Frank Goosen ist offensichtlich ein Fan von Ray Bradbury und dessen literarischem Meisterwerk »Der illustrierte Mann«. Bei Bradbury ist es die Idee vom illustrierten Mann, dessen Körper über und über mit lebenden Bildern tätowiert ist, die zu erzählen beginnen; bei Goosen bildet eine geheimnisvolle Schallplattenaufnahme die gedankliche Klammer.
»Raketenmänner« heißt die auf Vinyl geprägte »schönste deutsche Platte aller Zeiten«, die ein Musiker namens Stefan Moses in grauer Vorzeit mit dem Pianisten Wolff aufgenommen hat. Die beiden treffen in der letzten der 16 Episoden wieder aufeinander, und wie in einer Coda klingt Wolffs Leben aus.
Dazwischen treten Figuren auf, die immer wieder in der einen oder anderen Weise einen der Songs vom »Raketenmänner«-Album berühren und letztlich diejenigen sind, die den eigentlichen Gegenstand der Songs bilden. Ein altgedienter Ehegatte will wenigstens einmal im Leben seine Frau betrügen und schlägt dazu in einer Hotelbar auf. Ein junger Mann investiert sein Erbe in einen Schallplattenladen, der chancenlos vor sich hin dümpelt, um einen Traum zu verwirklichen. Ein einsamer Mann erhofft Zuneigung von einer Jugendliebe, die ihn seinerzeit tief beeindruckte. Ein Reisender kauft von einem Mädchen einen gefälschten Fahrschein und sehnt sich nach dem jungen Mädchen, obwohl es ihn in größte Schwierigkeiten bringt.
Goosen erzählt unaufdringlich schnörkellos vom täglichen Leben und seinen Absurditäten. »Raketenmänner« ist ein Werk, das die volle Aufmerksamkeit des Lesers erfordert, der sich daran erfreuen vermag, die verschiedenen Fäden der einzelnen Episoden um die von einem anderen Leben träumenden Raketenmänner zu verknüpfen.