Dawn of DC: Der Pinguin 1

Der Pinguin. Der wohl kleinste und scheinbar niedlichste Antagonist aus der Batman-Schurken Galerie bekommt endlich was er verdient: eine eigene Serie. Oswald Cobblepot alias der Pinguin soll im Auftrag der US-Regierung sein altes Imperium zurückerobern. Aber ratet mal, wer da etwas dagegen hat! Eine Comic-Soloserie für den Schurken, der 2024 auch eine TV-Serie bekommen hat.

Pinguin und die “Force of July”

1941 debütierte der Blicke Dieb erstmals mit Frack, Zylinder, Monokel und Regenschirm. Mit letzterem, in dem sich auch ein Maschinengewehr befindet, eroberte er sich von seiner Iceberg Lounge aus auch sein kriminelles Weltreich. Der Ausgangspunkt dieser neuen Soloserie wird ausgerechnet der Tod des Pinguins. Denn nach der Dark Crisis (Chip Zdarsky) Storyline lässt sich der im Krankenhaus liegende Pinguin von Batman vergiften, was selbstverständlich nur inszeniert ist. Vorerst lebt Cobblepot zurückgezogen als Buchhändler in Metropolis, aber Agentin Nuri Espinoza überzeugt ihn schließlich nach Gotham City zurückzukehren und seine Geschäfte wieder zu aufhzunehmen. Mit seiner Automatik in der einen Hand und einem Glas “Antarctica Glacier Water mit Omega3-Fischöl” sitzt der wie ein Mafiosi zurechtgemachte Gangster an seinem runden Holztisch. Im Hintergrund die blutrote Tapete aus dem letzten Abenteuer eröffnet sich vor dem geistigen Auge des Betrachters ein wohl ebenso blutiger Reigen: “Irren ist menschlich, vergeben göttlich”, so Oswald Cobblepot. Und bald schon sammelt er seine neue Gang, die Force of July, eine Anspielung auf den amerikanischen Nationalfeiertag, um sich. Darunter so illustre Gestalten wie der Ex-Boxer Major Victory, Lady Liberty aka Liberty Torch, der Fingerkünstler Sparkler, die Pflanzenlady Mayflower und die Dublikantin Silent Majority.

Pinguin 1: Lehrjahre eines Verbrechers

Der gute alte Oswald. Anmutig wie ein Schwan, stolz wie ein Pfau, fröhlich wie nie Lerche, fett wie ein Pinguin.” So etwas darf nur seine Ex-Frau Lisa zu ihm sagen, aber sie sagt es voller Bewunderung, denn genau das ist es, was kleine Leute nachweislich brauchen. Auftritt Black Spider. Ein Rückblick in Oswald’s Zeit als Barkeeper für Falcone eröffnet auch die Poesie dieser Neugeburt eines Gossenschnabels: “Nein, zu viel Licht kommt von unten. Das hat meine Ma immer gesagt. Hat gesagt, sie würde mich von hier wegbringen. Mir nen schöneren Himmel zeigen. Und dass man das ganze Universum sehen könnte, wenn man nur diese Stadt verlässt“. Damals war er noch Batmans Barkeeper, denn er war sein Whistleblower und rettete so 37 Frauen das Leben. “Wer benutzt hier wen?“, so das Credo des Pinguins, der eigentlich nur an seinem eigenen Aufstieg arbeitet. Mit Batmans unfreiwilliger Hilfe. Der Pinguin versammelt ein Team aus Killern und anderen Spezialisten um sich und ein Blick in die Vergangenheit und auf das erste Aufeinandertreffen zwischen Batman und dem Pinguin gehören zu den Spezialitäten dieses ersten Bandes einer vielversprechenden, uns erwartenden Serie. Von Eisner-Gewinner Tom King (Batman), Rafael De Latorre (Daredevil) und Stevan Subic (Der Riddler: Das erste Jahr).

Tom King/Rafael De Latorre, Steven Subic
Der Pinguin 1

Reihe: Dawn of DC
2024, Softcover, 176 Seiten, Format: 17X26
Original Storys: The Penguin 1–7
ISBN: 9783741637681
Panini Comics
22,00 €


Genre: Comic
Illustrated by Panini Comics

Modesty Blaise-der weibliche James Bond

Modesty Blaise galt in den Sechzigern als weiblicher James Bond und war doch so ganz anders als der britische Geheimagent. Darauf besteht auch ihr Erfinder Peter O’Donnell in einem Interview, das in dieser Bocola Gesamtausgabe abgedruckt ist. Von 95 Comic-Strips sind bisher ca. 30 Abenteuer in vier Bänden erschienen, also 1963-1968 im Hardcover-Querformat von 30,5 x 28,0 cm.

Ein weiblicher James Bond aus dem Orient

Die herausgeberische Leistung bestand dabei u.a. auch darin hunderte Negative neu einzuscannen und die Qualität der Druckvorlage damit wesentlich zu verbessern, worauf auch im Eingangskapitel von Band 3 näher eingegangen wird. Basierend auf dem Roman “A taste of death” liege ein Manuskript von Tarantino vor. Aber auch Luc Bessons Nikita oder Uma Thurman in Tarantino’s Kung-Fu-Epos Kill Bill gelten als Modeste Blaise Epigonen. Schöpfer Peter O’Donnell sieht in seiner Modeste aber mitnichten ein feministisches Role Model, dafür sei sie viel zu sehr Individualistin, sagt er in einem Interview. Das mag auch an ihrer Herkunft liegen, denn als Flüchtlingskind aus Persien kam sie in der Zeit des Kalten Krieges nach Europa. Mit ihrem “Network” genannten Geheimbund verdiente sie gleich mehrere Millionen Pfund und konnte sich schon in den frühen Zwanzigern zur Ruhe setzen.

Modesty Blaise: Heim, Freunde, Interessen

Da sie sich in ihrem Reichtum aber langweilt, hilft sie immer wieder dem britischen Geheimdienst bei der Verbrecherjagd (eigentlich nur in 2/95 Abenteuern), was sie immerhin mit ihrem prominenten männlichen Pendant verbindet. Aber Peter O’Donnell erklärt die wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden: er hat kein Heim, keine Freunde, keine Interessen, Modesty Blaise hingegen hat das alles! Drei Rückzugsorte, Freunde, sie hat ein Privatleben und interessiert sich für viele Dinge. Und vor allem hat sie Willie Garvin, ihren Compagnon, der ihr immer wieder beisteht. Die beiden verbindet eine nicht-sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau, was gleichzeitig natürlich auch die Frage stellt, ob dies überhaupt möglich ist, zwischen Mann und Frau. Aber die beiden haben immer wieder Affären, jedoch nie miteinander.

Freundschaft (ohne Benefits) um der Freundschaft Willen

In einem ihrer Abenteuer mit dem Titel “Der Verräter an der Spitze” geht es auch gleich um den Kalten Krieg und die im Westen und Osten verteilten Spione und Doppelagenten wie Kim Philby etwa, ein Überläufer, den es tatsächlich gab. Blaise und Garvin müssen ein Nest von Verrätern entschlüsseln und entscheiden wer der Maulwurf ist, Ranshaw oder Sefton. Dabei sind ihre Methoden nicht gerade zimperlich, denn sie entführen kurzerhand die Verdächtigten. Bis sich herausstellt, wer der wahre Schurke ist. Dafür engagieren sie sogar den Schauspieler Michael York. Schuyler, ein anderer “Beamter”, versucht nämlich ein Netzwerk an unabhängigen Spionen aufzubauen und wird so zum mächtigen Gegenspieler, da er seinerseits Gerald Tarrant entführte und ihn am Markt für Spione anbietet.

Geheimwaffe M…für Modesty Blaise

Zur Grundausrüstung unserer beiden Helden im Kampf gegen das Böse gehört u.a. die sog. Kongo-Kugel, die Nervenknotenpunkte ausschalten kann und die Betäubungszäpfchen für die Nase, die Gegner für kurze Zeit unschädlich macht. Denn töten, das gibt es für Modesty und Wille nicht. In der Geschichte “Die Wikinger” wiederum kämpfen sie gegen Magnus, den Anführer eines Schmugglerrings, die mit ihrem Motorboot friedliche Reiche überfallen und ausrauben. Aber der Sohn eines Freundes, Mr. Nilsen, der für Magnus arbeitet, soll aus dieser kriminellen Bande herausgelöst werden. Auffallend ist natürlich das Necken der beiden, Willie und Modesty, das fast schon zur Gewohnheit wird in dem vertrauten Arbeitsverhältnis der beiden. So spricht Willie sie oft mit “Prinzessin” an, auch wenn Modesty dann auf ein Fass steigen muss, um ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Praktische Tipps hat sie aber auch für die Leser auf Lager: niemals einem Gegner auf seinem Gelände zu seinen Bedingungen begegnen. Das könnte tatsächlich ins Auge gehen. Wenn man nicht Modesty Blaise heißt.

Bereits bei Bocola erschienen ist auch Modesty Blaise – Band 4, der die kompletten Comicstrips von 1966-1968 beinhaltet und im Hardcover-Querformat von 30,5 x 28,0 cm präsentiert.

Peter O’Donnell/Jim Holdaway
Modesty Blaise, Band 3
2024, 3 abgeschlossene Stories, Hardcover-Querformat (30,5 x 28,0 cm), 144 Seiten, sw mit farbigem Vorwort,
Text: Peter O’Donnell
Vorwort: Nick Jones, Peter O’Donnell und Mike Paterson
Übersetzung: Mik Schulz
ISBN: 978-3-946842-77-4
Bocola Verlag
€ 29.-


Genre: Comic
Illustrated by Bocola

Ava – Die barfüßige Gräfin 

Ava – Die barfüßige Gräfin. Ava Gardner, die Hollywood-Diva der Frühzeit, steht ganz im Mittelpunkt dieses Biocomics, das sie zur Zeit ihres größten Erfolges, “Die barfüßige Gräfin“, zeigt. Auf Primo-Tour in Südamerika macht sie Station in Brasiliens pulsierender Metropole der 1950er Jahre.

