Lustiges Taschenbuch Royal: Adel verpflichtet und andere königliche Geschichten

Die gekrönten Häupter des schwedischen, norwegischen und dänischen Königshauses wollen majestätisch urlauben, denn “Adel verpflichtet”. Nur: Wohin soll die Reise gehen?

Ganz andere Sorgen haben Elisabeth und Jane Bennet. Sie müssen sich gegen “Stolz und Vorurteil” wehren, um ihre wahre Liebe zu gewinnen.

“Ein Genie auf Durchreise” ist ein unbekannter Fremder, der sein Gedächtnis verloren hat. Er findet Unterschlupf bei Marameo Donaldo und hilft den Dorfbewohnern mit seinen genialen technischen Erfindungen.

“Die Geschichte des großen Kometen” ist die Geschichte einer verzauberten Maid mit immerfort wachsenden güldenen Haaren auf der unbewussten Suche nach einem Liebsten.

Einen “Kampf um die Krone” liefern sich Richard Löwenherz und sein Bruder John – und rechnen nicht damit, dass den Kampf zwei grottenschlechte MinnesängerInnen entscheiden werden.

“Ein(en) Sieg für seine Majestät” sollen  die Mausketiere für ihren König erringen, aber die Konkurrenz im wahrsten Sinn des Wortes gewaltig.

“Der Schatz des Turmes” ist ein ganz anderer als die Ritterin Gitta von Gans, die furchtlose Verfechterin der Reinlichkeit, erwartet hat. Aber Gitta wäre nicht Gitta, wenn sie nicht das Beste aus jeder Situation machen würde!

Die sieben Geschichten dieses Sonderbandes unterhalten wahrhaft königlich und natürlich mit dem gewohnten Humor der LTB.

Das Frauenbild in den Geschichten  variiert: Gitta tritt sehr selbstbestimmt auf und erfüllt damit eine Vorbildfunktion, während u.a. Daisy in 2 Geschichten eher die passive Rolle zukommt, in der sie auch noch gerettet werden muss. Daisy als Elisabeth hingegen wird, dem Original von Jane Austens “Pride and Prejudice” ähnlich, klug und für diese Zeit recht eigenständig dargestellt, während ihre Schwester Jane einen eher naiven Eindruck macht.

Schön und gelungen an der Duckifizierung von Jane Austens Roman finde ich die Verquickung der Entstehungsgeschichte des Romans und der Story selbst, sowie die Zeichnungen, die etwas verspielt und verschnörkelt gut zur Geschichte passen. Man bekommt direkt Lust, das Original lesen zu wollen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil von Comics und Zeichentrickfilmen, wenn sie Originale adaptieren – die neute Kunst kann die LeserInnen an klassische Literatur heranführen. Aber sie kann auch an Mythen und Historie heranführen wie im Fall der M(a)usketiere oder Richard Löwenherz und seinem Bruder John. Und natürlich sind die Anspielungen an die Originale und deren kreative Ausgestaltung für alle LeserInnen, die sich mit den Hintergründen auskennen, ein Lesegenuss.

Die Themen Stolz und Vorurteile, die sowohl in Janes Austens Original als auch in der Duck’schen Form eine große Rolle spielen, sind aktuell wie eh und je. Man muss sich nur die Flüchtlingsthematik an- oder auch nur in den Klassenzimmern der Kinder umschauen, um zu sehen, dass Vorurteile gegen Andersdenkende, Anderseiende und überhaupt alles, was anders ist, blühen und gedeien. Hier seinen Stolz und Vorurteile zu überwinden und Toleranz zuzulassen, wäre ein Segen für die Gesellschaft – und zwar von beiden Parteien aus!

Fazit: Humorvoller, unterhaltsamer Sonderband mit Anspielungen, immer noch aktuellen Themen und damit auch ein wenig Tiefgang, sofern man diesen zulässt.

 


Genre: Comics
Illustrated by Walt Disney

Micky Maus 10/20


Das 38-seitige Heft bietet den jungen LeserInnen neben den Extras mehrere Stories, Witze, und Rätselcomics. Aber auch der Entenhausen-Kurier auf der letzten Seite und Infos (nicht nur) zu den Ereignissen bedeutender Tage im April und Mai unten auf fast jeder Doppelseite, eine Kino- und Serien-Vorschau, die Maus Tipps, Experimente, kurze Comics und Rätsel bereichnern das Heft.

Inhaltsverzeichnis der (längeren) Geschichten: Donald Duck – Galileos Teleskop, Donald Duck – Geld ist Geld, Oma Duck – Frisch ab Hof, Micky Maus – Völlig schwerelos, Donald Duck – Das große Rennen von Entenhausen.

Die Titelgeschichte “Donald Duck – Galileos Teleskop” ist eine Zeitreisegeschichte, in der Donald in das Jahr 1609 reist. Er will Galileo Galilei vor Außerirdischen warnen, die seiner Erfindung an den Kragen wollen. Dank der guten italienischen Küche nimmt die Geschichte aber eine überraschende Wendung.

