Ein in der Vergangenheit hängengebliebener Vater, der erstens glaubt, dass man in einem Unternehmen noch Karriere machen kann, indem man deutsche Tugenden als eigene Stärke anführt und der zweitens davon überzeugt ist, dass die digitale Technik mit all ihren Erscheinungen doch nur Teufelswerk sein kann, hat seine Tochter zu einer äußerst altklugen jungen Frau in Sachen Lebenseinstellung und gleichzeitig zu einem äußerst naiven Prinzesschen in Sachen Teenagerliebe erzogen. Lebhaft kann man sich vorstellen, dass diese Mischung nur chaotisch werden kann.
Genau das geschieht dann auch. Die Eigenschaften Menschlichkeit, Toleranz und Fleiß zählen in seinem Unternehmen nicht mehr und so entsteht aus der angestrebten Beförderung die Arbeitslosigkeit. Christopher lässt sich nun ganz hängen und versucht trotz Geldmangel den Lebensstil, den er und seine Tochter pflegen, aufrecht zu erhalten. Seine Tochter hingegen ist der Meinung, dass ihr Vater, der übrigens erst Anfang vierzig ist und keine Ahnung von Handys, Internet und Blogs hat, dringend eine Verjüngungskur nötig hat. Mit viel Verve macht sie sich daran, ihn aufzuhübschen. Da gerade passenderweise in der Schule das Projekt “Blog” ausgerufen wird, einigt man sich schnell darauf, den “Vintage-Vater” zum Projekt zu machen. Beteiligt am Team der Tochter ist auch Jacob, ein junger amerikanischer Austauschschüler, der dem Töchterchen mit unsäglich schlechtem Deutsch den Kopf verdreht. Leider wird ihr Vater diese Geschichte niemals tolerieren, denn seine Exfrau, des Töchterchens Mutter, ist Amerikanerin, hat ihn schmählich verlassen, und deshalb hasst und negiert er alles, was irgendwie amerikanisch daher kommt. Es kommt, wie es kommen muss: Töchterchen tändelt mit amerikanischem Boy, Väterchen ist Inhalt eines Blogs und weiß nichts davon, die Blog-begleitende Lehrerin ist unglaublich attraktiv und tändelt mit dem etwas tumben, aber inzwischen aufgepeppten Vater. Und natürlich wollen die Kollegen den Vater zurück ins Unternehmen holen, weil der ihm vorgezogene Abteilungsleiter trotz Studium keine Ahnung und diesen Job lediglich über “Vitamin-B” erhalten hat. Ende gut, alles gut.
Kirsten Wendt und Marcus Hünnebeck haben ihren zweiten Liebesroman wieder aus der Sicht zweier Protagonisten geschrieben. Wie in ihrem ersten Roman erhält man auch im neuen Werk tiefen Einblick in die Gedankenwelt der agierenden Personen. Abwechselnd schildern sie ihre Befürchtungen und Emotionen und treiben damit die Geschichte voran. Den Autoren gelingt es meisterhaft, jedes neue Kanpitel an das vorangegangene anknüpfen zu lassen. Die Geschichte von Vater und Tochter wird spritzig, temperamentvoll und in atemberaubendem Schlagabtausch erzählt. Der Leser bekommt den Spiegel vorgehalten, indem er Einblick in die Fertigkeiten der Jugend im Umgang mit den neuen Medien erhält. Und die ältere Generation darf den Kopf schütteln, dass ein so junger Vater sich so vorführen lässt. Dieser Umstand bereitet großes Lesevergnügen, denn wer darf sich schon einen solchen Luxus gönnen, zwei Protagonisten in sein Herz zu schließen und ihre Gedanken lesen zu können?
Für Leser, die eine temporeiche, generationenübergreifende, handfeste Liebesgeschichte mögen, ist dieser Roman des Autorenduos ein absolutes Muss.
Kurzweilig.