Ava: Sabotage durch Howard Hughes

Die Schattierungen der Iris variieren je nach Stimmung: graugrün, wenn die Melancholie sie überfällt, smaragdgrün, wenn Frank Sinatra – ihre einzige, heftige Liebe – in der Nähe ist, saphirblau an Abenden, an denen sie sich betrinkt.” Mit diesen Worten beschreibt Elisabeth Gouslan, Autorin von “Ava, la Femme qui amait les hommes” ihre Ava in ihrem Geleitwort zu vorliegender herausragender Comic-Biographie. Die Leinwandgöttin Ava soll in Rio de Janeiro Werbung für ihren neuen Film “Die barfüßige Gräfin” machen. Aber die zwei Promo-Tage sind ein Wechselbad aus Fanjubel, Skandalen, Presserummel, Rausch und Tränen. Ava dient als Projektionsfläche für Fantasien und Interessen aller Beteiligten, aber eines Morgens will sie nicht mehr mitspielen. Denn es geht das Gerücht, dass ein gewisser Howard Hughes, der wohl reichste Mann der damaligen Welt, alles tut, um ihren Film und die damit verbundene Promotion zu zerstören. Als ihr Presseagent vor Ort verhaftet wird und sie am Flughafen beinahe von ihren Fans zertrampelt wird, ahnt Ava Gardner schon, dass Rio kein Honiglecken werden wird.

Ava Gardner- der Gottesbeweis

Sie kommt in ein Land deren Präsident sich vor zwei Wochen erst selbst gerichtet hat und die Bevölkerung ist keineswegs in guter Laune. “Diese Stadt deprimiert mich, Rene. Ich brauche einen Drink“, sagt Ava zu ihrer Concierge, sich vor dem Spiegel die Haare bürstend. Bald wird auch Rene von einem aufsäßigen Liebhaber kompromittiert und vielleicht steckt selbst dahinter der durchtriebene Millionär, den Ava einfach nicht mehr daten will. Denn es gab schon einmal so ein Date, das in einem Desaster endete. Ava Gardners “erhabene Gleichgültigkeit“, wie ihr schwuler Presseagent es nennt, kommt bald erheblich ins Wanken. Bald ist auch die brasilianische Presse gegen sie, die ihr Hochnäsigkeit vorwirft nur weil sie das Hotel gewechselt hat. “Ihre Arroganz, ihr Alkoholismus und ihre Zügellosigkeit sind uns zutiefst zuwider. Sie bilden sich wunder was ein, dabei sind sie nur eine mittelmäßige Schauspielerin“, fasst es eine Zollbeamtin bei der Ausreise zusammen. Decio Vieira Ottoni, ein Filmkritiker sah das ganz anders: “Ava ist ein Gottesbeweis“, soll er einmal gesagt oder besser im Diario Carioca geschrieben haben. Moralische Vorstellungen sollten eben nie über der qualitativen Bewertung des Berufes einer Person stehen.

Die Zeichnungen von Ana Miralles zeigen Ava Gardner als fantastischen Gottesbeweis, eine klassische Hollywoodiva und Leindwandgöttin, schöner vielleicht sogar, als sie es in Wirklichkeit war. Vor allen Dingen aber zeigt Szenarist Emilio Ruiz, dass es eine Frau damals genauso so schwer hatte, wie heute gegen alte weiße Männer etwas auszurichten.

Emilio Ruiz
Ava – Die barfüßige Gräfin
Zeichnung: Ana Miralles · Szenario: Emilio Ruiz
2024, gebunden, 112 Seiten, Farbe
ISBN: 978-3-96582-166-8
Schreiber&Leser
€ 24,80


Genre: Biographie, Comic
Illustrated by Schreiber&Leser

Zum Sterben schön

Anfang der Neunziger im spanischen Andalusien wird Hugo durch einen Telefonanruf aus seinen Grübeleien gerissen. Eine verwirrte junge Frau mit seiner Telefonnummer in der Hand wurde in einem abgelegenen Winkel Andalusiens gefunden, er solle doch kommen, um sie abzuholen.

Ausbruch in die Freiheit

Chivas Regal am Verstärker, Pink Floyd’s Dark Side of the Moon in den Ohren und ein paar aufgebrachte Nachbarn später bricht Hugo auf, die Frau zu suchen, die seine Telefonnummer hat. Aber was Hugo nicht weiß, ist, dass noch ein anderer Mann nach dieser Frau sucht und der kennt sie wirklich. Er ist ihr Ehemann und vor ihm ist sie wahrscheinlich geflüchtet. Die Frau, die ihn anrief, wohnt mit ihrem leicht debilen Sohn Louis im Nirgendwo Andalusiens an einer Landstraße. Es kommen nicht viele Menschen dort vorbei und die Einkünfte von Frau Soler sind gering. Warum sollte sie ihr Einkommen also nicht mit etwas Hilfe von Fremden aufbessern? Auf seiner Reise in die Provinz wird der Junge von ein paar spanischen oder andalusischen Rednecks auseinander genommen, gerade als er die Spur der geheimnisvollen jungen Frau aufgenommen hat. Die Einfältigkeit der Menschen am Land für die jeder Fremder ein Verdächtiger ist macht auch vor Hugo nicht Halt. Diese Erfahrung macht wohl jeder junge Mensch, der alleine reist. Seguso, der Ehemann ist bei seinen Recherchen weniger zimperlich, er benimmt sich ebenfalls wie ein Redneck, ist unfreundlich und brutal. Als ein Mechaniker auf einer Reparaturwerkstätte ihn als Versicherungsmakler einschätzt, läßt er ihm seinen Glauben. Er hat kein Interesse an der Wahrheit oder an Gesprächen. Da ist Hugo ganz anders und als er Maria schließlich findet, sieht sie ihm in sein gutes Herz. Aber am nächsten Tag ist sie verschwunden.

Zum Sterben schön

Jetzt muss sich Hugo beeilen, denn er ahnt, dass es da einen Ehemann gibt, der diese Maria ebenfalls suchen könnte. Eine spannende Verfolgung durch die Sanddünen Andalusiens beginnt an deren Ende leider nicht nur die ewiggestrigen Franksten auf der Strecke bleiben, sondern auch das Gute dieser Welt. Denn die andalusische Wüste birgt ein grausames Geheimnis, das jeder auf seine Art entdecken und verarbeiten muss. Hugo ebenso wie Seguso. Oder handelt es sich vielleicht doch alles um eine Verwechslung? Meisterhaft zeichnet Jean-Michel Beuriot im sepiafarbenen Gelb- und Goldtönen, sowohl die Wüste als auch ihre Protagonist:innen bekommen ihr ganz besonderes Denkmal. Denn Szenario Philippe Richelle hat sich ein ganz besonderes Verwirrspiel und viele Plot Twists überlegt um die Leser:innen auf den Holzweg zu führen. Oder sollte man sagen durch die andalusische Wüste? Ein lesenswertes Abenteuer, das sowohl die Schönheit der Wüste als auch die einer neu entflammten Liebe zeigt, aber auch vor Besitzansprüchen warnt. Denn die wahre Liebe gedeiht nur in Freiheit.

Philippe Richelle
Zum Sterben schön
Zeichnung: Jean-Michel Beuriot · Szenario: Philippe Richelle
2024, gebunden, 88 Seiten, Farbe
ISBN: 978-3-96582-169-9
Schreiber&Leser
€ 22,80


Genre: Comic
Illustrated by Schreiber&Leser

Die Rache von Moon Knight 1

Moon Knight. Autor Jed Mackay und Zeichner Alessandro Cappuccio legen wieder ein unwiderstehliches Abenteuer des wohl dunkelsten Marvelheldens der Comic Geschichte vor: Marc Spector besser bekannt als Moon Knight und die Faust des Khonshu, ist tot.

Priester, Angst der Dämonen

Superheldin Tigra, Khonshus anderer Avatar Hunter’s Moon sowie die guten Vampire Soldier und Reese müssen Marcs Mission nun ohne ihn fortsetzen. Aber bald taucht ein Trittbrettfahrer auf, der sich ebenfalls in das Kostüm Moon Knights, ein in Schwarz gehüllter Mondritter, zwängt und die anderen herausfordert, sich ihm nicht in den Weg zu stelen, denn sonst würde er sie töten. Ist Marc wirklich zurück und nur persönlichkeitsverändert? Oder wer verbirgt sich wirklich hinter dem Schwarzen Cape mit der Mondsichel im Wanst? Kurz taucht auch Mr. Grimm von den F4 auf, dieses Mal im Anzug und mit Schlips, denn schließlich geht es um das Begräbnis eines Freundes. Wer hat sich da noch versammelt? Eightball ebenso wie Captain America, Dr Strange, der Bogenschütze uvam. “Es gibt nur eins, wovor sich Dämonen führten: Priester!” Und da taucht auch schon Hunter’s Moon auf, ganz in weiß. Bald muss auch Tigra ihre scharfen Krallen ausfahren und gesteht: “Ich wurde zur Superheldin. Cat. Aber irgendwann war es nicht mehr nur ein Kostüm. Ich wurde Tiara. Die Werwölfin. Und ich war endlich ganz ich selbst.”

Moon Knight: wenn sich zwei oder mehr in deinem Namen versammeln

Die bestechenden Zeichnungen vom italienischen Starzeichner Alessandro Cappuccio (Mighty Morphin Power Rangers), der mit einem Caravaggio Schatten Licht inspirierten Zeichenstift über die spannenden Comicheften hinwegfegt und doch voller Details alle Einzelheiten nachschärft sind sicherlich schon mal ein großes Lesevergnügen. Aber auch die Story von Jed Mackay (Avengers, Dr. Strange) macht Lust auf mehr. Mehr von Moon Knight, der vielleicht doch nicht so tot ist, wie er scheint. Oder doch? “Die Mitternachtsmission ist eine Gang. Wir haben unser Revier. Wir haben unser Klubhaus. Wir kümmern uns um unsere Leute.” Was wiederum beweist, dass jemand erst tot ist, wenn man nicht mehr von ihm spricht oder alle die ihn kannten nicht mehr leben. Und selbst dann: the Spirit always stays alive. Es reicht mitunter, wenn sich einige in deinem Namen versammeln. Das kennen wir auch aus der christlichen Mythologie. Und es funktioniert seit mehr als 2000 Jahren. Mehr oder weniger. “Der Wunsch nach Strafe ist stärker als Trauer“, erklärt Hunter’s Moon seine Entspanntheit. Aber jeder weiß, was eine Raubkatze vor dem großen Sprung macht.

Jed Mackay
Die Rache von Moon Knight 1
Original Storys: The Vengeance of Moon Knight (2024) 1-4
2024, Softcover, Klebebindung, 104 Seiten, Format: 17 X2 6
ISBN: 9783741639043
Panini Comics
13,00 €

 


Genre: Comic
Illustrated by Panini Comics

Batman – City of Madness

Batman. Ein Cthulhu-Batman? Wo hat man so etwas schon gesehen? Der Cthulhu-Mythos des Fantasy-Horror-Schriftstellers H. P. Lovecraft trifft auf die Batman-Legende. Seit Jahrzehnten ist das Tor zwischen Gotham Above und Gotham Below versiegelt, doch nun wird es exklusiv für dieses Black Label Comic geöffnet. Und endlich taucht ein alter Freund wieder auf: Two-Face.

Batman im Cthulhu-Mythos Lovecrafts

Das Black Label bietet den Erzählern und Zeichnern des Comics die Möglichkeit, dem klassischen Kanon zu entfliehen und neue Welten zu erschaffen. Eine dieser kunterbunten, verrückten und in LSD-Farben getauchten Abenteuers ist  City of Madness, das die Kehrseite von Gotham City zeigt, eine Welt in der alles anders ist, ein lebendig gewordener Albtraum, bevölkert von verdrehten, abartigen Spiegelbildern der Bewohner der Oberwelt und genährt von der Angst und dem Hass, die von dort herabströmen. Die eigenständige Story von Eisner-Award-Gewinner Christian Ward (Aquaman: Andromeda) zeigt das tief unter Gotham City Verborgene, ein zweites Gotham, dessen Tor besser verschlossen bliebe oder neu versiegelt werden sollte. Aber die Geister, die man rief, wird man bekanntlich schwer wieder los. Der Rat der Eulen spielt ebenso eine Rolle, wie ein Batman, der durch die Gänge von Arkham Asylum auf der Suche nach einer Antwort irrt. “Vielleicht hätte es nie einen Batman gegeben, wenn er über seine Gefühle geredet hätte”, resümiert Barbara Gordon alias Batgirl und spricht damit natürlich auch Batman persönlich an, der diesen Ort vielleicht ebenso geschaffen hat wie der Joker.

Freud lässt grüßen

Ich habe ein Geschichte für Sie. Sie ist vielleicht so alt und beständig wie Stein. Nur die Namen und Gesichter ändern sich. Im Kern geht es um die Liebe“, schreib der treue Alfred und beschreibt damit auch sein eigenes Trauma. Arthur Fleck würde ihm wahrscheinlich beipflichten, denn auch der hätte mehr “Zeit zum Reden” gebraucht. Christian Ward beschloss auch genau aus dem Grund, selbst Comics zu machen. Denn schon als Kind traf ihn eine Art Blitz als er die ersten Comics durchblätterte, auf der Suche nach einer Offenbarung. “Nicht nur konnten sie unterhalten und eine Geschichte erzählen, nein, sie konnten Gefühle wecken.” Sensationelle Bilder, die einerseits enthüllen andererseits gekonnt verschleiern, treffen auf eine düstere Black Label Story, die den Horizont der Batman-Legende um eine weitere Nuance erweitert: Gotham Below. Denn jeder weiß, dass der Keller auch der Sitz dessen ist, was Sigmund Freud das “Es” nannte. Bedürfnisse, Libido oder Destruktion lagern dort, im Verlies, jederzeit bereit aufzupoppen und das Über-Ich zu ersetzen, um das Ich zu kontrollieren. Diese Dreiteilung der menschlichen Psyche und des Gehirns, eine Trinität des Menschen, wird in City of Madness zeichnerisch umgesetzt wie ein Farbenrausch unter der Regie von Two-Face. Graphisch und inhaltlich ein Abenteuer der Sonderklasse.

Christian Ward

Batman – City of Madness

Original Storys: Batman: City of Madness 1–3

Autor: Christian Ward

Zeichner: Christian Ward

2024, Hardcover, 176 Seiten, Format: 24.5 X 31.5

ISBN: 9783741640148

Panini

35,00 €


Genre: Comic
Illustrated by Panini Comics

Die Krake im Nacken

Die Krake im Nacken. Zerocalcare ist einer der bestverkauften zeitgenössischen Comiczeichner Italiens. Sein neuestes Werk ist wieder autobiografisch und autofiktional zugleich. Nach seinem autobiografischen Reisebericht im syrisch-türkischen Grenzgebiet, “Kobane Calling” (2017) und der Fortsetzung “No sleep Till Shingal” (2022), thematisiert er in “Vergiss meinen Namen” und “Die Krake im Nacken” wieder seine Familiengeschichte.

Die Krake (der Reue) im Nacken

Drei Freunde, ein Schulhof, ein dunkles Geheimnis. In “Die Krake im Nacken” führt uns Zerocalcare, bürgerlich Michele Rech aus Arezzo, zurück in seine Schulzeit, in der Mutproben, langweilige Unterrichtsstunden und die erste Liebe den Alltag prägten. Zerocalcare und seine Freunde machen außerhalb des Schulgeländes einen mysteriösen Fund. Dieser sorgt alsbald nicht nur in der Schule für Durcheinander, sondern bringt auch Zero selbst in Schwierigkeiten. Aber: “Die Zughörigkeit zu einer Gemeinschaft basiert u.a. auf geteilten Grunderfahrungen”, da gehören Taufe, Kommunion und andere Rituale eben eindeutig dazu. Und dazu kommt noch der Gruppendruck, die seltsame Dynamik die sich zwischen Jugendlichen in der Pubertät entwickelt. Nicht nur eine Menge Progesteron wird hier von den Halbwüchsigen im Putzmittel vermutet, sondern auch eine Menge Testosteron wabert in einer Holzhütte herum, wo sich ziemlich “stereotype Frauenbilder” an den Wänden befinden. Natürlich spielt dies auf die weit verbreitete Selbstbefriedigung an, die nicht nur in den 80er als “wichsen” bezeichnet wurde. Im Leben jedes Jugendlichen gibt es diesen “Sliding Doors Moment”, in dem man sich entscheiden muss.

Die Krake der Gewissensbisse

Die “Krake im Nacken” steht – so viel darf verraten werden – sinnbildlich für die Reue. Nicht unbedingt für die Reue über die Selbstbefriedigung, vielmehr über die Reue an sich. “Calcare nicht rennen, wer rennt zeigt Begeisterung”, maßregelt ihn ein Kumpel und bremst seine Begeisterung gleich ein. Denn wer will in dem Alter nicht cool rüberkommen? Eine Notlüge später sind sie dann da, die Gewissensbisse, die Zerocalcare von nun an für den Rest seines Lebens begleiten werden. Seine Jugendlichen hat Zerocalcare mit spitzem Stift sehr gut getroffen, er porträtiert aber auch vermenschlichte Tiere und die Helden seiner Kindheit wie etwa Kurt Cobain, Che Guevara u.a. Zerocalcare macht die emotionalen Turbulenzen und Beklemmungen der Adoleszenz fühl- und greifbar. In drei Episoden erzählt Zerocalcare ehrlich und humorvoll vom Erwachsenwerden, von der Grundschulzeit, den turbulenten Jahren der Mittelstufe und seinen Anfängen als Blogger und von den Herausforderungen, die jede dieser Lebensphasen mit sich bringt. Die im Titel angesprochene Krake im Nacken wird zum Symbol für Schuldgefühle, die einem den Hals zuschnüren, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Auf Netflix sind zwei von Zerocalcare gezeichnete Serien erschienen, die zu den meistgesehenen italienischen Serien überhaupt aufstiegen. Eine Entdeckungsreise in die eigene Adoleszenz und ein Moment der Rückschau, der uns allen vielleicht wieder einmal gut tut, besonders natürlich in so unterhaltsamer Form wie in einem Comic.

Zerocalcare
Die Krake im Nacken
Text & Zeichnungen: Zerocalcare
Übersetzung aus dem Italienischen von Myriam Alfano
2024, 192 Seiten, Hardcover, 17 x 24,5 cm, schwarzweiß
ISBN: 978-3-96445-125-5
avant-verlag
25,00 €

 


Genre: Autobiographie, Comic
Illustrated by Avant Verlag

Der Götzendiener

Der Götzendiener. “Ich werde von nichts anderem reden als von mir“, kündigt eines der Alter Egos großspurig an. Der Texter und Zeichner des Bestsellers “Die Katze des Rabbiners“, Joann Sfar, legt mit der “Götzendiener” sein bisher persönlichstes Werk vor. Denn es geht um nichts weniger als Idolatrie, den Götzendienst, eigentlich eine Sünde in vielen Glaubensgemeinschaften.

