Wir schreiben das Jahr 1962, als der junge Pfarrer Charles Jacobs mit Frau und Sohn nach Harlow, Maine (natürlich in der Nähe von Castle Rock) kommt und sofort die Herzen der ländlichen Bevölkerung gewinnt, besonders das des kleinen Jamie Morton. Drei Jahre später jedoch schwört Jacobs nach einer Familientragödie seinem Gott öffentlich ab und die bigotten Dörfler verjagen ihn. Jamie wächst auf und widmet sich der Musik, seinen alten Freund vergisst er nicht.
Bis 1992 dauert es, bis die beiden sich wieder sehen. Jamie – auch er musste einige Schicksalsschläge hinnehmen – ist dem Heroin verfallen und auf dem Tiefpunkt angelangt, als er Jacobs auf einem Jahrmarkt trifft, wo der ehemalige Gottesmann mit mysteriösen Elektrizitätsshows auftritt. Dieser nimmt sich des Junkies an und heilt ihn tatsächlich von seiner Sucht, wenn auch nicht ohne Nebenwirkungen. Abrupt trennen sich ihre Wege wieder, aber die gemeinsame Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, im Gegenteil…
Der erfolgreichste Autor der Welt hat mit »Revival« erneut ein Meisterwerk abgeliefert, Chapeau Mr. King! Es gelingt ihm immer wieder scheinbar mühelos, den Leser mit seinen Geschichten und Protagonisten zu fesseln und ihn erst freizugeben, wenn mit Bedauern das Ende erreicht ist. Der neue Roman erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte; nicht nur deswegen erinnert er ein wenig an »Dr. Sleep«. Auch Autobiografisches ist mit eingeflossen, Stichworte: Sucht, Musik und Verkehrsunfall.
»Revival« ist eines der härtesten King-Bücher seit langer Zeit und definitiv nichts für Zartbesaitete; auch die Schockmomente hat der Meister immer noch drauf. Allerdings sind diese nicht – wie bei vielen anderen Horror-Schreibern – Selbstzweck, sondern fügen sich logisch in den Plot ein. Die Handlung wird nicht mit der Peitsche vorangetrieben, sondern entwickelt sich zu Beginn eher langsam; King schreibt bisweilen gewohnt ausschweifend, aber nie langweilig. Als Leser seiner Bücher der ersten Stunde (damals waren die Bücher in Deutschland noch gar nicht erhältlich), kann ich »Revival« jedenfalls besten Gewissens weiter empfehlen.