Das verlorene Symbol

Schon im Prolog von »Symbol« baut Dan Brown enorme Spannung auf: ein mysteriöser Mann hat sich in einen geheimnisvollen Männerorden geschlichen und greift nach der Macht …

Browns neueste Story ist übersichtlich: Der schon aus seinen Bestsellern »Sakrileg« und »Illuminati« bekannte unverwüstliche Held Robert Langdon, Erfolgsautor von Büchern über Symbole und Religion, wird unter höchster Geheimhaltung von seinem Freund und Mentor Peter Solomon nach Washington gerufen, um einen Vortrag über freimaurerische Symbolistik zu halten. Vor Ort stellt er allerdings fest, einem Verbrecher aufgesessen zu sein, der ihn in seine Gewalt bringen will und offenbar auch schon Solomon gekidnappt hat. Statt eines erwartungsvoll gefüllten Auditoriums trifft er auf Solomons abgetrennte Hand mit dessen wuchtigem Freimaurerring. Diese »Mysterienhand« weist den Weg zu geheimem Wissen, das seit Jahrhunderten gehütet wird und nun offenbart werden soll. Ein Dämon der Finsternis will sich dieses Schatzes bemächtigen und schreckt vor keinem Verbrechen zurück, wobei er es besonders auf die Familie Solomon abgesehen hat (das Warum wird auf Romanseite 672 verraten) …

Spielhandlung ist Washington D. C., Hauptstadt und Regierungssitz der Vereinigten Staaten. Rund um die drei Gebäude, die das so genannte Federal Triangle in Washington bilden (Kapitol, Weißes Haus und Washingtondenkmal) findet eine atemlose Jagd zwischen Gut und Böse statt, und von Anfang an hat auch die CIA-Chefetage ihre Finger wieder ganz tief mit drin. Geheimlabore explodieren, Täter, Verräter und Attentäter hasten atemlos kilometerlange Gänge entlang, Hubschrauber knattern, und es geht dabei höchst zeitgemäß zu: der Protagonist darf sich im Waterboarding üben, Blackberrys und iPhones blinken in der Dunkelheit, E-Mails und SMS kommen zum Einsatz, und es wird sogar getwittert. Der Autor lässt keinen Trend und keine technische Neuerung aus, er steckt »ganz tief drin« und nutzt das natürlich auch für sein eigentliches Thema: Werbung für die geheimnisvolle Bruderschaft der Freimaurer zu machen.

Dan Brown bedient mit seinem neuesten Thriller wie schon in seinen früheren Büchern Gralsfanatiker, Verschwörungstheoretiker, Mystiker und Geheimbündler ebenso ausgezeichnet wie Interessenten an Astrologie, Tierkreiszeichen und Sterndeutung. Geschickt baut der Autor eine Fülle von Fakten, Halbwahrheiten und Spekulationen über Geheimnisse von Astrologie und Architektur ein, die dann zwar jeweils sachlich richtig gestellt werden, tatsächlich aber immer neue Fragen aufwerfen. Er erwähnt Gott und das Universum, vermengt geschickt Physik, Philosophie, Bibelsprüche, Bildmetaphern aus Dürer-Gemälden und ein gutes Pfund Zahlensymbolistik. Seine Themen sind das kosmische Bewusstsein sowie das Verschmelzen menschlichen Denkens, das in Wechselwirkung mit Materie tritt und die Frage, ob der konzentrierte menschliche Geist die stoffliche Welt verändern kann.

Brown serviert neben der abgetrennten Hand einen Todesschrein in einem Keller sowie bizarre Gravuren auf einer Sagen umwobenen Steinpyramide in Schnitttechnik: er schaltet die Handlungsstränge parallel, schneidet sie in kleine Häppchen, die stets mit einem Cliffhager ausgestattet sind und serviert sie wie Kaiten Sushi auf einem endlos scheinenden Laufband. Die insgesamt 133 auf 765 Seiten geschickt miteinander verwobenen Kapitelfetzen lesen sich flüssig und schnell, seine Ortsbeschreibungen zeugen von hoher Sachkenntnis und genauer Recherche. Der Autor versteht es, auch die absurdesten Situationen und Geschehnisse dramatisch aufzubreiten und plausibel klingen zu lassen. Dabei erzeugt er Hochspannung ohne sprachlichen oder gar literarischen Anspruch. (Stephen King nennt seine Erzeugnisse kritisch »Fast Food«, und damit ist einfach alles gesagt.)

Bereits im Vorfeld der Buchveröffentlichung, die es im Handumdrehen zum Bestseller des Jahres bringen und garantiert in eine paar Jahren mit Tom Hanks in der Titelrolle verfilmt wird, wurden Journalisten von Freimaurern mit Pressetexten bombardiert. Die Angst der international verzweigten geheimnisvollen Bruderschaft, als eine obskure Organisation mächtiger Männer mit mörderischen Motiven dazustehen, ist deutlich. Gleichzeitig nutzen die »Brüder« das Buch, um sich als einen Bund ehrenwerter Philantropen darzustellen, die nie auf die Idee kommen würden, ihre Macht zu missbrauchen. Dass diese in der Geschichte der Freimaurerei, erwähnt sei hier nur die italienische Mafia-Loge P2, oft egoistisch und politisch einseitig eingesetzt wurde, bleibt bei Brown unerwähnt.

»Mr. Secret«, wie ihn der STERN nennt, kokettiert lieber mit Geheimnissen, und entsprechend geheimnisvoll behandelte der Verlag auch sein Buch, das am gestrigen Eröffnungstag der Frankfurter Buchmesse In einer Art Showdown in einer Mitarbeiterkette von Hand zu Hand an den Stand gereicht wurde … Immerhin gilt es, die für den deutschsprachigen Markt schier unglaubliche Startauflage von 1,2 Millionen Exemplare möglichst schnell zu verkaufen. Der Erfolg scheint vorprogrammiert, weltweit wurden bislang 120 Millionen Dan-Browns verkauft, und es gibt keinen Zweifel, dass sein Erfolgsrezept auch bei Buch No. 5 funktioniert, zumal gemäß seiner Roman-Wahrheit die gesamte Welt von den freimaurerischen Geheimnissen bedroht ist …

Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift


Genre: Thriller
Illustrated by Bastei Lübbe Bergisch Gladbach

Meteor

Ein Politthriller, der keinen Moment Langeweile aufkommen lässt, wenn auch gelegentliches Kopfschütteln über die unglaublichen Wendungen der Story die Lektüre bremst: Um die angeschlagene Weltraumbehörde NASA zu retten, appliziert eine vorerst unbekannte Macht einen gefälschten Meteoriten mit angeblich außerirdischen Lebensformen in die unwirtliche Arktis. Ein Forscherteam und eine Geheimagentin kommen der Sache auf die Spur und sollen dafür von Elitekillern zum Schweigen gebracht werden. Eine unglaubliche Jagd um den halben Erdball beginnt. Spannung wird nicht nur durch mörderische Schussfahrten über kalbende Gletscher und einen explodierenden ozeanischen Magmadom erzeugt sondern auch durch die Verwicklungen zwischen dem Weißen Haus und den verschiedenen US-Behörden und Diensten. Schließlich ist die schöne Agentin Tochter des mächtigsten Widersachers des amtierenden US-Präsidenten, der gerade die NASA aufs Korn genommen hat und alles daran setzt, die nächste Wahl zu gewinnen.


Genre: Thriller
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Illuminati

Spannungsgeladene Geschichte um den angeblich untergegangenen Orden der Illuminaten. Diese immer noch aktive geheime Organisation bläst zum letzten Gefecht und will sich am Erbfeind Rom rächen und den Vatikan aus den Angeln heben. Wie immer bei Dan Brown gibt es eine Menge Ungereimtheiten, bei seinen spannungsgeladenen Thrillern sollte das logische Denkvermögen ausgeschaltet bleiben, um ungestört im Sturzbach der Ereignisse mit schwimmen zu können. Dafür wird Hochspannung bis zum letzten Akt garantiert.


Genre: Thriller
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Sakrileg

Der Band mit dem Symbolforscher Robert Langdon steht in direkter Fortsetzung des Bestsellers Illuminati. Diesmal wird eine international angelegte geheime Kirchenverschwörung von einem geheimnisvollen Hintergrundmann gesteuert. Nach einer Mordserie an den Häuptern des Ordens der Bruderschaft von Sion (Prieuré de Sion) geht es im Wettlauf mit der Personalpräfektur des Papstes Opus Dei, einer ultrakatholischen Sekte, um die Jagd nach dem von den Tempelrittern geschützten Heiligen Gral. Im Verständnis des Autors handelt es sich dabei um vier Kisten mit brisanten Dokumenten, die nachweisen, dass Jesus von Nazareth und Maria Magdalena ein Kind hatten, dessen Geschlecht sich bis in die heutige Zeit fortpflanzte und von der Prieuré geschützt wird. Diesen Fakt will Rom unterdrücken, da dadurch seine frauenfeindliche Theologie ins Wanken geriete.

Das Werk ist erstklassig recherchiert, bietet einen soliden Hintergrund unter Berücksichtigung aller aktuellen Verschwörungstheorien rund um den Gral, und ist dennoch in allererster Linie ein atemberaubender fiktionaler Thriller, der verdient zum meist verkauften Buch des Jahres 2004 wurde. Brillanter Lesestoff, der zudem zwischenzeitlich von Rom geächtet und aus allen christlichen Buchhandlungen entfernt wurde.


Genre: Thriller
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Diabolus

Autoren, die aus dem Nichts Bestseller auf den Büchertisch werfen, geraten leicht in die Druckwelle großer Erwartungen. Besonders schwierig wird es, wenn kein neuer Knaller folgt. Brown überbrückt dieses schwarze Loch, indem er sein Debut aus der Schublade zieht.

Bei Diabolus handelt es sich um ein Verschlüsselungsprogramm, gegen das die Mutter aller Schnüffler machtlos ist, sollte sein Code publik werden. Ergo entspinnt sich eine blutige Schnitzeljagd nach dem Schlüssel. Wie auch in den später verfassten Brown-Thrillern gibt es eine atemberaubend schöne, hochintelligente Lady, eine allmächtige US-Behörde, mordgierige Schurken sowie einen schrecklich intelligenten Protagonisten, der spielerisch und mit vielfältigen Sprachkenntnissen das Geheimnis löst. Der Mystery-Thriller baut Spannung mit knappen Beschreibungen, rasant wechselnden Handlungsorten und einem Stakkato von 128 kurzen Kapiteln auf. Wie bei Brown üblich, kämpfen die Guten vor allem gegen die Uhr, denn der diabolische David nagt am Sicherheitsschild des großmächtigen Goliath.


Genre: Thriller
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