Ian McEwan wurde mal von der »Times« als der wahrscheinlich beste lebende Romanschriftsteller in England bezeichnet. Mit seinem Buch »Menschen wie ich« hat er das vor einem halben Jahr unter Beweis gestellt. Nun legt er mit »Die Kakerlake« einen faden Roman vor, der mehr will als kann.
In direkter Umkehrung zu Franz Kafkas Ausnahmeroman »Die Verwandlung« findet sich die Kakerlake Jim Sams (bei Kafka: Gregor Samsa) eines schönen Morgens als Mensch verwandelt vor. Das Auftauchen einer Assistentin und auch verschiedene Figuren, die ihn umwieseln, machen klar: Er wurde in den britischen Premierminister Boris Johnson verwandelt. Eine Metamorphose also.
In seiner ersten Kabinettssitzung erkennt der Kakerlakenmann in all seinen Ministern (ausgenommen der Außenminister) in Menschen verwandelte Artgenossen wieder. Die kennen sich im Tagesgeschäft gut aus, schließlich hausen sie seit Urzeiten hinter den Tapeten von Downing Street No. 10 und kennen die Argumentationen.
Mit dieser an sich pfiffigen Ausgangsidee will Ian McEwan die Brexit-Politik seiner Regierung unter Theresa May und Boris Johnson persiflieren. Damit rennt er offene Türen ein bei allen, die das Hin und Her um den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft als Treppenwitz der Geschichte ansehen. Er schafft es aber nicht ansatzweise, seine offenkundige Wut über die Ereignisse in eine humorige Form, geschweige denn in eine Komödie zu kleiden.
Im Ergebnis ist eine schnell geschriebene, platte Erzählung in vier Kapiteln entstanden, deren Lektüre allenfalls ein mattes Lächeln beim Lesen provoziert. Satire jedenfalls geht anders.
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