30 Jahre Wendy

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Zum 30-jährigen Jubiläum hat Egmont Ehapa eine Wendy-Jubiläumsausgabe herausgegeben. Die Ausgabe wartet mit sechs hübschen Pferdepostern auf, darin enthalten eins, das Wendys Welt zeigt, sowie einem Extra, das an die Tamagochis der 90er erinnert: Die Spielerin kann zwischen 99 Tierbabys wählen und eines aufziehen. Dazu muss sie sich regelmäßig um das Tier und seine Bedürfnisse kümmern. Meine Meinung dazu ist zwiegespalten: Einerseits ist das sicher besser als ein echtes Haustier, an dem man früher oder später das Interesse verliert und das dann in einer Kinderzimmerecke dahinvegetiert und leidet, weil sich keiner mehr richtig um es kümmern will. Als Probe vor der Anschaffung eines echten Tieres wäre so ein Tamagochi evtl. geeignet. Auch für Nostalgiefans bestimmt nett, da das Tierbaby die typische alte Pixelung hat. Andererseits ist das Kind an das Digi-Tier gebunden, egal, was es gerade machen will/muss. Das könnte zur Sucht ausarten (und außerdem die Umgebung/Eltern mitterrorisieren). Und es gibt mit Handy, PC, Fernsehen usw. genug, um Kinder (und Erwachsene) von der Realität abzulenken. In Maßen genossen und kritisch damit umgegangen ist das alles sicherlich was Nettes und zuweilen Hilfreiches, aber momentan steckt die Gesellschaft bzgl. Digitalisierung noch in den Kinderschuhen. (Ich sehe mit Schaudern all die Handy-Zombies, die kaum noch das Handy aus der Hand legen können/wollen, und sowas muss man nicht unbedingt fördern, auch nicht mit der Neuauflage eines (Terror-)Tamagochis.)

Als weiteres Extra gratulieren Promis wie Rebecca Mir oder Helen Langehanenberg dem Magazin. Beim Durchlesen der Texte fragt man sich allerdings bei Lina Larissa Strahl, ob sie wirklich mit Wendy und Pferden viel am Hut hat. Der Text klingt eher nicht so. Für einen Oh-Effekt sorgen die Infos darüber, dass z.B. mit allen Wendy-Magazinen die Erde komplett bedeckt werden könnte. Das sind Infos, die zwar nicht unbedingt nötig, aber nett zu lesen sind. Etwas mehr Infos hätte ich mir dagegen über ein soziales Projekt gewünscht, das im Heft vorgestellt wird: Die Pferdeklappe hätte mehr Platz verdient als bloß unten auf der Seite nach einer Buch- und CD-Besprechung das Schlusslicht zu bilden. Als weiteres Extra wird You-Tube-Star Mia (11) von „Mias Welt“ vorgestellt und nebenbei bestimmte Begriffe bzgl. Videos erklärt. Ihr widmet Wendy eine ganze Seite, und durch ihr Alter und ihre Pferdebegeisterung spricht sie wohl die Zielgruppe der Sieben- bis Elfjährigen direkt an. Auf der Internetseite des Magazins gibt es noch viele weitere Extras wie ein Wendy-Expertenquiz, weitere Comics oder einen Charaktertest. Als Pferde werden diesmal zwei Gegensätze vorgestellt: Die Wasser liebenden Carmague-Pferde und die in der Wüste lebenden Namib-Pferde. Schon dieser Kontrast macht neugierig auf die Texte. Diese sind einfach gehalten und vermitteln die wichtigsten Infos im Einklang mit vielen Fotos. Schön auch der Artikel zu den Pferdekunststücken, der erklärt, dass die Dressur und viele Kunststücke auf natürlichen Bewegungen des Pferdes beruhen. Auch hier sind die Texte einfach, informativ und interessant gehalten. Bei der Rubrik „Wahre Geschichte“ zu wahren Begebenheiten, die neu im Heft ist, werden außergewöhnliche Geschichten von Leserinnen vorgestellt. Auch das liest sich gut.

