Alex Tannen heftet kurze Berichte von Eindrücken seiner Reisen durch Ostafrika wie an einer Perlenschnur aneinander und lässt den Leser teilhaben an abenteuerlichen Fahrten. Denn trotz guter Vorbereitung per Internet und sonstiger Kommunikationsmittel lässt sich beispielsweise Tansania, das frühere Deutsch-Ostafrika, nicht so bereisen, wie der Weltenbummler es erwartet.
Eines der Hauptziele, dem sich Tannen verschrieben hat, ist eine Fahrt mit der »Liemba« über den Tanganjikasee. Der Dampfer lieft vor hundert Jahren als »Graf Goetzen« vom Stapel und dampft seitdem tapfer von der Regionalhauptstadt Kigoma die Ostseite des Sees hinunter bis nach Sambia, ohne auf den Fahrplan zu achten. Nach diversen Anläufen schafft der Autor es auch tatsächlich, den Dampfer zu entern. Seine Fahrt verläuft sorgenfrei, der Motor fällt nicht aus, der Kahn gerät nicht in schwere See und selbst seine Kabine wird nicht aufgebrochen. Er schlägt vor, einen Nationalfeiertag auszurufen, sollte einmal ein Boot pünktlich ankommen, zumal einige Sansibar-Fähren leider erst gar nicht ankamen (zwei von ihnen sind 2011 und 2012 untergegangen).
Noch gefährlicher als uralte Schiffe sind Busfahrten. Der Autor fährt seit 15 Jahren durch Ostafrika und wundert sich immer wieder, dass man ihm noch nie ein Ticket für einen Bus verkaufte, den es gar nicht gibt und er zudem noch nie am Ziel feststellen musste, dass sein Rucksack schon ein paar Stunden vorher ausgestiegen war. Dafür erlebt er Fahrer, die kompromisslos durch eine Kraterlandschaft heizt und dabei Bodenwellen, Treibsand, Rillen und Löcher zu Lasten der Knochen seiner Fahrgäste ignoriert.
Doch es gibt auch Fluggerät zum Reisen. Der Titel des Buches »Wings of Kilimanjaro« ist dem Firmenslogan von »Air Tanzania« entlehnt, der auf dem Heck der teilweise abenteuerlichen Maschinen prangt. Diese starten und landen beispielsweise in der Metropole Dar, wo nicht nur planmäßig der Strom, sondern unplanmäßig auch das Notstromaggregat für die Befeuerung der Landebahn ausfällt.
Züge fahren nach dem Zufallsprinzip, Toilettenspülungen funktionieren selten, Türen von Taxis sind oft nur durch absurde Verrenkungen zu öffnen. Der Leser fragt sich, warum der Autor sich all das antut, statt daheim auf der Couch zu liegen und Romane zu verfassen.
Aber immerhin funktionieren Mobilfunk, privater Flugverkehr und die Versorgung mit Kilimanjaro-Bier. Außerdem hängt zum Trost in jeder Hotelrezeption im ganzen Land das gerahmte Porträt des Staatspräsidenten Kikwete. Zumindest das ist gut organisiert.