat, der hatte sich in den vergangenen Jahren in ein nicht gerade idyllisches Florenz hineingelesen. Der Kontrapunkt zur hektischen Renaissance-Metropole mit Tourismuswahn, stickiger Luft und anderen Widrigkeiten, war ein stoischer Carabinieri-Maresciallo.
Wer die mittlerweile drei Romane von Michele Giuttari in die Hand nimmt und liest, wird Vieles wiedererkennen. Sein Serienheld, Commissario Ferrara ist ebenso wie Nabb´s Maresciallo Guarnaccia gebürtiger Sizilianer und auch er ist Polizist – er leitet die Mordkommission der Polizei von Florenz. Mit der biographischen und beruflichen Gemeinsamkeit enden aber auch schon fast alle Übereinstimmungen. Commissario Ferrara ist alles andere als stoisch. Der Mann ist ein Getriebener. Alles um ihn herum bekommen es zu spüren – von seinen Mitarbeitern bis hin zu seiner aus Deutschland stammenden Frau. Das Florenz dieses Polizisten ist um einiges brutaler als die Toscana-Capitale von Magdalen Nabb. Die Schönheit der Stadt, ihre kulturellen Reichtümer, kulinarischen Tradition, ihr Flair – alles rückt angesichts der kriminalen Ereignisse in den Hintergrund. Die Realität schockt die Schönheit weg. Wer Commissario Ferrara in seinen Fällen folgen will, der muss sich auf ein enormes Tempo und kontinuierliche Beschleunigung gefasst machen. Hinzu kommt schwere Kost, was die behandelten Themen und die Verbrechen betrifft.
Die Krimis von Michele Giuttari sind das Werk eines Schriftstellers, der seine Materie besser kennt, als ihm vielleicht lieb ist. Der 1950 in Messina auf Sizilien geborene Michele Giuttari war, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete, Polizist. Ein erfolgreicher Polizist: Er zeichnete sich in der Mafia-Bekämpfung aus und wurde 1975 der Leiter der Mordkommission von Florenz.
In seinem neuesten und dritten Kriminalroman mit und um Commissario Ferrara, „Rachefeuer“, wird die Leserin, wird der Leser schon nach 10 Seiten aus allen eventuell noch vorhandenen Träumen gerissen. Commissario Ferrara wird bei einem Bombenanschlag mitten im historischen Zentrum von Florenz fast getötet. Es folgt eine aufgeregte Ermittlung, die mal hinter Phantomen, mal hinter Mafiosi und islamistischen Terroristen her ist. Das Attentat ereignet sich kurz nach dem Anschlag von Al Quadia auf die Twin-Towers – entsprechend nervös ist die Stimmung in den Sicherheitsbehörden. Aber sind tatsächlich islamistische Terroristen in Florenz aktiv? Oder handelt es sich um einen Bluff, organisiert von der sizilianischen Mafia, die mit Ferrara noch eine Rechnung offen hat? Spätestens nach dem keine 50 Seiten weiter die leitende Staatsanwältin durch einen Sprengsatz ermordet wird, gewinnt die Geschichte eine Dynamik, die die Spannung bis zum unerwarteten Ende der Geschichte kontinuierlich ansteigen lässt.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Die dunkle Wahrheit des Mondes

Wenn´s mal so einfach wäre…

Ein Toter wird aufgefunden. Er sitzt in einem Lesesessel, die Hose samt Unterhose heruntergezogen. Ein Schuss hat ihn ins Jenseits befördert. Dieser Schuss traf ihn in sein linkes Auge. So weit so unschön. Commissario Salvo Montalbano schließt aus dem Arrangement des Tatortes das Nahegelegene und sucht nach einer Frau, einer Geliebten, einer Hure, was auch immer. Ist es ein Eifersuchtsdrama, oder wurde der Tote gar von der Frau selbst, beim Liebesspiel…
Wer mit diesem neuen Fall, den der sizilianische Ausnahmekommissar des Autors Andrea Camilleri zu lösen hat, nicht sein erstes Buch aus der mittlerweile umfangreichen Reihe liest, glaubt sowieso nicht an eine einfache Auflösung.
Auf dem Weg zur Seite 260 erfährt man viel über Moral und Doppelmoral, über Familienstrukturen und über die Vorherrschaft des Mannes auf Sizilien. Das klingt so lapidar, dass die Leserinnen und Leser denken mögen: Na und? War doch klar. Lassen Sie sich auf diese Geschichte ein – es wird Ihnen mittendrin ziemlich mulmig werden.
Ansonsten: Souverän erzählt, hochspannend und immer unterhaltsam mit hinreissendem Humor geschrieben. Ein Muss für alle Fans, eine Freude auch für alle, die die Geschichten um Montalbano noch nicht kennen.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Der kalte Blick der Rache

