Sapiens Das Spiel der Welten

Nachdem mir das Buch Nexus des Autors so gefiel, wollte ich mehr von ihm lesen; warum nicht mal eine Graphic Novel? Hararis Vorwort des DIN A 4 großen Buches mit seinen 275 Seiten klingt gut:

„To master history, we don’t need to remember the past—we need to be liberated from it.“

Nur im ersten Viertel fremdelte ich, die Rentnerin mit Hochschulabschluss, befürchtete, für Graphic Novels sei ich einfach nicht die Zielgruppe!

Die Zeichnungen stellen TV-Sendungen im Quiz-Stil dar. Eine aufgedonnerte Quizmasterin stellt die Jury zur Bewertung der Staffel vor, über:

„Evolution- wer zieht die Fäden der Geschichte hinter dem scheinbaren Chaos der menschlichen Angelegenheiten?“

Zur Jury zählen sorgfältig gemalte Charaktere, die junge schlanke Professorin Aiko für Soziologie und Anthropologie, die weißhaarige, pummelige Saraswati im Sari, Professorin für Biologie und Zoologie, ein älterer Pfarrer mit Baskenmütze und der Autor selbst, mit seinem Schlaumeierkopf.

Dann kommen die Bewerber mit ihren Einschätzungen zur Geschichte, die die Jury zu bewerten hat. Wie es ihrer Meinung nach war, und wer die Fäden gezogen hatte.

Als Erster ein etwas schmieriger Dicker mit Zylinderhut, der denkt, Alles im Leben sei Zufall. Als Broterwerb ist er Croupier… und bekommt wenig Punkte. Er benennt in einer Rückschau viele Ereignisse, so wie auch die durchtrainierte Athletin, Clash Woman genannt, die glaubt: „Macht schafft Recht!“ Sie kommt auch nicht so gut an, wird von der Jury auseinandergenommen, als sie von den europäischen Demokratien schwärmt, die wir von den Griechen geerbt hätten…

Interessanter für meine Zielgruppe wurde es erst, nach der Werbepause, mit der Fortsetzung des Filmes „Das Imperium schlägt zurück“, Regie Julius Cäsar, und dem Drehbuch von Vergil. Es geht um

Völker, die von Imperialisten unterjocht werden, sie profitieren in nachfolgenden Generationen von ihrem neuen Status als Teil einer Großmacht: Wohlstand und Sicherheit sind die Basis für die Entwicklung von Künsten und Wissenschaften.

Inzwischen hatte ich die Jury Persönlichkeiten kennengelernt und konnte bei jedem Satz ihre Reaktionen verfolgen: Jedes Bild ein Statement.

Der nächste Kandidat, Captain Dollar, hat ein Dollarzeichen auf der Brust, es geht um die Geschichte des Geldes, warum Gerste als Zahlmittel nicht mehr zeitgemäß ist, was die Vor- und Nachteile von Gold sind und, dass es eine Autorität braucht, um den Wert sicherzustellen.

Zum Schluss geht es um Religionen, vertreten von Skyman, der weiß, was es alles gab und gibt: Animismus, Poly- und Monotheismus, und wie Nationen ihre Religionen an veränderte Bedingungen anpassen müssen.

Die Mitglieder der Jury diskutieren, auch über die Fragen von Moral und Recht. Der Pfarrer staunt, wenn er hört, dass die Christen andersgläubige Christen ermordeten. Und der Israeli Harari berichtet, wie das Judentum behauptet, „der oberste Herr des Universums habe eine Vorliebe für die winzige jüdische Nation und ihr obskures Territorium Israel.“

Es geht auch um asiatische Religionen und Aiko, die Japanerin, erklärt, wie in ihrem Land der Shintoismus daran angepasst werden musste, dass die Abgeschlossenheit Japans im 19. Jahrhundert gestört wurde.

Eine Fortsetzung wird folgen, die nächsten Staffel geht um Scientifik, die wissenschaftliche Revolution. Durch sie haben die Religionen viel ihres Einflusses verloren, in der Landwirtschaft, in der Medizin, wie Sariswati sagt: „Sogar psychische Probleme, die letzte Bastion der Heiler wurden den Psychiatern überlassen. An die Stelle von Exorzismen trat gnädigerweise Prozac.“

Das ist bestimmt mindestens genauso interessant!


Genre: Graphic Novel
Illustrated by C.H. Beck München

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