Zu jedem der 26 Kapitel gibt es ein passendes Bild, gemalt von Monika Dietrich-Bartkiewiecz, der Klappentext berichtet, dass sie eine naturverbundene Architektin sei. Die kleinen Bilder sind großflächig angelegt, mit auffallenden Farben und sehr stimmig, obwohl sie gar nicht vorhaben, naturgetreu zu sein.
Kennengelernt habe ich die Artikel aus der ZEIT, wo die beiden eine Kolumne füllen, die ich mit Vergnügen lese. Das Vergnügen nahm beim Buch noch zu, sind die Texte doch länger und können deshalb auch Hintergründe und Zusammenhänge aufzeigen.
Frau Flamm hat als Berlinerin in der Uckermark für die fünfköpfige Familie ein altes Haus mit viel Land gekauft und lässt uns teilhaben an den Freuden, aber auch ihren Leiden als Anfängerin.
Schon im Vorwort werden wir vorbereitet: Ein Garten ist kein Balkon (wo es reicht, Pflanzen zu kaufen und dann zu gießen) es wird viel gestorben, ein Baum kann von einer Krankheit „hingerafft“ werden. “Und dann fängt man wieder von vorne an.” Aber: “Und aus der Erkenntnis, dass man die Dinge hier nicht vollständig im Griff haben muss, weil man sie gar nicht vollständig im Griff haben kann, erwächst eine große Freiheit und ein großes Glück.”
Da ist die Bestandsaufnahme in einem Garten, in dem die Vorbesitzer immer die Weihnachtsbäume ausgepflanzt hatten, nun ist der Boden sauer und nicht alle Pflanzen mögen das. Überhaupt die Erde: die Uckermark ist nicht sehr fruchtbar, also bestellt sie eine Wagenladung (5,2 t!) Dünger, der aber noch nicht verrottet ist und nun mühselig verteilt wird. Der angelegte Komposthaufen trägt, fast aus Versehen, riesige Kürbisse, die sich in der Nachbarschaft herumsprechen und großzügig verteilt werden. Auch das ein Schritt, dass die Nachbarn nicht mehr von den Berliner Buletten sprechen, sondern sie wie Nachbarn behandeln.
Nutzgarten oder Ziergarten? Frau Flamm versucht beides und weiß viel zu berichten. Tomaten können mit Basilikum zusammen gepflanzt werden, sie sind beide Pegeltrinker, Letzteres mag Kaffeesatz als Dünger, Borretsch ist nicht nur bitter, auch giftig, und man sollte Kindern erlauben, es wieder auszuspucken, wenn es nicht schmeckt. Sie schreibt, wie ich es mag, von ihren Erfahrungen, wo das Schwarze unter den Fingernägeln noch durchschimmert und uns noch ahnen lassen, wie Gartenarbeit sich anfühlt.
Für mich als Ziergärtnerin hätte es mehr zu Blumen sein können. Aber, was bilde ich mir da ein, mich als “Gärtnerin” zu bezeichnen? Als Frau Flamm das tat, hat eine Profigärtnerin sich das verbeten, wir seien “Menschen, die sich im Garten aufhalten”. MDSIGA macht sie daraus, weil das Schaffen langer Abkürzungen so in Mode ist.
Mir ist bei manchen Artikeln aufgefallen, dass ich mein Buch vor zehn Jahren schrieb, und ich lasse mich gern auf den aktuellen Stand bringen, etwa bei Rosen, wo wir nun die nicht-gefüllten bevorzugen, weil sie bienenfreundlicher sind.
Oder die Diskussion mit dem selbsternannten Naturgärtner, der sie überreden will, einen Garten ganz ohne Dünger zu entwickeln. Er ist, übrigens, auch ein MDSIGA, der sein Geld als Banker in Frankfurt verdient. Und ganz zum Schluss kommen die Schottergärten. Ich fühle mich als Gartenoma nicht nur gut informiert über das Gärtnern heutzutage, vor allem auch gut unterhalten.