Wenn der Krieg in den Krimi eingreift

Roberto Mistretta schreibt sich mit seinem nunmehr dritten Kriminalroman ein kleines Stück näher an den älteren Meister, an Andrea Camilleri heran.
Mistretta erschuf mit seiner Hauptfigur und Serienhelden, dem Maresciallo der Carabinieri, Saverio Bonanno, einen eher „volkstümlichen“ Charakter. Aufbrausend, klug und mit Herzensbildung versehen, ohne literarische oder Fremdsprachenkenntnisse agiert Bonanno auf den ersten Blick wie ein Elefant im Porzellanladen. Während aber Diejenigen, die gerade Opfer einer seiner emotionalen Attacken wurden noch staunen, bereut der etwas schwergewichtige Maresciallo schon seinen Ausbruch. Diese Reue lässt sich in seinem Fall am besten mit einem Tässchen starken Espresso und einem Schokohörnchen zelebrieren.
Um als archetypischer Sizilianer durchzugehen, fehlt es Bonanno eigentlich an nichts. Auch die Familia spielt eine wichtige Rolle: Er lebt, von seiner Frau verlassen, mit seiner Tochter bei seiner Mutter.
In dem im April 2008 erschienenen Roman „Der kalte Blick der Rache“ verliebt sich Bonanno, etwas, womit er nicht mehr gerechnet hatte, und just beim ersten romantischen Rendezvous fallen in unmittelbarer Nachbarschaft Schüsse.
Die Geschichte, die dann auf 347 Seiten ihren Lauf nimmt entwickelt sich aus zwei Handlungssträngen. Darin tauchen auf: Die ältesten Mordmotive, von Betrug, über Ehebruch bis zu Rachsucht. Zugleich beginnt im Kosovo, während der ethnischen Säuberungen, eine Geschichte inmitten von Kriegsgräueln, Verschleppungen, Vergewaltigungen und Morden. Beide Handlungen begegnen sich und langsam wird lesend deutlich, wie klein unsere Welt geworden ist und wie sehr auch diese beiden Handlungsstränge einander bedingen. Die „lokale“ Realität wird durch eine gleichsam „größere“ bestimmt – der Krieg greift in den Krimi ein.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Der Großaktionär

Athen ist nicht Hollywood

Auch in diesem Krimi brennt es, um einmal das Thema aufzugreifen, mit dem Griechenland traurigerweise im Jahr 2007 in der Öffentlichkeit von sich Reden machte. Allerdings brennen in diesem außerordentlich spannenden Kriminalroman weniger die Wälder, als über kurz oder lang die Nerven des Hauptdarstellers, Kommissar Kostas Charitos, durch. Dessen Tochter wurde nämlich, zusammen mit ihrem Zukünftigen und einigen hundert Touristen auf einem Kreuzfahrtschiff in der Ägäis enführt. Die Gauner geben sich als Nationalisten, versuchen Gesinnungsgenossen freizupressen und lösen verständlicherweise in der Familie des Kommissars ein emotionales und auch real ein ganz handfestes Chaos aus.
Petros Markaris letzter, 2007 bei Diogenes erschienener Kriminalroman, ist der mittlerweile sechste in einer nicht nur beachtlichen, sondern auch europaweit beachteten Reihe von Krimis. Sein Kommissar lebt und arbeitet in Athen, quält sich durch die lebensfeindliche Hauptstadt Griechenlands und versucht – obwohl anscheinend von Geburt an Misanthrop – sich das Leben nicht komplett vermiesen zu lassen. Der Mann isst gerne und trinkt gern, aber ein Gourmet ist er nicht. Hausfrauenkost, und nur die seiner ansonsten höchst nervigen Frau, ist ihm das allerliebste.
Wer sich durch die Krimis von Markaris liest, der bekommt einen Eindruck von einem Griechenland jenseits des Akropolis-Ausfluges, der Strand/Sonne/Taverne-Bilder. Korruption hat man zwar chauvinistischerweise sowieso den Griechen zugetraut, aber Markaris kommt mit politischen Zusammenhängen und Einblicken daher, die das Interesse an der Wiege der westlichen Demokratie ganz neu und auf ganz andere Weise entzündet wird.
Wie der Fall im neuesten Krimi ausgeht? Griechische Krimis sind keine Hollywood-Filme. Seine Tochter überlebt, aber glücklich wird der Kommissar am Ende doch nicht.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Diogenes Zürich

