Vom ersten bis zum allerletzten Satz liefert Newton Thornburg (1929-2011) mit »Cutter und Bone« einen Roman, der sowohl hinsichtlich seiner sprachlichen Eleganz wie in der Auswahl seiner morbiden Protagonisten weit aus dem Meer der Kriminalliteratur herausragt. Der im Freestyle geschriebene Krimi fasziniert und verstört gleichermaßen und zeigt, was in dem Genre abseits des Mainstreams schriftstellerisch möglich ist.
Die beiden Titelhelden sind zwei in einer seltsamen Symbiose gefangene Typen. Cutter ist invalide und schwer traumatisiert aus dem Vietnam-Krieg heimgekehrt. Ausgestattet mit nur einem Arm, Holzbein und Glasauge bringt er sich und seine Begleiter immer wieder in die unmöglichsten Situationen, aus denen ihn sein Kumpel Bone oft nur mit viel Zureden wieder herausbringt. Der wiederum verdingt sich als heruntergekommener Stecher bei Damen, die er dann um kleinere Darlehen angeht. Gemeinsam leben die beiden mit einer Freundin und deren Baby in einer Art Räuberhöhle, in der Alkohol in Strömen fließt und der Dreck von der Tapete tropft.
Kein Wunder, dass es immer wieder an nötigem Kleingeld fehlt, um auch nur Benzin für die fahrbaren Untersätze zu kaufen, ohne die auch ein amerikanischer Underdog nicht durchs Leben kommt. Als ihm in einer Nacht mal wieder das Benzin ausgeht und er deshalb zu Fuß nach Hause trabt, beobachtet Bone, wie ein ermordetes Mädchen in einen Mülleimer gestopft wird. Als er am kommenden Tag die Zeitung aufschlägt, meint er, in einem dort abgebildeten Industriellen denjenigen zu entdecken, der die leblose Fracht abgeladen hat. Die beiden Kumpels kommen auf die Idee, den Mann zum Opfer einer Erpressung machen zu wollen.
Der Roman schraubt sich nun wesentlich um den Versuch, den Magnaten zu erreichen, um die Forderung vorzubringen. Das ist kompliziert, weil die beiden Freaks teils aus Dummheit, teils aus Feigheit kaum über die Empfangssekretärin des vermeintlichen Täters hinauskommen. Sie begeben sich auf eine Reise in den amerikanischen Süden, um ihr Opfer persönlich aufzusuchen, stellen sich dabei aber so saudumm an, dass bald zur zentralen Frage wird, wie böse die Geschichte ausgeht.
Dass die Story dann wie eine Schrotladung im Gesicht des Lesers endet, ist eine der meisterlichen Wendungen, die diesem Roman eigen ist.
Danke für den Tipp! Gerade im Original auf den Kindle geladen. Für 2,58 ein Schnäppchen. 🙂
Stimmt! Die Originalwerke von Thornburg sind alle äusserst günstig als Elektrobücher erhältlich.
ich teste erstmal die Leseprobe 🙂
Oh das hört sich aber super an! Schön kaputt und freakig…