Erstkontakt. Nach “Falsche Fährten” erscheint “#Erstkontakt_” (sic) beim renommierten Comic Verlag Avant, Text & Zeichnungen: Bruno Duhamel. Dieses Mal widmet er sich dem Mythos von Nessie, besser bekommt als das Monster von Loch Ness, das sich irgendwo in den schottischen Highlands rumtreiben soll. Ein Hipster wider Willen, Doug, schießt zufällig ein Foto und löst damit eine Katastrophe für den kleinen Ort aus.
Erstkontakt: Monster kommt selten allein…
Die Folgen von social media werden von Bruno Duhamel eindringlich, aber nicht ohne Humor, thematisiert. Der schottische Einsiedler Doug, ein ehemaliger Fotograf mit großen Selbstzweifeln, hat sich in die schottischen Highlands zurückgezogen. Als er an einem See vor seiner Haustür ein Foto schießt, entdeckt er bei Prüfung des Schnappschusses, dass noch etwas anderes als nur der See auf dem Foto zu sehen ist. Da er es für einen Zufall hält oder seinen eigenen Augen nicht trauen will, veröffentlicht er die Räuberpistole auf im sozialen Netzwerk „Twister“. Aber das “Monster” auf dem Foto entpuppt sich als echt und alle Metadaten, die von Sachverständigen geprüft werden, ebenfalls. Doug hat mit seiner harmlosen Geste des Veröffentlichen auf einem social media Kanal die Büchse der Pandora geöffnet. Denn nun ist es vorbei mit dem frohen Einsiedlerdasein und der Ruhe in der Zurückgezogenheit der schottischen Highlands. Die Hysterie der social Media Abhängigen und Internetsüchtigen macht aus dem kleinen Ort einen Jahrmarkt der Eitelkeiten, wo sich Journalist:innen, Umweltschützer:innen, misstrauische oder auch einfach nur neugierige Menschen die Klinke in die Hand geben. Erstkontakt.
Im Fadenkreuz der Kritik: social media in Erstkontakt
“Jetzt hör mir mal zu, Burraidh!Wir sind vielleicht nur kleine Bullen, die deine Story überfordert, aber halt uns deswegen bloß nicht für Brownies! Du wirst nochmal froh sein, dass wir dir zur Seite stehen und du nicht als Haggis endest“, gibt eine der beiden Polizisten Doug zu bedenken. Zum Glück sind die Begriffe in den Fußnoten erklärt! Als sich auch noch ein russischer Internettroll in die Loch Affäre einmischt, wird es für Doug ganz schön brenzlig, seine selbstgewählte Heimat zu verteidigen. “Die Medien sind an allem Schuld! Alle auf die Journalisten!” lautet dann der unverhohlen geäußerte Schlachtruf der Meute, die sich auf die eigentlichen Gerechten stürzt. Zudem mischt sich dann auch noch das Militär ein und das Monster verkrümelt sich bald wieder in seinen See. “Soziale Netzwerke zwingen uns zu schnellen Reaktionen, oft unter dem Einfluss von Emotionen, und das öffnet Tür und Tor für Verwirrungen aller Art“, meint der Autor und Zeichner Bruno Duhamel in einem Interview und macht darin auch gleich neugierig auf sein nächstes Werk. Denn Duhamel liebt es, sein Publikum zu überraschen, was ihm mit “#Erstkontakt_” sicherlich gelungen ist.
Bruno Duhamel
#Erstkontakt_
Übersetzung aus dem Französischen von Lilian Pithan
2024, 72 Seiten, Hardcover, 24 x 32 cm, vierfarbig
ISBN: 978-3-96445-045-6
avant-verlag.de
22,00 €