Lust an der Teilhabe

Auch im Judentum, dem seine Familie angehört, ist es eigentlich verboten, ein Bild anzubeten oder sich Bilder zu machen. “Die Götzenanbetung! Wenn du ein Bild mehr liebst als die Wirklichkeit, dann bist du verloren”, gibt ihm eine seiner Freundinnen zu bedenken und wie der Protagonist aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, kriegt man auch keinen hoch, wenn man beim Sex Bilder im Kopf hat. Zumindest als Zeichner. Der junge Alter Ego von Joann Sfar lebt in Nizza und liebt die Pizzeria der Cresci-Brüder, weil sie Cantal-Käse statt Mozzarella verwenden. Als er das erste Mal Bilder von Chagall im Museum hängen sieht, wird er inspiriert, denn gerade die Einfachheit der Bilder ermuntere auch Kinder, den Zeichenstift zur Hand zu nehmen: “Das kann ich auch!” Chagall lade eben zur Teilhabe ein, anders als etwa Asterix: “Die Lust an der Teilhabe. An der Imitation: Meine Kinder-Kritzeleien zerbröselten angesichts der Perfektion von Asterix. Vor Asterix blieb mir der Zugang zur Kunst verschlossen. Einige Jahre später hat sie sich dank Chagall geöffnet.”

Zeichnen als Überlebenselixier

“Genau deswegen sind Fotos auf jüdischen Gräbern verboten. Man soll die Erinnerung an einen Verstorbenen nicht erstarren lassen”, erklärt ihm ein Rabbi. Götzenanbetung sei, wenn man sich lieber einem Bild anvertraut als der Welt. “Sieh nicht mehr das Bild an”, rät er ihm beim Betrauten eines Fotos seiner Mutter, “Sag ihren Namen und sprich mit ihr! Ein Bild verwehrt den Dialog. Es ist wie eine verschlossene Tür. Ein Foto, das ist der Grabstein.” Lustig wird es, wenn sich der kleine Joann Fragen zur Regel stellt, denn im Französischen ist es dasselbe Wort wir für Lineal. “Nichts existiert außerhalb des Bildes“, meinte schon Fritz Lang. Sein Vater unterstützt die Zeichenversuche seines Sohnes halbherzig, denn er weiß, dass es nie ein ökonomisches Modell um vom Zeichnen zu leben existiert hat. Joann schickt nichtsdestotrotz alle seine Zeichnungen an die unterschiedlichsten Verlage, bis er endlich bei Castermann arbeitet, allerdings in einer anderen Abteilung als gewünscht. Dennoch reicht der Hinweis auf den Verlag schon, um das Selbstbewusstsein zu steigern: “Es ist sehr wichtig zu lügen! Zunächst animiert es dazu, sich auf die Höhe unserer Märchen zu schwingen.”

Kindheitserinnerungen einer Halbwaise

Der Götzendiener” beschäftigt sich mit der Abwesenheit der Mutter des Autors, denn diese starb, als er noch ein Kleinkind war. Vielleicht hat dieser (zu) frühe Verlust seinen Werdegang als Künstler beeinflusst. Joann Sfar blickt zurück auf seine Kindheit und die prägendsten Momente und Begegnungen auf seinem Weg zum gefeierten Comicautor. Joann Sfar wurde mit dem Max und Moritz-Preis für sein herausragendes Lebenswerk beim Comic-Salon Erlangen 2024 geehrt.

Joann Sfar
Der Götzendiener
Text & Zeichnungen: Joann Sfar
Übersetzung aus dem Französischen von Marcel Le Comte
2024, Hardcover, 208 Seiten, 21 x 28 cm, vierfarbig
ISBN: 978-3-96445-107-1
avant-verlag
30,00 €


Genre: Autobiographie, Comic
Illustrated by Avant Verlag

David Bowie Band 2 : Low

David Bowie.Wir sind Helden, Du und ich,. Das ist unsere Bestimmung. Weil wir uns lieben. So ist das.” Nach “Starman“, dem Comic über David Bowie’s Ziggy Stardust Years legt der renommierte Comic Zeichner Reinhard Kleist ein weiteres Werk zum Pop-Musik-Chamäleon  vor, das sich mit seinen Berliner Jahren beschäftigt. Die sog. Berlin-Trilogie umfasste die drei Alben Low-Heroes-Lodger.

Bunter Bilderreigen zu Bowies Berliner Boheme

Low” ist vielmehr auch ein Gefühl, denn Bowie kam ziemlich ausgebrannt in das immer noch ausgebombte Berlin der 1979er Jahre. Er hatte sich in Los Angeles die Nase etwas zu voll genommen und versuchte ausgerechnet im Inselstaat West-Berlin von seiner Sucht loszukommen. Mit dem sehr treffenden Nietzsche-Zitat “Verbrennen musst du dich wollen/in deiner eignen Flamme/wie wolltest du neu werden,/wenn du nicht erst Asche geworden bist!” findet Reinhard Kleist einen passenden Anschluss an sein Vorgängerwerk zu Bowie, Starman, der auch immer wieder in “Low” auftaucht: zumeist im Spiegel. Den Sound des neuen Albums “Low” definiert einer der Toningenieure im vorliegenden Comic mit den Worten: “fremd, zerrissen und brüchig, ein vom Übergang des Hedonismus des amerikanischen Rock, mit all seiner selbstzerstörerischen Macht hin zu etwas, von dem ich noch nichts weiß“. Der Sound der Stadt war sicherlich auch auf dem Album zu hören, aber auch seine neu entflammte Liebe zu einer gewissen Romy definierte Bowie’s Zeit in Berlin. “Plastic Soul” nannte er selbst seine neu erfundene Musikrichtung bei der ihm vielleicht auch sein US-amerikanischer Busenfreund Iggy Pate stand. Aber auch das Brücke-Museum mit seiner expressionistischen Dauerausstellung soll einen wichtigen Einfluss auf David Bowie gehabt haben, dort soll er die meiste Zeit verbracht haben.

David Bowie in Berlin: Oblique Strategies

Ziggy Stardust, Starman, Halloween Jack, der Thin White Duke zu David Bowie: “In Berlin bin ich endlich wieder unter echten Menschen. Es ist so einfach, isch in Berlin zu verlieren und sich selbst zu finden“, lässt Kleist seinen Bowie sagen und führt ihn in einem bunten Bilderreigen durch die heutige Bundeshauptstadt Deutschlands und kurz auch in die ehemalige Hauptstadt der DDR, Ost-Berlin. Kleist gibt ihm dabei ein Deck Karten in die Hand, die Oblique Strategies, die den Zufall zum Herrscher machen und seine Kreativität zu neuen Ufern emporschwingt. Am Ende des wunderbaren Bilderreigens trifft Bowie auch auf Christiane F und die beiden umarmen sich als King und Queen wie in dem Song Heroes mit Krone. Aber Reinhard Kleist spart auch das traurige Ende David Bowies als “Black Star” nicht aus und zeigt in einer wunderbaren Rückschau die verschiedenen Charaktere die Bowie darstellte als großangelegte Bilderrevue. Der gestrandete Starman etwa, der in einem Wald seine Wunden leckt, wird zum Sinnbild Pop-Chamäleons, der unser Leben mit so vielen wunderschönen Songs bereicherte. Ebenfalls bei Carlsen erhältlich: Low – Luxusausgabe (59,00 €) und Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years (25,00 €).

Reinhard Kleist
David Bowie Band 2 : Low
2024, Hardcover, 176 Seiten, Größe: 201 mm x 266 mm, ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-551-79363-8
Carlsen Verlag
25€


Genre: Biographie, Comic
Illustrated by Carlsen Comics

Erstkontakt

Erstkontakt. Nach “Falsche Fährten” erscheint “#Erstkontakt_” (sic) beim renommierten Comic Verlag Avant, Text & Zeichnungen: Bruno Duhamel. Dieses Mal widmet er sich dem Mythos von Nessie, besser bekommt als das Monster von Loch Ness, das sich irgendwo in den schottischen Highlands rumtreiben soll. Ein Hipster wider Willen, Doug, schießt zufällig ein Foto und löst damit eine Katastrophe für den kleinen Ort aus.

Erstkontakt: Monster kommt selten allein…

Die Folgen von social media werden von Bruno Duhamel eindringlich, aber nicht ohne Humor, thematisiert. Der schottische Einsiedler Doug, ein ehemaliger Fotograf mit großen Selbstzweifeln, hat sich in die schottischen Highlands zurückgezogen. Als er an einem See vor seiner Haustür ein Foto schießt, entdeckt er bei Prüfung des Schnappschusses, dass noch etwas anderes als nur der See auf dem Foto zu sehen ist. Da er es für einen Zufall hält oder seinen eigenen Augen nicht trauen will, veröffentlicht er die Räuberpistole auf im sozialen Netzwerk „Twister“. Aber das “Monster” auf dem Foto entpuppt sich als echt und alle Metadaten, die von Sachverständigen geprüft werden, ebenfalls. Doug hat mit seiner harmlosen Geste des Veröffentlichen auf einem social media Kanal die Büchse der Pandora geöffnet. Denn nun ist es vorbei mit dem frohen Einsiedlerdasein und der Ruhe in der Zurückgezogenheit der schottischen Highlands. Die Hysterie der social Media Abhängigen und Internetsüchtigen macht aus dem kleinen Ort einen Jahrmarkt der Eitelkeiten, wo sich Journalist:innen, Umweltschützer:innen, misstrauische oder auch einfach nur neugierige Menschen die Klinke in die Hand geben. Erstkontakt.

