Charles Bukowski in Hamburg. Auf DVD.

Charles Bukowski in Hamburg. Auf DVD. 1200 Leute in einem Raum mit Bukowski. Am 18. Mai 1978 las der wohl berüchtigste US-Underground-Poet Charles Bukowski, geboren in Andernach, endlich auch in Deutschland. Seine ersten selbstironischen Worte gingen in dem Tumult und Chaos und der großen Freude des Publikums beinahe unter: „Hello, it’s good to be back!

Charles Bukowski – Live – in Hamburg

Charles Bukowski war 1920 als Sohn eines kalifornischen Besatzungssoldaten und einer deutschen Mutter im rheinischen Andernach gezeugt und auf Heinrich Karl getauft worden. Als Charles jr. drei Jahre alt war zogen seine Eltern mit ihm nach Los Angeles wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1994 blieb. Denn obwohl er innerhalb L.A.s sogar mehrmals umzog, war er ansonsten nicht viel auf Reisen, ausgenommen seine Jahre der Wanderschaft, die ihn nach New Orleans, Chicago oder Pittsburgh brachte. Bukowski gilt jedenfalls als der Schriftsteller der Stadt der Engel, Los Angeles, denn kein anderer setzte dieser Stadt ein so lebendiges und authentisches Denkmal wie er. Sein Roman „Hollywood“, nicht nur die Filmfabrik, sondern auch ein Stadtteil von Los Angeles, erschien zeitgleich zu „Barfly“, einer Hollywood-Produktion mit Micky Rourke und Faye Dunaway in den Hauptrollen. Diese explosive Kombination katapultierte Bukowski aus dem Underground in den Mainstream und endlich geschah das, was er sich sein Leben lang gewünscht hatte: vom Schreiben zu leben. Bukowski war inzwischen 55 Jahre alt.

Auf DVD: Charles Bukowski Lesung 1978

Die Liste seiner Nebenjobs ist legendär: vom Leichenwäscher zum Millionär, Möbelpacker, Nachtportier, Schlachtergehilfe, Bremser bei der Eisenbahn, Birnenpflücker, Zuhälter, Hafenarbeiter, Sportreporter, Briefsortierer bei der Post. Auch wenn die Hälfte seines Lebenslaufs wohl erfunden sein mag brachte es Henry Chinaski – so sein Alter ego – doch auf insgesamt 40 betriebsame Jahre, die in seinen Gedichten, Romanen und Short Stories auch immer wieder eine Rolle spielten. Die vorliegende Aufnahme seiner Lesung in Hamburg zeigt Charles Bukowski at his best. Voller Selbstironie, stets die Weinflasche in der Hand und den Kühlschrank auf der Bühne in Sichtweite, liest er mit einer integren, ruhigen Stimme seine Werke. Selbst wer kein Englisch spricht versteht ihn, denn er spricht die Sprache des Volkes, grell, schonungslos, direkt, manchmal auch melancholisch, aber stets von sich selbst überzeugt und voll subtilen Humors. Hätte es ihn gegeben, man hätte ihn erfinden müssen. Zusätzlich zur Lesung befindet sich auch die Dokumentation „Zum 70.“ auf dieser DVD, in der Bukowski in Interviews über seine liebsten Hobbys neben dem Schreiben spricht: Frauen, Alkohol, Pferdewetten, Frauen. Eine liebevolle Hommage an eine Legende, die dieses Jahr 101 Jahre alt geworden wäre.

Charles Bukowski

Charles Bukowski in Hamburg. Auf DVD.

Zweitausendeins Edition Dokumentation 75.

Spr.: D/E. Sub: Interview D. 78 Min. FSK 12. PAL.

Zweitausendeins Edition. 2017. DVD.

Zweitausendeins Verlag

7,99 €


Genre: Dokumentation, DVD, Film, Gedichte, Hamburg, Lesung, Spoken Word, USA
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main

Trilogie des laufenden Schwachsinns

41Vi3yOi1oL._SX298_BO1,204,203,200_Ein Klassiker aus meiner Bibliothek und eines (bzw. drei) meiner liebsten Bücher überhaupt.