Die Stories sind für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren vergnüglich und spannend zu lesen. Mein achtjähriger Sohn ist großer Donald-Duck-Fan und hat sich auch für dieses Heft begeistern können. Sogar die Micky-Maus-Geschichte ist gut bei ihm angekommen, obwohl er Micky Maus gar nicht mag. Die Witze versteht er noch nicht ganz und die Experimente sind auch noch nicht so sein Ding. Dafür liebt er die Comics.

Angeschnitten werden in den Comics auf unterhaltsame Weise Themen wie Umweltbewusstsein, (Geschichts-)Wissen, Fairness und Fair Play, Geldgier, die sich nicht ausszahlt, nachbarschaftliches Verhalten und Flexibilität. Die Mischung von Lach- und Sachgeschichten ist insgesamt gelungen.

An Extras liegen diesem Heft ein batteriebetriebenes Lichtschwert bei (Batterien nicht enthalten), das wie ein Blitz aussieht, und Fußballsammelkarten für die EM 2020.

Das Heft erscheint zweiwöchentlich. Die nächste Ausgabe enthält eine weitere Zeitreisegeschichte Donalds, in der er Sir Isaak Newton besucht.


Genre: Comics
Illustrated by Walt Disney

Spione und Agenten (Sonderheft 4)

Das 4. Sonderheft des “Galileo Spezial” für Kinder von ca. 9 bis 12 Jahren widmet sich dem Thema Spione und Agenten. Das 33-seitige Heft bemüht sich erfolgreich, das Thema von allen Seiten zu beleuchten. Jede Doppelseite behandelt dabei ein eigenes Unterthema.

Das Heft beginnt mit den Anfängen der Spionage, beleuchtet dann berühmte Spione, geht über zu Agenten im Fernsehen (James Bond) und schließlich der Frage nach, wer Spion werden kann. Weitere Unterthemen: die großen Geheimdienste, heimliche Beobachtung, verrückte Gadgets, in geheimer Mission, geheime Botschaften, die Entschlüsselung, Wirst du überwacht?, der Kalte Krieg, Tiere in geheimer Mission, Rätsel. Die Unterthemen selbst sind nochmal in kleine Themenbereiche unterteilt, sodass das Heft insgesamt übersichtlich gegliedert ist. Als Extra, dessen Benutzungsweise im Heft erklärt wird, liegt ein Geheim-Nachrichten-Decoder bei.

Die Texte selbst sind  einfach verfasst, doch erst für ältere Kinder wirklich verständlich. Trotzdem kann ich mir als Mutter eines Grundschülers vorstellen, dass Kinder bei dem ein oder anderen   Wort/Zusammenhang nachfragen. Das ist nicht schlimm, denn so gibt es Gesprächsstoff für die Familie. Etwas störend für den Lesefluss sind allerdings mehrere Tippfehler. Ich persönlich hätte auch eine kleine Einleitung im Heft gut gefunden, die Mädchen und Jungen auf das Thema einstimmt. Kostenpunkt des Heftes: 4, 50 Euro, was für das, was geboten wird, in Ordnung ist.

Insgesamt ein gelungenes Heft, das übersichtlich und auf möglichst breiter Basis versucht, Kinder mit dem Thema Spione und Agenten bekannt zu machen.


Genre: Comics, Kinderzeitschrift
Illustrated by Egmont Ehapa

Asterix – Tempus fugit: Wahre Mythen und falsche Fakten

Dieser Sonderband widmet sich der Frage, welche Fakten in den Asterix-Bänden tatsächlich historisch belegt sind und welche nicht. Aßen die Gallier – wie Obelix – hauptsächlich Wildschwein? Galt das Rausstrecken der Zunge als gallische Provokation? Hätte Asterix Olympiasieger werden können? Traten Gallier in die römische Legion ein? Führten alle Wege nach Rom? Gab es “echte” unbeugsame Gallier? Wurde aus gallischen Männerfreundschaften manchmal Liebe? Organisierten die Römer einen Teil ihres Lebens in den Thermen? Waren die gallischen Barden gefürchtet? Spielten die Briten damals schon Rugby? War das Essen der römischen Legionäre miserabel? Weiterlesen


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Comic Collection

Venedig

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Als seine Mutter stirbt, findet ein Mann in ihrem Nachlass eine hübsch lackierte Briefschatulle, in der handgemalte Postkarten und alte Fotos mit Motiven aus Venedig aufbewahrt worden sind. „Ein Foto vom Markusplatz hat es mir besonders angetan“ – weswegen die Hauptfigur beschließt, auf den Pfaden seiner Mutter und seinen Großeltern durch Venedig zu reisen.