Im Fadenkreuz der Kritik: social media in Erstkontakt

Jetzt hör mir mal zu, Burraidh!Wir sind vielleicht nur kleine Bullen, die deine Story überfordert, aber halt uns deswegen bloß nicht für Brownies! Du wirst nochmal froh sein, dass wir dir zur Seite stehen und du nicht als Haggis endest“, gibt eine der beiden Polizisten Doug zu bedenken. Zum Glück sind die Begriffe in den Fußnoten erklärt! Als sich auch noch ein russischer Internettroll in die Loch Affäre einmischt, wird es für Doug ganz schön brenzlig, seine selbstgewählte Heimat zu verteidigen. “Die Medien sind an allem Schuld! Alle auf die Journalisten!” lautet dann der unverhohlen geäußerte Schlachtruf der Meute, die sich auf die eigentlichen Gerechten stürzt. Zudem mischt sich dann auch noch das Militär ein und das Monster verkrümelt sich bald wieder in seinen See. “Soziale Netzwerke zwingen uns zu schnellen Reaktionen, oft unter dem Einfluss von Emotionen, und das öffnet Tür und Tor für Verwirrungen aller Art“, meint der Autor und Zeichner Bruno Duhamel in einem Interview und macht darin auch gleich neugierig auf sein nächstes Werk. Denn Duhamel liebt es, sein Publikum zu überraschen, was ihm mit “#Erstkontakt_” sicherlich gelungen ist.

Bruno Duhamel
#Erstkontakt_
Übersetzung aus dem Französischen von Lilian Pithan
2024, 72 Seiten, Hardcover, 24 x 32 cm, vierfarbig
ISBN: 978-3-96445-045-6
avant-verlag.de
22,00 €


Genre: Comic
Illustrated by Avant Verlag

Anthropoid. Das Attentat auf Reinhard Heydrich

Anthropoid. Reinhard Tristan Eugen Heydrich war einer der Hauptorganisatoren des Holocaust und 1941 als stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren für zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich. Als er am 27. Mai 1942 in Prag bei einem Attentat tschechoslowakischer Widerstandskämpfer starb, wurden die Massaker von Lidice und Ležáky vom NS-Regime als Racheakte verübt.

Anthropoid gegen eine weitere Heydrichiade

Die Autoren der vorliegenden Graphic Novel lassen keinen Zweifel daran, dass Heydrich den Tod verdiente, allerdings stellt sich schlussendlich doch die Frage, ob die vielen Opfer es wert waren. Zumindest wurde unter dem Codenamen “Operation Anthropoid” ein starkes Lebenszeichen des tschechischen Widerstands gesetzt, das die Weltöffentlichkeit vielleicht hätte aufrütteln können. Denn 1942 zum Zeitpunkt des Attentats hatten die Nazis in Europa bereits gewonnen. Es sah überall so aus als ob sich das Dritte Reich konsolidieren könnte und Europa in tiefste Dunkelheit getaucht bliebe. Nazideutschland kontrollierte im Frühjahr 1942 den Großteil Europas, schreibt Lezak in der Einführung, es hatte bis dahin keine namhafte Niederlage erlitten. Großbritannien hatten sie zwar nicht erobert und die Sowjetunion konnte sie von den Toren ihrer Hauptstadt zurückweisen, aber dennoch blieb der Nimbus der Unbesiegbarkeit am Reich haften. Der Vorschlag zur Ermordung des Reichsprotektors kam höchstwahrscheinlich vom Chef des Militärgeheimdienste im britischen Exil, Frantisek Moravec. Tschechoslowakische Fallschirmspringer sollten dem Initiator der “Ersten Heydrichiade” (der Ermordung von Regimegegner bei Antritt des Amts) durch ein Attentat den Garaus machen. Die Vergeltung nach dem Attentat, die Auslöschung von Lidice und Ležáky, ging dann als “Zweite Heydrichiade” in die Geschichte ein.

Fanal des Widerstands

Die Zeichnungen der vorliegenden Graphic Novel sind in das Noir der Vierziger Jahre getaucht, in denen in Hollywood die Film Noir Streifen entstanden. Ihr gemeinsamer Nenner war die Hoffnungslosigkeit allen menschlichen Strebens, die Macht der Institutionen gegen das Individuum und zumeist eine Femme fatale. Letztere kommt in vorliegender Geschichte zwar keine vor, aber alles andere erinnert von der Stimmung her an diese dunklen Filme. So wird etwa erzählt, dass Heydrich sich die Wenzelskrone von König Karl IV. nach Amtsantritt aufgesetzt habe. Aber jeder, der sie ohne Anrecht auf die böhmische Krone aufsetzte, war bis dato innert eines Jahres verstorben. Als sich die Attentäter in eine Kirche am Prager Karlsplatz flüchteten erfuhren sie erst, dass Heydrich an seinen Verletzungen doch noch gestorben war. Das motivierte sie vielleicht, sich nicht zu ergeben und weiterzukämpfen, obwohl das bedeutete, dass auch ihre Familien dabei sterben würden. Denn die Nazis hatten diese längst im Visier und verhörten alle Verdächtigen, bis schließlich ein Verdächtiger nachgab und alle verriet. Als Beweis für seine Aussagen wurde das Gras für Kaninchen in einer beim Attentat gefundenen Aktentasche herangezogen. Im Anhang befinden sich Biographien aller beteiligten Personen, der Helden ebenso wie der Mörder und Schergen des Regimes.

Mit dem Attentat auf Heydrich wurde einer der ranghöchsten Vertreter des NS-Regimes zur Rechenschaft gezogen und wer weiß, ob nicht vielleicht auch ein kleines bißchen dadurch die Glückssträhne des Dritten Reichs endlich ihr Ende nahm.

Michal Kocián, Zdeněk Lesák
Anthropoid. Das Attentat auf Reinhard Heydrich
Aus dem Tschechischen von Katharina Hinderer
2024, Hardcover mit Fadenheftung, 120 Seiten, 23 • 30cm
ISBN 978-3-903478-22-0
bahoe books
€ 26,00


Genre: Comic, Politik, Zeitgeschichte

Thomas Bernhard: Autobiographie als Graphic Novel

Seit 2018 erscheint die Autobiographie Thomas Bernhards als Graphic Novel in Einzelbänden beim Salzburger Residenz Verlag. Dieses Jahr erstmals sind die ersten fünf Bände der Graphic Novel im Schuber als ideales Geschenk für alle Thomas-Bernhard-Fans erschienen.

Eine Kindheit zwischen NS und Katholizismus

Lukas Kummer, der die Bände illustrierte, arbeitet seit 2009 als Illustrator, Autor, Storyboard Artist und Gestalter. Seine erste Thomas Bernhard-Graphic Novel „Die Ursache“ kam auf die Comic-Bestenliste. Gelobt wurden u.a. seine eindrücklichen Bilder und die kongeniale grafische Verbindung seiner Zeichnungen mit den Stilmitteln des Autors Thomas Bernhard. Denn dieser arbeitete gerne mit Wiederholungen und Übertreibungen, um seinen Aussagen mehr Gewicht zu verleihen. In seinen fünf Bänden zwischen Dichtung und Wahrheit, die im Residenz Verlag auch schon als normale Bücher erschienen sind, zeigt er etwa die Monotonie des Internatsalltags oder die Ähnlichkeit der nationalsozialistischen mit den späteren katholischen Erziehern so lebensnah, dass sie zum Greifen echt werden. Wenn der junge Bernhard sich etwa in der Schuhkammer des Internats zurückzieht, um an der Geige zu üben, werden die Schuhe zu einer erdrückenden Pyramide gestapelt vor deren Wiederholung die Selbstmordgedanken des Zöglings allzu nachvollziehbar werden.

Selbstmord oder Resilienz

Diese eindrückliche Szenerie wiederholt sich auch im Schlafsaal, wo das Schicksal und die Bedürfnisse des Einzelnen der Masse untergeordnet werden und nur durch die tägliche Gute Morgen Ohrfeige des Aufsehers Grünkranz unterbrochen wird. Thomas Bernhard spricht von einer Gemütsverdüsterung und Gemütsverfinsterung die zu seiner Gemütszerstörung geführt habe, in eben diesem Internat in Salzburg, dem Joanneum. Als “die Farbe der Mächtigen wieder von braun auf schwarz wechselt“, wie Bernhard süffisant schreibt, ändert sich vorerst nichts: Der Geistliche hatte “das Erbe nationalsozialistischen Grünkranz angetreten, er war genauso gefürchtet und gehaßt wie Grünkranz und er war wahrscheinlich ein ebensolcher uns alle abstoßender Charakter“. “Der NS hatte die gleiche verheerende Wirkung auf alle diese jungen Menschen gehabt, wie jetzt der Katholizismus.” Beides sind für Bernhard ansteckenden Krankheiten, Geisteskrankheiten, sonst nichts.

Das “Straflager Leben”: Internat, Schule, Gymnasium

Damit nicht genug, litt der junge Bernhard zudem noch an einer Lungenkrankheit, die ihn beinahe schon in jungen Jahren dahingerafft hätte. Als dann seine wichtigste Bezugsperson, sein Großvater, stirbt und ein halbes Jahr später seine Mutter, gibt es für Thomas Bernhard nur mehr einen Weg zu überleben: er muss der Schriftsteller werden, der sein Großvater immer werden wollte. Das schaffte er nur durch die Überwindung der Scham, denn “nur der Schamlose schreibt. Nur der Schamloseste ist authentisch.” Das Schreiben nennt er auch “das sich preisgeben vor sich selbst“. Von seinem Vater, er seien Mutter im stich ließ findet er nur die eine Spur: er hatte sein Elternhaus mit einer solchen Präzison abgebrannt, dass es gerade aufloderte als er mit dem Zug daran vorbeifuhr.

