Banksy wurde unter den Graffiti Artists vor allem durch einen unverwechselbaren Blick auf ein gutes placement seiner urbanen Interventionen bekannt, aber natürlich auch durch die brisant politischen Inhalte und Bemerkungen zum aktuellen Zeitgeschehen, das zeigt auch “Banksy in New York“. Allerdings hat Banksy auch den Kunstmarkt durcheinander gebracht, denn plötzlich wurden seine Skulpturen, Interventionen und Stencils zu Objekten des Kunsthandels. Inzwischen soll es sogar schon Leute geben, die sich Banksy’s Werke tätowieren lassen, was – wie der Verfasser des Vorworts, Steven P. Harrington, lakonisch bemerkt – kein Wunder sei, würden sie doch den „Wert von Eigentum“ („since this is a vandal whose deeds actually raise the value of property“) erhöhen.
Banksy: Originelle Gedanken umgesetzt
„One original thought is worth a thousand mindless quotings. Diogenes“, hat Banksy auf eine Wand gesprüht. Oder hat er nu rden jungen Mann mit Hip Hop Mütze auf einem Papierkorb sitzend hinzugefügt, der von sich selbst ein Selfie macht, während er diesen Satz schreibt? Die Mise en Abyme ist jedenfalls doppelt und dreifach gelungen, denn wer den Satz zitiert, fällt genau in den Abgrund seiner Bedeutung und wer sich dabei noch fotografiert oder das Bild selbst fotografiert geht doppelt in die Falle des modernen Medienzeitalters, denn tatsächlich ist alles nur mehr zu einem Zitat verfallen und nichts mehr originär, in diesem Leben voller Schablonen und vorgefertigter Gedanken. Ein originelle Gedanke wäre tatsächlich mehr wert als jedes Zitat und genau das beschreibt Banksys Werk eigentlich am besten, denn er ist der originelle Gedanke und nicht das Zitat, selbst wenn er selber gerne zitiert.
Neue Blicke auf New York
Als Banksy in New York weilte, ermöglichte er auch vielen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner einen neuen Blick auf „ihre“ Stadt und für viele Journalisten oder Kunstsammler begann eine Schnitzeljagd durch die ganze Stadt, die in vorliegendem Buch dokumentiert ist. Über instagram konnten nämlich einige der Objekte schneller verbreitet werden und so entstand ein wahrer Kunsttourismus. „But more so than street art, graffiti is anti-authoritarian, and it continued to take me places where I would otherwise not go and allowed me to meet incredibly dedicated individuals I would have otherwise never met.“, schreibt Ray Mock über seine Erfahrungen mit Banksy im New York. Ein Objekt stellt einen Biber dar, der gerade eine Verkehrsschildstange umgenagt hat: die Stange liegt auf dem Boden, währen der Biber natürlich nur auf die Wand dahinter gesprayt ist. Ein Lastwagen einer Fleischerei fährt Kuscheltiere durch die Stadt oder hinter einer Baustellenverschalung wartet ein Priester wie im Beichtstuhl auf eine Beichte. Wie sagte schon William Ernest Henley: „I am the master of my fate: I am the captain of my soul“ und für Ray Mock passt diese Zitat zur Grim Reaper Installation Banksys im East Village.
Die Objekte, die von Banksy in New York verbreitet wurden oder ihm zugeschrieben werden, reichen von einem pinkelnden Hund, der einen Hydranten anpinkelt welcher darauf erwidert „You complete me“, bis hin zu einer Lastwagen-Installation eines Paradiesgartens in East Village. Besonders letztere Aktion verdeutlicht für Mock, dass Banksy unmöglich alleine arbeiten könne und es sich also folgerichtig nur um ein Kollektiv handeln könne. Ist also vielleicht Banksy selbst nur ein Akronym einer Mise en Abyme?
Banksy in New York
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