„Der Aufbruch ist nichts anderes als der Beginn einer Reise nach Hause.“ Dieser in Italienisch an eine Hauswand gepinselte Spruch ist der Schlüsselsatz des neuesten Mangas von Jiro Taniguchi, der einen japanischen Mann auf der (Spuren-)Suche nach den eigenen Wurzeln zeigt. So heißt es denn auch: „Ich folge den Spuren meiner Großeltern“, genauer denen seines Großvaters, denn über seine Großeltern und die Jugend seiner Mutter weiß die Hauptfigur nichts. Die Suche nach den Wurzeln ist gleichzeitig eine Selbstfindungsreise, wie sie Taniguchi z.B. auch in „Der spazierende Mann“ thematisiert hat: „Ich […] schlendere ziellos durch die Gegend“. Aber genau deshalb fügen sich die Puzzleteile seiner Vergangenheit und damit seines Selbst zusammen, denn gerade dieses Schlendern ermöglicht ihm neben überraschenden Momenten Schlüsselerlebnisse, um tiefer in das Leben seines Großvaters einzutauchen. Die Hauptfigur macht einen zufriedenen, ja glücklichen Eindruck, in Venedig zu sein: „Es hat eine gewisse Magie für mich, hier zu sein.“ Immer wieder mischen sich die alten Bilder und Postkarten mit den neuen Eindrücken, die ebenfalls wie Postkartenmotive, Gemälde oder Schnappschüsse anmuten und das Leben des neuen Venedig neben das des alten stellen. Es werden Impressionen gezeigt, Augenblicke, keine zusammenhängende Geschichte, die noch viele Fragen offenlassen, aber dennoch Einblicke in die Familiengeschichte der Hauptfigur geben. Wasserspiegelungen als Spiegel der Realität, aber auch des Selbst. Möwen, die ein Panel füllen und aus dem gegenüberliegenden herauszufliegen scheinen. Eine Szene, die eine Erinnerung auslöst. Essensszenen, die an „Der Gourmet“ erinnern. Das Gemalte unterstreicht wie immer die Geschichte vorzüglich. „Du bist hier, drum bin ich auch hier, das weiß ich nun.“, heißt es gegen Ende des Mangas, der die Suche mit einem emotionalen Brief seines Großvaters an seine Frau abschließt.

Eingestimmt werden die LeserInnen mit großformatigen Venedig-Gemälden. Sind das Bilder des Großvaters? Man erfährt es nicht, zumal diese Bilder zeitlos wirken. Entlassen wird man mit Erklärungen, welches Panel welchen Ort in Venedig zeigt und mit einem Nachwort Taniguchis, in dem er die Entstehungsgeschichte seines neuesten Werks nachzeichnet. Einziger Wermutstropfen gerade für weibliche Leser: Taniguchi erzählt aus der Sicht des Mannes; Frauen haben, wie meist in seinen Werken, leider nur eine nachrangige Bedeutung. Man erfährt kaum etwas über die Ehefrau der Hauptfigur, man erfährt nicht, warum er sie nicht nach Venedig mitgenommen hat, ob sie diese Reise billigt oder ob sie (wie in „Der Spazierende Mann“) keine Gelegenheit hat, aus Rollenklischees und Alltag auszubrechen. Das macht fast nur der Mann. Schade.

Insgesamt aber empfehlenswert, denn der Manga bietet wie immer Tiefgründigkeit im Alltag und lässt Spielraum für die eigene Fantasie der Leser/innen.


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Lucky Luke: Das gelobte Land (Bd. 95)
by Achdé

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Jack Loser bittet seinen Freund Lucky Luke, seine jüdische Familie auf ihrem Weg nach Montana zu begleiten und zu beschützen. Gleich nach der Ankunft merkt Lucky Luke, dass die strenggläubige Familie nicht so recht in den rauen wilden Westen passen will. Allein die Verköstigung, die alles andere als koscher ist, stellt den hartgesottenen Cowboy mitten in der Prärie vor ungeahnte Herausforderungen, ganz zu schweigen von den “gefilte Fisch” der Mame, von denen Luke Alpträume bekommt. Als wäre das nicht genug, muss sich Luke gegen die Heiratsabsichten der Sterns wehren, die ihn mit ihrer Enkelin verkuppeln wollen. Last but not least heften sich Banditen auf Lukes Fersen, die den Schatz der Sterns rauben wollen. Aber es gibt auch erfreuliche Momente, die die Sterns mit dem Wilden Westen versöhnen: Die Begegnung mit den Kri-Indianern verläuft so harmonisch, dass die Sterns glauben, einen der verlorenen Stämme Israels wiedergefunden zu haben.

Der neue Band wartet nicht nur mit einer amüsanten, sondern auch einer interessanten Geschichte auf, die voller hintersinniger Anspielungen steckt und den jüdischen Glauben (sowie dessen Geschichte) den LeserInnen gleichzeitig näher bringt, diesen aber auch (zusammen mit den rauen Sitten des Wilden Westens) liebevoll konterkariert. Da streckt unverhofft Albert Einstein als Auswandererkind seinem Hintermann die Zunge raus, die deutsche Übersetzung ist voll von jiddischen Wörtern, Juden als das “Volk des Buches”, jiddisches Liedgut – all das wird wie nebenbei eingebaut und verfehlt seine (herzlich-humorige) Wirkung nicht. Der neue Szenarist Jul hat ganze Arbeit geleistet; hoffentlich ist er auch bei den kommenden Bänden dabei. Als kleines Extra bietet der Band kurze Infos zu Lucky-Luke-Erfinder Morris und zu den Juden im Wilden Westen.

Fazit: Uneingeschränkt empfohlen!