Das Tagebuch der Signora

Hinter der Mauer des Schweigens blüht der Horror.

Wer kann sich noch an die italienischen Neofaschisten erinnern? Können Sie ad hoc den Namen der Partei nennen, die das Erbe Mussolinis angetreten hat? Können Sie sich vorstellen, dass italienische Faschisten in der Gegenwart an einer Regierung beteiligt waren – und nun auch schon wieder sind, ja gar den Parlamentspräsidenten stellen?
Das vermutlich eine Mehrheit der Leserinnen und Leser dieses Textes nicht sofort und mit Gewissheit diese Fragen beantworten kann, kommt nicht von ungefähr. Die Tatsache, dass aus der offen neofaschistischen Partei „Movimento Sociale Italiano“ (MSI) eine Partei entstehen konnte, die es nach wenigen Jahren schaffte, sich das Image einer konservativen aber dennoch seriösen und demokratischen politischen Kraft zu geben, ist an und für sich schon schockierend. Dass diese, trotz aller erfolgreicher Camouflage, immer noch vom faschistischen Geist angefeuerte Partei mit dem heutigen Namen „Alleanza Nazionale“ tatsächlich zweimal Koalitionspartner in einer italienischen Regierung (unter dem nicht minder dubiosen Ministerpräsidenten Berlusconi) sein konnte, war den meisten politischen Kommentatoren in Europa nur noch wenige Monate lang überhaupt erwähnenswert und kritikwürdig. Dass sie nunmehr Teil der Partei Berlusconis geworden und damit erneut Regierungspartei ist, löst ausserhalb Israels keine ernstzunehmenden Befürchtungen mehr aus.
Dass aber hinter der demokratischen Fassade nicht trotz, sondern gerade wegen des Vergessens, schlimmste Verbrechen immer noch auf ihre Aufklärung warten und deren Urheber auf ihre Verurteilung, davon handelt der 2007 erschienene Roman der italienischen Autorin Liaty Pisani, die durch ihre Spionage-Krimis mit der für seinen Berufsstand zu nachdenklichen Hauptfigur, dem Geheimagenten Ogden, bekannt wurde.

Der vorliegende Roman ist kein Spionagethriller. Wohl tauchen am Ende wieder Angehörige eines „Dienstes“ auf – und gehören diesmal zu den „Guten“. Das Kriminale der Geschichte liegt aber in der der Historie des italienischen und deutschen Faschismus.
An den Ufern des Lago Maggiore ereignet sich im September 1943 das erste Massaker an italienischen Juden. Die deutsche Wehrmacht hatte nach der Kapitulation der italienischen Truppen gerade Oberitalien besetzt. Eine junge Frau, Signorina Brandini, war nicht nur Zeugin, sondern auch indirekt in dieses Verbrechen verstrickt. Das Massaker wurde nie gesühnt, die deutschen Mörder und ihre italienischen Kollaborateure laufen frei herum, bzw. wurden nie belangt.
60 Jahre später erhält ein amerikanischer Maler mit italienischen Wurzeln von der mittlerweile betagten, aber reichen Signora Brandini ein Tagebuch, in dem diese die damaligen Ereignisse beschreibt und sowohl Täter als auch Kollaborateure nennt. Ein alter italienischer jüdischer Schriftsteller, großväterlicher Freund des Malers, erhält durch dadurch ebenfalls Kenntnis vom Inhalt des Tagebuches. Er selbst hat einen Teil seiner Familie bei jenem Massaker verloren. Beide beschließen die Tatsachen endlich zu veröffentlichen.
Wie wenig aber das Vergangene wirklich vergangen ist, müssen sie im Folgenden leidvoll erfahren, da sich herausstellt, dass der Sohn des Hauptkollaborateurs, ein angeseher, reicher und skrupelloser Geschäftsmann mit politischen Ambitionen, diese Veröffentlichung um jeden Preis verhindern will.

