„Der Kolumbusfalter“ und andere Abenteuer (LTB 1)

Cover Jubiläums-Produkte 100 Jahre Disney.

Vorab

Zum 100-jährigen Jubiläum von „Walt Disney Company“ hat Ehapa u.a. das erste Lustige Taschenbuch (LTB) neu aufgelegt. „Der Kolumbusfalter“ von 1967 ist dabei laut Verlag der „Auftakt zu Tausenden Geschichten, die noch folgen werden“.

Beim Lesen dieser ersten LTB-Geschichten ist mir eins sofort ins Auge gesprungen: Die einzelnen Geschichten werden durch eine Überleitung miteinander verbunden. Das kenne ich von den neueren LTBs nicht mehr, würde es mir aber für sie zurückwünschen, da man so besser von einer Geschichte in die nächste hinübergleiten kann. Ich empfinde das als sehr angenehm.

Inhalt

„Der Kolumbusfalter“: Gitta Gans hat wegen der ständigen Absagen Onkel Dagoberts zu einem Geschäftseinstieg ein eigenes Geschäft aufgemacht, das mittlerweile so gut läuft, dass es dem alten Geizkragen Konkurrenz macht: Bunte, handbemalte Stoffe nach originellen Mustern finden bei den Kund*innen reißenden Absatz. Onkel Dagobert schickt deshalb Donald und dessen Neffen los, um herauszufinden, warum Gitta so viel Erfolg hat. Was er nicht weiß: Seine Neffen spielen bei Gittas Erfolg eine Schlüsselrolle. Außerdem ist noch ein Schatz im Spiel, zu dem wiederum ein Schmetterling der Schlüssel sein soll.

„Die Zebra-Muschel“: Neuerdings interessiert sich Donald für seine Bildung. Deshalb besucht er eine Vortagsreihe über die Weichtiere des Meeres. Aber Onkel Dagobert hat anderes mit ihm im Sinn: Donald soll herausfinden, warum Dagoberts Kokosnuss-Plantagen vor dem Aus stehen. Donald und seine Neffen finden tatsächlich den Übeltäter und außerdem entdecken sie den wahren Wert der Zebra-Muschel.

„Der Gespenster-Schatz“: Donald als barmherziger Charakter bietet im Gegensatz zu seinem hartherzigen Onkel Dagobert einem heimatlosen Geist Zuflucht. Der Geist erzählt ihm aus Dankbarkeit von einem Schatz – allerdings wird dieser Schatz von anderen, nicht so freundlich gesonnenen Geistern bewacht.

„Donald im Jahre 2001“: Onkel Dagobert merkt, dass er alt wird und will deshalb prüfen, wer von seinen Neffen am besten dafür geeignet ist, seine Nachfolge und sein Erbe anzutreten. Deshalb schickt er Donald in das Jahr 2001 um zu sehen, was Donald mit seinem Erbe macht: verprassen, auf der faulen Haut liegen? Nein, noch schlimmer. So schlimm, dass Donald eine folgenschwere Entscheidung trifft.

Der gewisse Mehrwehrt, das Frauenbild und kapitalistisches Denken

Was ich mir von dieser Neuauflage gewünscht hätte: Nicht nur eine Wiederauflage der Storys selbst, sondern Hintergrundwissen z.B. zur Entstehung der Geschichten. Je eine Seite dazu wäre schön gewesen, um den Leser*innen einen gewissen Mehrwert zu bieten.

Außerdem hätte ich mir – wie immer – mehr weibliche Beteiligung gewünscht. Wobei es mich gefreut hat, dass Gitta Gans in der Rolle als unabhängige und erfolgreiche Geschäftsfrau dargestellt wird, die zudem einem alteingesessenen Mann ernsthafte Konkurrenz macht – zumal Dagobert (wie leider ebenfalls immer) verächtlich von Gitta spricht, sie abwertet und somit überhaupt nicht mit ihrem Erfolg rechnet. Bei ihm greift das hochpatriarchale Bild der Frau, die dumm ist und nichts kann. Das wird hier wohltuend auseinandergenommen. Allerdings spielt Gitta trotzdem nur am Rande eine Rolle; sie taucht nicht als Hauptfigur im Abenteuer auf. Ansonsten hat man als Leser*in den Eindruck, dass Frauen bis auf (äußerst) kurze Nebenauftritte im Duck’schen Universum keinerlei Rolle spielen. Entenhausen und alle Orte, die Abenteuer bieten, sind männlich: alle Haupt- und Nebencharas, alle Gesprächspartner, alle Ganoven, Gespenster usw. – männlich. Sehr unangenehm bis störend für die weibliche Leserschaft…

Was hier ebenfalls sehr gut zu sehen ist, v.a. bei Onkel Dagobert und Donald: Was richtet purer Kapitalismus ohne ethisches Handeln an? Auf die Spitze getrieben wird das in der letzten Geschichte, als Donald merkt, was aus ihm im Jahr 2001 geworden ist – er entscheidet sich deshalb lieber für seine Menschlichkeit als für den vermeintlichen Geldsegen und gegen das pure Wirtschaftsdenken, das umfassend alles, was Humanität ausmacht, vernichten würde. Ein klares Statement für vernünftiges Denken mit Gewissen! Das hat auch und gerade heute Aktualität, wenn man bedenkt, was Kapitalismus den Menschen und der Natur antut – Klimakatastrophe, konventionelle Landwirtschaft mit Pestiziden und Massentierhaltung inklusive Methan und CO2-Freisetzung in rauen Mengen, sowie Ausbeutung von Arbeiter*innen (hallo, Donald) und umfassender Umweltverschmutzung lassen grüßen, ebenso die Verhinderung der längst notwendigen Verkehrswende!

Fazit

Das erste LTB har sowohl Gutes als auch Schlechtes. Das Gute sind die Verbindung der einzelnen Geschichten und kurzweilige Abenteuer. Außerdem sagt Donald in einer der Geschichten dem kapitalistischen Denken ohne Ethik den Kampf an. Das Schlechte: Das Duck’sche Universum ist zu 99% männlich. Nur hin und wieder ist eine Frau in Sicht, dann aber auch nur kurz bis äußerst kurz.


Genre: Comic, Frauenbild, Kapitalismus
Illustrated by Egmont Ehapa