Fausers letzte Tournee: In „Tournee“ stecken eine ganze Menge den Autor prägende Geschehnisse und Impressionen und eine Menge Furor, mit dem der „Igelkopf im Ledermantel“ auch seine Kritiker begeisterte. So ähnlich steht es im Nachwort von Band 9 der Werkausgabe Jörg Fausers, die aus aktuellem Anlass derzeit bei Diogenes noch erweitert wird. „Ich bin Schriftsteller“, soll Fauser einmal gesagt haben, „ein Angehöriger einer Minorität, einer Randgruppe. Mir zunächst finde ich Schwindler, Gauner, Stromer, Wahnsinnige, Nutten, Weltverbesserer, Arbeitsscheue, Tippelbrüder etcetera. Man hört das nicht gern, aber da sind wir, da gehören wir hin…“.
Kosmopolit in Bedrängnis
Auch in seinem Geschichten räumt Fauser mit gängigen Vorurteilen auf, etwa dem über Spione: „Sie sind keine Helden. Spione sind nützliche Idioten.“ Oder er zitiert Autoren der Weltliteratur: „Wie sagte Kipling so richtig? A woman is a woman, but a good cigar is a smoke.“ Wem die sexistischen Untertöne missfallen, der liest vielleicht lieber Fausers Sozialkritik: „Wo das große Geld zu machen ist, da werden die kleinen Leute totgetrampelt“ und „Der Tod des einen ist das Geschäft des anderen“ oder seine Selbstironie: „…dass ich ein Kosmopolit bin – ein Bürger der Vereinigten Staaten von American Express und Eurocard“.
Kunst ohne Kunst
„Geld ist das einzige, was sogar gegen Einsamkeit hilft“, schreibt er an einer Stelle, und wer es liebt, zu dem kommt es auch zurück, denn Geld liebt nur Geld. Auch gegen den Machismo in der Kunstszene nimmt Fauser Stellung. Trick 17 lautet: Stiehl der Frau die Show: „Hass! Hass! Hass! Nur der Hass ist eine konstruktive Kraft! Nur die Zerstörung ist Kunst! Die Kunst muss brennen!“ Oder sollte es vielleicht heißen: nur die Zerstörung der Kunst ist Kunst?
„Die Tournee“ ist eine Art Apfelsinen-Roman, ein Roman aus dem Nachlass, und was damit genau gemeint ist, erklärt Jan Bürger im Nachwort zu vorliegender Ausgabe. Denn der vorliegende Roman ist nicht ganz fertig, „zusammenhängend aber ohne Gehäuse“. Jörg Fauser arbeitete als Redakteur, um Geld zu verdienen, aber dadurch kam seine wahre Passion, das echte Schreiben, Romane schreiben, zu kurz. „Selbst wenn ihm seine Phantasie Flügel verlieh, vergaß er nie, dass er auch Reporter war.“
WERBUNG[amazon_link asins=’3257239297,3895811211′ template=’ProductCarousel’ store=’literaturzeit-21′ marketplace=’DE’ link_id=’8bccb4b4-6569-47ff-9c9c-96bb1cef673d’]
Diogenes Verlag