Der erste Band trägt den trefflichen Titel:

Die Vollidioten
Ein historischer Roman aus dem Jahr 1972

Der Roman spielt in Frankfurt und schildert die Ereignisse bzw. Nicht-Ereignsse an sieben Tagen im Leben einer Gruppe junger Menschen, die nicht viel mehr zu tun haben, als in Kneipen und Cafés zu sitzen und allerlei Unsinn zu veranstalten. Handlung gibt es praktisch keine, dafür beschreibt der Ich-Erzähler mit viel Liebe zum Detail und seiner unvergleichbar humorvoll-virtuosen Sprache zwischenmenschliche Beziehungen und Bemühungen, hektisch verkrampfte Erotik mit dem Ziel des „Flachlegens“. Die wunderbar skurillen Gestalten, allesamt Müßiggänger und Tagediebe aus der Frankfurter Kultur-Schickeria sind für den Leser dennoch so interessant, dass er ihnen gerne bei ihrem sinnfreien Treiben folgt. Hier ist eine Leseprobe:

Aber vielmehr ist Herr Wilhelm Domingo ein stämmiger, ruhiger und sachlicher Mann aus Baden, der überhaupt nicht singt, sondern sich darauf spezialisiert hat, von seiner Wohnung aus das treibende Straßenleben zu beobachten. Jedesmal, wenn ein gelber oder grüner Lieferwagen eilig um die Ecke kurvt, so daß die Reifen quietschen, muß Herr Domingo lachen. Offenbar kann er ganz gut davon leben.

Geht in Ordnung – sowieso — genau —
Ein Tripelroman über zwei Schwestern, den ANO-Teppichladen und den Heimgang des Alfred Leobold

Auch im zweiten Band der Trilogie benutzt Henscheid wieder die Ich-Form. „Moppel“, ein einigermaßen gut situierter Jung-Rentner, langweilt sich in dem kleinen Kaff Seelburg. Seine erotischen Ambitionen mit zwei Schwestern verfolgt er eher halbherzig und schon bald ist er viel mehr an den Geschehnissen im ANO-Teppichladen interessiert, den Alfred Leobold und sein Mitarbeiter Hans Duschke (ein greiser Treibauf, ständig auf der Jagd nach „Büchsen“) zu einer Kneipe umfunktionieren, in der rauschende Feste gefeiert werden.

Der Leser trifft auch hier wieder auf besonders bizarre Protagonisten, die durch ihre liebevolle Zeichnung faszinieren. Besonders Alfred Leobold, der seinen abgang mit grandioser Würde und wahrhaft stilvoll inszeniert, weiß zu begeistern, so dass das Traurige an der Geschichte, das langsame Sterben eines Alkoholikers, in den Hintergrund rückt. Der Herr der Teppiche hat stets alles im Griff und als souveräner Herr des Geschehens schmiedet er, ungeachtet seiner angegriffenen Gesundheit, jede Menge kühne Pläne. So wie hier:

Sabine und Alfred Leobold in Afrika! Immer noch fiel ich aus allen Wolken auf die regnerische Stadt Seelburg hinaus. So hatte es ja kommen müssen! Aber dieser Leobold würde vor lauter Schwäche ja nicht einmal bis zum Brennerpaß kommen, und Sabine hatte keinen Führerschein, fiel es mir in diesem Moment überraschend zu! … Die Vorstellung Alfred Leobolds im Kongo, das Lebenswerk Albert Schweitzers besichtigend und mit etlichen „Geht in Ordnung“ und „genau“ lobend und dann alle umstehenden 85 Neger zu einem Sechsämter einladend, machte mich, mitten auf der Straße, hemmungslos lachen.

