Wer genauer verstehen will, was Friedrich Engels mit dem berühmten Begriff vom »Manchester – Kapitalismus« meinte, der reist mit Ian McGuire von Dublin nach Manchester und begleitet seinen Protagonisten, den Polizisten James O’Connor.
Der Gesetzeshüter zieht 1867 in die englische Industriestadt, um den frühen Tod seiner Frau zu vergessen und vom Alkohol loszukommen, mit dem er sein Leid zu ertränken sucht. Nun steht es als Ire im Kampf der britischen Polizei gegen die irische Untergrundbewegung Fenian und damit zwischen allen Fronten.
Der Ermittler hat sich ein Netz von Spitzeln aufgebaut, um über die Pläne der Unabhängigkeitskämpfer, die sich im Krieg mit England befinden, informiert zu sein. Permanent navigiert er zwischen der Gefahr, ins Visier der Rebellen zu kommen und dem Misstrauen und der Dummheit seiner Kollegen, die seine Quellen gefährden.
Ausgangspunkt der packenden Geschichte ist die öffentliche Hinrichtung von drei Feniern am 23. November 1867 in Manchester, die bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport einen Polizisten erschossen hatten. Ausgehend von diesem historischen Ereignis schildert McGuire, wie der Konflikt eskaliert.
Die Fenian Brotherhood schwört Rache. Aus den USA lassen sie einen Auftragsmörder einschiffen, einen äußerlich und innerlich vernarbten Veteranen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Dieser brutale Killer stößt bei seinem Feldzug, jeden Verräter in den eigenen Reihen zu liquidieren und den Polizeichef von Manchester zu erschießen, auf Polizeioffizier O’Connor. Eine unerbittliche Hetzjagd zwischen den beiden Landsleuten beginnt und durchweht wie ein blutiger Hauch den Roman.
Der Autor schreibt im Präsenz und packt den Leser unmittelbar an der Gurgel, wenn er ihn in den Strudel der Geschehnisse hineinzieht. McGuire schreibt so dicht, dass man den Schweiß der Arbeiter schmeckt, die Tabak-geschwängerte Luft atmet und die Lieder der Revolutionäre hören kann.
Unter dem Druck, den O’Connor von allen Seiten erhält, bricht der Abstinent schließlich zusammen und greift wieder zur Flasche. Am Ende steht ein gnadenloses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Verfolger und Verfolgtem, bei dem bis zur letzten Zeile offenbleibt, wer die längst persönlich gewordene Auseinandersetzung überlebt.
Der historische Roman noir liest sich packend wie ein Krimi und erzeugt atemberaubende Spannung.
Fazit: spannnend, milieudicht, außergewöhnlich
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