Illustrated by Egmont Ehapa

Rainbow Days 1-3

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Inhalt Band 1-3: Natsuki möchte seiner Freundin gefallen und gibt für sie viel Geld aus. Aber zu Weihnachten stellt er fest, dass er ihr nur etwas Günstiges kaufen kann. Er entscheidet sich für einen preiswerten, aber schicken Schal. Der aber kommt bei ihr leider gar nicht gut an. In seiner Trauer über den misslungenen Heiligabend schenkt er den Schal einer Fremden – und stellt ein paar Tage später fest, dass sie ihn trägt und auch noch an derselben Schule ist, die er besucht! Seitdem ist Natsuki an ihr interessiert, aber da seine Angebetete recht kühl und unnahbar ist und er außerdem ein paar peinliche Auftritte bei ihr hinlegt, läuft es erstmal nicht so gut. Trotzdem gibt Natsuki nicht auf, denn er will bei Anna unbedingt einen guten Eindruck hinterlassen. Außerdem kann er auf die Unterstützung seiner Freunde zählen, die ihn immer wieder aufmuntern. Währenddessen findet Frauenaufreißer und Schönling Tomoya Annas Freundin Mari süß. Da er gewohnt ist, dass die Mädchen ihn toll finden, rüttelt ihn Maris aggressives Verhalten Jungen gegenüber wach. Er will wissen, warum sie so ist und ihr näherkommen. Das ist bei Maris Kratzbürstigkeit aber alles andere als einfach. Außerdem scheint sich Mari in Anna verliebt zu haben. Natsuki hat derweil Ärger mit einem Jungen, der ihn schon früher drangsaliert hatte. Außerdem steht das Schulfest an, das auch in Liebesdingen geplant sein will. Weil Natsuki schlecht nein sagen kann, muss er jetzt an einen Wettbewerb teilnehmen, an dem sich Jungen und Mädchen als das jeweils andere Geschlecht verkleiden. Der Haken: So kann er seine Verabredung mit Anna nicht einhalten. Als endlich die Sommerferien da sind, werden diese doch nicht so entspannt wie gedacht, denn Natsuki, Tomoya und Keiichi müssen wegen ihrer schlechten Noten in den Förderunterricht gehen. Als Belohnung für all den Stress wollen sie sich einen Tag am Meer gönnen. Tsuyoshis Freundin Yukiko bekommt Wind davon und will mit ihren Freundinnen mit ans Meer kommen. Das wirbelt die Planungen der Jungen ganz schön auf. Natsuki allerdings will die Gelegenheit nutzen, Anna ein Liebesgeständnis zu machen, aber wie immer läuft alles schief. Bei Keiichi scheint es besser zu laufen: Er begegnet endlich einem Mädchen, das seine speziellen Vorlieben in Liebesdingen teilt.

Dieser Shojo-Manga ist insofern ungewöhnlich, als dass er die Liebes- und Freundschaftsgeschichten aus der Sicht der Jungen erzählt (und damit auch für eine männliche Leserschaft interessant wird). Der etwas rauere Umgangston zwischen Jungs nach dem Motto „hart aber herzlich“ ist gut getroffen. Situationskomik kommt auch nicht zu kurz (z.B. die Verkleidung als das jeweils andere Geschlecht). Andeutungen über weibliche Homosexualität gibt es auch, da Mari Anna offensichtlich anhimmelt und eifersüchtig auf jeden Jungen reagiert, der sich ihr annähert. Leider baut der Manga ein ärgerliches Klischee ein, das es auch in Mangas über homosexuelle Liebe zwischen Frauen gibt: Mari verlegt sich deshalb auf Frauen, weil sie schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat. Homosexualität wird damit nicht als etwas Natürliches gesehen (sie kommt seit Menschengedenken und sogar im Tierreich vor), sondern als etwas, das sekundär ausgelöst worden ist. Damit wird eine mindestens verfremdende, eigentlich schon falsche Sicht auf Homosexualität geboten. Sehr schade. Mal abgesehen davon ist der Manga aber gelungen, denn er zeichnet ein heiteres Bild der Schulzeit und der ersten Liebe, ohne die Problem(chen), die dabei auftauchen, zu verschweigen. Damit bietet er Identifikationspotential für seine LeserInnen. Extras: Sticker, Zusatzmangas, Kalender (dieser stimmt bzgl. der Tage im Monat März nicht).


Illustrated by Egmont Ehapa

Kikaninchen Magazin

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Das neue Magazin „Kikaninchen“ (Ausgabe 1) für Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren entspricht im Großen und Ganzen den Erwartungen, die man als Eltern an ein solches Magazin stellt. Das als Extra beigelegte und teilweise auszuschneidende Angelspiel war für meinen Sohn (5 Jahre) sofort interessant, wobei er es (in diesem und jüngerem Alter typisch) ein wenig entfremdet hat. Nicht schlimm, Hauptsache, es macht Spaß, zumal die Mama mitmacht.

Eigentlich ist das sogar ein Pluspunkt, denn je multifunktionaler Spielzeug ist, desto vielfältiger, interessanter und anregender ist es auch. Nur für Kleine ist das Angelspiel zu diffizil; es würde wahrscheinlich bei deren grobmotorischen Fähigkeiten schnell kaputtgehen. Die Geschichte vom Laster und Schneemann fand ich persönlich nicht so gut, aber mein Sohn wollte, dass ich sie ihm mehrmals vorlese, von daher in Ordnung. Rätsel macht er eigentlich auch ganz gern, aber momentan ist er in einer Phase, in der ihn die Vorschulsachen nicht so interessieren. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass er jetzt ein Vorschulkind ist, im Kindergarten genug dergleichen gemacht wird und er zuhause solche Sachen nicht auch noch machen will. Zum Singen ist er zuhause eher selten zu bewegen, weshalb die Lieder im Magazin komplett uninteressant für ihn waren. Er singt allerdings in der Frühförderung, weshalb er zuhause darauf wohl auch keine Lust hat. Die Bastelsachen sind für ihn ebenfalls uninteressant; er hat auf Basteln und Malen nur im Alter zwischen 2 und 3 Jahren Wert gelegt, seitdem macht er das nur noch im Kindergarten, wenn er dazu aufgefordert wird. Für ihn fehlen mir im Heft Bewegungsangebote, denn die macht er sehr, sehr gern, da er definitiv ein Bewegungskind ist. Die Rätsel an sich sind für diese Altersspanne schwer zu planen, denn für die ganz Kleinen sind sie noch zu schwer (aber mithilfe der Eltern, die sie für ihre Kinder vereinfachen, zu lösen), für die Größeren schon zu einfach. Insgesamt ist das Magazin aber gelungen. Man kann ja nicht jedes Kind erreichen, dafür sind die Kinder zu unterschiedlich. Außerdem picken sich die Kleinen sowieso das raus, was ihnen am meisten gefällt.

Fazit: Das Magazin könnte mehr Bewegungsspiele (v.a. im Sinne der Psychomotorik) beinhalten, aber ansonsten ist die Mischung recht vielseitig, sodass eigentlich jedes Kind das ein oder andere gut finden wird.


Lucky Luke: Dicke Luft in Dalton City, Bd. 36 und Band 1

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Durch einen Fehler in einer Telegrafennachricht wird Joe Dalton auf freien Fuß gesetzt. Da seine Brüder nicht im Gefängnis bleiben sollen, befreit er sie und beschließt, zusammen mit ihnen die verwaiste Banditenstadt Fenton Town zu übernehmen und in Dalton City umzubenennen. Um Geld zu verdienen, soll Dalton City an alte, glor- und geldreiche Zeiten anknüpfen. Lucky Luke, den sie gefangen setzen, soll ihnen dabei helfen. Um Schwung in die Stadt zu bringen, engagieren die Daltons eine Cancan-Truppe. Joe will die Leaderin dieser Truppe heiraten, deshalb ein pompöses Fest inszenieren und die Crème de la Crème der Banditenwelt einladen.

Die limitierte Nostalgie-Edition bringt den ersten Band der Serie im Retro-Look von 1972 heraus, zusammen mit einem informativen Vorwort von Volker Hamann, in dem erklärt wird, warum in der deutschen Ausgabe der Bände die ersten 14 Abenteuer „verschwunden“ sind. Die Edition ist eine weitere Hommage an 70 Jahre Lucky Luke im Jahr 2016. Die verschwundenen 14 ersten Bände werden deshalb in der richtigen Reihenfolge wieder aufgelegt. Die Cover dieser Edition sind in der Retro-Optik der Koralle-Ausgaben gehalten und es gibt erstmals eine tatsächliche Bandnummer 1. Ansonsten macht auch dieses „alte“ Abenteuer Spaß zu lesen und ist vom Preis her völlig in Ordnung. Die Anspielungen machen noch mehr Spaß: Lulu Carabine ähnelt z.B. Mae West.


Genre: Comics
Illustrated by Egmont Ehapa

Asterix erobert Rom – Das Album zum Film

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Julius Cäsar hat es satt: Immer wieder werden seine Truppen durch Majestix und sein Dorf verprügelt. Also schlägt er den Galliern eine Wette vor. Wenn sie es schaffen, wie Herkules superschwere Aufgaben für Götter zu bewältigen, streckt Cäsar die Waffen. Wenn nicht, müssen sich die Gallier Cäsar unterwerfen. Majestix nimmt an und entsendet seine besten Krieger Asterix und Obelix, um die Aufgaben zu bewältigen: Die beiden sollen den schnellsten Läufer, den besten Speerwerfer, den besten Judoka besiegen, Unmengen an Essen vertilgen, auf einem geisterhaften Schlachtfeld übernachten, das Haus, das Idioten macht, überlisten, auf dem Olymp den weichsten Weichspüler herausfinden und vieles mehr. Werden die beiden Krieger das schaffen?

Das Album zum Zeichentrickfilm, der vor 41 Jahren erschienen ist, bezeichnet Uderzo in seinem Vorwort als „würdigen Rahmen“. Das Vorwort selbst ist informativ, blickt es doch auf die Entstehung des Filmes zurück und erzählt den LeserInnen, dass Uderzo die damaligen Vorlagen für die Trickfilmzeichner überarbeitet und ein neues Cover gestaltet hat. Das Cover gibt im Hintergrund einen Vorausblick auf die zu bewältigenden Aufgaben. Der Text ist in diese gelungenen Zeichnungen eingefügt. Die Zeichnungen selbst warten u.a. mit witzigen Selbstzitaten auf, wirken sehr dynamisch und arbeiten mit angenehmen Farben. Die Ideen für die Aufgaben selbst sind zeitlos humorvoll, stecken voller Anspielungen auf z.B. die Bürokratur (heute noch so aktuell wie damals) und vermitteln den LeserInnen, dass man mit Selbstbewusstsein, Köpfchen und Humor so ziemlich jede Aufgabe lösen kann und machen einfach Spaß. Der Text liest sich ein wenig gekünstelt an manchen Stellen, fasst aber die Geschichte gut zusammen. Insgesamt gelungen.


Genre: Comics
Illustrated by Egmont Ehapa

Lustiges Taschenbuch Sonderband – Advent 2

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Ein „Wunderbares Weihnachtsfest“ hätte es werden können, wenn Onkel Donald nicht vergessen hätte, den Wunschzettel seiner Neffen dem Weihnachtsmann zu geben. Und dann verunfallt der Weihnachtsmann auch noch, als er in Onkel Donald reinfährt. Zumindest glauben das seine Neffen. Als Donald die herumliegenden Päckchen sieht, beschließt er, einen der Adressaten zum Weihnachtsmann zu machen, um seine Neffen zu überraschen. Aber das ist schwerer als gedacht, denn alle hassen Weihnachten. Über „Geklaute Geschenke“ regt sich Onkel Dagobert auf. In seinen Warenhäusern verschwinden gerade in der Weihnachtszeit immer wieder Geschenke. Als Donald sieht, dass sich seine Neffen an den Videospielen eines der Warenhäuser zu schaffen machen, glaubt er, die Diebe gefunden zu haben. Aber alles läuft anders als vermutet. In ein „Zauberhaftes Mahl“ geraten Donald und seine Neffen, als sie sich verfahren und in einem Spukschloss Rast machen. Dort warten die ehemaligen Bewohner darauf, erlöst zu werden. „Wunder im Sack“ will Goofy den Kindern schenken, weil er dieses Jahr in einem Kaufhaus den Weihnachtsmann spielen darf. Aber der Leiter des Kaufhauses hat andere Pläne. „Unverhofft kommt oft“, als sich Onkel Dagobert unversehens unter Bettlern wiederfindet, die ihm ein unvergessliches Weihnachtsfest bescheren.

24 Geschichten zum Selbstöffnen auf 296 Seiten präsentiert der Sonderband des LTB – an je einem Tag darf man eine Geschichte aufreißen, die in ihrer Gesamtheit Weihnachten unter verschiedenen Blickwinkeln beleuchten; sogar Grusel ist dabei. Darunter sind 6 Erstveröffentlichungen, die im Buch gekennzeichnet sind: „Zauberhaftes Mahl“, „Doppelt hält besser“, „Weihnachtsschmuggel“, „Weihnachtsfreuden“, „Zu viel Dankbarkeit“ und „Die Weihnachtsüberraschung“. Die Geschichten machen wie immer Spaß zu lesen und versetzen die LeserInnen in Weihnachtsstimmung, inklusive Botschaften wie Nächstenliebe und die Fähigkeit, hinter die Fassade zu schauen. Keine der Geschichten kommt im 1. Advents-Sonderband vor. Das Cover mit seinem Goldglanz und den verkleideten Neffen verbreitet ebenfalls Weihnachtsstimmung. Einzige Wehrmutstropfen sind der Preis -12 Euro lässt einen schmalen Geldbeutel eher geschlossen bleiben – und die Tatsache, dass nur 6 der Geschichten neu sind.


Illustrated by Egmont Ehapa

70 Jahre Lucky Luke – Limitierte Sonderauflage

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Inhalt „Die Daltons in der Schlinge“: Die Daltons sollen aufgrund ihrer vielen Verbrechen gehängt werden. Die einzige Möglichkeit, dieser Strafe zu entkommen, ist eine Heirat. Aber keine Dame will einen Verbrecher heiraten. Deshalb sucht Ma Dalton 4 Bräute aus dem Stamm der Plattköpfe für ihre Söhne aus. Aber die haben es in sich.

Inhalt „Die Daltons bewähren sich“: Wenn die Daltons es schaffen, einen Monat auf Bewährung durchzuhalten, erlangen sie endgültig ihre Freiheit. Lucky Luke soll ihre Bewährungshelfer sein. Tatsächlich reißen sich die Brüder zusammen und werden zu mustergültigen Bürgern. Allerdings eilt ihnen ihr Ruf als Verbrecher voraus, sodass die Bewährung an einem seidenen Faden hängt.

Inhalt „Die Daltons auf Schatzsuche“: Diesmal brechen die Daltons aus dem Gefängnis aus, weil sie von einem Mitinsassen von einem Schatz erfahren haben. Aber die Schatzsuche gestaltet sich als schwierig – und paradoxerweise müssen sie schließlich in ein Gefängnis einbrechen, um an ihn heranzukommen.

Für das Special zum 70-jährigen Jubiläum der Lucky-Luke-Reihe hat Ehapa vier Geschichten rund um die Daltons ausgesucht (Nr. 17, 27, 30, 80), die der Verlag mit neuen Covern versehen und limitiert aufgelegt hat. Auf jedem der vier Cover ist einer der Daltons auf einem Steckbrief zu sehen. Vergnüglich sind alle vier, auch wenn sie eigentlich nur ein Aufguss der schon erschienenen Abenteuer sind. Die Anspielungen (z.B. in „Die Daltons bewähren sich“ wird in der Hochzeitsfeier auf „Asterix“ und dessen Festmähler verwiesen) geben den Storys Tiefe und lassen den Leser/die Leserin ebenfalls schmunzeln. Wenn man die vier Geschichten hintereinander liest, fallen sofort die unterschiedlichen Zeichenstile ins Auge, die – je nach Geschmack der LeserInnen – nicht unbedingt gefallen müssen. Gerade Bd. Nr. 17 aus der frühen Zeit ist vom Stil her für meinen Geschmack gewöhnungsbedürftig. Die limitierte Auflage ist mit einem Vorwort von Horst Berner versehen, das in jedem der vier Bände zu finden ist. Ich persönlich finde das schade, denn der Fan hätte gern mehr rund um das Thema Dalton erfahren. Die Neuauflage hätte sich, gerade bei vier Alben, dazu angeboten, den Fans ein je verschiedenes Vorwort mit Infos zu bieten. So hat die Auflage den etwas faden Nachgeschmack einer schnell zusammengeschusterten Geldmaschine zum Anlass des Jubiläums. Schade, da hätte man sicher mehr aus dem Thema Daltons rausholen können.


Illustrated by Egmont Ehapa

Findet Dorie – Das Magazin zum Film

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Das Magazin erscheint zweimonatlich und richtet sich laut Ehapa an Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Das scheint mir eine zu große Spannweite zu sein, zumal die meisten Rätsel und auch die Comics eher von Kindern ab 4 ½ Jahren (eher noch später) verstanden werden können. Da muss man sich als Elternteil eines dreijährigen Kindes schon einiges einfallen lassen, um das alles auf diese Altersstufe herunterzubrechen. Es richtet sich vom Schwierigkeitsgrad und auch von den Extras (eine zerbrechliche Angel mit ebenso zerbrechlichen Dingen, die geangelt werden können) eher an 5- bis 6-Jährige, die etwas zarter mit den Sachen umgehen können (wenn sie wollen) und schon von der Entwicklung der Intelligenz und des Verstandes weiter sind. Mein Sohn, 4 Jahre und 8 Monate, z.B. mag die Comics sehr gern, aber ich merke, dass er sie noch nicht richtig verstehen kann. Die Rätsel haben ihn diesmal fast gar nicht interessiert, obwohl er normalerweise Rätsel liebt. Bei genauerer Betrachtung habe ich festgestellt, dass er sie instinktiv verworfen hat, weil seine kognitive Entwicklung schlicht noch nicht so weit ist, um z.B. das Rätsel „Von Herzen“ auf S. 16 lösen zu können. Das hat Grundschulniveau. Bei diesem Heft braucht man auch bei den Basteleien sehr intensive Hilfe der Eltern, um damit zurecht zu kommen. Die Altersangabe müsste also nochmal überdacht werden, damit die Kinder tatsächlich Spaß an dem Magazin haben und nicht frustriert aufgeben.

Das Heft ist also eher geeignet für Grundschüler ab sechs Jahren; für Jüngere leider nur dann, wenn die Eltern viel helfen und vieles weglassen.


Illustrated by Egmont Ehapa

Votes for Women: Der Marsch der Suffragetten

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Großbritannien vor dem Ersten Weltkrieg: Sally Heathcote ist ein ganz normales Dienstmädchen, das sich nicht sonderlich für Politik interessiert. Als sie aber für ein politisch engagiertes Pärchen arbeitet, weckt ihre Arbeitgeberin ihr Interesse an der Bewegung „Votes for Women“, die das Wahlrecht und mehr Freiheit für Frauen fordern. Schließlich schließt sich Sally den Suffragetten an. Dort erlebt sie am eigenen Leib, wie Frauen wegen ihrer Forderungen geschlagen, inhaftiert und von den Männern nicht ernst genommen werden. Täglich setzt sie ihre Gesundheit und teilweise ihr Leben für die Suffragetten aufs Spiel. Weil die Frauen kein Gehör in der zutiefst patriarchalischen Welt finden, werden sie immer radikaler. Elsie Howery, eine der Suffragetten, geht während ihrer Gefangenschaft in Hungerstreik. Sie wird daraufhin zwangsernährt und erleidet dadurch bleibende Verletzungen am Kehlkopf. Sally wird ebenfalls zwangsernährt, als sie in den Hungerstreik tritt. Andere Frauen werden am „Schwarzen Freitag“ zusammengeschlagen. Mary Clarke, die Schwester einer der Anführerinnen, stirbt daraufhin an ihren Verletzungen. Im Laufe der Zeit zerfällt die Bewegung in mehrere Fraktionen.

