Ich fühle was, was du nicht fühlst

51JKnbT1wXL._SX329_BO1,204,203,200_Irgendwo in einer süddeutschen Stadt in den Siebzigern. India 13 Jahre alt, mathematisch begabt und von ihrer Umwelt eher bestaunt als geliebt, lebt in einer freigeistigen Familie. Ihre Mutter gibt Seminare für Sinnsuchende und ihr Vater ist freischaffender Künstler. Ihr Bruder Che steckt mitten in der Pubertät und kämpft verzweifelt um ein Stückchen Normalität. Entsprechend frei und ohne Zwänge wachsen die beiden Kinder in dieser Familie auf. Indias Freundin Bettina ist das genaue Gegenteil und lebt in einer gutbürgerlichen, in Konventionen verhafteten Familie direkt nebenan. Wenn Indias Emotionen in Schieflage geraten, rechnet sie auf Teufel komm heraus oder baut sich imaginäre klare Strukturen aus Gegenständen ihrer Umwelt auf. Dass mit ihr etwas nicht stimmt, hat sie längst erkannt, aber noch klarer hat sie erkannt, dass mit der Welt um sie herum auch vieles nicht stimmt. Einzig Christian, Bettinas Vater, erkennt ihre Hochbegagung und erteilt ihr kostenlosen Klavierunterricht. Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben fühlt sie sich verstanden, erkannt, akzeptiert und sie lebt auf. Bis ein Augenblick wie ein Wimpernschlag alles zerstört.

Amelie Fried taucht tief ein in die Psyche einer 13-jährigen Schülerin und lässt den Leser an ihren Gedanken teilhaben. Mit Vergnügen liest man, wie sie die Welt um sich herum seziert und ihre Mitbürger in ihre Einzeteile zerlegt. Der Erzählstil passt sich nicht der Jugendsprache an, sondern klingt, als würde die Protagonistin heute als Erwachsene erzählen, was ihr als Kind widerfuhr. Ein lockerer Plauderton, der durchaus erkennen lässt, in welchen Konflikten sich India befindet. Genau das bereitet sehr viel Lesevergüngen und unterscheidet diesen Roman von einem Kinderbuch. Als Leser möchte man dieses Mädchen herausholen aus dieser schrecklichen Familie, erst recht, als auch innerhalb dieses ohnehin wackeligen und wenig Halt gebenden Gebildes Konflikte enstehen. Man möchte dieses  Mädchen in seine Küche setzen, ihr einen Riesenteller Nudeln hinstellen und sie beschützen. Nötig ist das nicht, denn die Autorin schafft immer wieder Momente, in denen man erkennt, dass India klar kommt mit ihrer Situation. Während des Lesens tauchen Bilder auf, Lebensmittel (Fruchtschnitten!), Zeitschriften, Musiker und das Lebensgefühl aus den Siebzigern. Ein wissendes Nicken während des Lesens konnte nicht unterdrückt werden.
Wie sich die Geschichte dieses Mädchens entwickelt und wie sie sehr erwachsene Entscheidungen trifft, um voranzukommen, hat Amelie Fried wunderbar unterhaltsam aufgedröselt, sodass ein Ende dieser Geschichte viel zu schnell kommt. Trotzdem atmet man als Leser auf und freut sich mit India und ihrem Bruder, dass jedes Chaos irgendwann in eine Form passt. Zuversichtlich, dass aus India und ihrem Bruder Che zufriedene und lebenstüchtige Erwachsene werden, lässt die Autorin den Leser zurück.

Wunderbar.

 


Illustrated by Heyne München

Helltal

von Mathias Scherer

Der schnodderige und etwas abgerissene Ex-Polizist und Ex-Junkie  Mark Andersen wird beauftragt, seinen besten Freund aus Jugendtagen vom Vorwurf des Mordes zu entlasten. Er muss aus Berlin zurück in das Kaff seiner Eltern mitten im Pfälzer Wald: Helltal. Sein Freund Stephan soll den Lebensgefährten seiner Ex-Frau brutal ermordet und verstümmelt haben. Widerwillig taucht Andersen ein in die spießbürgerliche kleingeistige Welt, die er vor über 25 Jahren verlassen hat. Und stößt genau auf das, was er erwartete: Sippschaften, Heimlichkeiten, Verbindungen und ein Sammelsurium aus Egoisten, Hinterwäldlern und berechnenden Figuren. Dass er emotional enger in diesen Mordfall verstrickt ist, bemerkt er erst, als es kein Zurück mehr gibt.

Als Andersen in Helltal ankommt, findet er es kaum verändert vor. Er trifft auf ehemalige Klassenkameraden und Einheimische, die sofort dicht machen, als bekannt wird, dass er den Mörder von Trautmann finden will. Trautmann war zu Lebzeiten ein “Star” in der Provinz. Fußballgott, Frauenheld und Widerling. Es gab viele Gründe, ihn aus dem Weg zu räumen. Je tiefer der trotz seiner lässigen Art exzellente Ermittler in die Verstrickungen der Personen untereinander eindringt, desto mehr erkennt er, dass die Ursachen für den Mord weit in der Vergangenheit liegen und einige seiner ehemaligen Kollegen durchaus ein Motiv gehabt hätten. Die Zusammenhänge werden klarer und er erkennt, dass er in diesem Fall nicht so handeln kann wie in anderen Fällen. Er muss eine Lösung finden, die der Gerechtigkeit dient, aber vor dem Recht verborgen bleibt.