Die Geschichte, die Liaty Pisani so meisterhaft und spannend erzählt, basiert auf Tatsachen. Am Ende des Romans schreibt sie: „Das hier Erzählte beruht zum Teil auf Tatsachen. Einige der Personen, die in diesem Roman vorkommen, haben existiert: zum Beispiel die Opfer, die bei ihrem richtigen Namen genannt werden (…) Auch nach sechzig Jahren nach der Tragödie von Meina hat keiner der Verantwortlichen für jene Verbrechen büßen müssen. (…)“

Die Pisani hat ein großartiges Buch vorgelegt!


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Diogenes Zürich

Wie durch ein dunkles Glas

Verseuchte Schönheit

Es funktioniert mittlerweile wie ein Familientreffen: Man möchte erfahren, wie sich die beiden Kinder des sympathischen Kommissars entwickelt haben und was seine belesene Gattin Paola treibt. Geht es Vianello, dem mittlerweile zum Inspektor beförderten Kollegen von Brunetti gut? Sogar der spießig-schleimige Vize-Questore Patta ist einem über die Jahre ans Herz gewachsen. Ganz zu schweigen von der ebenso klugen wie durchtriebenen Signorina Elletra. Man möchte fast glauben, Donna Leon habe extra für ihr deutsches Lesepublikum das Personal für eine venezianische “Lindenstraße” entwickelt. Gäbe es da nicht den Einbruch der Realität in diese Puppenstube, wäre diese Krimireihe mittlerweile allerdings eher zum Gähnen.
So sehr Venedig als Bühne für Leon´s Geschichten sowohl Klischee als auch Realität ist, so sehr sind die Krimis mit dem Kommissar Brunetti zugleich harmlose „Sittengemälde“ und -glücklicherweise – bissige, zum Teil sarkastische Kommentare der hinter den Fassaden waltenden Wirklichkeit. Bitterböse fallen diese Kommentare in der Regel allerdings nicht aus – Leon ist eben nicht Highsmith.
Lesegenuss entsteht unzweifelhaft bei fortgesetzter Lektüre der Abenteuer des braven Commissario. Dies ist sowohl dem Gefühl von Zugehörigkeit zu einer „Gemeinde“ von treuen Leserinnen und Lesern geschuldet, als auch durch das Lokalkolorit, das Geschichten aus Venedig zweifellos zu vermitteln in der Lage sind. Spannung entsteht durch die mit politischer Aktualität und Brisanz angereicherte Stimmung eines Kriminalfalls nebst allen denkbaren “italienischen” Verwicklungen, Verstrickungen und bürokratischen “Besonderheiten”.
Dieses Mal erfahren wir von Verunreinigungen, ja Verseuchungen der Lagune von Venedig. Diese werden durch den petrochemischen Großbetrieb in Mestre, dem Industriestadtteil Venedigs, der auf dem Festland liegt, verursacht. Aus der Produktion dieser Mammutfabrik fließen seit Jahrzehnten unterschiedlichste, zum Teil hochgiftige Stoffe in die Lagune und verpesten sie nach und nach.
Aber auch die venezianischste aller Industrien gerät im neuesten Buch von Donna Leon unter einen bösen Verdacht: Die Glasproduktion in Murano. Dort spielen die Inhaber zweier Glasmanufakturen eine unrühmliche Rolle. Einer ihrer Angestellten forscht nach Ursachen für die Behinderung, mit der eines seiner Kinder geboren wurde – und glaubt sie in toxischer Verunreinigung durch die Glasproduktion gefunden zu haben. Eines Nachts wird dieser als Nachtwächter arbeitende Angestellte tot vor den höllisch heißen Glasöfen vorgefunden…


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Diogenes Zürich