Backlash – Die neue Gewalt gegen Frauen

Das Buch Backlash – Die neue Gewalt gegen Frauen beschreibt Gewalt gegen Frauen als eine neue Qualität, es sei keine Pendelbewegung, in dem Sinne, dass es nach Fortschritten auch immer Rückschritte gibt, sondern ein Paradox: Je mehr Rechte Frauen haben, umso mehr Hass und Gewalt entwickeln Männer ihnen gegenüber.

In zwölf Kapiteln werden Veränderungen beschrieben und Verbindungen zwischen diesen aufgezeigt. Es folgt eine mehrseitige Literaturauswahl. Zitiert wird nicht, was ich an einer Stelle vermisse, dazu später.

Es gibt eine globale Verbindung rechter Politiker:innen, (während ich dies schreibe, treffen sie sich in Ungarn; manche sind derzeit in der Opposition, wie die aus den USA, aus Europa Zemmour und Nigel Farange, andere haben kürzlich die Regierung übernommen). Die konservative Familienpolitik eint sie, und kürzlich hat der Papst in Budapest, wie zum Auftakt, die ungarische Familienpolitik gelobt. In Italien hat Giorgia Meloni das Ministerium für Gleichstellung und Familie in Ministerium für Familie, Geburtenrate und Gleichstellung umgewandelt.

Abtreibung ist in manchen Ländern wieder verboten, Grundlage sind fundamentalistische Vorstellungen bei Protestanten, vor allem weiße Männer wollen ihre Kontrolle zurück. „Take back Control“ heißen 2 Kapitel des Buches. Trump bedient dies. Die von ihm berufenen Richter des Supreme Court versuchen es, in einigen Staaten ist Abtreibung verboten. In North Carolina sind sie „Babyzide“ und Gewalt gegen abtreibende Frauen zulässig.

Ein weiterer Strang der Argumentation ist die Bedeutung des Internets für die Entwicklung der Identitäten: Anfang der 90er Jahre, also beim Aufkommen des Internets konnten Menschen sich der Illusion hingeben, ihr Geschlecht spielt keine Rolle, sie könnten sich einfach als jemand anderes geben

Diese spielerische Haltung wird durch biologistische Festlegungen gestört. Etwa, wenn gefordert wird, dass Amazon unter dem Titel Diversity Schauspieler:innen in Serien nur Rollen spielen dürfen, die sie auch im Leben haben, schwarz, trans oder queer.

Als Paradox entwickelte sich eine Kultur der Hater, in der Frauen wegen ihres Frauseins angegriffen werden, der Fall von Renate Künast ist eines der Beispiele. Kriminelle Handlungen im Netz werden selten geahndet, es überwiegt der Eindruck, das Internet sei ein rechtsfreier Raum. Daher die Forderung, „kriminelles Verhalten im Netz zu ent-normalisieren.“

Ein anderer Aspekt ist die Position einiger Feministinnen, nach denen Männer „per definitionem Täter (sind), einfach weil sie männlich sind, biologisch gesprochen. Jede Differenzierung geht hierbei verloren, etwa, dass eine männliche Sozialisation im Patriarchat bedeutet, dass mit dem Männlichkeitsideal auch Gewaltbereitschaft verbunden ist, weshalb Männer Gewalt ausüben… Bei Emma ist der Penis der Täter und nicht ein Mensch im System Patriarchat.“

Ein Schwerpunkt sind Schicksale einzelner Frauen, die von ihren Männern auf verschiedenste Weise unterjocht werden: eine Akademikerin, selbst Juristin, wird von ihrem Mann, einem Richter eingesperrt, und kann sich nicht befreien. Am Ende des Buches wird berichtet, dass sie als Einzige, im Gegensatz zu den anderen beschriebenen Frauen, es nicht geschafft hätte, sich aus der Beziehung zu lösen. Daraus entwickelt die Autorin die These, dass gerade in Akademikerehen Frauen zunehmend unterdrückt werden, hier hätte ich gerne eine Quelle!

Die Autorin besucht ein Frauenhaus und berichtet von den andauernden Schwierigkeiten, die den Frauen, meist sind es Mütter, über Jahre Lebenskraft rauben. Aber, immerhin, die Leiterin berichtet, dass Frauen früher öfter zurück in die toxische Beziehung gegangen, nun hätten sie seltener Illusionen.

Beunruhigt haben mich Berichte über Spycams, die Frauen beim Duschen, aber auch beim Toilettengang ausspionieren und dies als Porno verbreiten. Und, dass Jugendliche ihre ersten sexuellen Erfahrungen nach Anweisungen von Pornos einstudieren. Die Rolle der Frauen dabei: demütig werden, und darauf wartend, es besorgt zu bekommen …


Genre: Frauenhass, Männlichkeitswahn, Schwangerschaftsabbruch
Illustrated by Tropen Verlag