Heimat im Schreiben

Mit diesem Blick auf das brennende Elternhaus hatten er nicht nur die Heimat, sondern überhaupt den Heimatbegriff (für sich) ausgelöscht.” Vor der “Finsternis des Vergessens” wollte er seine Erinnerungen retten und fing wohl auch deswegen an zu schreiben. Aber vorerst musste er noch die Jahre in der Lungenheilanstalt und die medizinischen Prozeduren hinter sich bringen. Sie werden von Lukas Kummer realistisch gezeichnet und in ihrer ganzen Dimension spürbar. Etwa wenn das Sputum in Flaschen produziert werden muss oder das Pneumoperitoneum eingesetzt wird. Der “Strafvollzug Leben” wie Bernhard es nannte, wird augenscheinlich. In “Atem” beschreibt er, dass nur die Nähe seiner Lieben – sein Großvater war im selben KH Patient – ihm das Überleben sicherte. In “Der Keller” erzählt er von seiner Kehrtwendung, denn er wollte in die “entgegengesetzte Richtung“, nicht ins Gymnasium, sondern in den Handel, die Lehre.

Fluchtpunkt Scherzhausersiedlung: die entgegengesetzte Richtung

In der Scherzhausersiedlung, dem schlechtesten Viertel Salzburgs, wollte er das Leben lernen wie es ist, mit einfach Leuten, die vom Schicksal nicht gerade begünstigt waren. “Hier konnte ich sein wie ich war. Und alle anderen konnten sein wie sie waren.” Im (wohl nur vorläufig) letzten Band vorliegender Sammlung, “Das Kind“, lobt Bernhard wieder den Großvater und stellt ihn seiner prügelnden Mutter gegenüber. Sie schlug ihn mit dem Ochsenziemer, weil sie seinen Vater, der sie verlassen hatte, in ihm sah. “Wir haben von Aufrichtigkeit und von Klarheit geträumt, aber es ist beim Träumen geblieben. Aber es ist alles egal. Manchmal erheben wir alle unseren Kopf und glauben die Wahrheit oder die scheinbar Wahrheit sagen zu müssen und ziehen ihn wieder ein. Das ist alles.“, heißt es in “Der Keller” aber wir alle wissen, das dies noch lange nicht alles ist.

Lukas Kummer verschafft dem Sprachduktus Bernhards klare Linien, er zeichnet scharfe Konturen und eindringliche Winkel, in die sich die Gedanken flüchten, wo sie aber auch gestellt werden und die Worte eine klarere Nachhaltigkeit bekommen. Im Residenzverlag sind neben den Originaltexten zu vorliegenden Graphic Novels auch andere Bücher von Thomas Bernhard erschienen.

Thomas Bernhard
Lukas Kummer (Illustrationen)
DIE AUTOBIOGRAPHIE ALS GRAPHIC NOVEL
5 Bände im Schuber
2024, Hardcover, 560 Seiten, 170 x 240cm
ISBN: 9783701717965
Residenz Verlag
€ 99,00


Genre: Autobiographie, Comic, Gegenwartsliteratur, Graphic Novel
Illustrated by Residenz

A Vicious Circle – Ein Teufelskreis 1/3

A Vicious Circle: Die neue Serie von Lee Bermejo (Batman Damned) im Album-Format und Autor Mattson Tomlin (“The Batman”) spielt in der Kreidezeit, im Tokio des 22. Jahrhunderts und dem New Orleans der 1950er, also auf verschiedenen Zeitebenen. Denn jedesmal wenn  Shawn Thacker, eine Attentäter aus der Zukunft, jemanden tötet verschlägt es ihn in ein anderes Jahrhundert.

Attentate in Zeitreisen

Shawn Thacker sinnt auf Rache an dem Mann, der ihm näher ist als alle anderen. Beide Männer verwickeln sich in einen Kampf auf Leben und Tod, der sich anschickt, den Lauf der Geschichte zu verändern. Im ersten Albumband wird die Zeit der Bürgerrechtsbewegung thematisiert, als ein Teil der amerikanischen Bevölkerung für ihre bloße Hautfarbe gehasst wurde. Die Zeichnungen sind sehr dokumentarisch und fotografisch, in S/W und erzählen von einer dunklen Zeit als das Leben eines Bürgers nichts wert war. Aber dann passiert etwas Schreckliches, dass den Protagonisten in die Zukunft schleudert, die sich in Farbe abspielt. “Willst du in bessere Zeiten zurück? Die guten alten Tage?“, trägt ihn ein computeranimiertes Schulmädchen-Manga. “Das war vor Jahren, oder liegt Jahre in der Zukunft. Ich hab den Überblick verloren.

A Vicious Circle: Artwork und Stildiversität

A Vicious Circle bewegt sich auf verschiedenen Leseebenen. In einem Interview im Anhang erzählt Lee Bermejo, wie er seinen Autor fand. Mattson hatte in seinen Posts auf insta hervorragende Einzelbilder von Filmen geteilt, die auch Lee liebt. Sein gutes Auge für Momente und Kompositionen sorgte für die Annäherung der beiden schon während der Pandemie. Damals beschlossen sie schon, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Was sich nun in den vorliegenden drei Bänden realisierte ist die Geschichte von Thacker, die sich im Laufe der drei Alben zu Ferris verschiebt. So viel darf – was den Plot angeht – verraten werden. Allerdings ist das Artwork und die Zeichnungen an sich schon so bestechend, dass es gar keines genauen Plot bedarf, um schon nach Band 1 zu wissen, dass sich diese Geschichte noch zu einem echten Highlight der bisherigen Comicgeschichte entwicklen wird. Dazu reicht schon ein Blick auf die Verlagsseite von Panini. Die einzelnen Jahrhunderte oder manchmal Jahrzehnte werden in jeweils unterschiedlichen Stilen präsentiert und sorgen so für maximale Diversität und superdiverse Abenteuerdichte.
Mattson Tomlin/Lee Bermejo
Original Storys: A Vicious Circle 1
2024, Hardcover, 60 Seiten, Album Format mit den Maßen ca. 21 x 32 cm
ISBN:  9783741638206
Panini
16,00 €

Genre: Comic
Illustrated by Panini Comics

Micky-Maus-Magazin 21 (MM 21)

Cover Jubiläums-Produkte 100 Jahre Disney

Inhalt

„Rudi Ross: Flammende Leidenschaft“: Rudi bricht – von Klarabella und ihren romantischen Serien genervt – zur Arbeit auf. Er ahnt nicht, dass er diesmal keinen normalen Arbeitstag haben, dafür aber als Feuerwehrmann einen Einsatz fahren wird.

„Dagobert Duck: Der Pharao ist nicht froh“: Gundel Gaukeley hat es geschafft und Dagobert seinen Glückszehner gestohlen. Allerdings landet sie durch einen vermurksten Zauberspruch im alten Ägypten und soll mit dem Pharao verheiratet werden.

„Strolchi: Die kleinen Schwestern“: Strolchi ärgert, dass ihm seine Schwestern immer in die Parade fahren, wenn er etwas ausheckt. Deshalb will er ihnen einen Denkzettel verpassen.

„Minnie Maus: Kampf mit dem Phantom“: Micky jagt wieder das Phantom, kommt aber nicht weiter. Erst als Minnie einschreitet, kommt Bewegung in die Sache.

„Gundel Gaukeley: Zu weit gereist“: Aus Versehen landet Gundel in der Zeit der Hexenverbrennung und entkommt nur knapp, weil sie dem Herrscher ihre Dienste anbietet. Das aber führt zu einer schlechten Entwicklung der Geschichte.

„Donald Duck: Traumpaar in Gefahr“: Donald und Daisy machen Urlaub am Strand. Dabei stößt Donald auf eine Diebesbande, die das berühmte „Traumpaar von Millionen“ ausrauben will.

„Dagobert Duck: Die Macht der Geschichten“: Dagobert will wissen, wie sich seine Geschäfte in der Zukunft weiterentwickeln. Er bittet Daniel Düsentrieb um Hilfe und reist in die Zukunft. Dort trifft er auf eine friedliche Welt ohne Geld.

„Micky Maus: Der Wünschelruten-Finger“: Außerirdische wollen der Erde etwas Gutes tun und verwandeln Goofys Zeigefinder in eine Wünschelrute für das Finden von Erdöl. Sie ahnen allerdings nicht, was sie damit anrichten.

Frauenfeindlichkeit in Entenhausen – manchmal unreflektiert weitertransportiert, manchmal aber auch kritisch reflektiert (zum Glück!)

15 Geschichten im Extra-Heft, das dem LTB nachempfunden ist, und 5 im Hauptheft bieten viel Lesefutter. Das Hauptheft kommt wie gewohnt mit Rätselcomics, dem Enten-Kurier, Witzen, Tipps, Tricks und Zusatzinfos zu wichtigen Tagen des Monats einher.

Das Magazin bietet diesmal nicht die üblichen Extras/Gimmicks, sondern wie oben schon erwähnt als Extra „Micky Maus Extra Comic-Spaß Nr. 2“. Das Hauptheft wird also mit einer kleineren Ausgabe eines LTB als Zugabe mit noch mehr Comics unterstützt. Das ist zunächst etwas Gutes, denn Lesen bildet in vielerlei Hinsicht: Rechtschreibung, Ausdruck, Erweiterung des Weltbildes u.a. Aber gerade zu Letzterem kann unreflektiertes Lesen auch zu Weltbildern führen, die Ungutes aufbringen oder zementieren.