Der Wendy-Comic basiert für meinen Geschmack zu sehr auf dem Gut-Böse-Schema: Vanessa ist die dumme Zicke und Wendy das liebe, reife Mädchen, das sogar noch für die Zicke ein gutes Wort hat. Wendy ist damit zwar ein Vorbild, aber ein recht realitätsfernes, denn nicht einmal Erwachsene verhalten sich so reif. Die Fotostory ist diesbezüglich etwas differenzierter: Die „böse“ Reiterin dort hat eine Hintergrundgeschichte, die ihr Verhalten verständlich macht und für deren Verhalten es eine Lösung gibt. Auch gut: Andere Reiterinnen sind bereit, hinter die Fassade zu blicken (und nicht gleich zu verurteilen), um sich ein realistisches Bild von einem Menschen machen zu können.

Das Gewinnspiel verspricht eine Woche Reiterferien wie auf dem Wendy-Hof. Für Leserinnen sicher eine schöne Sache.

Insgesamt ein schönes Heft. Es gibt zwar Makel, aber die sind behebbar. Was ich mir als ehemalige Leserin allerdings noch im Heft selbst gewünscht hätte: eine interessante Aufbereitung der 30-jährigen Geschichte von „Wendy“.

Anbei die Presseerklärung von Egmont Ehapa zum Jubiläumsheft:

Egmont Ehapa feiert das “Wendy”-Jubiläum: Am 3. Juni wird das erste
und zugleich erfolgreichste Pferdemagazin Deutschlands 30 Jahre alt!
“Wendy” legte 1986 den Grundstein für das Genre der
Pferdezeitschriften im Mädchensegment und begeistert seit
Generationen zahlreiche sieben- bis elfjährige Leserinnen.

Wichtigster Bestandteil des Magazins war und ist die Vermittlung von
Grundlagenwissen über Pferde. Daneben finden die Leserinnen im Heft
auch tolle Reportagen über Haustiere und vor allem die realitätsnahen
Fotostorys sind sehr beliebt. Mit lustigen Spiel- und Spaßseiten
sowie tollen Postern und einem großartigen Extra aus der Pferdewelt
dreht sich bei Deutschlands beliebtestem Pferdemagazin “Wendy” nach
wie vor alles um das liebste Hobby der Mädchen.

Ehapa veranstaltet im Rahmen des Jubiläumsmagazins einen aufregenden
Traumpferd-Contest und schenkt allen Lesern außerdem als Heftextra
ein digitales Haustier! Daneben überrascht das Magazin mit
zahlreichen spannenden Geschichten aus 30 Jahren “Wendy” und erfreut
sich auch prominenter Glückwünsche.

In 30 Jahren stellte “Wendy” so einige Rekorde auf: So gelangt man
mit allen bisher erschienenen “Wendy”-Magazinen übereinandergestapelt
bis Mond und sogar wieder zurück. Außerdem ließe sich mit allen
gedruckten Seiten der “Wendy” die Erdoberfläche einmal komplett
verhüllen – Christo lässt grüßen!

“Wendy” erscheint mit einer Auflage von 90.000 alle drei Wochen und
ist im Handel zu einem Preis von 3,50EUR erhältlich.“

 


Illustrated by Egmont Ehapa

Wonderland Date

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Als Arisu wieder einmal von Adligen verfolgt und bedrängt wird, fällt er in einen Brunnen – und landet im Wunderland. Dort empfängt ihn der verrückte Hutmacher Rihito mit einem „Willkommen daheim!“ und einem Kuss. Arisu ist entsetzt und will so schnell wie möglich wieder zurück in seine Welt, denn Rihito hält ihn offensichtlich für seinen Geliebten „Alice“ und will ständig mit ihm schlafen. Nach langer Abwehr beginnt aber auch Arisu etwas für Rihito zu empfinden – und fängt an, sich an die Zeit im Wunderland zu erinnern.

