Einfach nur ich … ich habe überlebt

51h8Z9SyPML._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Ein Buch über ein abenteuerliches Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Schonungslos offen und ehrlich erzählt. Erfahrungen, auf die ich teilweise liebend gerne verzichtet hätte, aber sie gehören nun mal zu meinem Leben. Nicht immer leicht, keine schöne Geschichte, keine schönen Erfahrungen, einfach nur ICH, mit allen Ecken, Kanten, Fehlern und guten Seiten. Keiner hat dieses Leben für mich gelebt und keiner wird es mir abnehmen und für mich weiterleben.

Daggi Geiselmann schildert in einer verstörend sachlichen Form die Umstände ihres Lebens. Aus einem verschüchterten, fast unsichtbarem Kind wird ein junges Mädchen, naiv und auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Liebe. Dass sie in der Stadt, in der sie aufwächst, leichte Beute für zwielichtige Gestalten wird, ergibt sich fast von selbst. Tiefer und tiefer wird sie in den Abgrund gezogen und arbeitet am Schluss als Prostituierte, um ihre Heroinsucht zu finanzieren. Dass irgendwann am Ende, als es wirklich nicht mehr weitergehen kann, ein rettender Engel auftaucht, ist erlösend und doch weit entfernt von einem Happy-End.

Wer sich vom Cover und dem nicht gerade aussagfähigem Klappentext nicht abschrecken lässt, erhält Einblick in ein Leben, das es einem unmöglich macht, nach Ende des Buches von Daggi Geiselmann loszukommen. Man muss bereit sein, sich mit all seinen Emotionen auf die Autorin einzulassen. Schonungslos und fast sachlich schildert sie, wie ihr Leben von Anfang an schief gelaufen ist. Während man beim Lesen des Buches wohlbehütet im heimatlichen Wohnzimmer sitzt, steigen Bilder auf, die den Leser nach Luft schnappen lassen. Wie tief sich dieses Elend in die Seele der Autorin gefressen hat, erkennt man am Schreibstil. Sie verheimlicht nichts, beschreibt ihre Arbeit als Prostituierte, schildert, wie sie Heroinsüchtig immer auf der Jagd nach dem nächsten Schuss ist und beschreibt auch den Mann, der sie aus dem Schlamassel herausholt. Das alles geschieht ohne große Emotionen und literarische Tiefe. Genau diese “Oberflächlichkeit” löst aber das Entsetzen im Leser aus. Während des Lesens habe ich ohne Unterlass auf ein Happy-End gehofft, aber auch dieses Aufatmen findet nicht statt.

Eine Biografie, die dem Leser kraftvoll vor Augen hält, wie gut es ihm geht.

Erschütternd. Gerade deshalb lesenswert.


Genre: Biographien
Illustrated by Kindle Edition

3 Gedanken zu „Einfach nur ich … ich habe überlebt

  1. Im ersten Moment drängt sich mir da der Vergleich mit “Christiane F” auf.
    Aber wie ich der Rezi entnehme, ist dieses Buch autobiographisch und nicht von einem Ghostwriter geschrieben und geht wohl auch in eine andere Richtung. Hört sich auf jeden Fall sehr interessant an.

    • Das war bei mir auch so, weil Cover und Titel ganz klar in die Richtung gehen. Deshalb schlummerte das Buch auch monatelang auf meinem Reader. Als ich es dann gelesen hatte, war ich sehr berührt und habe direkt den zweiten Teil gelesen. Die Rezension kommt natürlich auch noch.

  2. Herzlichen Dank an Gilda Laska für diese treffende Rezension.Es freut mich riesig, dass ich es mit meiner wahren Lebensgeschichte in die Literaturzeitschrift geschafft habe. Stimmt, ich habe wenig Platz gelassen für meine Emotionen und literarische Tiefe weil allein schon die sachliche Darstellung beim Leser genügend eigene Emotionen auslöst.
    Auch der 2.Teil meiner Biografie ist im gleichen Schreibstil geschrieben.
    Danke auch an Britta Langhoff für dein Interesse. Deine Vermutung ist richtig mein Buch ist nicht mit Christiane F. zu vergleichen. Ausser einer Zeit, die auch ich im Drogenmillieu verbracht habe, gibt es keine Gemeinsamkeiten mit diesem Buch. Ich schreibe auch nicht unter Pseudonym. Nochmals vielen Dank.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert