Dunbridge Academy 2: Anyone

Dunbridge Academy - Anyone
 - Sarah Sprinz - PBNur beste Freunde?

Victoria Belhaven-Wynford und Charles Sinclair sind schon seit langer Zeit beste Freunde. Was beide allerdings voreinander verschweigen: Sie lieben sich gegenseitig. Aber immer wieder verhindern Befürchtungen und diverse Verstrickungen, dass sie sich ihre Liebe gestehen. Stattdessen lässt Charles das Gerücht aufkommen, er sei in Eleanor verliebt. Und Victoria geht eine Beziehung mit Valentine ein – vor dem sie allerdings nicht nur ihre Freundinnen, sondern auch Charles immer wieder warnen. Denn dieser verhält sich Frauen gegenüber toxisch. Nur will Victoria das nicht wahrhaben, da sie auch sieht, woher Valentine seine psychischen Schäden hat. Statt sich von ihm abzuwenden will sie Valentine helfen. Allerdings nimmt dieser keine Hilfe an, dafür demütigt er Victoria immer wieder. Trotzdem bleibt Victoria weiterhin an seiner Seite. Aber als sie erfährt, dass Charles zusammen mit Eleanor bei der alljährlichen Romeo-und-Julia-Aufführung den Romeo und Eleanor die Julia spielen wird, wird es immer schwerer für sie, ihre Gefühle für Charles zu unterdrücken. Als wäre das noch nicht genug, soll sie für die Drehbuch-AG die Liebesgeschichte zwischen den beiden verfassen. Und auch in Victorias Familie läuft nicht alles rund: Ihre Mutter hat erneut angefangen zu trinken.

 

Romantische Verwicklungen, Substanzmissbrauch, toxische Beziehungen

Der zweite Teil der Trilogie befasst sich mit einem Freundespaar von Emma und Henry: Victoria und Charles. Emma und Henry kommen zwar auch vor, nehmen aber jetzt Nebenrollen ein, da sowohl Charles als auch Victoria in Vergangenheit und Gegenwart mitsamt ihren Schwierigkeiten und Gefühlen näher beleuchtet werden. Es geht dabei eher nebenbei um den Konflikt Bürgertum-Geldadel und darum, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, denn der (Geld-)Adel hat so seine eigenen Schwierigkeiten. Alkoholsucht z.B. macht jedwede Familie kaputt und Sprinz zeigt, wie sehr Victoria und ihre Familie im co-abhängigen System gefangen sind. Valentine nimmt Drogen, um sich dem schädigenden Druck seiner reichen und mächtigen Familie zu entziehen, und er demütigt andere, um sich selbst zu erhöhen.

Victoria geht eine Beziehung mit Valentine ein, um über ihre Liebe zu Charles hinwegzukommen, aber auch, weil sie Valentine anziehend findet. Aber ihr kaum vorhandenes Selbstbewusstsein verhindert, dass sie dieser toxischen Beziehung rechtzeitig den Rücken kehrt – sie hat in ihrer Familie gelernt, sich und ihre Bedürfnisse zu unterdrücken und zu funktionieren. Immer wieder wird in ihren Formulierungen und Gefühlen deutlich, dass sie in die Falle der typisch-patriarchalen Rolle einer sich (auf)opfernden Frau tappt und dort lange verharrt, bis sie endlich ihren Zweifeln, ihren Gefühlen und ihren Freunden Gehör schenkt und sich nach und nach Selbstbewusstsein erarbeitet, das sie aus dieser Opferrolle befreit, die sie als Tochter und als Girlfriend innehat.

Diese emotionalen Stürme und Schmerzen tun schon beim Lesen weh, sodass die Triggerwarnung des Buches – toxische Beziehung, Essstörung, häusliche Gewalt, Substanzmissbrauch und Abhängigkeit – gerechtfertigt ist. Denn nicht nur die Hauptfiguren Victoria und Charles werden vorgestellt, sondern auch Victorias schwuler Bruder und dessen Boyfriend, der in einem gewalttätigen Zuhause lebt.

Die Buntheit von Beziehungen ist also ebenfalls Thema des Bandes, aber eher nebenbei – so sollte es auch in der Realität sein: Liebevolle Beziehungen, egal welcher Art, sollten so selbstverständlich sein, dass man keine großen Worte mehr darüber verlieren muss. Dass Beziehungen durchaus schwierig sind, kommt der Realität schon sehr nahe und korreliert auch mit dem Stoff von Romeo und Julia, die sich ebenfalls Schwierigkeiten gegenübersehen. Aber im Gegensatz zu deren tragischem Ende setzen die Figuren in diesem Band alles daran, ihre Schwierigkeiten anzupacken (wenn auch ganz realistisch mit Rückschlägen), zu überwinden und sich weiterzuentwickeln. Dabei helfen ihnen (Selbst-)Reflexionsfähigkeit, Kommunikation und Freundschaften. Es wird also auch gezeigt, wie man mit Schwierigkeiten umgehen könnte.

Was mich aber persönlich etwas gestört hat, ist das kaugummiartige Hinziehen der Beste-Freunde-Sache und die Verbohrtheit Victorias, was Valentine angeht, obwohl beides durchaus plausibel entfaltet wird. Das ist aber wohl meinem persönlichen Geschmack geschuldet.

 

Fazit

Romantische Verwicklungen mit Tiefgang. Für Teenager und junge Erwachsene.


Genre: Romantik, Substanzmissbrauch, toxische Beziehungen
Illustrated by LYX