Gerade die Geschichte „Rudi Ross: Flammende Leidenschaft“ ist wirklich ein Unding, was Geschlechterklischees angeht: Klarabella wird komplett als Frau erniedrigt und der Lächerlichkeit preisgegeben! So etwas dürfte es weder in Comics und erst recht nicht in der realen Welt geben! Das fängt schon an im ersten Panel und wird im weiteren Verlauf nicht besser, eher im Gegenteil. Aber zurück zum Anfang. Klarabella schaut einen Liebesfilm und Rudi sagt ungehalten: „Bekomme ich noch eine Tasse Kaffee, bevor ich zur Werkstatt gehe?“ In dieser Szene sieht das kritische Auge schon gleich mehrerlei: Klarabella ist in der Position der Hausfrau und ihre ARBEIT wird nicht wertgeschätzt, ganz im Gegenteil, sie wird als selbstverständlich hingenommen und gleich abwertend kommentiert, wenn der Mann einmal nicht umsorgt wird. Und seine Arbeit ist, weil sie Geld bringt, eh wichtiger. Gruselig! Genauso gruselig geht es weiter. Hinter Klarbaellas Klage, dass sie wegen genau diesen Kommentaren Liebesfilme schaut (als Ersatz für das, was sie leider bei Rudi nicht findet), cancelt Rudi ab, anstatt sich zu fragen, welcher Wunsch seiner Frau hinter der Klage steckt. Denn würde er sich das fragen, käme Folgendes heraus: der Wunsch ist der der Wertschätzung und ehrlichen Liebe – Grundpfeiler einer Beziehung – der von Rudi definitiv nicht erfüllt wird. Einmal über den echten Sinn von Romantik nachzudenken, empfiehlt Klarabella Rudi zwar, aber der ist für Denkarbeit und Emotionsarbeit überhaupt nicht zu haben. Da kommt das Manko der Erziehungsarbeit bei Jungen zum Tragen: Sie werden weder dazu erzogen, sozial zu denken und zu handeln noch positive Emotionen zuzulassen und als wertvoll zu erachten. Aber gerade das Soziale und Emotionale macht eine Gesellschaft aus und stabilisiert sie. Männer dagegen sind durch patriarchale Strukturen emotional und sozial amputiert. Rudi präsentiert das toxisch Patriarchale in Reinform: die Missachtung der Frau, und zwar umfassend. Kein Wunder, dass sich Klarabella dagegen wehrt und sich Ersatz z.B. in Form von Liebesfilmen sucht. Als sie endlich vermeintlich Wertschätzung erfährt, weil ein Feuerwehrmann (und dann auch noch Rudi) sie aus dem Feuer rettet, wird sie im letzten Panel komplett der Lächerlichkeit preisgegeben, indem sich die Männer über sie in ihrer (unverschuldet) misslichen Lage lustig machen. Ehapa sollte sich wirklich übergelegen, ob solche frauenfeindlichen Comics überhaupt noch veröffentlicht werden dürfen!

Und es bleibt ja nicht bei einem frauenfeindlichen Kaliber, nein, es muss ja noch ein zweites her. Zumindest scheint es vordergründig bei „Strolchi: Die kleinen Schwestern“ so. Strolchi wertet permanent seine drei kleinen Schwestern ab mit Aussagen wie „alberner Mädchenkram“, dass sie Petzen sind, und dass er ihnen Streiche spielen will, um ihnen zu schaden (verharmlost: ihnen einen Denkzettel zu verpassen). Der geht zwar nach hinten los, aber Strolchi – ganz patriarchaler Junge – sieht überhaupt nicht ein, dass er sich durchgehend falsch verhalten hat. Er kommt überhaupt nicht auf die Idee, dass dem so wäre, obwohl es ihm sowohl Schwestern, Mutter als auch Vater sagen, die alle gar nicht damit einverstanden sind, wie Strolchi sich verhält und damit nicht nur sich in Gefahr bringt. Gut an diesem Comic: Die Mädchen stehen am Ende nicht wie Klarabella schlecht da, ganz im Gegenteil. Sie nutzen eine missliche Lage zu ihrem Vorteil, indem sie ausgesetzte Katzen retten und von ihrem Vater (!) sehr für ihr soziales Verhalten gelobt werden: „Mädchen …ihr seid Heldinnen!“

Dass Männer Frauen nicht ernst nehmen, es aber besser tun sollten, zeigt auch „Minnie Maus: Kampf mit dem Phantom“. Micky nimmt ihre Warnung nicht ernst und landet im Schlamassel. Dazu kommt, wie bei Klarabella, das abgelutschte und überhaupt nicht realitätsnahe Klischee, dass die Frau als Opfer ständig gerettet werden muss – bei der Phantom-Story sogar zweimal, herrje! Dann aber wendet sich zum Glück das Blatt: Micky entpuppt sich als schwach und Minnie rettet nicht nur die Situation, sondern auch aller Leben. Anbei bezeichnende Dialoge: „Pah! Dich könnte ich auch ohne meinen Kräfte-Verstärker-Anzug locker bezwingen, teure Minnie!“ (Phantom, Paradebeispiel, wie sehr eine Frau verachtet und unterschätzt wird) Minnies Reaktion ist ebenfalls bezeichnend für die Situation von Frauen im Allgemeinen und wie sehr ihnen die ständige Abwertung stinkt: „Tut einfach so, als wäre ich Luft für ihn! Aber dem werde ich zeigen, was es heißt, einer Dame keine Aufmerksamkeit zu schenken!“ Auch Minnies Reaktion auf Mickys Feigheit ist bezeichnend (denn sie steht für die Stärke der Frau im Alltag und die Schwäche des Mannes in genau demselben): „Ja, weil du auf den Knien lagst, anstatt zu kämpfen!“ Micky: „Du hast doch gesagt, dass ich ihn nicht mit Körperkraft besiegen kann!“ Minnie: „Weshalb du ihn ja auch überlisten solltest! Nur hast du mir mal wieder nicht zugehört! Egal! Hauptsache, ich habe es geschafft, das Phantom auszuschalten.“ Sie betont extra, dass SIE es war, die die Situation gerettet hat. Und (was leider für Frauen nicht alltäglich ist) die Wertschätzung, die man ihr gegenüber als selbstverständlich erachten sollte. Im Gegensatz zu Strolchi ist Micky reflektiert – er erkennt Minnies Leistung an: „Die haben Recht! Minnie war echt klasse! Allerdings wird das Phantom eines Tages wiederkommen…  tja, und dann… hoffe ich, dass ich Minnie dabei helfen darf, es noch einmal zu überlisten!“ Micky setzt also sogar noch eins drauf: Er gibt den Posten im männlichen Scheinwerferlicht ab und erkennt an, dass Frauen es mindestens genauso verdient haben, im Rampenlicht zu stehen und die volle POSITIVE Aufmerksamkeit zu bekommen wie Männer. Davon ist Rudi in der unsäglichen Geschichte oben noch weit entfernt.

Auch Gundel, die in den Comics immer schlecht wegkommt, ist eigentlich eine selbstständige Frau, die sich von nichts und niemandem etwas sagen lässt (was im Patriarchat nicht gern gesehen wird). In „Dagobert Duck: Der Pharao ist nicht froh“ trickst sie nicht nur Dagobert aus, sondern macht glasklar, dass eine Frau auch sehr gut ohne Mann auskommt – er aber anscheinend nicht ohne sie, wie der Pharao demonstriert. Sie ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass eine Frau eben nicht rollenklischeemäßig immer gut und sozial sein muss, denn es gibt unter Frauen eine sehr große Bandbreite an Charakteren, die eben nicht in Klischees und männliche Wunschträume passen.

In „Gundel Gaukeley: Zu weit gereist“ demonstriert Gundel genau das. Aber es ist schon sehr bezeichnend, dass sie für ihr antisoziales Verhalten abgestraft wird, während Dagobert mit seinem permanent antisozialen Verhalten jedes Mal ungestraft davonkommt. Aber zumindest wird in dieser Geschichte ebenfalls gezeigt, dass Hexen zu Unrecht ständig als böse hingestellt werden: Hexen sind eigentlich alte, weise Frauen, die das Patriarchat dämonisiert hat. Hexen sind Zaunreiterinnen, „auf den Hecken Sitzende“: Hecken als Grenzen, und damit Hexen als Grenzwächterinnen, und zwar als Grenzwächterinnen zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Mit ihren Besen reinigen sie sowohl im Alltag als auch spirituell das Haus. Mit dem Kessel stellen sie nicht nur Nahrung her, sondern auch Medizin – Kessel gelten bzgl. des Göttinnen-Glaubens als mächtiges Beiwerk der Transformation.

In „Traumpaar in Gefahr“ werden zwei Dinge deutlich und auch kritisiert: Zum einen der Unterschied zwischen Schein und Sein. Der (nicht so) „schöne Schein“ wird in Bezug auf Fernsehen und Social Media kritisiert, weil sich dort Menschen relativ einfach eine Schein-Identität aufbauen können, die mit der Wirklichkeit wenig bis nichts zu tun hat. Das „Traumpaar von Millionen“ ist so ein Fake-Ehepaar, das nur vor der Kamera eine glückliche Ehe und Familie mimt und damit alle an der Nase herumführt. Sie stellen sich als zerstrittenes Paar ohne Kinder heraus; der Mann ist feige, die Frau nutzt Männer aus. Donald und Daisy dagegen repräsentieren sozusagen ein ganz normales Paar, wobei Donald sich nichts aus Fernseh- oder sonstigen Helden macht, aber dann anpacken kann, wenn es notwendig ist. Zum zweiten allerdings werden Rollenklischees deutlich: Daisy interessiert sich für oberflächlichen Klatsch und Tratsch und gilt damit auch automatisch als oberflächlich. Noch weiter negativ vertieft wird das durch ihren Ausruf, dass Donald, weil er das „Traumpaar“ nicht kennt, ungebildet sei. Donald dagegen interessiert sich überhaupt nicht für das, was seine Freundin zu sagen hat und ist stattdessen sichtbar gelangweilt. Von Wertschätzung der Frau gegenüber keine Spur. So oder so: Das Bild, dass beide Paare abgeben, ist kein gutes für eine funktionierende Liebesbeziehung.