Mathias Scherer schildert sehr detailreich die Personen und ihre Beziehungen untereinander. Je weiter er zurückgeht in die Vergangenheit, desto durchsichtiger werden für den Leser die Verschachtelungen, die unter den agierenden Personen entstanden sind und die bis heute noch Gültigkeit haben. Unter der Decke des Spießertums lauern Abgründe. Weil man diesen Schilderungen folgt und unbedingt wissen möchte, warum das Opfer ums Leben kam, glaubt man nach kurzer Zeit, dass es sich um das typische Klischee eines Dorfes handelt: Es gibt einen Mörder, den alle kennen und alle decken, weil das Opfer es verdient hatte zu sterben. Aber so einfach macht es der Autor seinen Lesern nicht.

Mathias Scherer führt den Leser zurück in die 70er und 80er Jahre, indem er die Geschehnisse aus dieser Zeit mit dem passenden Soundtrack unterlegt, weil er Titel und Interpreten gleich mitliefert. Während des Lesens ertappt man sich dabei, fröhlich mitzusummen, obwohl es um einen spannenden Krimi geht. Erst nach einigen Kapiteln erschließt sich dem Leser der Grund für diese Rückblicke und dann kommt man von den Protagonisten nicht mehr los. Dem einen möchte man eins auf die Nase geben, dem anderen erzählen, dass er dummes Zeug redet und die Frauen möchte man ohnehin durchschütteln und ihnen erklären, dass wir im 21. Jahrhundert angekommen sind. Der Autor schält in Schichten die Charaktere heraus und schildert sie schonungslos in ihrem Wesen. Nachdem man sie alle kennengelernt hat, kommt ein leiser Verdacht, dass in dieser Geschichte ein Stück “Andersen” steckt und dass der Ermittler aufgrund seiner Beziehungen zu den Dorfbewohnern passiv mit in dem Mordfall steckt. So liest man Seite um Seite, auf die Uhr schielend, weil es schon spät ist, bleibt aber trotzdem dran. Stellenweise macht der Autor abrupte Sprünge in seinem Text, die zuerst verwirren, aber dann dafür sorgen, dass man wieder hellwach ist und weiterliest. Clever. Das Ende ist völlig überraschend und so perfekt konstruiert, dass auch der Leser Gande walten lässt und es so akzeptieren kann. Auf dem Weg zur Auflösung hat man reichlich Personen in Verdacht, aber Mathias Scherer hat es grandios verstanden, den Leser eines Besseren zu belehren.

Hervorragend.

 


Illustrated by neobooks Self Publishing

Warum französische Frauen nicht dick werden

41fER4JJGwL._SX309_BO1,204,203,200_Die Autorin Mireille Guiliano ist eine extrem schlanke, extrem erfolgreiche französische Frau. Präsidentin in New York für Louis Vuitton und die Luxuslabels, die noch dazu gehören. Sie schildert in ihrem Buch “Das Geheimnis genussvollen Essens” und die Überschrift des Klappentextes lautet: “Dieses Buch wird Ihr Leben verändern”. Dermaßen provoziert, musste ich dieses Buch, über das ich beim Stöbern in einer Buchhandlung gestolpert bin, natürlich kaufen. Welche Frau wüsste nicht gerne, wie man genussvoll isst und dabei noch klapperdürr bleibt? Und wenn ein einfaches Büchlein mein ganzes Leben verändern würde, mit dem ich doch sehr zufrieden bin? Der Kaufzwang war mit diesem Satz garantiert, denn es kann ja nur noch besser werden.

Mit einiger Skepsis machte ich mich an das Buch, immer meine französischen Freundinnen vor Augen. Deren Essverhalten hatte ich bisher nicht weiter beachtet, muss aber dazu sagen, dass eine wirklich gertenschlank ist und die andere  schöne natürliche Rundungen hat und sehr gerne auch mal zu viel futtert.

Madame Guiliano schildert auf sehr vielen Seiten ein äußerst luxuriöses Leben, das wir Normalfrauen gar nicht in der Lage sind, zu führen. Sie lebt in New York und in der Provence. Pendelt natürlich erster Klasse zwischen beiden Ländern hin und her und muss, ach die Ärmste, ständig in Sterne-Restaurants essen. Dort gibt es immerzu Champagner und erlesene Weine, vom guten Essen ganz zu schweigen. Selbstverständlich werden nur Designerstücke in der kleinsten Größe am Körper getragen und das soll auch so bleiben.

Beim Lesen werden die Augen größer und größer und man ist geneigt, der Dame gehörig in den knochigen Hintern zu treten, ob so vieler Beschwerden über dieses harte Leben.

Bei aller Empörung bin ich aber irgendwann ihrem Plauderton erlegen und habe tiefe Einblicke in das Essverhalten “der Französinnen” bekommen und vieles davon leuchtet ein. Plötzlich sehe ich meine schlanke französische Freundin mit anderen Augen. Auch sie schiebt gerne ihr Essen auf dem Teller hin und her, lässt grundsätzlich etwas liegen und gleicht ständig Mahlzeiten mit Salätchen aus.

Madame Guiliano gibt viele Tipps, die sich auch hier in die Realität umsetzen lassen und es macht Spaß, ihr zu folgen.

Am Ende muss aber das eigene Versagen stehen, denn es ist in Deutschland nicht möglich, wenn man Frau Normalverbraucher ist, ein Leben wie die Autorin zu führen.Trotzdem kann man gut ein paar Ernährungstipps übernehmen, die wirklich simpel sind und den Umgang mit Lebensmitteln erleichtern.

Wer einen Einblick in die französsische Lebensart wagen möchte und staunend erfahren möchte, mit welchen Wehwechen die Schönen und die Reichen und die ganz schön Reichen zu kämpfen haben, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Leicht zu lesen, mit einem Augenzwinkern zu genießen.

Unterhaltsam.