Die Mätresse des Bischofs

Der Titel ist bewusst irreführend, um Käufer anzulocken, wie der Erzähler gleich zu Beginn freimütig zugibt. In der Kleinstadt Dünklingen passiert nicht viel Aufregendes und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich der Privatier Siegmund ein seltsames Hobby zulegt: Er spezialisiert sich auf die Observierung der „Iberer-Buben“, zwei ältliche katholische Brüder, die eigentlich nichts anderes tun, als jeden Tag zur gleichen Zeit einen Rundgang durch die Stadt zu absolvieren. Trotz dieser interessanten Freizeitgestaltung, die rasch zur Obsession ausufert, findet der Autor auch noch Zeit für höchst vergnügliche Scharmützel mit seinem Schwager Alwin (ein weizenbiertrinkender Altkommunist), herrliche Parodien kirchlicher TV-Sendungen und das Verfassen frivoler Gedichte:

Mein ungeheurer Schwengel
Ist ein gar dunkler Engel
Noch gibt er Ruh, der Aff,
Noch ist er morsch und schlaff,
Doch wird er erst mal wach,
Dann, Frauen, guten Tach!

Ich habe die „Trilogie des laufenden Schwachsinns“ unzählige Male gelesen und immer wieder Tränen gelacht. Die pralle Fülle der Sprache, die augenzwinkernd sympathische Beschreibung der Hauptfiguren und die Freude des Autors am Fabulieren lassen selbst absurde Banalitäten als etwas Großes erscheinen.

Eckhard Henscheid begründete zusammen mit F.K. Waechter, F.W. Bernstein, Robert Gernhardt und anderen die Neue Frankfurter Schule und schrieb auch für das Satiremagazin Titanic. Sein virtuoser Humor ist einzigartig und er ist in allen nur denkbaren Literaturgattungen versiert, dabei ständig bemüht, die schärfste Waffe des Dichters, die Sprache, vor Verblödungen zu beschützen. Nicht umsonst trägt eines seiner Bücher den Titel „Dummdeutsch“


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main

Nach Hause

Mit seinem Band »Nach Hause« bricht Eugen Egner mit seiner bisherigen humoristischen Erzählweise und präsentiert Geschichten, die einer gewissen Phantasie nicht entbehren. Mancher mag sie makaber nennen. Tatsächlich sind es Grotesken, die in der weiten Galaxie des Humors siedeln.

Egners Figuren suchen ihre Wurzeln. Sie wollen nach Hause, doch sie werden nicht fündig. In der Titelgeschichte »Nach Hause« beginnt Judith ein neues Leben in der Karnevalshochburg D. Versehentlich steigt sie jedoch zu früh aus der Straßenbahn und gerät in eine Gruppe von kostümierten Leuten, die sich in Zeit und Raum verirrt haben. Bei diesem Karnevalsscherz mit Folgen werden literarische Verbindungen zu E.T.A. Hoffmann deutlich.

In »Der Bruder« kehrt ein Mann in sein ererbtes Elternhaus zurück, das jedoch einem ominösen Bruder gehören soll. An diesen kann sich der vermeintliche Erbe jedoch überhaupt nicht erinnern. Das führt zu einem flammenden Inferno, dem er nicht gewachsen ist.

Ein Mann fertigt eine Puppe mit dem Ebenbild seiner ihm inzwischen verhassten Gemahlin. Die verlässt ihn darauf. Plötzlich beginnen die Puppen ein geheimnisvolles Eigenleben unter der Leitung einer »Puppenprinzessin«.

Egners Texte wirken gespenstisch, finster und treten durchaus kafkaesk auf. Seine Handlungsstränge wirken auf unheimliche Weise bedrohlich, zumal sie sich alle aus realen Situationen entwickeln. Seine Protagonisten bewegen sich in einer brüchigen Welt, aus der er kein Entkommen gibt.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main

Regenbogen über der Appelbaumchaussee

Geht das Zentralgestirn hinter dem Teutoburger Wald auf und wärmt hohe Wallhecken, saftige Streuobstwiesen und wogende Getreidefelder, aus denen jubilierende Lerchen himmelwärts streben, dann besonnt es das Land der Westfalen. Kerniger Mittelpunkt dieses bäuerlich geprägten Gebietes ist das katholische Münsterland, das literarisch berühmt wurde durch Annette von Droste-Hülshoff.