Autorin Mary Talbot ist eine international anerkannte Wissenschaftlerin, die sich auch mit Gender Studies beschäftigt. So wundert diese Graphic Novel nicht, die sich eines wichtigen Themas annimmt: der Geschichte des Wahlrechts der Frauen, beispielhaft an der englischen Geschichte gezeigt. Der Comic präsentiert beeindruckend, wie hart die Frauen um ihr Recht zu wählen und eine Stimme zu bekommen kämpfen mussten. Da rührt es besonders, wenn das letzte Panel Sallys Enkelin zeigt, die am Krankenbett ihrer Großmutter steht und der es völlig egal ist, dass sie schon mit 18 Jahren wählen darf. Dieser hervorragend gewählte Schluss bleibt der Leserin /dem Leser besonders im Gedächtnis, hat sie/er doch schon die ganze Härte des Kampfes und Sallys Leben vorab verfolgen können. Der Comic schont die Leserin/ den Leser zu keinem Zeitpunkt, er stellt ohne zu beschönigen den Kampf der Suffragetten dar. Auffällig hierbei die Wahl der Farben: Sie sind zumeist dunkel, gerne grau, mit wenigen gezielt gesetzten Farben wie Sallys rotes, durch den grauen Hintergrund flammendes Haar, das so in Szene gesetzt Kampfsymbolik hat und Sallys Brennen für die Suffragetten verdeutlicht. Der Comic verschweigt auch nicht, dass nicht alle Frauen mit dem Wahlrecht einverstanden sind. Sally verliert eine Freundin, weil deren Großmutter den Suffragetten feindlich gesinnt ist. Auf der anderen Seite unterstützen einige wenige Männer den Kampf der Frauen. Ein weiterer Pluspunkt: Dem Hauptteil ist eine Art Glossar angeschlossen, der zu den Szenen die passenden historischen Fakten bereithält. Allerdings gibt es auch einen kleinen Kritikpunkt: Der Comic schreitet teilweise zu schnell voran, sodass man das Gefühl hat, Ereignisse nicht oder nicht zur Gänze mitzubekommen.

Zu diesem Thema gibt es auch einen gleichnamigen Film: http://www.kino.de/film/suffragette-2016/

Insgesamt ein Thema, das berührt, v.a. weil die Gleichberechtigung der Frau auch in den westlichen Ländern leider noch nicht abgeschlossen ist, wie die Themen „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ und wenige Frauen in Führungspositionen zeigen. Auch die (finanzielle) Anerkennung von sozialen Berufen, die meist von Frauen ausgeführt werden (wie Altenpflegerin, Erzieherin), lässt noch zu großen Teilen auf sich warten. Ganz zu schweigen von der fehlenden (auch finanziellen) Anerkennung der Erziehungsarbeit der Mutter, v.a. derjenigen, die wegen der Kinder entweder Teilzeit oder gar nicht arbeiten – Altersarmut ist deswegen ein vorwiegend weibliches Problem. Männliche Unterstützung beim Thema Erziehungsarbeit (oder gar der Vater als Hausmann) hat noch viel Potential nach oben. Der Comic verdeutlicht, welche Anstrengungen Frauen unternehmen mussten (und noch müssen), um sich ihre Rechte zu erkämpfen.


Illustrated by Egmont Ehapa

Orange 2

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Naho stellt fest, dass sich ihre Gegenwart immer mehr von der des Briefes, den ihr zukünftiges Ich ihr geschrieben hat, unterscheidet. Aber manche zentrale „Fehler“, die sie dennoch begangen hat, zeigen schon ihre Wirkung. So erfährt sie, dass Kakerus Mutter nicht gestorben wäre, hätte sie ihn damals nicht eingeladen, zusammen mit ihrer Gruppe etwas zu unternehmen. Der Brief weist außerdem auf eine interessante Unterrichtsstunde hin: In ihr erfährt Naho, dass es theoretisch mehrere Stränge gibt, in die die Zukunft verlaufen kann. Und dass sich die Zukunft des einen Strangs nicht unbedingt ändert, wenn man die Vergangenheit ändert.

Der 2. Band der Reihe malt weiterhin detailliert das Szenario aus, wie es wäre, wenn man seine Vergangenheit ändern könnte – und wenn nicht. Naho macht sich dazu viele Gedanken, die interessant zu lesen sind. Die theoretischen Erklärungen des Lehrers tragen ebenfalls dazu bei, dass auch bei der Leserin /dem Leser die Gedanken auf Trab kommen. Außerdem fühlt man sich an diverse Sf-Romane und Dokus/Bücher über das Phänomen der Zeitreise, das ein beliebtes physikalisches Gedankenspiel ist, erinnert. Das alles wird wunderbar eingebunden in eine romantische Dreiecksbeziehung, die mit so einigen Schwierigkeiten nicht nur pubertärer Art zu kämpfen hat. Ein weiterer Pluspunkt: Die Spannung bleibt immer erhalten, man möchte wissen; wie es mit den Protagonisten weitergeht. Insgesamt empfohlen!


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg