Der durch die Corona-Pandemie erzwungene Wechsel von Büro- zur Heimarbeit hatte für Patricia Strunk eine positive Seite: Durch ihre tägliche Anwesenheit im eigenen Heim nahm sie ihre Umwelt, und das war in erster Linie ihr Garten, vollkommen neu wahr. Sie entdeckte Tiere, mit denen sie schon länger in enger Symbiose lebte: Spatzen, Amseln, Mäuse, Eichhörnchen, Füchse und Libellen. Mit all diesen freundlichen Gesellen teilte sie ihr Refugium und bemerkte doch erst allmählich, welchen Reichtum ihr die tierische Gesellschaft bescherte. Weiterlesen
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Geschichten aus dem Garten. Erlebnisse mit Eichhörnchen, Füchsen & Co.
Der Traum vom Fremden
Der Traum vom Fremden. „Laufe Gefahr, mein Wort zu brechen und mich selbst zu verraten. Hatte ich nicht geschworen: Keine leeren Worte mehr! Überhaupt keine Worte mehr! Am besten verstummen; Taubstummensprache für die notwendigen Mitteilungen, Gesten, Gebärden – wie jeder Laut Übelkeit in mir hervorruft, ein ganzer Satz mich zum Erbrechen bringt und ein Gedicht – ein Gedicht ist der Tod!“ So hätten die Gedanken von Arthur Rimbaud in Ostafrika 1883 wohl lauten können, denn er hatte der Poesie und Europa abgeschworen und sich als Sklaven- und Waffenhändler bis in den Ogaden durchgeschlagen. Michael Roes nimmt einen ein authentischen Bericht (Rapport nur l’ogadine par M. Arthur Rimbaud), den Rimbaud 1883 über den Ogaden verfasste, als Grundlage für sein Rimbaud-Reflexion: ein fiktives Tagebuch, das durch die letzten Tage des französischen Dichterfürsten führt.
Der Traum vom Fremden
“Ist das nicht die Freiheit, die Hölle, die ich gesucht habe? Jeder und niemand, ohne Familie, ohne Heimat oder Herkunft, ein Vagabund, Brisant, eine Wegelagerer, Halsabschneider, Meuchelmördder.” Der Plot handelt von seinem verschwundenen Geschäftspartner Sotiro, den Rimbaud durch eine Mission in den Ogaden retten will. Mit einer kleinen Mannschaft vertrauter Einheimischer dringt er in die noch unerforschte Wildnis vor und versucht, das Unternehmen möglichst nüchtern und wissenschaftlich zu protokollieren. Aber immer Gedanken und Gespenster aus der Vergangenheit drängen sich ihm auf: fiebrige Erinnerungen an die Amour fou mit Paul Verlaine, seine kaum erforschte Zeit bei der Fremdenlegion und seinen Neuanfang in Afrika. Aber auch die neu entdeckte Welt gemahnt ihn an seine Berufung: Die Ogadeni “verfassen über alles und jeden Lieder: sie unterscheiden nicht zwischen einer poetischen und einer nüchtern-sachlichen Sprache. Ihnen gilt Poesie als höchste Erkenntnis“.
Fiktives Tagebuch Arthur Rimbauds in Afrika
Vom 3.Oktober bis zum 11. November 1883 reichen die Eintragungen in das fiktive Tagebuch, das Michael Roes mit viel Einfühlsamkeit und Recherche geschrieben hat. Während sich Arthur Rimbaud in den Jahren 1875-1886 auf seine persönliche Odyssee begab und neben Europa auch Sumatra, Ägypten und Aden bereiste gibt sein verlorener Freund Verlaine eine Sammlung literarischer Studien unter dem Titel “Die verfemten Dichter” heraus. Dadurch erlangt Rimbaud noch zu Lebzeiten eine größere Bekanntheit. Der Handlungsreisende, Kaffeehändler, Teppichhändler und Freiwilliger der niederländischen Armee stirbt schließlich an Knochenkrebs. 1891 führt ihn die Heimreise nach Marseille wo er am 10. November im Alter von nur 37 Jahren stirbt. Der Autor Michael Roes, geboren 1960 in Rhede / Westfalen, ist Autor und Filmemacher, vor allem Dialoge mit nicht-europäischen Kulturen. Seine eigenen Reisen in den Jemen, nach Israel, Algerien, Afghanistan und Mali bilden den Hintergrund für viele seiner Werke.
Michael Roes
Der Traum vom Fremden
2021, Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 230 Seiten
ISBN: 978-3-86300-323-4
Albino Verlag
€22.00