Genre: Biographien, Ratgeber
Illustrated by Piper München, Zürich

Fürchte die Nacht

51x90LKs8QL._SX331_BO1,204,203,200_Ein neuer, wirklich erschütternder Fall beschäftigt die beiden Komissare Brandt und Aydin in Köln. Ein Psychopath, der in seinem ganzen Leben bisher nur Ablehnung erfahren hat, fühlt sich zu Höherem berufen. Um zu erreichen, was er sich vorgenommen hat, bedarf es einiger junger engelsgleicher blonder Frauen. Er ermordet sie auf eine bestialische Weise, die selbst das hartgesottene Team der Kölner Mordkommission erschüttert. Fieberhaft ermittelt das ganze Team im vorweihnachtlichen Köln, doch der Täter ist ihnen immer einen Schritt voraus. 

Als das Team zum ersten Tatort gerufen wird, dreht sich ihnen kollektiv der Magen um. Liegt doch wahrhaftig in einer Tonne eine Leiche, die nicht zu identifizieren ist, denn sie wurde skalpiert und gehäutet. Natürlich hat der Täter keine Spuren hinterlassen. So glaubt die Polizei zuerst. Die Gerichtsmedizin findet später ein einzelnes Haar, dessen Analyse schnell zu einem Mann führt, der bereits in der Datenbank gespeichert ist. Ein Exhibitionist, der vehement den Mord bestreitet. Selbstverständlich wird er in U-Haft gesteckt und ordentlich durch die Mangel gedreht.  Sein Umfeld wird durchleuchtet und die Polizei stößt auf einige “Kollegen” des Verdächtigen, fndet aber kein Mordmotiv. Bis ein zweiter Mord geschieht. Offensichtlich hat sich der Täter nur mit dem Skalp begnügt, denn die angefangene Häutung des Opfers hat er nicht vollendet. Ist er unterbrochen oder gestört worden? Oder gibt es einen anderen Grund?

Während der Leser aufmerksam und atemlos die Ermittlungen verfolgt, lässt ihn der Autor parallel dazu in einem weiteren Erzählstrang am Leben des Täters teilhaben. Sehr detailliert schildert er die Verhaltensweisen dieses kranken Typen, besucht ihn mit dem Leser zusammen auf seinem Arbeitsplatz, lässt jeden teilhaben, wie der Mörder von seiner Umwelt gehänselt und von seiner Familie tyrannisiert wurde. Grausig. Fast möchte man  Mitleid bekommen mit ihm, aber dann siegt doch der Ruf nach Gerechtigkeit.

Salim Güler versteht es wieder in höchster Vollendung, den Leser glauben zu lassen, er wisse mehr als die Polizei und könne in die Handlung eingreifen. Stattdessen führt der Autor ihn gewaltig auf falsche Spuren. Jedesmal, wenn man sich entspannt, weil man glaubt, nun den richtigen Täter gefunden zu haben und der Polizei einen Tipp geben zu müssen, zerschlägt sich die Spur. Und wieder tappt man vollkommen im Dunkeln. Dass der Autor am Ende einen Täter aus dem Hut zaubert, den der Leser zu kennen glaubt, aber von dem er bis zur letzten Minute nicht weiß, wer es ist, macht die Story wirklich grandios.

Trotz aller Düsternis ist dieser Thriller wunderbar kurzweilig und lebensnah gehalten. Die Plänkeleien zwischen Brandt und Aydin, die aufzeigen, dass sie sich erst noch zusammenraufen müssen, die Schilderung des kölschen Lokalkolorits und die Hahnenkämpfe innerhalb des Teams sind sehr real und menschlich geschildert. Man fühlt sich als Mitglied des Teams, allerdings als ein etwas klügeres, da man die Abartigkeiten des Täters kennt.

Auch diesen Thriller von Salim Güler kann ich jedem Fan von düsteren Geschichten nur empfehlen.

Fulminant.

Zum Bestellen bitte hier klicken: Fürchte die Nacht- Tatort Köln: Krimi


Genre: Krimi, Thriller
Illustrated by Kindle Edition

Pimp my Dad

pimpmydadEin in der Vergangenheit hängengebliebener Vater, der erstens glaubt, dass man in einem Unternehmen noch Karriere machen kann, indem man deutsche Tugenden als eigene Stärke anführt und der zweitens davon überzeugt ist, dass die digitale Technik mit all ihren Erscheinungen doch nur Teufelswerk sein kann, hat seine Tochter zu einer äußerst altklugen jungen Frau in Sachen Lebenseinstellung und gleichzeitig zu einem äußerst naiven Prinzesschen in Sachen Teenagerliebe erzogen. Lebhaft kann man sich vorstellen, dass diese Mischung nur chaotisch werden kann.

Genau das geschieht dann auch. Die Eigenschaften Menschlichkeit, Toleranz und Fleiß zählen in seinem Unternehmen nicht mehr und so entsteht aus der angestrebten Beförderung die Arbeitslosigkeit. Christopher lässt sich nun ganz hängen und versucht trotz Geldmangel den Lebensstil, den er und seine Tochter pflegen, aufrecht zu erhalten. Seine Tochter hingegen ist der Meinung, dass ihr Vater, der übrigens erst Anfang vierzig ist und keine Ahnung von Handys, Internet und Blogs hat, dringend eine Verjüngungskur nötig hat. Mit viel Verve macht sie sich daran, ihn aufzuhübschen. Da gerade passenderweise in der Schule das Projekt “Blog” ausgerufen wird, einigt man sich schnell darauf, den “Vintage-Vater” zum Projekt zu machen. Beteiligt am Team der Tochter ist auch Jacob, ein junger amerikanischer Austauschschüler, der dem Töchterchen mit unsäglich schlechtem Deutsch den Kopf verdreht. Leider wird ihr Vater diese Geschichte niemals tolerieren, denn seine Exfrau, des Töchterchens Mutter, ist Amerikanerin, hat ihn schmählich verlassen, und deshalb hasst und negiert er alles, was irgendwie amerikanisch daher kommt. Es kommt, wie es kommen muss: Töchterchen tändelt mit amerikanischem Boy, Väterchen ist Inhalt eines Blogs und weiß nichts davon, die Blog-begleitende Lehrerin ist unglaublich attraktiv und tändelt mit dem etwas tumben, aber inzwischen aufgepeppten Vater. Und natürlich wollen die Kollegen den Vater zurück ins Unternehmen holen, weil der ihm vorgezogene Abteilungsleiter trotz Studium keine Ahnung und diesen Job lediglich über “Vitamin-B” erhalten hat. Ende gut, alles gut.

