Fürst Lahovary. Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler

Thomas Mann erkannte im Kriminellen vielfach Künstlerisch-Eigenstes wieder. Sein Werk »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« fußt auf den Memoiren von Georges Manolescu, der als »Fürst Lahovary« ein ebenso abwechslungsreiches wie abenteuerliches Leben als Hochstapler führte. Diese Memoiren aus dem Jahr 1905 liegen jetzt wieder vor.

Georges Manolescu (1872-1908) stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen und träumte stets von ungeheurem Reichtum. Der Rumäne zog als Hoteldieb um die Welt, nahm verschiedene Identitäten an und war auch als Heiratsschwindler unter dem prächtigen Namen »Fürst Lahovary« erfolgreich.

Durch seine Taten und auch sein Auftreten wurde Lahovary zu einem Publikumsliebling und Stern am Zeitungshimmel. Viele freuten sich diebisch, wenn die Durchlaucht wieder Perlen und Diamanten von einem schnöseligen Krösus stahl oder ihn am Spieltisch austrickste.

Bei einem Zusammentreffen mit dem damaligen Erfolgsschriftsteller und Verleger Paul Langenscheidt wurde die Idee einer Autobiografie geboren. Die Hochstapler-Memoiren »Ein Fürst der Diebe« von Georges Manolescu alias Fürst Lahovary schlugen ein wie eine Bombe und wurden der Sensationserfolg des Jahres 1905. Nahezu jeder Zeitungsleser kannte die Episoden um den Gauner, der Adelige und Reiche plünderte. Die Leserschaft sympathisierte mit ihm. Nach wenigen Monaten lag bereits die fünfte Auflage in den Läden.

Mit Feuereifer gab Langenscheidt anhand der Notizen der Durchlaucht einen zweiten Band heraus. »Gescheitert. Aus dem Seelenleben eines Verbrechers« lautet der Titel der Veröffentlichung. Manolescus Fankreis weitete sich aus. Er plante eine Theaterkomödie über sein Leben, in dem er persönlich die Hauptrolle spielen wollte. Geschäftstüchtig bot er sogar sein Hirn zum Kauf an, damit später seine Genialität erforscht werden könne, doch niemand beißt an.

Thomas Mann fühlt sich von der Lebensgeschichte des Betrügers derart angezogen, dass er dessen Schicksal in »Bekenntniss des Hochstaplers Felix Krull« verewigt. Das Leben von Fürst Lahovary wird mehrfach verfilmt. Der 1922 nach Hollywood emigrierte deutsche Filmregisseur Ernst Lubitsch nimmt Manolescu zum Vorbild für seinen Juwelendieb Gaston Monescu in der Filmkomödie »Ärger im Paradies« (1932). Weitere Verfilmungen folgten.

Mehr als einhundert Jahre nach dem Ableben des Underdogs, der sich in eine Herrlichkeit verwandelte, staunt der Leser bei der abenteuerlichen Beichte des leichtlebigen Fürsten. So empfiehlt sich die Neuauflage beider Bände des Hochstapler-Lebensgeschichte für all diejenigen, die seine Abenteuer begleiten wollen. Der kriminelle Held genoss ein behagliches Leben, scharfe Frauen, glamouröses Auftreten und ein Dasein in Saus und Braus.

Und wie schaffte Manolescu all das? – Durch pure Frechheit! Wer dieses Buch liest, wird über die selbstverliebte High Society und ihren legeren Umgang mit Geld und Gut lachen. Er wird sich über die angeblich so feine Gesellschaft Gedanken machen, die jedem schönen Schwätzer auf den Leim geht. Er wird staunen, mit welcher Leichtigkeit und Anmut Manolescu/Lahovary es schaffte, Geldsäcke und reiche Witwen zu leimen und zum Publikumsliebling zu werden.

 

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Genre: Biographien, Briefe, Memoiren
Illustrated by Manesse Verlag München

Ein Gedanke zu „Fürst Lahovary. Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler

  1. Kurz: Es sagt viel über ein “Publikum”, wenn ein Betrüger, ein Krimineller zu seinem “Liebling” wird, weil er “Adlige” und “Reiche” bestiehlt und betrügt, was hier zur Legitimation seiner Handlungen erhoben wird. Da guckt die Schadenfreude nicht eben klammheimlich aus der Wäsche. Vielleicht “schmunzelt der Leser” (es wird auch sonst in der Besprechung “geschmunzelt”), vielleicht aber nicht jede Leserin und warum der Rumäne hier verniedlichend, wie die ganze Bespechung, zum “sympathischen Gauner” wird, erschließt sich nicht. “Scharfe Frauen” und “Geldsäcke”: Das hat etwas vulgär Prolliges. Schüttel.

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