Eine Weise von Liebe und Tod

Rainer Maria Rilkes lyrisch-expressionistische Erzählung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornet Christoph Rilke“ aus dem Jahre 1899 diente dem Wortkünstler Horst A. Bruno, der im Netz auch als Brunopolik bekannt ist, als Vorlage für seine experimentelle Wort-Collage.

Brunopolik verdichtet Rilkes Erzählung, bei der es um ein kriegerisches Thema aus dem siebzehnten Jahrhundert (Soldaten marschieren gegen die nach Europa einfallenden Türken) zu einem Sprach-Objekt in Haiku-Metrik. Haiku gelten als die kürzeste Gedichtform der Welt. Horst A. Bruno sieht sich damit in Traditionsfolge von Dada-Künstler Kurt Schwitters bis hin zu Vertretern der mit Namen wie Allan Ginsberg („Howl“) verbundenen Beat Generation.

Interessant bei der vorliegenden Arbeit ist, dass Brunopolik sich dem klassischen japanischen Haiku verschrieben hat. Diese strenge Form besteht aus jeweils drei Wortgruppen von 5 – 7 – 5 Silben. Mit seiner Entscheidung für jeweils 17 Silben setzt sich der Haiku-Poet bewusst von modernistischen deutschsprachigen Poeten ab, die mit weniger als 17 Silben auskommen wollen, weil deutsche Silben mehr Informationsgehalt transportieren können als japanische Lauteinheiten.

Wer Freude an offenen Texten hat, die sich erst im Erleben und Fühlen des Lesers vervollständigen, findet mit dieser Wortcollage ein anschauliches Beispiel über die Möglichkeit, bewusst mit Sprache zu gestalten.


Genre: Lyrik
Illustrated by Kindle Edition