Der Hypnotiseur

derHypnotiseurIn einer Sportanlage am Stadtrand Stockholms wird die übel zugerichtete Leiche eines Familienvaters gefunden. Als die alarmierten Polizisten zum Haus des ermordeten Familienvaters fahren, finden sie dessen Ehefrau und Tochter ebenfalls brutal ermordet. Nur der 15jährige Sohn hat das Massaker schwer verletzt überlebt. Es scheint, als ob der Täter, von dem jede Spur fehlt,  die ganze Familie auslöschen wollte. Der zuständige Kommissar Joona Linna erfährt, dass es noch ein Familienmitglied gibt, eine Tochter. Diese hat wohl nur eine einzige Chance zu überleben: Linna muss sie vor dem Mörder finden. Der einzige Zeuge, der schwer verletzte Sohn, ist jedoch nicht vernehmungsfähig.

Linna greift nach einem kurzen Strohhalm und möchte den Jungen hypnotisieren lassen. Er setzt seine Hoffnungen in den Arzt und Hypnotiseur Erik Maria Bark und überredet ihn zu dem Versuch,  dem Jungen unter Hypnose eine Täterbeschreibung zu entlocken. Bark allerdings hatte sich geschworen, nie mehr zu hypnotisieren, da seine letzten 10 Jahre zurückliegenden Versuche desaströs endeten. Linna wendet seine ganze Überredungskunst auf und das Experiment gelingt.  Der hypnotisierte Junge spricht  und der ganze Tathergang bricht aus ihm heraus. Der Fall ist somit nach nur wenigen Kapiteln gelöst. Grauenhafter jedoch, als es sich Bark und Linna in ihren schlimmsten Träumen hätten vorstellen können. Was sie sich wohl ebenfalls nicht hätten vorstellen können, ist die fatale Verkettung mehrerer Ereignissen, die ihren Anfang in diesser Hypnose nahm. Nach und nach entwickelt sich an mehreren Fronten ein komplett anderer, ebenso gauenerregender Fall, für dessen Entwirrung vor allem Erik Maria Bark weit in seine Vergangenheit hineingehen muss, will er das Leben seiner Familie retten. 

Der Hypnotiseur ist das gewagte Krimi-Debut des schwedischen Ehepaares Alexandra Coelho und Alexander Ahndoril, die gemeinsam unter dem Künstlernamen Lars Kepler publizieren. Gewagt, weil das Buch mit einigen ungeschriebenen Gesetzen des Genres bricht. Am auffälligsten dabei die Lösung des eigentliche Falles nach nur wenigen Kapiteln. Zwar spart auch die sich entwickelnde Handlung nicht mit Horror-Effekten und kriminalistischen Verwicklungen, aber im Vordergrund steht die Story, ihre Protagonisten und nie die Suche nach einem Täter. Nächster Regelbruch: Die ganze Story ist im Präsens geschrieben, auch in den Rückblenden auf längst vergangene Tage. Sehr gewöhnungsbedürftig, hilft dem Leser aber ungemein, nahe am Geschehen zu bleiben. Des weiteren steht nicht der Kommissar im Mittelpunkt der Geschichte, obwohl der Hypnotiseur der Auftakt zu einer ganzen Reihe mit Joona Linna bilden soll. Stört aber auch nicht, so bleibt der Leser nicht nur gespannt auf weitere Fälle, sondern auch auf die Geschichte des für skandinvische Krimi-Verhältnisse ungewohnt menschenfreundlichen Kommissars. Ungewöhnlich auch, dass alle Figuren, egal ob sie der Irrsinn oder die Ratio treibt, weitestgehend nachvollziehbar agieren, wobei so manche Handlung der auftretenden Psychotiker weniger befremdlich erscheinen als die der Gegenseite.

Darüberhinaus trauen die Autoren sich, das ein oder andere unschuldige Opfer der Geschehnisse unsympathisch anzulegen. Allen voran die einfach nur nervige Ehefrau des Hypnotiseurs. Wahrscheinlich hat der gute Mann sich in Eigenhypnose geübt, um diese Zicke höchsten Grades ertragen zu können. Mit wissenschaftlichen Grundsätzen nahm und nimmt er es eh nicht so genau, aber das nur am Rande. Verbucht unter Dramaturgie schlägt Realität. Geschenkt, weil es zum Gelingen des Buches beiträgt.  Das Buch schlägt einen zwar nicht gerade hypnotisch in seinen Bann,. aber es ist packend zu lesen, wie die Autoren es schaffen, ihre verworrene Ereigniskette schlüssig, wenn auch leicht pathetisch zu schliessen. Es ist mutig, dass sie auf einen eindeutigen Sympathieträger verzichten und dabei nie der Gefahr erliegen, ihre Figuren in die Nähe einer freakigen Horrorshow zu rücken, obwohl so einige dafür optimal gemacht wären.

Der bekannte Regisseur Lasse Hallström hat sich an die Verfilmung des Hypnotiseurs gewagt, der Film steht in Schweden kurz vor der Uraufführung und wird wohl in das Rennen um die Auslands-Oscars gehen. Noch stehen die ausländischen Verleiher nicht Schlange, aber das kann ja noch werden. ich jedenfalls fand das Buch spannend und unterhaltsam genug, um mir den Film anschauen zu wollen.

 


Genre: Horror
Illustrated by Bastei Lübbe

Der Hypnotiseur

Unter dem Pseudonym Lars Kepler hat das Autorenduo Alexandra und Alexander Ahndoril ihr Krimidebüt gegeben. Das Resultat? Zumindest der Titel wirkt spannend und vielversprechend.

Erik Maria Bark, Experte für Traumata-Behandlungen, der seinen Beruf aus guten Gründen nicht mehr ausüben möchte, wird zu einem bewusstlosen Jungen gerufen. Der 15jährige ist schwer verletzt und soll Zeuge eines brutalen Doppelmordes gewesen sein, bei dem nahezu seine gesamte Familie ausgelöscht wurde. Unter Hypnose gesteht der Junge, selbst der Täter gewesen zu sein. Er entflieht aus dem Krankenhaus und hinterlässt eine grausige Blutspur. In der Nacht darauf wird Barks Sohn Benjamin entführt. Der ist Bluter und dringend auf Medikamente angewiesen, um zu überleben. Barks Frau Simone bittet ihren Vater Kenneth, einen Kripomann im Ruhestand, um Hilfe. Auch Erik geht auf die Suche und erinnert sich dabei an eine frühere Patientin, die ihn attackierte und mit dem Geschehen in Verbindung steht …

Lars Kepler schreiben trocken und schildern emotionslos sachlich. Mit distanzierter Kühle, bisweilen hölzern und seltsam stimmungslos schildern sie das Geschehen. Hinzu kommen wiederholte Wechsel der Erzählperspektive, die der Lektüre Spannung nimmt.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach