Sie klauen Autos, um eine alte Frau zum Grab ihres Mannes zu fahren. Sie kämpfen für ihre Fußballmannschaft und treten als Chemie-Leipzig-Fans gegen die Lok-Schweine an. Sie rennen weg von zu Hause, wo die heile Welt längst ausgezogen ist. Sie werden die Größten im Viertel, als sie in der alten Fabrik einen eigenen Club aufmachen, Eastside. Sie kaufen sich nagelneue Unterhosen für zwanzig Mark das Stück, um im Swingerclub die richtigen Frauen abzukriegen. Sie dröhnen sich mit Alkohol und Drogen zu, bis die tödliche Grenze überschritten ist. Sie prügeln und sie verbünden sich mit anderen Cliquen, aber das alles „kapiert kein scheiß Richter. Is ‘ne Straßensache, n‘ Krieg, kapiert kein scheiß Richter.“ Und so müssen Danie und seine Kumpels immer wieder in den Jugendknast und sich dort gegen die echten Gangster behaupten. Danie, der vor kurzem noch in die schöne Katja verliebt war, die mustergültige Gruppenratsvorsitzende, die dann mit ihren Eltern in den Westen gehen mußte. Dann kam ein Montag, an dem die Jungs aus Neugier ins Stadtzentrum und unverhofft in einen Riesenmenschenauflauf gerieten und sich staunend und dank eines Ausweises von der Foto AG dem Zugriff der Bullen entziehen konnten. Inzwischen aber ist alles anders …
Clemens Meyers Roman ist schrecklich, er empört und nervt, macht wütend und traurig. Und doch kann man diese geballte Provokation nicht aus der Hand legen. Es fasziniert, wie Meyer das ganz alltägliche Leben junger Leute aus dem Leipziger Osten vor und nach der Wende beschreibt. Differenziert und unverfälscht und doch sensibel und mitfühlend. „Als wir träumten“ skizziert detailreich und eigenwillig das Bild einer verunsicherten, zerrissenen Jugendszene.