Insgesamt bietet das Extra-Heft, abgesehen von oben genannten Kritikpunkten, Abwechslung: Geschichten rund um die Panzerknacker, Donald und Daisy, Klarabella und Rudi, Donald und seine Neffen, Gundel Gaukeley, Strolchi usw. Der Fokus wird teilweise auf Herbst-Geschichten und Halloween (mit Einbezug von Sagen) gelegt, z.B. in „Halloween-Horror“.

Die Macht der Literatur und der Geschichten

Im Hauptheft wird in „Macht der Geschichten“ und welches Potential Geschichten oder überhaupt Kreativität für die Entwicklung der Menschheit hat, deutlich herausgearbeitet. „Geschichten beflügeln unsere Fantasie. Sie lassen uns die Welt mit anderen Augen sehen, sie bringen uns auf neue Ideen. Und jeder Fortschritt ist zuerst eine Idee, eine Erzählung, die dann Wirklichkeit wird. So können Geschichten die Welt verändern“, heißt es am Anfang. In der Geschichte selbst werden die Traumreich-Geschichten dazu benutzt, Frieden und Wohlstand in der Welt zu schaffen und Leute zu animieren, ihr Bestes zu geben und Träume zu verwirklichen. Literatur hat Macht. Das ist auch der Grund für Bücherverbrennungen in Diktaturen, denn die Macht des geschriebenen Wortes und die darin enthaltenen Ideen und klugen Gedanken sprengen Ungerechtigkeiten und werden deshalb von Diktatoren gefürchtet. Das sollten sich allerdings auch die Macher der Disney-Geschichten selbst zu Herzen nehmen, um Ungerechtigkeiten wie Frauenfeindlichkeit und die Zementierung der unguten Rollenklischees aus ihren Geschichten zu verbannen und stattdessen lieber mehr Geschichten mit Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit zu schreiben und dabei sowohl die bunte Vielfalt der Menschen als auch der Natur – ohne die kein Mensch leben könnte, Stichwort Umweltschutz -miteinzubeziehen!

Darüber und mehr noch über Habgier in Bezug auf konventionelle Energiegewinnung mit Erdöl geht es in „Der Wünschelruten-Finger“. Hier wird deutlich (und auch indirekt kritisiert), dass das vermeintlich Gute, das Öl, nur zu umfassendem Raubbau und Ausbeutung führt. Und Goofy, der vermeintliche Trottel, steht für die Stimme der Vernunft, indem er diesem Öl gegenüber keinerlei Habgier zeigt und im Gegenteil froh ist, dass sein Wünschelrutenfinger irgendwann nicht mehr funktioniert.

Fazit

Die Macher der Disney-Hefte und LTB sollten sich ihre eigene Geschichte „Die Macht der Geschichten“ mehr zu Herzen nehmen, um auch in ihren Geschichten eine Welt der Umwelt- und Tierrechte, der Frauenrechte und insgesamt der Menschenrechte zu erschaffen! All dies kommt zwar immer mal wieder vor, aber Frauenfeindlichkeit in den Comics ist leider immer noch vorhanden und über Umwelt- und Tierrechte wird zu wenig geschrieben, ebenso wenig über Menschen mit Handicap, Menschen mit anderen Hautfarben oder über die LGBTQ+-Szene. All dies, auch wenn gewisse Kräfte das gern ausblenden, gab es schon immer und gibt es auch weiterhin – die Natur in all ihrer unendlichen Vielfalt ist Vorbild, auch in Bezug auf menschliche Vielfalt.


Genre: Comic, Frauenrechte, Umweltrechte
Illustrated by Egmont Ehapa

Micky Maus Magazin (MM) 20

Inhalt

Feinschmeckercomic „Erfolgsrezept“: Onkel Dagoberts Restaurant läuft nicht gut. Die Leute wünschen sich einfaches, schmackhaftes Essen und keine überteuerte, gehobene Kulinarik. Donald fühlt sich aufgrund seiner Kocherfahrungen mit Hausmannskost zu Höherem berufen und bietet an, für das Restaurant zu kochen. Seine Neffen und Daisy helfen mit, aber Donald verschätzt sich und die Neueröffnung wird ein Desaster. Starkoch Nelson Knüller soll es richten, aber bekommt er dieses Chaos überhaupt noch in den Griff?

„Duell der Drohnen“: Rudi hat sich eine Drohne gekauft, die er ausprobieren will. Dabei kommt er einem Mini-Raumschiff in die Quere, das nach einem Zusammenprall abstürzt.

Donni Duck „Zeitungszoff“: Der kleine Donald alias Donni will unbedingt ein neues Spiel haben, aber Oma Duck gibt ihm nicht das Geld dafür. Das soll er sich als Zeitungsjunge selbst verdienen. Weil aber seine Lieblingsfeindin Raffaela schon als Austrägerin eingestellt ist, verhandelt Donni mit ihr: Er fährt für einen bestimmten Betrag die Tour – bis er merkt, dass er über’s Ohr gehauen wurde.

„Die widerspenstige Henne“: Oma Duck hat eine Henne im Stall, die macht, was sie will. Und brüten will sie nicht. Was tun?

„Das Geheimnis der Dinos“: Um sein Vermögen zu mehren, macht Onkel Dagobert mit seinen Neffen einen Krater im Meer ausfindig, in dem ein Asteroid eingeschlagen ist. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass er dort auch noch Dinos vorfindet.

Geschichten mit Botschaften: sozial, tierfreundlich, gegen Ausbeutung, aber zu wenig People of Color

Das Magazin wartet mit 2 Rätselcomics, einem Interview mit Starkoch Nelson Müller und einem Rezept, Witzen, Tipps, Tricks, dem Entenkurier, Extrawissen zu wichtigen Monatstagen und 5 unterschiedlichen Geschichten auf.

In der Titelgeschichte „Erfolgsrezept“ tritt Starkoch Nelson Müller als Nelson Knüller auf. Es ist gut, dass Menschen mit anderer Hautfarbe Eingang in das Entenhausener Universum finden. Allerdings würde ich mir genau das deutlich mehr wünschen, denn obwohl das Walt-Disney-Universum aus Amerika stammt und sehr viele Afroamerikaner*innen in den USA leben, kommen andersfarbige Darsteller*innen kaum vor; im Übrigen auch keine Indigenen. Da besteht dringend Nachholbedarf! Selbst wenn hier Nelson Müller einen Auftritt hat, ist es leider doch nur ein kurzer Gastauftritt – kaum ist er im Restaurant, schon wird er von Donald wieder hinauskomplimentiert. Und Donald glänzt in dieser Geschichte nicht mit Menschlichkeit, sondern ist nur auf sein eigenes Wohlergehen bedacht und sich nicht zu schade, Ideenklau zu betreiben. Da denkt man doch automatisch an Ideenklau im Internet oder in wissenschaftlichen Arbeiten…

In „Duell der Drohnen“ lernt Rudi das gute Gefühl zu schätzen, hilfsbereit zu sein. Hilfsbereitschaft ist essentiell für ein soziales Miteinander. Der Comic spricht allerdings auch die Kehrseite an: Es gibt immer Leute, die Hilfsbereitschaft ausnutzen, damit asozial handeln und dazu beitragen, dass anstatt Vertrauen sich Misstrauen breitmacht – mit den entsprechenden Konsequenzen.  Die Ausnutzer*innen von denen zu unterscheiden, die wirklich Hilfe brauchen, ist allerdings manchmal nicht so einfach.

In „Zeitungszoff“ sieht man im Kleinen das Prinzip des reinen Kapitalismus ohne die soziale Marktwirtschaft: Unterbezahlung und das ständige Über’s-Ohr-Hauen kommen einem in der Realität doch sehr bekannt vor. Und der Comic zeigt sehr eindrücklich, wohin so ein Mist letztlich führt: Echte Wertschätzung bzgl. der Finanzen und der Arbeitskraft sehen definitiv anders aus.

„Die widerspenstige Henne“ zeigt, dass auch unter guten Bedingungen gehaltene Hennen (Bio-Haltung) letztlich nur dazu dienen, Eier zu liefern – in Dauerschleife, ohne Pause. Dagegen wehrt sich eine Henne und macht Oma Duck klar, dass sie ein Lebewesen und keine Maschine ist. Das erinnert sehr daran, was der Tierschutz immer bzgl. Haltungsbedingungen und Speziesismus beklagt. Aber auch gerechte Arbeitsverteilung ist ein Thema: Die Frau (Oma Duck) macht die ganze Arbeit, während sich der Mann (Franz) ausruht. Irgendwann führt das dazu, dass die Frau eine solche ungerechte Arbeitsteilung nicht mehr mitmacht, wie Oma Duck beweist.

„Das Geheimnis der Dinos“ zeigt, dass man nicht immer alles zu Geld machen muss – und die geldgierige Vorgehensweise etwas viel Wertvolleres zerstört, nämlich archäologische Funde.

Fazit

Die Geschichten sind eingängig und spannend, aber auch hintersinnig, wenn man sich mit den versteckten Botschaften beschäftigt.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa