Killer, Krimis, Kommissare

Ist Mord eine erwähnenswerte kulturelle Leistung? Trägt das bewusste Beseitigen von friedlichen und ahnungslosen Mitmenschen zur Entwicklung unserer Kultur bei? Jörg von Uthmann, Autor der vergnüglichen und zugleich informativen Kulturgeschichte des Mordes, bejaht diese Fragen. Aus seiner Sicht sind Morde zwar unerquicklich für das jeweilige Opfer, sie haben aber auch ihre guten Seiten, denn sie beflügeln Kunst und Wissenschaft — die Mediziner, die den Kommissaren dabei helfen, die Killer zu fassen, die Schriftsteller, welche die Jagd in Krimis beschreiben, und die Filmemacher, die sie verarbeiten.

Mord und Totschlag gibt es, seitdem sich Menschen beneiden und miteinander in Streit geraten. Waren im Mittelalter die Richter noch auf Feuerprobe und Folter angewiesen, bei der nahezu jeder alles gestand, zählte es zu den Errungenschaften der letzten Jahrhunderte, wissenschaftliche Methoden zur Beweissicherung und Tatortuntersuchung gefunden zu haben. Mit den Möglichkeiten der Medizin, Gifte nachzuweisen, entwickelte sich die Spurensicherung über die Fingerabdrucktechnik bis hin zur modernen DNA-Analyse, mit der erstmals 1987 ein Mörder überführt werden konnte. Parallel dazu formten sich Kriminalpolizei und Gerichtsmedizin.

Jörg von Uthmann versteht es, die tatsächlichen Verbrechen mit ihren Widerspiegelungen in Literatur, Drama, Oper und Film in Bezug zu setzen und entwirft en passant eine Geschichte der Kriminalliteratur und ihrer Autoren ohne sich auf Theorienstreit einzulassen. Dass er konzentriert auf unseren westeuropäischen Kulturkreis blickt und im wesentlichen französische, britische, amerikanische und deutsche Fälle und Autoren schildert, mag als Manko der Skizze gelten. Interessant wäre es schon, die Entwicklungen in anderen Kulturkreisen vergleichend heranzuziehen, waren es doch beispielsweise die Chinesen, denen sehr viel früher als den Europäern die Einzigartigkeit des Fingerabdrucks bekannt war.

Der literarische Spaziergang ist mit leichter Hand geschrieben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er bietet aber eine vielseitige Einführung ins Thema und empfiehlt sich jedem, der ein wenig tiefer in die Welt der Kapitalverbrechen und ihrer künstlerischen Verarbeitung einsteigen möchte.


Genre: Sachbuch
Illustrated by C.H. Beck München

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