Psychologisch aufgebauter Locked-room-crime. Ein steinreiches selbstsüchtiges Ekel wird ermordet, vier befreundete Gäste und seine eigene Frau kommen in Verdacht. Jeden seiner Freunde hat das Opfer in schwierigen Situationen hängen lassen, jedem hat er damit Leid zugefügt, jeder hat damit ein Motiv, ihm nach dem Leben zu trachten. Natalie, die erfolgreiche, jedoch tablettensüchtige Journalistin, wurde von ihm allein gelassen, als sich eine Bande Vergewaltiger auf sie stürzte. Die aus einem klerikalen Vaterhaus stammende Mary ließ er im Stich, als sie ihren ersten Discobesuch unternahm, mit knapper Not einer Polizeirazzia entkam und schließlich geschwängert wurde. Seinen Freund Steve enttäuschte er vor Gericht mit der Rücknahme einer verabredeten Falschaussage und brachte den jungen Banker damit wegen Meineids hinter Gittern und um seine berufliche Karriere. Die schöne Gina erpresste er mit einer lesbischen Affäre mit Natalie und nahm ihr damit den geliebten Mann und ihre gemeinsame Zukunft. Seine Frau Laura schließlich, die er über ein Pornoheft aufgelesen hatte, bedroht er mit Entzug von Luxus und Abschiebung in die Bronx, aus der sie stammte. Die Aufarbeitung der Beziehungen zueinander und der einzelnen Schicksale führt zur Lösung des Falles.
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Schattenspiel
Die schwarzen Vögel
Jenny mit den langen, schwarz lackierten Fingernägeln verschwindet, und natürlich gerät unter Verdacht, wer zuletzt mit ihr gesehen worden ist: Thomas Kuyper, Pharmakologe in einem Tierforschungslabor. Seine Frau war eine Woche verreist, er hatte nicht der Versuchung widerstanden — nun sieht sich Thomas mit den Scherben seiner Ehe und Existenz konfrontiert. Grandios komponiert Bestsellerautor Maarten ‘t Hart die Themen Liebe, Ehe, Eifersucht und Mord zu einem ungemein fesselnden Roman. — Nur so viel: Maarten ‘t Hart hat eine Geschichte erzählt, der auch der Leser begierig erliegt, denn man muß wissen, was aus der Frau wurde.
Im Namen des Vaters
Zwei Schwestern aus einer sehr strengen baptistischen Glaubensgemeinschaft machen Urlaub in Griechenland. Dabei wird eines der Mädchen von einem jungen Mann geschwängert, der sie am Tag darauf verlässt. Als die Glaubensgemeinschaft von der Schwangerschaft erfährt, wird das Mädchen als unehrenhaft verstoßen und muss sofort seine Familie verlassen.
Elf Jahre später macht sich ihre Schwester auf, sie ausfindig zu machen und folgt ihren Spuren. Sie stößt auf ein Verbrechen, das mehr als ein Jahrzehnt ungeklärt ist und trifft auf ein Kirchenmilieu, dessen erklärte Frömmigkeit oft nur Schein ist.
Der spannende Krimi vor dem Hintergrund mächtiger Kathedralen und verkrusteter Verhältnisse nimmt den Leser bald gefangen und überrascht durch geschickte Handlungsführung und äußerst differenzierte wie einfühlsame Zeichnung der Akteure.
Die Form des Wassers
Andrea Camilleri wird in fortgeschrittenem Alter durch Romane um Montalbano erfolgreich. Mit »Die Form des Wassers« beginnt eine Reihe von Kriminalromanen, um den eigenwilligen sizilianischen Commissario Montalbano.
