Im vierten und letzten Band der Tetralogie »Shadowmarch« bringt Tad Williams sein Desaster-Epos vom Aufstieg, Fall und Untergang mächtiger Reiche zu voller Blüte. Die Geschichte gipfelt in einem gewaltigen Krieg, den keiner gewinnen kann und der selbst ärgste Feinde zu Verbündeten macht. Quar und Funderlinge schließen sich zusammen gegen den wahnsinnigen Autarchen Sulepis, Gottkönig des Großreiches Xis, der in der Mitsommernacht mit dem Blut von König Olin dunkle Götter erwecken will, die voller Zorn auf alles Lebende sind.
Der Autor zieht alle Register, um die von ihm geschaffenen Völker über und unter der Erde, aus Licht- und aus Schattenreichen in ein voluminöses Schlachtengemälde einzupflegen, das in der Fantasyliteratur seinesgleichen sucht und in Grausamkeit, Verblendung, Hass und Rachsucht streckenweise selbst die Schlachten in Tolkiens „Herr der Ringe“ an die Wand spielt. Einzelschicksale werden unwichtig, wenn ganze Völker im Spiel der Mächtigen aufgerieben und vernichtet werden. Und dennoch webt Tad Williams geschickt den Schicksalsfaden der königlichen Zwillinge Briony und Barrick in den Handlungsstrang, die voneinander getrennt zurück zur Südmarksfeste streben, wo der Endkampf tobt, um dort um ihr Leben wie um ihr Erbe zu kämpfen. Geister der Vergangenheit treffen auf Machtbessene der Gegenwart, schlafende Schatten erwachen, magische Kräfte werden freigesetzt und wie in einem Puzzle entsteht aus vielen tausend Stücken ein Gesamtbild, in dem jede Figur ihren Platz findet und ihre Geschichte vollendet.
Tad Williams nennt sein vierteiliges Opus einen »Riesentanker von Story«. Es ist beeindruckend, wie detailliert und differenziert er jedes Stockwerk, jedes Deck, jeden Raum und jeden Passagier dieses Monstrums ausleuchtet, beschreibt und miteinander verbindet. Sein Fantasy-Epos liest sich zugleich ungemein spannend und man mag trotz der vielen Mitwirkenden, Ebenen und Handlungsstränge auch den vierten Band erst aus der Hand legen, wenn die allerletzte Seite umgeschlagen ist und vieles schließlich ganz anders endet als erwartet …