Bitterstoffe

Der schüchterne Hobbydichter Felix liebt die selbstbewusste, zwei Jahre ältere Julia. Doch Julia bevorzugt Georg. Georg ist der Freund von Felix und war mit der langen, dünnen Annemarie zusammen. Julia wiederum ist mit der von Lithium aufgedunsenen Susanne befreundet. Dann gibt es noch Daniel, Franz, Sonja, Jesse und Anja, deren Verhältnis derjenige kennt, der sich durch den Beziehungsgeflechtsroman »Bitterstoffe« gebissen hat.

Die Protagonisten treffen jedenfalls nach fünfzehnjähriger Abstinenz bei der Beerdigung von Annemarie zusammen und der Ich-Erzähler Felix erinnert sich an das erste Mädchen, mit der er geschlafen hat, an Julia. Auch Julia erinnert sich an den schalen Geschmack der ersten Liebe und schläft, ebenso freudlos wie in der Jugendzeit, erneut mit Felix und dann – etwas intensiver – mit Georg. Die Jugendfreunde trennen sich nach der Beerdigung wieder und gehen ihrer Wege. Felix treibt es jedoch bald darauf von Berlin nach Hamburg, und er besucht Julia. Doch die ist bereits wieder mit Georg beschäftigt, Felix kommt ungünstig und kehrt wieder heim. Seiner Affenliebe zu Julia tut dies keinen Abbruch.

Florian Voß erzählt die Geschichte seiner ersten Beziehungskiste mit verquaster Distanziertheit. Nach 27 Seiten wechselt er jäh die Perspektive und benennt einen Felix, der als sein Alter Ego neben Julia erwachen darf. Es braucht allerdings Zeit, bis sich der Leser sicher sein darf, dass dieser Felix auch der Ich-Erzähler ist. Diesen Wechsel der Erzählperspektive wiederholt er, um auch aus Julias Sicht das Verhältnis zu dem schüchternen jungen Mann zu schildern. Weiter aufgepeppt wird die an sich unscheinbare Geschichte einer sich wieder begegnenden Jugendliebe, indem der Autor häufig Zeitsprünge vornimmt und den Leser zum Zurückblättern zwingt. Klingelt auf Seite 58 das Telefon, wurde das entsprechende Gespräch bereits zehn Seiten zuvor geführt. Schleppt Julia Felix auf Seite 74 zum Erinnerungsfick ins das nächste Gebüsch, hat der Leser bereits Seiten zuvor den jungen Mann begleitet, der sich abschleppen lässt.

Diese an sich reizvolle Methode, beide Parteien zu Wort kommen zu lassen, wirkt in der leidenschaftslosen Erzählung angestrengt und artifiziell. Eingebettet ist sie zudem in eine Hommage an den Großvater des Autors, an dessen Einäscherung der Leser gleich im Einstieg des Werkes teilnehmen darf, die aber mit dem Handlungsstrang selbst wenig zu tun hat. Dem Roman-Debut des Herbstes aus dem Rotbuch-Verlag hätte ein klein wenig mehr Farbigkeit, ein wenig Empathie, und ein Hauch jenes Knisterns, der Beziehungen bisweilen eigen sein soll, gut getan.


Genre: Romane
Illustrated by Rotbuch

Lone Star

Ein Mord ist geschehen: im Country Club Lone Star liegt ein alter Kumpel von Kinky ermordet in der Garderobe. Wer, zum Teufel, kann so etwas nur getan haben, fragt Cleve, der Manager des Lone Star Clubs. Das fragt sich auch Kinky, der vom Manager herbeitelefoniert wurde und nun vor dem Eintreffen der Polizei einen Blick auf den toten Freund werfen kann. In der Hemdtasche des Opfers entdeckt der Privatdetektiv einen verknitterten Zweidollarschein, und sein Erstaunen ist groß, als er am folgenden Tag einen anonymen Brief erhält, in dem sich ein Notenblatt befindet. Es ist der alte Hank Williams Song »Hey Good Lokin« mit dem Text: »I got a hot rod Ford and a two-dollar bill. And I know a spot right over the hill …«.

Nachdem kurze Zeit später eine weitere anonyme Nachricht mit einem Song von Hank Williams eintrifft und ein neuer Mord im Lone Star Club geschieht, versucht Kinky mit Hilfe seines Kumpels Ratso und weiterer Freunde dieses Puzzle zusammen zu setzen. Schon bald hat er eine Spur, und es folgt eine spannende, bizarre Kriminalgeschichte, die uns zudem einen Einblick in die Welt der Countrymusik und in die multikulturelle Vielfalt New Yorks gewährt.


Genre: Kriminalliteratur
Illustrated by Rotbuch Hamburg