„Alice im Wunderland“ hat schon viele Bearbeitungen im Comic- und Manga- (und dort auch im erotischen) Bereich erfahren/erlitten. Diese Bearbeitung ist auf Shonen Ai zugeschnitten, aber von der Story her leider ziemlich einfallslos geraten. Außerdem wirkt sie etwas an den Haaren herbeigezogen und bedient die üblichen Klischees im Shonen-Ai-Genre wie das des blondhaarigen naiven, aber süßen Jünglings, der von einem geheimnisvollen dunkelhaarigen und sehr selbstbewussten Mann umgarnt wird. Aus der Bearbeitung des ursprünglichen Stoffes hätte man bestimmt mehr herausholen können. Die Männer sind gewohnt hübsch wie schwul. Zu „Wonderland Date“ gibt es noch das Sequel „Wonderland Love“, das die homosexuelle Beziehung des Roten und des Weißen Königs zueinander behandelt.

Insgesamt kein wirklich schlechter Shonen-Ai-Manga, aber leider auch kein wirklich guter. Ich würde ihn als unteren Durchschnitt bezeichnen.


Genre: Manga
Illustrated by Egmont Ehapa

Kuroneko – Spiel mit mir!

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Shingo ist ein schwuler Katzenmensch und liebt erotische Abenteuer. Eines Tages trifft er auf den arroganten Fernsehstar Kagami, der sich nicht darum schert, ob Shingo ihn gut findet oder nicht – Kagami schleppt ihn einfach ab. Obwohl Shingo Kagamis arrogant-dominante Art nicht mag, verfällt er ihm zusehends.

Der in sich abgeschlossene Manga, der zu einer Reihe von Mangas Sakos über Werkatzen gehört, bedient die Sparte Porno: Die Handlung ist oberflächlich und die Sexszenen zahlreich und explizit, daher nicht für Minderjährige geeignet. Die pornografische Darstellung lässt leider auch ein problematisches Klischee nicht aus, das Frauen momentan auch bei Change.org in Bezug auf die Gesetzgebung gegenüber Vergewaltigung anprangern: Ein „Nein“ heißt im Porno eben nicht „Nein“, sondern wird hier als versteckter Wunsch dargestellt, mehr oder weniger hart rangenommen zu werden. Das verfälscht die Wirklichkeit, egal, ob es sich um Mann oder Frau handelt, denn es verringert die Wertschätzung gegenüber dem anderen und geht von falschen Voraussetzungen aus, die in der Realität dem (Sex-)Partner schaden, wenn dessen „Nein“ nicht akzeptiert wird. Nicht nachvollziehbar ist für mich folglich Shingos Reaktion, der die Vergewaltigungen auch noch gutheißt und Kagami unterstellt, er würde sich um ihn kümmern.

Daher ein klares „Nein“ zu diesem Manga, denn schädliche Klischees unterstütze ich nicht.


Genre: Manga
Illustrated by Egmont Ehapa

Glücksbärchis 1/2016

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Glücksbärchis” sind kunterbunte, süße Bärchen, die sich durch ihre Bauchsymbole voneinander unterscheiden und dadurch ganz besondere Fähigkeiten besitzen.

Da der böse Fiesi im regenbogenbunten Wolkenland den Schlüssel für
die Smaragdbrücke gestohlen hat, werden die Glücksbärchis immer
wieder auf die Probe gestellt. Mit vereinten Kräften schaffen
Hurrabärchi, Schmusebärchi, Brummbärchi und Co. jedoch immer wieder
das Böse zu besiegen.“ (so der Verlag Egmont Ehapa)

Das neue 36-seitige Magazin mit einer Auflage von 60.000 Stück richtet sich laut Hersteller an Kinder zwischen drei und fünf Jahren. Ich würde diese Spanne noch erweitern auf Kinder, die schon lesen können, denn manche der Aufgaben wie das Freundschaftsquiz sind erst so richtig möglich, wenn man schon lesen und schreiben kann. Ansonsten ist der Schwierigkeitsgrad dem Alter ungefähr angemessen. Mein vierjähriger Sohn ist sofort auf das Magazin angesprungen, weil er, seit er 3 ist, gern Vorschulaufgaben löst. Die bietet das Magazin in Form von Suchbildern, Labyrinth, Zuordnungsaufgaben. Ein Comic und eine Vorlesegeschichte runden das Bild ab und sind von meinem Sohn angenommen worden. Manchmal muss man allerdings Zusammenhänge erklären, die weggelassen worden und für so kleine Kinder nicht ersichtlich sind. Gut hierfür auch, wenn man wie ich die Glücksbärchis schon aus der eigenen Kindheit kennt. Hilfreich ist aber auch das Glücksbärchis- Who’s who, das ein paar der Charaktere vorstellt. Wer gern (aus-)malt, wird hier ebenfalls mit Ausmalbildern bedient.

Auch ans Basteln denkt das Magazin – die Armbänder sind nett und werden sogar von meinem Jungen gemocht. (Kinder sind zum Glück vorurteilsfreier als Erwachsene, weshalb ich meinen Sohn frei aussuchen lasse, was er spielen und vorgelesen haben will.) Auch ein Glücksbärchi-Würfelspiel beinhaltet das Heft, das mein Sohn zwar gern gespielt hat, das aber für ihn nach zweimaligem Spielen zu einfach war. Für Dreijährige ist es aber optimal. Schön findet er auch die Walkie-Talkies, die beiliegen, und hat sofort eine Runde mit mir damit gespielt. Sie sind zum Glück stabil genug, um nicht gleich bei der ersten Benutzung kaputt zu gehen wie viele andere Extras, die Magazinen beigegeben werden. Oft beachten die Macher nicht, dass Kleinkinder entwicklungsbedingt sehr ruppig spielen, vor allem Jungen, und dass gerade Jungen Spielzeuge gern auseinandernehmen, um zu sehen, wie sie aufgebaut sind. Eltern dürfen sich nach diesem Entdeckerdrang damit herumschlagen, das Zeug wieder zu reparieren oder können es gleich wegwerfen.

Mein Sohn fand auch die beigelegten Sticker toll; er hat seine Walkie-Talkies gleich damit beklebt. Verwirrung gestiftet hat die Aufgabe, 3 Glücksbärchis anzukreuzen, die auch im Suchbild zu finden sind. Denn es sind nur zwei Bärchis, die tatsächlich im Bild vorkommen, dafür ist ein Freund der Glücksbärchis im Bild zu sehen. Eine präzisere Aufgabenstellung wäre hier hilfreich gewesen. Die Poster waren für ihn fast gänzlich uninteressant. Die Glücksbärchi-Freundschaftsbänder zum Ausschneiden muss man kopieren oder man zerschneidet die Aufgaben auf der nächsten Seite. Außerdem wäre es gut, diese Bänder zu verstärken, damit sie nicht gleich zerreißen.

Insgesamt ein gelungenes Magazin, das sich Mühe gibt, auf die Bedürfnisse von Kindergartenkindern einzugehen – wenn sie schon lesen und schreiben können, wie ein paar Aufgaben voraussetzen. Ob das Kind etwas damit anfangen kann, hängt vom Charakter, den Vorlieben und der Tagesform des Kindes ab, denn so kleine Kinder haben eine geringe Aufmerksamkeitsspanne. In jedem Fall ist es besser als das Kind vorm Fernseher zu parken, denn mit den Aufgaben werden die Aufmerksamkeit und Konzentration sachte geschult. Für den Preis von 3, 50 Euro in Ordnung. Allerdings befürchte ich, dass weitere Extras sofort bei Benutzung durch Jungen oder lebhaftere Mädchen kaputtgehen werden, wenn es mehrteilige Spielsachen oder insgesamt fragilere Sachen als die aktuell beiliegenden Walkie-Talkies sind.


Genre: Comics
Illustrated by Egmont Ehapa

Akuma no Riddle 1

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Die 15-jährige Tokaku Azuma wird zur Attentäterin ausgebildet. Ihr erster Auftrag lautet, dass sie eine Schülerin in der Myojo-Akademie umbringen soll. Den Grund hierfür erfährt sie nicht, aber sie findet bald heraus, dass alle anderen Mitschülerinnen in der schwarzen Klasse außer dem Zielobjekt Haru ebenfalls Attentäterinnen sind – mit dem gleichen Auftrag. Tatsächlich machen sich schon die ersten daran, Haru umzubringen. Dank Tokaku bleibt es aber bei dem Vorhaben. Die nämlich empfindet gegen ihren Willen immer mehr Sympathie für Haru und kommt schließlich zu dem Entschluss, Haru beschützen anstatt umzubringen zu wollen. Damit gerät aber auch Tokaku ins Visier der anderen Mitschülerinnen und der Ausbilder Tokakus.

Der 1. Band weckt, wenn auch entfernt, unangenehme Assoziationen an reale Terrorcamps und deren Auswirkungen. Außerdem gibt es neben dem gleichnamigen Anime noch einen, der ein ähnliches Thema aufgreift: Assassin Classroom. Zum Glück scheint die Hauptperson in Akuma no Riddle allmählich die Gewalt und deren Hintergründe zu hinterfragen, sodass die Gewalt nicht ganz so schlimm glorifiziert wird.

Das zweite Thema dieses Bandes ist die homosexuelle Beziehung zwischen zwei Frauen, die bisher aber nur zart aufscheint. Es gibt inzwischen eine Fülle von Mangas auch im deutschsprachigen Raum, die die homosexuelle Liebe zwischen Männern zum Thema hat, aber im Vergleich dazu ist die Auswahl an Vergleichbarem im weiblichen Bereich dürftig. Da darf man leider nicht wählerisch sein, wenn man zu diesem Thema etwas lesen möchte. Trotzdem gibt es einige Dinge an dieser Art von Literatur, die definitiv stören, wenn nicht sogar Klischees bedienen: Die lesbische Liebe findet fast immer innerhalb eines geschlossenen Raumes statt, meist eines Mädcheninternats. Sie hat damit noch nicht einmal in der Literatur die Chance, als normale sexuelle Veranlagung im Alltag Eingang zu finden. Zum zweiten wird diese Art von Liebe nicht als natürlich betrachtet, sondern hat einen Auslöser, meist unangenehme Erlebnisse mit Männern, die sogar bis zum Hass führen können. Was dabei nicht bedacht wird: Die Veranlagung zur Bi-, Homo- und Heterosexualität ist von Geburt an da. Eine Heterosexuelle kann also trotz schlimmer Erfahrungen mit Männern nicht einfach auf homo oder bi umschalten. Was dagegen gezeigt wird (wenn auch oft nur angedeutet), sind die Schwierigkeiten, die mit Homosexualität verknüpft sind. Von der Frau wird in einer konservativen Gesellschaft erwartet, dass sie heiratet und Kinder bekommt; stärker noch als bei einem Mann. Das klappt nicht oder nur erschwert in homosexuellen Beziehungen. Außerdem machen sich die Figuren machen Gedanken darüber, was ist, wenn andere ihre lesbische Beziehung herausfinden. Es gibt aber auch Mangas, in denen die Liebe in der Art der mittelalterlichen Minne verhaftet bleibt. (Vgl. zu diesem Thema z.B. die Mangas „Wir beide!“, „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“, „Cherry Lips“, „Ballerina Star“, „Blue“.)

Zu den Verkaufszahlen der Mangas mit lesbischer Liebe meint Ehapa: „Dass es – übrigens auf globaler Ebene, nicht lediglich hierzulande – wesentlich mehr Shounen Ai-Titel gibt, liegt schlicht an der Nachfrage. Unserer Erfahrung und den Verkaufszahlen zufolge wird das Genre Shounen Ai zum größten Teil von heterosexuellen Frauen gelesen, während Shoujo Ai und Yuri zwar von Männern bevorzugt werden, trotzdem aber weitaus niedrigere Absatzzahlen aufweisen. Dies erklären wir uns damit, dass sich das männliche Publikum in erster Linie für Titel aus dem Bereich Action, Abenteuer, bzw. Shounen allgemein interessiert, weniger aber für romantische Inhalte. Hinzu kommt, dass Yuri-Mangas im Vergleich zum Yaoi-Genre meist weitaus weniger explizites Bildmaterial enthalten. Obwohl wir als Verlagshaus natürlich ökonomisch handeln müssen, haben wir auch immer wieder Shoujo Ai- und Yuri-Titel (z.B. Akuma no Riddle, Love Flag Girls!!, Highschool Girls, etc.) in unserem Programm, in denen lesbische Beziehungen thematisiert werden.“

Zurück zu Akume no Riddle: Die raue Gangart dieses Mangas wird wohl eher ein männliches Publikum ansprechen. An Frauentypen werden demnach eher Männerträume zeichnerisch umgesetzt als Realität abgebildet: Das Opfer, die Kühle, der Vamp, die Niedliche usw. sind doch sehr klischeebehaftet. Frauen können sich damit weniger identifizieren, es sei denn, sie entsprechen einer dieser Typisierungen. Ansonsten wird der Umschwung im Denken Tokakus zwar immer mal wieder eingeflochten, geht aber trotzdem ein wenig zu schnell, um glaubhaft zu wirken.

Mich persönlich spricht der Manga nicht an, denn er ist mir zu brutal und die Frauenbilder sind zu eindimensional.


Illustrated by Egmont Ehapa

Lucky Luke: Martha Pfahl, Band 94

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Kid Lucky Luke will Joannie zum Valentinstag-Ball einladen, findet aber nicht die richtigen Worte. Ein anderes Mal soll er beim Veteranenverband der Jagdfreunde Zaubertricks vorführen. Aber der Trick mit dem Karnickel nimmt für Luke ein übles Ende. Als Luke beim Rauchen erwischt wird, setzt es von Tante Martha Prügel. Kid findet Joannies beschauliche Ehevorstellungen nicht gerade erstrebenswert. Ein anderes Mal spielen Kid und sein Freund Dopey Wilhelm Tell nach. Der Schuss geht allerdings nach hinten los. Luke träumt von einem Hund, der dümmer ist als sein Schatten. Aber das wollen ihm seine Freunde nicht glauben. Joannie weckt nicht immer Begeisterung bei Kid und Jane, wenn sie mit ihnen Tee-Gesellschaft spielen will. Eines Tages wacht der erwachsene Lucky Luke auf, ist wieder ein Kind – und begegnet dem Weihnachtsmann.

Der 94. Band erzählt neue Geschichten von Kid Lucky Luke, die allesamt witzig zu lesen sind. Achdé versteht es, die Serie im Sinn des ursprünglichen Erfinders Morris weiterzuführen und dessen Charme und Witz zu erhalten. Die Geschichten rund um Kid sind je eine Seite lang und basieren auf dem Erfolgsrezept, dass man (historisches) Wissen und Anspielungen z.B. auf Waffengesetze, kindliche Eigenarten, Indianertraditionen, Westernklischees oder bekannte Weihnachtsgeschichten gegen den Strich bürstet, sodass die Pointe der Strips immer überraschend und damit witzig ist. Prima auch die kurzen und kurzweilig-humorvollen Erklärungen unter den Strips, die historische Tatsachen, die in den Strips gestreift werden, aufgreifen und vertiefen. Als Extra bietet der Comic eine kurze Biografie zu Morris. Fazit: Gelungenes, humorvolles neues Album!


Illustrated by Egmont Ehapa

Der Papyrus des Cäsar

asterix papyrusCäsar schreibt Geschichte: Sein Werk „Der gallische Krieg“ ist der Renner in Rom und Cäsars „Kommentare zum gallischen Krieg“ soll ebenfalls ein Bestseller werden. Deswegen trifft sich Cäsar mit seinem Verleger Rufus Syndicus. Der rät ihm allerdings, ein Kapitel zu streichen, weil es einen Fleck auf Cäsars glänzenden Lebenslauf schmieren würde: „Rückschläge gegen die unbeugsamen Gallier in Aremorica“ soll aus dem Buch rausfliegen, denn Niederlagen stehen Cäsar nicht. Cäsar und Syndicus haben allerdings nicht mit einem aufrührerischen Gallier namens Polemix gerechnet, der das besagte Kapitel heimlich von einem der stummen Schreiber Syndicus‘ zugesteckt bekommt. Polemix schafft es mit dem Papyrus und den Römern auf den Fersen tatsächlich bis zum Dorf der Unbeugsamen, stellt dort aber fest, dass die Gallier viel mehr an Horoskopen als an Cäsars Literatur interessiert sind. Allein Gutemines Einfluss ist es zu verdanken, dass Asterix, Obelix und Polemix die Schriftrolle zum Karnutenwald bringen, um sie dem alten und angesehenen Druiden Archaeopterix zu überbringen. Der soll sie in der Tradition der Druiden auswendig lernen und von Generation zu Generation weitergeben. Aber nicht nur der Weg dorthin ist abenteuerlich – denn die Römer lauern überall, um die Rolle wiederzubekommen – sondern auch Archaeopterix, da der uralte Druide mittlerweile ein wenig schusselig geworden zu sein scheint.