Kirsten Wendt und Marcus Hünnebeck haben ihren zweiten Liebesroman wieder aus der Sicht zweier Protagonisten geschrieben. Wie in ihrem ersten Roman erhält man auch im neuen Werk tiefen Einblick in die Gedankenwelt der agierenden Personen. Abwechselnd schildern sie ihre Befürchtungen und Emotionen und treiben damit die Geschichte voran. Den Autoren gelingt es meisterhaft, jedes neue Kanpitel an das vorangegangene anknüpfen zu lassen. Die Geschichte von Vater und Tochter wird spritzig, temperamentvoll und in atemberaubendem Schlagabtausch erzählt. Der Leser bekommt den Spiegel vorgehalten, indem er Einblick in die Fertigkeiten der Jugend im Umgang mit den neuen Medien erhält. Und die ältere Generation darf den Kopf schütteln, dass ein so junger Vater sich so vorführen lässt. Dieser Umstand bereitet großes Lesevergnügen, denn wer darf sich schon einen solchen Luxus gönnen, zwei Protagonisten in sein Herz zu schließen und ihre Gedanken lesen zu können?
Für Leser, die eine temporeiche, generationenübergreifende, handfeste Liebesgeschichte mögen, ist dieser Roman des Autorenduos ein absolutes Muss.

Kurzweilig.


Illustrated by Kindle Edition

Bockmist

51wL-phASfL._SX313_BO1,204,203,200_Ein grünes Buch mit einem knallblauen Herrenschlüpfer. Nicht gerade ein ansprechendes Cover, aber wahrscheinlich deshalb nach Aufmerksamkeit schreiend. Meine Aufmerksamkeit hat es geweckt und als ich dann gesehen habe, dass “Dr. House” dieses Buch geschrieben hat, kaufte ich es.

Titel und Cover stellen keinerlei Bezug zur Handlung her, die im Grunde auch vollkommen unwichtig ist. Denn es geht dem Autor nur darum, seinen englischen Humor unter die Leute zu bringen. Das ist ihm meisterhaft gelungen. Der guten Ordnung halber fasse ich die Handlung kurz zusammen: Ein ehemaliger englischer Geheimdienst-Agent, der auch in Nordirland tätig war, arbeitet inzwischen als Sicherheitsberater. Klischee bedient. Natürlich ist er der einsame Wolf, der nachts gerne mit einem schweren Motorrad durch die Straßen Londons heizt. Ihm werden 100 000  Dollar angeboten, damit er einen amerikanischen “Geschäftsmann” ermordet. Natürlich lehnt er diesen Auftrag ab, weil er zu den Guten gehört. Trotzdem kommt er aus dieser Geschichte nicht mehr hinaus, weil er eben jenen Geschäftsmann warnen will, dabei dessen Tochter kennenlernt und sich in sie verliebt. Prompt sitzt er zwischen allen Stühlen: CIA, Secret Service, Terroristen, Waffen- und Drogenhändler geben sich bei ihm die Klinke in die Hand…..

Hugh Laurie ist Brite. Durch und durch. Wer den britischen Humor mag, dem sei dieses Buch unbedingt empfohlen. Seine Wortwahl ist brillant und fordert jede Windung des lesenden Gehirns. Nur ein Beispiel: “Bis zu diesem Augenblick waren Rayner und ich in verschwitztem Männerschweigen gegen Wände und Möbel geknallt und hatten nur ab und zu gegrunzt, um dem anderen zu zeigen, dass wir noch bei der Sache waren”. In diesem Satz geht es schlichtweg darum, dass einer der beiden Prügelknaben überlebt. In diesem Stil schildert er dem Leser, wie er versucht, aus allen Schwierigkeiten herauszukommen, dabei aber aus Liebe zu einer Frau, deren Identität ihm nicht wirklich bekannt ist, immer tiefer hinein gerät. Während man sich durch seine wahrhaft köstlichen Wortgebilde beißt, verliert man nach und nach den Überblick, welcher Organisation er nun gerade angehört. Oder ob er wieder undercover unterwegs ist. Was bleibt, ist das Wissen, dass er zu den wirklich guten Ex-Agenten gehört und keinesfalls zur anderen Seite wechseln möchte.

Mit Genuss habe ich diese “Fast-Persiflage” eines Agententhrillers in zwei Tagen ausgelesen. Hugh Lauries Protagonist ist liebenswert und doch sehr clever. Mein Gelächter hallte durch unsere Räume und die Spannung hat mich bei der Stange gehalten. Am Ende klärt sich manches auf, dass ich schon verloren gegeben hatte.