Der von Gerd Haffmans bei Zweitausendeins vorgelegte Norbert-Johannimloh-Sammelband schafft ein westfälisches Sittengemälde, das mit frühesten Kindheitserinnerungen des Autors an Kuh- und Schweinestall beginnt. Er sammelt herrliche Gedichte in Hoch- und Niederdeutsch wie das über den Pastor, der seine schwangere Haushälterin des Hauses verweisen muss und hofft, dabei besser als Taufpate durchzukommen. Schließlich mündet die Anthologie in drei Episoden über historische Frauengestalten der Kommune der Wiedertäufer, die in Münster dem papistischen Bischof zum Trotz ein Königreich der Vielweiberei errichteten.

Die Anthologie hinterlässt jedoch einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits steht der Band als Lehrbuch für den, der lesen möchte, welche Schäden die katholische Moral an Leib und Seele anrichten kann, denn die Texte des 1930 geborenen Autors wimmeln bis in die Folterszenen der Wiedertäufer von lüsternen Begehrlichkeiten, Anspielungen und Traumgemälden, denen ein Hauch Voyeurismus anhaftet. Andererseits gibt es ausgesprochen starke Erzählungen um Hannes Roggenkämper, das Alter Ego des Verfassers. Wer die plattdeutschen Gedichte und mitunter recht hausbackenen Erzählungen überspringen möchte, dem sei »Die Geschichte mit der Anhalterin« empfohlen. Der Text legt beredetes Zeugnis über den trockenen Humor des Autors ab und liefert ein perfektes Kabinettstück westfälischer Provinzliteratur.


Genre: Kurzgeschichten und Erzählungen
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main

Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien

Sprachgewaltige Wortakrobatik eines Kampftrinkers, der sich als Redakteur eines Hamburger Anzeigenblattes durchschlägt und dabei jahrelang in einem Paralleluniversum lebt. Auf der einen Seite der Elbe ist er seit Jahren mit Anita liiert, auf der anderen Flussseite »bärbelt« er heftig mit einer liebestollen Floristin, die er nach jahrelanger Gewöhnung vergeblich wieder loswerden möchte. Weiterlesen


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main

Short Story

Es handelt sich um das methodische Werk eines selbst äußerst produktiven amerikanischen Schriftstellers und Journalistik-Professors, das jedem Autor helfen will, durch konsequentes Schritt-für-Schritt-Arbeiten zu besseren Ergebnissen zu kommen. Bickham setzt dabei auf ein aufeinander aufbauendes System von Karteikarten, die anhand des Buches angelegt werden können, und die dazu dienen, den Prozess des Kreativen Schreibens zu ordnen und jederzeit abrufbar zu machen. Er empfiehlt, sich unter gewisse Zwänge zu setzen und jeden Tag ein festgelegtes Pensum von Seiten zu schreiben, um Stagnation zu vermeiden. Sobald das Tagesziel erreicht sei, arbeite der Geist schneller und effektiver, um sich und seinen Herrn möglichst bald zu erlösen.

Das Lehrbuch geht wie alle ähnlichen Werke zum Kreativen Schreiben davon aus, dass Schreiben erlernbar sei und keinerlei spiritueller Einflüsse von außen bedürfe.


Genre: Kunst, Musik und Literatur
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main

Anselm im Glück

Amüsante Geschichte eines Schnorrers, der auf der Flucht vor seinen Schuldnern nach Italien reist, sich dort verliebt und mit Hilfe italienischer Mafiosi, einer reichen Witwe und seltsamer Zufälle ins Happy-End rutscht. Lustig und besonders geeignet für Leser, die sich gern an den morgendlichen Kater nach einem Einsatz im Kampftrinken erinnern.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Zweitausendeins Frankfurt am Main