Wie heißt es doch so schön: Du kriegst die Leute zwar aussem Pott, aber den Pott nicht aus den Leuten. Heimat kann eben doch eine Lösung sein, vor allem für die Leute im Ruhrgebiet, liebevoll Ruhrpott genannt.
Diesem Lokalpatriotismus ein literarisches Denkmal gesetzt hat Ruhrgebietschronist Frank Goosen im Kurzgeschichtenband “Radio Heimat”, der seine gesammelten “Geschichten von zuhause” beinhaltet. Die Erstveröffentlichung des Bandes war im Jahr 2010, dem Jahr, als das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas war.
Nun sind Geschichten aus diesem Buch und aus dem Roman “Mein ich und sein Leben” als retroselige 80er-Jahre Hommage unter dem Titel “Radio Heimat” als Film im Kino zu bewundern, gestartet diese Woche. Aus diesem Anlass wurde das Buch “Radio Heimat” neu aufgelegt. Die Neuauflage enthält Bilder aus dem Film, versehen mit Goosens ganz persönlichen Erinnerungen. Und einer Neu-Interpretation des berühmten Slogans von Goosen seine Omma: “Damals war auch Scheisse“.
War es natürlich nicht, aber es war eben auch nicht alles Kohlenstaub, was sich auf unsere Lungen legte. Film und Buch erzählen in “Radio Heimat” vonne Malocher-Idylle inne Schrebergärten, von schäbigen Schabracken und Kneipen und natürlich von den Menschen, die diese auch jetzt noch typischen Ruhrpott-Orte bevölkern.
Die “Radio-Heimat”-Sammlung ist ein ganz prima Einstieg in das Goosensche Universum und spannt den Bogen zeitlich noch etwas weiter als der Kinofilm. Er porträtiert die Menschen anne Ruhr schnoddrig, aber nie unter der Gürtellinie, melancholisch, aber nicht sentimental. Film wie Buch eignen sich prima, um zu erinnern, wie es früher mal war. Und um zu zeigen, was davon geblieben ist. Popkultureller Anschauungsunterricht sozusagen.
Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Nein, das alles ist nicht nur was für verklärte “früher war alles besser” Nostalgiker. Gerade hier im Pott, einem Gebiet, wo der Strukturwandel so tiefgreifend war wie sonst kaum irgendwo, interessieren sich viele junge Leute für ihre Wurzeln, wollen wissen, wie es früher hier war mit dem Kohlenstaub und den tausend Feuern in der Nacht. Das Bewusstsein für die Geschichte ist da, das Interesse auch. Und das ist doch schon mal ein guter Anfang. In diesem Sinne Glückauf für Film und Buch.
Wir hätten uns letztes Wochenende fast den Film angeschaut, sind dann aber doch zu faul gewesen unsere Jogginghosen abzustreifen und ins Kino zu fahren…!
Wir möchten den aber unbedingt sehen…
Wir waren jetzt am Dienstag und fanden den Film ehrlich klasse. Geht ruhig rein. Macht so richtig schön nostalgisch.
Ich hab bisher auch echt viel gutes über den Film gehört! Aber negativ soll sein dass die Jugendlichen leider Hochdeutsch sprechen und nicht ruhrpotteln…
Das hab ich auch in ein paar Rezis zum Film gelesen – finde aber, das hat etwas von einem Haar in der Suppe. Die Jungs sprechen so, wie Jugendliche sprechen. Ganz ungekünstelt und auch mit datt und watt. Ich finde, wenn man die wie z.B. Herbert Knebel hätte sprechen lassen, hätte es unglaublich albern gewirkt. So ist es authentisch.