Im verschlafenen norditalienischen Winzdorf Treviso besteht das Leben vorwiegend aus Essen und Langeweile, touristische Hektik ist hier gänzlich unbekannt. Das alles ändert sich jedoch, als der findige Pfarrer Don Antonio mit Hilfe eines befreundeten Künstlers eine Madonnenfigur in der Kirche dazu bringt, blutige (Rotwein-)Tränen zu vergießen. Ein neues Wunder ist geboren, die Pilger strömen aus aller Welt und der Ort erlebt eine Blütezeit. Allerdings regt sich in der Nachbargemeinde schnell Neid ob des unverhofften Reichtums der Treviser und als auch noch der Vatikan ankündigt, einen Experten zur Untersuchung des Phänomens zu entsenden, steht Don Antonio vor einem echten Problem…
Die Germanistin Susanne Falk weiß mit ihrem Romanerstling durchaus zu gefallen; ihr ist ein Buch mit viel Humor (aber ohne Klamauk) gelungen. Die Sprache ist ungekünstelt und vergleichsweise einfach, überzeugt jedoch mit sauberen Formulierungen. Für die interessanten und liebenswürdigen Protagonisten hätte man sich etwas mehr Tiefgang gewünscht, so handeln sie mitunter ein bisschen unmotiviert. Der Fluch und Segen des Tourismus mit all seinen Licht- und Schattenseiten wird lediglich gestreift und das ist schade, denn aus diesem Thema hätte man mehr herausholen können. Auch das Ende des Romans wirkt ein wenig leblos; eine überraschende Wendung wäre hier reizvoll gewesen.
Trotz der genannten Kritikpunkte bietet “Das Wunder von Treviso” sehr gute Unterhaltung auf gehobenem Niveau und der Autorin ist zu wünschen, dass sie den eingeschlagenen Weg fortsetzt und entsprechende Aufmerksamkeit erhält; verdient hätte sie es allemal.