Athen ist nicht Hollywood
Auch in diesem Krimi brennt es, um einmal das Thema aufzugreifen, mit dem Griechenland traurigerweise im Jahr 2007 in der Öffentlichkeit von sich Reden machte. Allerdings brennen in diesem außerordentlich spannenden Kriminalroman weniger die Wälder, als über kurz oder lang die Nerven des Hauptdarstellers, Kommissar Kostas Charitos, durch. Dessen Tochter wurde nämlich, zusammen mit ihrem Zukünftigen und einigen hundert Touristen auf einem Kreuzfahrtschiff in der Ägäis enführt. Die Gauner geben sich als Nationalisten, versuchen Gesinnungsgenossen freizupressen und lösen verständlicherweise in der Familie des Kommissars ein emotionales und auch real ein ganz handfestes Chaos aus.
Petros Markaris letzter, 2007 bei Diogenes erschienener Kriminalroman, ist der mittlerweile sechste in einer nicht nur beachtlichen, sondern auch europaweit beachteten Reihe von Krimis. Sein Kommissar lebt und arbeitet in Athen, quält sich durch die lebensfeindliche Hauptstadt Griechenlands und versucht – obwohl anscheinend von Geburt an Misanthrop – sich das Leben nicht komplett vermiesen zu lassen. Der Mann isst gerne und trinkt gern, aber ein Gourmet ist er nicht. Hausfrauenkost, und nur die seiner ansonsten höchst nervigen Frau, ist ihm das allerliebste.
Wer sich durch die Krimis von Markaris liest, der bekommt einen Eindruck von einem Griechenland jenseits des Akropolis-Ausfluges, der Strand/Sonne/Taverne-Bilder. Korruption hat man zwar chauvinistischerweise sowieso den Griechen zugetraut, aber Markaris kommt mit politischen Zusammenhängen und Einblicken daher, die das Interesse an der Wiege der westlichen Demokratie ganz neu und auf ganz andere Weise entzündet wird.
Wie der Fall im neuesten Krimi ausgeht? Griechische Krimis sind keine Hollywood-Filme. Seine Tochter überlebt, aber glücklich wird der Kommissar am Ende doch nicht.