Vergnüglich und spannend.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Heyne München

Public Library 5th Avenue NYC

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Die New York Public Library (NYPL) ist mit über 51 Millionen Medien eine der größten Bibliotheken der Vereinigten Staaten von Amerika und eine der drei öffentlichen Bibliotheken in New York City. Ihr Hauptgebäude in der Fifth Avenue wurde vom Beaux-Arts-Architektenbüro Carrère and Hastings geplant.     Sämtliche Fotos: © Gilda Laske

Der erste New York Besuch von Literaturzeitschrift-Redakteurin Gilda Laske war geprägt von Shoppingtouren, weil sie mit ihren Freundinnen dort war. Wie sollte es ihr gelingen, sie in dieses wundervolle alte und doch so zeitlose Gebäude zu zerren, wenn nebenan die tollsten Designer dieser Welt ihre Dependancen fast rund um die Uhr geöffnet haben? Weiterlesen

Juliana Cass – Der Killer in mir

51v-AtSwHnL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Juliana Cass, eine total kaputte Scharfschützin, Alkoholikerin, schizophren und mit  Wahnvorstellungen kämpfend, wird in die  Abteilung “Verhaltensanalyse” versetzt, weil ein grausamer Psychopath Morde begeht, die an sie adressiert sind. Mit ihrer Hilfe erhofft sich ihr neues Team die Klärung des Falls.
Sie ist zum ersten Mal, seit sie beim FBI arbeitet, mit echten Opfern konfrontiert. Der Mörder begeht diese Morde auf so grausame Weise, dass mit jeder Tat ein Stück ihrer Psyche zerfällt. Selbst vor Kindern schreckt er nicht zurück und lässt sie tagelang sterbend an einer Wand zurück. Schritt für Schritt nähert sich Cass der Psyche des Killers, doch jedes Mal, wenn die Ermittler glauben, einen Schritt weiter zu sein, ereignet sich ein neuer brutaler Mord.
Als auch Cass’ Familie ins Visier dieses abnormen Psychopathen gerät, bricht ihre Psyche komplett zusammen und sie kann Halluzinationen und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten. Sie wird suspendiert und erkennt mit dem letzten Zipfel ihres Verstandes, das nur sie den Mörder entlarven kann.
Dass ihr dabei ihre Schizophrenie zu Hilfe kommen könnte, überzeugt nach langen Diskussionen auch ihr Team und sie darf unter verschärften Bedingungen weiter ermitteln.
Als sie und ihre Kollegin in die Gewalt des Killers geraten, scheint es keinen Ausweg mehr zu geben.

Boris Maggioni versteht es meisterhaft, ab der ersten Seite eine Spannung aufzubauen, die den Leser sofort ins Geschehen stürzt und gleichzeitig ungeduldig und neugierig macht. Er zwingt den Leser, weiterzulesen, damit dieser erfährt, was denn nun in der Vergangenheit von Agent Cass passiert ist. Erstaunlicherweise erzählt der Autor die Geschichte aus der Sicht einer Frau in der Ich-Form. Man mag kaum glauben, dass diese präzise Schilderung der Emotionen und Psyche dieser Frau von einem Mann gestaltet wurde. Hervorragend. So hat der Leser die Möglichkeit, mehr zu wissen, als ihre Kollegen und mitzuerleben, wie sie den Alkoholismus verneint, mit ihren aus den Wahnvorstellungen hervorgegangenen Begleitern redet und sich diese letztendlich zu Verbündeten macht, um nicht komplett den Verstand zu verlieren. Boris Maggioni hat präzise recherchiert. Die Schilderungen der Waffen, die Erläuterungen, was ein Scharfschütze zu berücksichtigen hat und die Vorgehensweise der FBI-Ermittler kommen sehr genau und korrekt beim Leser an. Man hat den Eindruck, nicht nur einen spannenden Thriller zu lesen, sondern nebenbei auch noch etwas zu lernen. Die grausam zugerichteten Opfer werden allerdings genauso präzise dargestellt und der Leser hat kaum die Chance, Luft zu holen. An diesen Stellen musste ich eine Lesepause machen, weil es in meinen Kopf zu viele Bilder gab. Trotzdem genial gemacht. Dass ich fast am Ende glaubte, den Täter zu kennen und enttäuscht darüber war, nichts über dessen Beweggründe zu erfahren, hat der Autor bewusst für alle Leser eingeplant. Nur, um dann ein Ende zu erschaffen, mit dem niemand gerechnet hat. Wer brutale Morde und detailreiche Schilderungen derselben verkraften kann, wer keine Angst hat vor weiblichen Scharfschützen und wer sachlich genug ist, zu erkennen, dass Schizophrenie und Alkoholismus keine Hinderungsgründe sind, einen wirklich psychopathischen Killer zu stellen, dem sei dieser hervorragend konstruierte Thriller von Boris Maggioni unbedingt empfohlen.

Fesselnd.


Genre: Thriller
Illustrated by Kindle Edition

Im Auge des Mörders

51LJRkR4WxL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Ein Vergewaltiger lässt nach vollendeter Tat seine Opfer traumatisiert zurück, um sie einige Wochen später brutal zu ermorden. Sein letztes Opfer, Eva Haller setzt sich gegen ihn zur Wehr und er muss schnellstens aus ihrer Wohnung flüchten. Trotzdem lässt er nicht von ihr ab und sie engagiert  Stefan Trapp, einen technikverliebten Bodyguard, weil die Polizei ihr nicht glaubt.  Der brutale und psychopathische Mörder trickst jedoch Polizei und Bodyguard immer wieder aus und es findet sich kein Hinweis auf ihn. Als es ihm ein zweites Mal gelingt, Eva in seine Gewalt zu bringen, beginnt ein Wettlauf mit dem Tod, denn am Ende kann nur Evas Ermordung stehen.

Dieser Thriller von Marcus Hünnebeck hat alles, was ein gut gemachter Thriller haben muss. Verfolgungsjagden, einen psychopathischen Mörder, Protagonisten, die auftauchen und wieder verschwinden, Ermittler, die im Dunkeln tappen, ein Opfer, das sich wehrt und wild entschlossen ist, nicht zu sterben und zuletzt für die weiblichen Thrillerfans einen extrem attraktiven Bodyguard.

Der Autor stellt Eva Haller in den Mittelpunkt seiner von Hochspannung getriebenen Geschichte. Sie ist freiberufliche Journalistin und hat die Aufmerksamkeit des Täters erregt, obwohl sie optisch nicht in sein Beuteschema passt.

Im Laufe der Entwicklungen trifft sie auf einige Menschen, die ihr helfend zur Seite stehen und gerade, als man sich entspannt zurücklehnen möchte, um Luft zu holen, entpuppen sich genau diese Helfer als Verdächtige, nur um einige Seiten später wieder entlastet zu werden. Marcus Hünnebeck versteht es meisterhaft, die Fäden in der Hand zu halten und den Leser an sein Buch zu fesseln. Kontinuierlich steigert er die Spannung und man sollte sich für den Tag, an dem man beginnt, in diesen Thriller einzusteigen, nichts anderes mehr vornehmen, denn man wird scheitern. Der Leser darf Anteil haben an Kompetenzgerangel bei der Kripo, an Fehlentscheidungen und Irreführung der Bevölkerung, die es dem Täter ermöglichen, sein Netz um Eva zusammenzuziehen.

Während des Lesens habe ich ständig auf einer zweiten Ebene nach dem Täter gesucht und ihn nicht gefunden, weil ich immer wieder den falsch und sehr intelligent gelegten Fährten von Marcus Hünnebeck gefolgt bin. Ziemlich zum Ende, als ich schon seit geraumer Zeit vergessen hatte, zu atmen, steigt ein leiser Verdacht auf und ich war äußerst erleichtert, es doch noch herausgefunden zu haben.

Das eingefügte Lokalkolorit macht den Thriller umso lesenswerter, wenn man die Örtlichkeiten kennt.
Marcus Hünnebeck hat sich mit diesem Thriller in die Riege der Dan Browns, Stieg Larssons, Simon Becketts und Sebastian Fitzeks geschrieben.

Herausragend


Genre: Thriller
Illustrated by Egmont LYX.digital

Das Doktorspiel

41+vFTJ1iqL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Im neuen Thriller von Béla Bolten werden Alexander Thal und sein Team auf eine harte Probe gestellt. Im Schmetterlingshaus auf der Mainau wird die schrecklich zugerichtete Leiche eines renommierten Kinderarztes aus Konstanz gefunden. Der Tote stammt aus einer der einflussreichsten Familien und die Ermittler müssen mit äußerster Vorsicht an die Tätersuche herangehen. Sie haben kaum eine Spur und die wenigen, die sie finden, führen sie nicht weiter. Im Laufe der anstrengenden Suche nach dem Täter wird ein zweite Leiche im Bodensee gefunden. Stück für Stück tasten sich die Polizisten unter Einsatz ihres Lebens an die möglichen Täter heran. Sie geraten in einen Strudel aus verzweifelten Eltern, militanten Impfgegnern und einer fanatischen Sekte.

Béla Bolten beschreibt ausnahmslos menschliche Charaktere, denen der Fall zusehends auf’s Gemüt schlägt. Wie Alexander Thal, akribisch eine Kaffeetasse spülend, über den Fall nachdenkt oder Bettina Berg versucht, trotz vorangeschrittener Schwangerschaft, ein vollwertiges Mitglied des Teams zu sein, führt geradewegs in das Herz des Lesers. Gerade das macht es aber so spannend. Es sind lauter Menschen mit all ihren verschiedenen Eigenheiten unterwegs, die sich zusammenraufen müssen, um einem perfiden Killer auf die Spur zu kommen. Immer wieder verstrickt man sich in den Hinweisen und Spuren, die im Laufe der Geschichte auftauchen. Béla Bolten hält keine Informationen zurück und lässt den Leser immer auf dem Stand der Ermittlungen sein. Eigentlich möchte man lieber einen Schritt voraus eilen, aber man wird wegen dieses Erzählstils zu einem vollwertigen Mitglied des Teams.

Atemlos steht man in der Rechtsmedizin dabei, wenn Gerhard Restle seine Ergebnisse bekannt gibt und als Madlaina in Lebensgefahr gerät, lebt man ihre Verzweiflung mit und möchte sofort erste Hilfe leisten. Der Weihrauchgeruch in der Sektenunterkunft nimmt einem den Atem und man sucht unweigerlich nach einem geöffneten Fenster. Dass der Leser bis zum Schluss darüber im Dunkeln tappt, wer für die Morde verantwortlich ist, hält ihn davon ab, diesen spannenden Thriller vorzeitig aus der Hand zu legen.

Für mich ist dieser Thriller von Béla Bolten einer der besten, die ich bisher von ihm gelesen habe.

Nervenaufreibend.


Genre: Thriller
Illustrated by Kindle Edition

Kokon

61IBq+xxySL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Auf der Seite der Guten steht Mike, ein Polizist, wie man ihn sich vorstellt: Geschieden, mit halbwüchsigem Sohn und Frauengeschichten, seine Exfrau immer noch liebend. Etwas chaotisch, sodass man am Anfang denkt, dass dieser Mensch sicher keinen brutalen Killer stellt.
Auf der Seite der Bösen agiert ein Serientäter, der eiskalt, analytisch und zutiefst verstörende Morde an Frauen begeht. So verstörend, dass das gesamte Team der Polizei erschüttert ist. Mike und sein pedantischer Kollege Jürgen machen sich auf die Jagd und versuchen, das Puzzle zusammenzusetzen.                                                                                   

Ich habe in der Gluthitze angefangen, diesen Thriller zu lesen und hatte Schwierigkeiten, mich von der Geschichte loszureißen.

Noah Fitz versteht es sensationell gut, den Leser ständig auf falsche Fährten zu führen. Man meint, der Polizei voraus zu sein und den Täter zu kennen, als sich dann plötzlich wieder andere Einzelheiten finden, denen man nun wieder bereitwillig folgt.
Er bildet zuerst viele Nebenstränge und Zweitschauplätze, die er hinterher so virtuos zusammenführt, dass man sich vor die Stirn schlagen möchte, weil man nicht selber dahinter gekommen ist.
Ich habe um ein Kind gebangt, mir Sorgen um einen Erwachsenen gemacht, der die Welt aus Kinderaugen sieht, mitgelitten mit einer jungen Frau, die Liebe suchte, aber nur Sex bekam und mit dem Herzen bin ich Mike und seiner Frau gefolgt und habe glühend gehofft, dass sie wieder zueinander finden.
Dass letztendlich jemand der Täter war, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte, hat diesem Thriller die Krone aufgesetzt.

Mitreißend.


Genre: Thriller
Illustrated by Kindle Edition

Königstöchter

51CW4+XCyoL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Ira Wittekind, neugierige Reporterin mit Hang zur Ermittlerin, soll einen Unfallbericht über eine alte Frau schreiben,  die unter eine Kehrmaschine geraten und einen grässlichen Tod gestorben ist. Um etwas Hintergrund für die Story zu erhalten, spricht sie mit weiteren alten Damen, die die Verstorbene kannten und erfährt mit viel Fingerspitzengefühl nach und nach Ungeheuerliches aus der Vergangenheit der Getöteten und drei ihrer Freundinnen. Weitere Morde geschehen, ausnahmslos an alten Frauen, die auf den ersten Blick kein Motiv erkennen lassen. Doch je weiter die Reporterin in die gemeinsame Vergangenheit der Opfer eindringt, desto klarer wird das Mordmotiv.

Vier Frauen, durch eine unvorstellbar schreckliche Vergangenheit bis ins hohe Alter miteinander verbunden, müssen am Ende ihres Lebens feststellen, dass es letztendlich kein Vergessen geben kann. Das Aufbauen der Spannung und die schlüssige und logische Verknüpfung mit den Geschehnissen von damals hat Carla Berling mit Bravour gemeistert. Immer wieder folgt man Ira, der ausserordentlich sympathischen Journalistin, denkt, dass man klüger ist und mehr weiß als sie, doch am Ende liegt man falsch. Carla Berling zeichnet die beteiligten Personen so plastisch und deutlich mit all ihren Eigenheiten und Charakterzügen, dass man meint, man kenne diese Leute schon lange persönlich. Genau das ist es, was diesen Krimi ausmacht. Diese “Bekanntschaft” mit allen Protagonisten führt immer wieder auf eine falsche Fährte, weil man der einen oder anderen Person ein solches Handeln gar nicht zutrauen mag. Wenn man meint, der Höhepunkt der Spannung sei nun erreicht, setzt die Autorin noch eins drauf und hält den Leser damit eng bei der Geschichte.
Während des Lesens fand parallel im Kopf eine ganz eigene Ermittlung zur Entlarvung des Täters statt. Am Ende hatte ich mit jedem einzelnen der Beteiligten gerechnet, habe aber vollkommen falsch gelegen.

Mitreißend.


Genre: Krimi
Illustrated by Kindle Edition

Ich kann auch schlank: Mein Dukan-Diät-Tagebuch

51gjNYoK-XL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Dieses Buch einen Ratgeber zu nennen, würde es nicht richtig beschreiben. Kirsten Wendt, übergewichtig, trotzdem gut aussehend, fühlt sich schon lange nicht mehr wohl in ihrer Haut. Sie hat, wie so viele in ihrer Situation, fast alle Diäten ausprobiert, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Über eine Bekannte erhält sie Informationen über die “Dukan-Diät”. Sie beschließt, dass dies ihre letzte Diät sein soll, egal wie sie endet. Um nicht den Überblick zu verlieren und ihre Ernährungsumstellung zu dokumentieren, verfasst sie ein Tagebuch, das sich verselbständigt und zu einem “Ratgeber” mutiert.

Offen und kein bisschen selbstherrlich schildert Kirsten Wendt ihren schweren Weg vom Übergewicht zur Normalfigur. Und genau das macht dieses Buch so besonders. Es ist kein Bericht, wie sie zu Hunderten geschrieben werden, getreu dem Motto: alles war ganz einfach und ich habe nicht gehungert, es hat Spaß gemacht, ich war die ganze Zeit glücklich. Und jetzt habe ich endlich Untergewicht. Juhu.


Mitnichten. Die Autorin schildert einen steinigen, mit Entbehrungen, psychischen und physischen Belastungen einhergehenden und manchmal fast nicht aushaltbaren Weg. Wenn sie anklagt, jammert, euphorisch jubelt, strahlt und wieder am Boden zerstört ist, fühlt man jede Minute mit ihr. Die zum Kaffee bereitgestellten und zum gemütlichen Verzehr bei der Lektüre dieses Buches gedachten Kekse bleiben wortwörtlich im Halse stecken. Danke dafür, Kirsten Wendt.  😉 Trotz Leid, Qual und Hungerperioden behält die Autorin ihren Humor. Immer wieder blitzen witzige Einlagen auf, die den Leser daran erinnern, dass eine gewaltige Herausforderung nicht die lustige Seite in einem Menschen vergraben muss. Ganz nebenbei entdeckt Kirsten Wendt einen weiteren Vorzug dieser Ernährungsweise: Ihre Migräne, unter der sie seit Jahren leidet, verflüchtigt sich Stück für Stück und wird so deutlich erträglicher.


Dieses Diät-Tagebuch ist uneingeschränkt lesenswert, auch für die Menschen, die glauben, dass eine so gewaltige Abnahme ein Kinderspiel sei.

Phänomenal.