Beim Lesen des ersten Bandes des neuen Autorenduos Ferri und Conrad – „Asterix bei den Pikten“ – hatte ich noch das Gefühl, dass sowohl der Zeichenstil als auch der Humor vertraut, aber dennoch etwas fremdartig ist. Das ist beim zweiten Band anders, denn sowohl der Zeichenstil als auch der Humor und die Art und Weise, wie die Story aufgebaut ist, haben sich stimmig dem vertrauten Asterix-Universum angenähert. Man merkt fast keine Unterschiede mehr. Zum Humor gehören auch die zahlreichen Anspielungen, die aus den „alten“ Bänden vertraut sind, die aber von Kindern nicht unbedingt wahrgenommen werden müssen, um die Story zu verstehen. Im aktuellen Band z.B. gibt es in der deutschen Übersetzung Anspielungen auf die deutsche Presselandschaft, u.a. „Imago“ für „Bild“ und „Tempus“ für „Die Zeit“. Ein Thema ist auch die schriftliche Überlieferung gegen die mündliche, was im Comic humorvoll und nebenbei kritisch entfaltet wird. Beide Arten der Überlieferung haben ihre Schwächen: Die schriftliche insofern, als man nicht alles glauben muss, was geschrieben steht (Horoskope) und dass man durchaus etwas Schriftliches unterschlagen kann. Außerdem weiß jeder Geschichts- und Theologiestudent, dass die Geschichtsschreibung (nicht nur früher) alles andere als neutral erfolgt. Und die mündliche Überlieferung ist nur dann wahrheitsgetreu und verlässlich, wenn sie nicht wie das Kinderspiel „Stille Post“ abläuft. Denn die alten Druiden leiden durchaus an Vergesslichkeit und darunter leidet wiederum die Weitergabe der Informationen. Da kommen auch die Namen ins Spiel, denn sie sprechen Bände. Polemix ist die Comic-Variante von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Die deutsche Übersetzung des Namens spricht für sich, denn Polemix polemisiert gegen das römische Reich und dessen Unterschlagung von Informationen. Den Namen „Syndicus“ könnte man auf zweierlei Arten deuten: Zum einen als Sünder, denn er schlägt Cäsar vor, wichtige Informationen zu unterschlagen und damit die Geschichtsschreibung zu verfälschen. Zum anderen als Syndikat, lateinisch Syndicus (abgeleitet vom griechischen „syndicos“ = Verwalter einer Angelegenheit), als Gruppierung von Personen oder Unternehmen. Syndicus ist Cäsars Berater und Verleger. Der Name des Druiden Archaeopterix könnte man ebenfalls mehrfach deuten: „archaios“ bedeutet im Griechischen „uralt“, was der Druide definitiv ist. „pteryx“ bedeutet im Griechischen „Flügel, Schwinge, Feder“. Wenn man weiß, dass der Urvogel Archaeopteryx eine Übergangsform zwischen Sauriern und Vögeln darstellt, könnte man die Bedeutung des Druiden-Namens weiter ausspinnen, denn der Druide steht auch für die alte Tradition der mündlichen Überlieferung, die allmählich durch die schriftliche (man denke an die Feder im Namen; mit Federn schrieb man früher) abgelöst wird. Außerdem wird die Horoskop-Gläubigkeit der Gallier karikaturhaft auf die Spitze getrieben. Das geschieht auch in Richtung selbst gemachter Prophezeiung, denn wenn man der Prophezeiung glaubt, setzt man sie auch um, wie die Gallier beispielhaft demonstrieren.

Wie man an diesen Beispielen sehen kann, hat der neue Asterix-Band einiges zu bieten: Neben Spannung und Humor eben auch die netten Anspielungen, mit denen man sich als LeserIn durchaus unterhaltsam die Zeit vertreiben kann, v.a. wenn man mit anderen LeserInnen über den Band diskutiert … Kurzum: Gelungen!


Genre: Comics
Illustrated by Egmont Ehapa