Die Queen kommt nach Wien. Gegen Mittag wird die britische Königin Elisabeth II. in der Wiener Innenstadt erwartet. Vom Balkon des 87jährigen greisen Großindustriellen Herrenstein möchten sich auf Einladung seines Neffen Victors rund 40 Gäste das Ereignis ansehen.
Rudolph Herrenstein, durch einen Autounfall an den Rollstuhl gefesselt, ist ein Grantler und Menschenfeind. Der Waffenhändler lebt mit seinen Diener Richard und seiner Hausangestellten in einer riesigen Wohnung, in deren Musikzimmer auch ein Bösendorfer steht und ist jedem Besuch abgeneigt. In einer gewaltigen, sich ständig steigernden Schimpfkanonade zieht er über seine Gäste, über Wien, Österreich, Musik, Literatur und Kunst her.
Als endlich die Königin mit Verspätung naht, stürzen die inzwischen 90 Gäste auf den Balkon und winken mit dem Union Jack. Unter ihrer Last kracht der gesamte Balkon drei Stockwerke tief zu Boden und verschwindet in einer Staubwolke. Lediglich der Alte und sein Diener überleben.
Thomas Bernhard hat dieses tragikomische Stück zwei Jahre vor seinem Tod veröffentlicht und seine Aufführung nicht mehr erlebt. Monologartig kotzt die zentrale Figur Herrenstein seinen gesamten Abscheu über Gott und die Welt aus sich heraus. Der Protagonist nimmt unter anderem auch Bezug auf verschiedene Komponisten und erklärt, Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ sei die einzig genießbare Musik, während er bei der Aufführung von Johannes Brahms traditionell die „schwarze Fahne“ hisst. Goethe und Kleist zählen zu den wenigen Literaten, die ihm etwas gelten. Schopenhauer und Nietzsche seien Philosophen, mit denen er „in Urlaub“ fahren könne.
„Elisabeth II.“ ist ein großes Stück Bernhardscher Rhetorik, eine prächtige Suada, welche die Wortgewalt des Gmundener Dichters belegt.