Als in Vigata, einer typischen Kleinstadt auf Sizilien, eine Leiche an den Strand gespült wird, beginnt er die Untersuchung des Falles, denn es handelt sich um den Parteivorsitzenden der örtlichen Regierungspartei, Luparello. Schnell wird klar, dass es sich um ein Netz von politisch kriminellen Verbindungen mit unsauberen Geschäften im Hintergrund handelt. Die couragierte Witwe gibt Montalbano Hinweise auf das sexuelle Doppelleben des toten Gatten. Die Partei des Toten wählt indessen dessen Rivalen, Cardamone, zum Vorsitzenden. Der Advokat Rizzo, der dem Toten »treu« gedient hatte, wird dessen Stellvertreter. Montalbano findet Hinweise dafür, dass die Schwiegertochter des Toten Luparello auf dem Gewissen haben könnte.
Das Buch ist durch schnelle, spannende, unkomplizierte Handlungsführung geprägt. Montalbano wird als Sympathieträger vorgestellt, der auch ein bisschen an seinen amerikanischen Kollegen Columbo erinnert. Camilleri hat viele Lesefreunde für seine Krimis gefunden, denn alle versprechen Spannung und halten sie.
Clara
Ein faszinierend geschriebener Krimi, der im Bereich des modernen Kunstbetriebs spielt und höchst ungewöhnliche Blickwinkel und Sichtweisen vermittelt. Im Kern geht es um so genannte »hyperdramatische Kunst«, bei der Menschen als Leinwände benutzt, gestaltet, ausgestellt und verkauft werden. Ein über allen Wassern schwebender Meister gestaltet sein finales Werk, indem er seine menschlichen Leinwände ebenso wie Zeichnungen auf Papier zerstört und sich damit letztlich selbst inszeniert. Der Umgang mit dem Körper in allen denkbaren bizarren Verrenkungen und Verdrehungen erinnert an die surrealistischen Figuren des niederländischen Malers Jan Bouman. Die Ausstellung des (allerdings toten) menschlichen Körpers als Kunstwerk lässt an Gunter von Hagens »Körperwelten« denken.
Hart am Rand
Dieser Metropolenkrimi entspricht seinem Titel und ist wirklich hart am Rand geschrieben. Praktischerweise ist der Hauptheld ein Berliner Location-Scout, der von Mitte nach Zehlendorf und wieder zurück surft. Es werden alle gängigen Klischees bedient, es gibt reichlich Tote, und es fließt viel Blut. Es agieren: eine Abteilung brutaler und hoch gerüsteter Russenmafioso, moderne Frauen, die Frauen lieben, ewig gestrige Männer, die sich in gut gebaute Nutten verknallen, Knackis, Penner, Goldkettchenträger. Es wird in Szenekneipen, pardon, ostdeutsch heißen sie jetzt: Bars, gefrühstückt, gekokst und gesoffen. In unaufgeräumten Jungmännerwohnungen treffen sich Pillendreher, Paffer und Penner mit Eisenwarenhändlern, die en gros Schießeisen dealen. Anrufbeantworter und Mobiltelefone streuen Gründe aus, ständig die Szene zu wechseln. So torkeln Autor und Leser beschwingt und im Sauseschritt durch das Berlin genannte Kuriositätenkabinett. Whow, was für eine wilde Stadt!
In kalter Absicht
Lakonisch erzählter, vielfach verschachtelter Kriminalfall aus Norwegen um Kindesentführungen und —morde eines unberechenbaren Psychopathen, der von einem gemütlichen älteren Kommissar und einer von ihm spontan als Profilerin auserkorenen Psychologin gesucht wird. Die Fachfrau von der geisteswissenschaftlichen Fakultät ist überdies mit einem düsteren Justizirrtum aus der Vergangenheit des Landes beschäftigt, hier geht es um die unschuldige Verurteilung eines angeblichen Kinderschänders. Auf dem Höhepunkt des Romans laufen die Handlungsstränge zusammen und verweben sich elegant.
Der Text lässt dem Leser viel Freiraum für eigenes Überlegen und Mutmaßen, er lädt regelrecht zur persönlichen Stellungnahme ein und wirkt damit alles andere als glatt gegossen. Die sachkundige Autorin hebt weniger das kriminalistische Genie Einzelner in den Himmel, sie beleuchtet vielmehr ihre Fälle von möglichst vielen Seiten und aus den unterschiedlichsten Perspektiven und wirkt insofern auch realistischer als andere skandinavische Kriminalschriftsteller. Hier müht sich, anders als bei Mankells Starkommissar Wallander, kein Polizist als Alter Ego des Autors. Holt reportiert spannende Fälle und leuchtet sie facettenreich und fachkundig aus.
Die Marseille-Trilogie
Die Bücher des leider früh verstorbenen Autors sind unter Südfrankreich-Fans ebenso Kult wie unter den Studenten Marseilles. In spannungsgeladener Atmosphäre versteht es Izzo, ein milieudichtes Bild der Hafenstadt zu entwerfen, die zwischen Mafia, Baulöwen, Marokkanerbanden und Rassenkonflikten ständig kurz vor der Explosion zu stehen scheint. Ob die Romane geeignet sind, den Tourismus in Marseille anzukurbeln, ist zweifelhaft, allzu düster erscheint die Stadt in den Kriminalgeschichten um seinen Protagonisten.
Fabio Montale, ein klassischer Film-Noir-Held, der häufig durch ein Meer von Blut waten muss, ist ein unbedeutender Polizist mit Hang zum guten Essen und einem weiten Herz für die verschiedenen Bewohner der Hafenstadt: für die Italiener, die Spanier, die Nordafrikaner, und auch die Franzosen.
Stilistisch werden parallel verlaufende Handlungsstränge ineinander verschmolzen, immer wieder tauchen Figuren auf, die aus Montales Vergangenheit stammen. Damit erinnert er den deutschen Leser an Fernsehkommissar Schimanski, dem er auch an unkonventioneller Vorgehensweise und Lebensphilosophie ähnelt.
Wer Izzos drei in einem Band zusammen gefassten Kriminalromane liest, neigt zu dem Schluss, Marseille sei schon längst auseinander gefallen und stehe kurz vor dem Untergang. Aus eigenem Erleben sei deshalb hier bestätigt: die Stadt existiert weiterhin, ihr Herz pulsiert, und es gibt sogar noch echte Franzosen!
Die Verhandlung
Auf der Welle amerikanischer Rechtsanwaltskrimis schwimmender stilistisch wie inhaltlich flacher Roman, der außerdem in offensichtlich hartholziger Übersetzung daherkommt. Eine Anwältin setzt sich als Newcomer für ein Flittchen ein, das glaubt, ihren gewalttätigen Mann erschlagen zu haben. Natürlich ist die Angeklagte unschuldig, ihr Mann hat sich – das bleibt zudem noch schwammig offen – selbst getötet, um sie zu belasten. Um dem Ganzen noch eins, zwei, drei darauf zu setzen, erfährt die Gute, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist und ihr behandelnder Arzt sie unter Hypnose schwängerte! Letzterer muss dafür noch im Gerichtssaal mit dem Leben zahlen, und auch die Protagonistin schluckt Blei zum Happyend. Im Original zuerst erschienen im Verlag Volk und Welt: es verwundert, welcher Schrott in etablierten Buchhäusern zwischen harte Deckel gepresst wird
Brandmauer
Spannend gestrickter Krimi um eine fanatische Organisation, die computergesteuert die Weltbank lahm legen und damit eine weltweite Wirtschaftskrise auslösen will. Kommissar Wallander ist auch diesmal mit ungeheurer Intuition und viel Glück gesegnet. Kaum glaublich, wie kompetent eine relativ schlecht ausgestattete Polizeieinheit in der schwedischen Provinz agiert. Extrem komplizierte und verschachtelte Fälle werden mit endloser Hingabe und selbstlosem Einsatz gelöst.
Auch in diesem Buch zieht Mankell eine gehörige Portion Sozialkritik wie einen unwilligen Hund am Halsband in das Geschehen. Kein Werk ohne die scheinbar unumgänglichen Reflexionen zu Überfremdung, Wertverlust und die hungernden Kinder in Afrika. Hier klebt ein Autor in seiner eigenen Biografie und beschwert sein Werk in unnötiger Weise.
Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod
Eine Ehefrau kehrt aus dem Griechenlandurlaub nicht mehr heim. Ein Priester wird vor einem Zug überfahren. Ein Mädchen verschwindet spurlos. Mehrere Frauen werden erdrosselt. Schließlich wird ein ermittelnder Kriminalbeamter vor einen Bus gestoßen. Die holländische Polizei ist ratlos und findet keine Spur; sie hat es offensichtlich mit einem ebenso raffinierten wie intelligenten Verbrecher zu tun. Bis der im Ruhestand befindliche Hauptkommissar Van Veeteren sich auf die Suche nach dem Serienkiller begibt und dabei durch Intuition die Ermittlungen in Bewegung bringt.
Der schwedische Autor Håkan Nesser hat mit einem runden Dutzend ins Deutsche übersetzter Van-Veeteren-Romane inzwischen auch bei uns einen Leserkreis erreicht, der sich dem literarisch anspruchsvolleren Psychokrimi verschrieben hat.
Blinde Göttin
Die smarte Polizeikommissarin Hanne Wilhelmsen, eine faszinierend aussehende, hochintelligente und brillant kombinierende Lesbe und damit Alter Ego der Autorin fährt am liebsten Harley Davidson ohne Helm. Im Showdown des Krimis um einen von angesehenen Juristen gesteuerten Drogenring muss sie aber auch schon mal einen verabscheuungswürdigen japanischen Reiskocher knacken und durch die winterkalte Nacht Norwegens knallen, um das Schlimmste zu verhindern. Die insgesamt arg konstruiert wirkende Story wird gekonnt und spannend erzählt. Holts Interesse, höchste staatliche Stellen mit den verbrecherischen Vorfällen zu verfilzen, wurde vor Jahrzehnten schon eleganter und glaubhafter von den Meistern des sozialkritischen Krimis, dem Schriftstellerpaar Sjöwall/Walhöö umgesetzt. Die „Blinde Göttin“ ist kaum Holts Spitzentitel, spannende Urlaubslektüre ist das Buch allemal.
Lockvogel auf Mallorca
Inspektor Alvarez löst ein Verbrechen, das als solches von Anbeginn bekannt zu sein scheint. Der Leser begleitet den Polizisten von Zeuge zu Zeuge und erfährt en passant einiges über das Verhältnis zwischen Einheimischen und Fremden. Mit Hilfe verwandtschaftlicher Bande fällt die Lösung dem Inspektor, der sich schließlich auch noch in eine attraktive Britin verliebt, fast in den Schoß. Zum guten Schluss gibt es noch einige unglaubliche Verwicklungen, die den sauber erzählten Fall gänzlich unglaubwürdig macht. Pure Urlaubslektüre ohne Tiefgang.
Ins Jenseits auf Mallorca
Der auf Mallorca tätige Inspektor Alvarez liegt im Clinch mit seinen Vorgesetzten und gibt dabei wundervolle Einblicke in die mallorquinische Inselbürokratie. Urlaubslektüre aus der Sicht eines britischen Mallorca-Residenten, der seinen Helden bevorzugt im Milieu der auf der Insel lebenden Briten recherchieren lässt.
Das Mallorca-Komplott
Die originelle Geschichte um einen namenlosen Detektiv, der nach langer Zeit aus Barcelona auf seine Heimatinsel Mallorca zurückkehrt, ist der erste mallorquinische Kriminalroman, der nach Francos Sprachverbot auf Katalan publiziert wurde.
Autor ist ein in Palma lebender Journalist der spanischen Tageszeitung „Ultima Hora“. Sein lesenswerter Thriller spielt in den Kreisen der neuen mallorquinischen Bourgeoisie, die ihren steilen Aufstieg Grundstücks- und Immobilienspekulationen zu verdanken hat und nimmt deren Niveau ironisch aufs Korn.
Amüsante Unterhaltung.
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