„He, Joe“, meinte Barack einmal zu Biden, „man kauft das Schlimme mit dem Guten ein“. Schon während der Präsidentschaft hatten die beiden Bs eng zusammengearbeitet. Biden war der Vizepräsident Barack Obamas und hätte 2016 auch selbst kandidiert. Doch dann kam die Krankheit seines Sohnes Beau dazwischen und Biden entschied sich für die Familie. Donald Trump gewann daraufhin gegen Bill Clinton die Wahlen. Aber 2019 übernahm Joe Biden das Ruder. Am 20.1.2020 wurde er als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Und er übernimmt ein gespaltenes Land in der Corona-Krise mit einer Rekordarbeitslosigkeit und schlechten Wirtschaftsdaten. Aber Joe Biden verkörpert das, was in einer krisengeschüttelten Zeit wie der unseren das Wichtigste ist: Hoffnung.
Biden: Hoffnung für die Welt?
Biden wurde von seinen Gegnern gerne als „Trauerredner der Nation“ abgetan, was angesichts der Dinge, die er in seinem Leben schon mitmachen musste, geradezu pietätlos wirkt. Denn nicht nur, dass er 2015 seinen erst 45-jährigen Sohn Beau verlor, nein, schon Jahre zuvor gingen seine Frau und seine Tochter bei einem Autounfall von dieser Welt. Aber Joe Biden gab nicht auf und setzte sich seine Ziele, die ihn nun bis an die Spitze seines Landes brachten. Und seine Programm liest sich gar nicht so schlecht: Kampf dem Supperlobbyismus, Besteuerung der Vermögen statt der Arbeit, Ende der Steuerschlupflöcher und Steuernachlässe, Mindestlohn von 15 Dollar und Abschaffung der Studiengebühren an den öffentlichen Colleges und Universitäten. Schon während seiner Vizepräsidentschaft war er auch für die Homosexuellenehe und deren rechtliche Gleichstellung eingetreten. Und nicht zuletzt ein Mondfahrtprogramm zur Bekämpfung von Krebs. Now hope and history rhyme.
Joe oder The Luck of the Irish
Die vorliegende, äußerste lesenswerte Kampfschrift ist nicht nur gut geschrieben, sondern auch sehr persönlich gehalten. Biden schreibt über den Kampf seines Sohnes Beau gegen den Krebs, aber auch von seinen eigenen politischen Erfolgen im Irak oder seinen Vermittlungsbemühungen in Mittelamerika und der Ukraine. Dabei behält er auch eine gewisse subtile Form von Humor bei, was ihn noch sympathischer macht. Gerade weil er als Außenseiter startete und „against all odds“ die Vorwahlen und die eigentlichen Wahlen gewann und weil er sich durch seine schlimmen Schicksalsschläge nicht unterkriegen ließ, möchte man diesem Präsidenten nur das Beste wünschen. Denn für die Aufgaben, die vor ihm liegen, wird er jede Unterstützung brauchen. Man vertraut und glaubt seinen Worten. Was man nicht erfährt, ist seine Vorgeschichte. Das Buch handelt hauptsächlich in der Zeit der 10er Dekade des 21. Jahrhunderts, es erschien in den USA 2017, aber bereits nach der Angelobung von Trump. Der Vorwurf er würde aus dem Tod seines Sohnes politisches Kapital schlagen wollen und all die andere Schmutzwäsche, die gegen ihn lief, wird Lügen gestraft. Für seine Kritiker gilt: einen schönen Gruß von Onkel Ed. Und gerne nimmt man ihm auch das Versprechen ab, das er seinem Sohn gab: Die Welt wieder zu einem besseren Platz zu machen.
Joe Biden
Versprich es mir.
Über Hoffnung am Rande des Abgrunds
Aus dem Amerikanischen von Henning Dedekind und Friedrich Pflüger.
ISBN: 978-3-406-76713-5
2020, Hardcover, 250 S
22,00 €