 


Genre: Erfahrungen
Illustrated by Kindle Edition

Einfach nur ich … ich habe überlebt

51h8Z9SyPML._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Ein Buch über ein abenteuerliches Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Schonungslos offen und ehrlich erzählt. Erfahrungen, auf die ich teilweise liebend gerne verzichtet hätte, aber sie gehören nun mal zu meinem Leben. Nicht immer leicht, keine schöne Geschichte, keine schönen Erfahrungen, einfach nur ICH, mit allen Ecken, Kanten, Fehlern und guten Seiten. Keiner hat dieses Leben für mich gelebt und keiner wird es mir abnehmen und für mich weiterleben.

Daggi Geiselmann schildert in einer verstörend sachlichen Form die Umstände ihres Lebens. Aus einem verschüchterten, fast unsichtbarem Kind wird ein junges Mädchen, naiv und auf der Suche nach Aufmerksamkeit und Liebe. Dass sie in der Stadt, in der sie aufwächst, leichte Beute für zwielichtige Gestalten wird, ergibt sich fast von selbst. Tiefer und tiefer wird sie in den Abgrund gezogen und arbeitet am Schluss als Prostituierte, um ihre Heroinsucht zu finanzieren. Dass irgendwann am Ende, als es wirklich nicht mehr weitergehen kann, ein rettender Engel auftaucht, ist erlösend und doch weit entfernt von einem Happy-End.

Wer sich vom Cover und dem nicht gerade aussagfähigem Klappentext nicht abschrecken lässt, erhält Einblick in ein Leben, das es einem unmöglich macht, nach Ende des Buches von Daggi Geiselmann loszukommen. Man muss bereit sein, sich mit all seinen Emotionen auf die Autorin einzulassen. Schonungslos und fast sachlich schildert sie, wie ihr Leben von Anfang an schief gelaufen ist. Während man beim Lesen des Buches wohlbehütet im heimatlichen Wohnzimmer sitzt, steigen Bilder auf, die den Leser nach Luft schnappen lassen. Wie tief sich dieses Elend in die Seele der Autorin gefressen hat, erkennt man am Schreibstil. Sie verheimlicht nichts, beschreibt ihre Arbeit als Prostituierte, schildert, wie sie Heroinsüchtig immer auf der Jagd nach dem nächsten Schuss ist und beschreibt auch den Mann, der sie aus dem Schlamassel herausholt. Das alles geschieht ohne große Emotionen und literarische Tiefe. Genau diese “Oberflächlichkeit” löst aber das Entsetzen im Leser aus. Während des Lesens habe ich ohne Unterlass auf ein Happy-End gehofft, aber auch dieses Aufatmen findet nicht statt.

Eine Biografie, die dem Leser kraftvoll vor Augen hält, wie gut es ihm geht.

Erschütternd. Gerade deshalb lesenswert.


Genre: Biographien
Illustrated by Kindle Edition

Mein Nachbar und ich

51AkPYU60xL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-v3-big,TopRight,0,-55_SX324_SY324_PIkin4,BottomRight,1,22_AA346_SH20_OU03_Vicky kommt mit ihrem fünfjährigen Sohn prima allein zurecht und pfeift  auf Männer. Sie fühlt sich wohl mit Kind, Job und Wohnung – doch das ändert sich schlagartig, als der attraktive Simon samt Tochter ins Haus zieht. Irgendetwas an ihm bringt Vicky auf die Palme und Simon geht es mit ihr nicht anders. Als eines Tages die Kita-Erzieher für eine Woche streiken, müssen sich die beiden notgedrungen gegenseitig aus der Patsche helfen. Dabei stellen sie fest, dass der erste Eindruck manchmal gewaltig täuscht.

Alleinerziehende Mutter mit Sohn, alleinerziehender Vater mit Tochter. Er ist freiberuflicher Architekt und arbeitet zuhause, sie jedoch fährt jeden Morgen ins Büro. Beide Kinder bleiben in der Kita und freunden sich an. Die Antipathie der Eltern ist greifbar, doch dies wird von den Kindern pflichtschuldigst ignoriert. Als beide Eltern vor einer wichtigen beruflichen Heruasforderung stehen, streikt natürlich das Personal in der Kita und die alleinerziehenden, erfolgreich berufstätigen Eltern müssen sich zusammenraufen, um die Kinder irgendwie unterzubringen und zu betreuen. Was passiert, wird dem Leser schnell klar: sie tasten sich aneinander heran, umschleichen sich, verwerfen ihre Gefühle, nerven sich, kurz, sie tun all das, was zwei Menschen tun, die feststellen, dass ihre anfängliche Antipathie in etwas anderes umschlägt.

Wer gerne Liebesromane liest und Screwball-Komödien schaut, wird von diesem Buch begeistert sein. Kirsten Wendt und Marcus Hünnebeck beschreiben diese Liebesgeschichte überaus kurzweilig und amüsant. Neu an der Geschichte ist, dass es ein Wechselspiel der Sichtweisen gibt. Hat man sich gerade auf die Seite von Vicky geschlagen, erfährt man, wie Simon die Situation sieht und welche Ziele er verfolgt. So möchte man lieber ihn herzen und unterstützen. Wie beide Autoren abwechselnd aus Männleins und Weibleins Sicht die Entstehung einer Liebe schildern, habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Zwei Menschen wie du und ich mögen sich nicht, mögen sich doch, gestehen es nicht ein, entfernen sich wieder, taktieren und am Ende sind auch die Kinder nicht ganz unbeteiligt daran, dass es kommt wie es kommen muss. Ein Schlagabtausch der Emotionen, sehr wortgewandt und spritzig geschrieben. Ein paar skurrile Typen beteiligen sich an der Paar-Werdung und auch diese sind warmherzig und mit viel Sinn für Humor gezeichnet. Die beginnende Romanze der beiden Protagonisten wird fortwährend unterbrochen durch die wunderbar verdrehte Wortwahl der Kinder, sodass man diese Menschen einfach mögen muss.Wunderbar und leicht zu lesen.


Genre: Liebesroman
Illustrated by Kindle Edition