The Cure. Dunkelbunte Jahre.

The Cure. Dunkelbunte Jahre: 2019 wurden The Cure in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Das bisher letzte, aktuelle, 13., Studioalbum von der  Band aus dem südenglischen Crawley erschien 2008, also schon vor mehr als zehn Jahren. Da es also mit Album #14 noch etwas dauern könnte, können sich die Fans die Zeit bis dahin mit „The Cure. Dunkelbunte Jahre“ vertreiben. Das reich bebilderte, großformatige Werk orientiert sich in seiner Erzählung an der Chronologie der Studioalben. Ideal also auch als Nachschlagewerk für Fans und die es noch werden wollen.

Dunkelbunt: Postpunk, New Wave und Pop-Perlen

Als Inspiration für ihre durch Haarspray aufgetürmten Frisuren soll David Lynchs Eraserhead (1977) Pate gestanden sein, aber sicher waren auch Peter Murphy (Bauhaus) und Siouxie (& the Banshees) gute Vorbilder.

Photo by Paul Cox

Leider wurde das Image der Band, das schon in den Anfangstagen entstand, oft auch gegen die Band selbst verwendet: Düstersound, Lippenstift und toupierte Haare waren bald das Markenzeichen, aber auch der Fluch. Denn bald wurden sie zu den Wegbereitern der Grufties, ein Begriff mit dem sie sich überhaupt nicht identifizieren konnten. Die „three imaginary boys“ hatten zu dritt Alben eingespielt, die als tragenden Klangteppich vor allem das Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens transportierte. Was von den Kritikern gar nicht goutiert wurde, schlug bei der nachwachsenden Post-Punk-Teenager-Generation wie eine Bombe ein.

Robert Smith by Pictorial-Press-Ltd

Robert Smith wurde zum Teenager-Star wider Willen und hatte plötzlich den so ungewünschten Erfolg. Also beschloss er „Musik herauszubringen, die den ganzen Cure-Mythos zerstören würde“. Und genau das gelang ihm: „Let’s go to bed“.

The Cure: Depression, Klaustrophobie und Exzentrik

Vom Düsterrock zu Popjuwelen, das zeichnete sich schon fünf Jahre nach Gründung der Band ab. „Love Cats“ und andere Popschmeichler folgten und bald konnte sich auch Mastermind The Cure nicht mehr gegen den neuen Fandom wehren. Mit „Close to me“ vom Album „The Head on the Door” (1985) setzten sie einen weiteren Meilenstein in ihrer Karriere. „Er hat die Zwangsjacke grüblerischer Depression, die Faith prägte, abgestreift und die Klaustrophobie von Pornography überwunden…um sich nun als harmloser Exzentriker unter uns zu mischen“, schrieb der Melody Maker damals über Robert Smith’s Wiedergeburt. Auch das Video zur Single traf den Nerv der Zeit: die Bandmitglieder wurden in einen Schrank gesperrt und die Kalkklippen von Beachy Head, einem bekannten südenglischen Selbstmörderfelsen, hinuntergestoßen.

(Photo by Steve Jennings/WireImage)

Mit dem Greatest Hits Album „Standing on a Beach“ (1986) schafften sie auch in den USA endgültig den Durchbruch und spielten plötzlich vor 10.000 statt 1000 Leuten.

The Cure. Dunkelbunte Jahre

Der Autor von “The Cure. Dunkelbunte Jahre” zitiert u.a. Lol Tolhursts Bio „Cured“ und verschiedene andere Quellen wie Zeitungen oder Interviews, darunter NME, Uncut etc. aber auch TV, Radio und Internet sowie weitere Bücher. Nach mehr als 40 Jahren The Cure vergisst er auch nicht darauf zu erwähnen, welche Vielzahl an Bands von den düsteren Popballaden und dem Sound Südenglands beeinflusst wurden. Ein würdevoller Rückblick also, der neugierig darauf macht, was da noch von The Cure kommen wird. Ein 14. Studioalbum vielleicht?

 

Gittins, Ian/Borchardt, Kirsten (Übersetzung)

The Cure. Dunkelbunte Jahre

Zwischen Düsterrock und Popjuwelen: The Cure

1.Auflage June 2021, ca. 240 Seiten, Hardcover

Format: 29,2 x 24,8

ISBN 978-3-85445-701-5

29,00 EUR

Hannibal Verlag

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Genre: Bands, Bildband, Bildbiographie, Biographie, Gothic Punk, Musik, Postpunk
Illustrated by Hannibal

Almost young

cohenZwischen 2008 und 2010 war Leonard Cohen nochmals auf Tournee, darunter auch Auftritte in Europa und vielleicht beschlich schon damals einige Zuschauer das mulmige Gefühl, dass es ja die letzte sein könnte. Im selben Jahr war er auch in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen worden. Im Herbst 2016 trat der „bibelfeste Jude aus Westmount/Montreal“ wie ihn zuletzt ein Kollege nannte seine letzte Reise und viele mögen dabei in das von ihm oft gespielte „Hallelujah“ eingestimmt haben, leise, zum Abschied eines Sängers, der eigentlich Schriftsteller werden wollte: „I did my best, it wasn’t much/I couldn’t feel, so I tried to touch/I’ve told the truth/I didn’t come to fool you/And even though it all went wrong/I’ll stand before the lord of song/With nothing on my tongue but hallelujah“. Leonard Cohen starb mit 82 Jahren und hinterließ einen „Tower of Songs“, also viel mehr als in dem Song Hallelujah anklingt: it was really much and it it still is.

Kanadischer Star der Melancholie: Leonard Cohen

In der Hippie-Ära lebte Cohen auf der griechischen Insel Hydra und versuchte dort sein schriftstellerisches Werk voranzubringen, aber aus Geldnot musste er dann doch die Bühne betreten. 1967 erschien sein erstes selbstbetiteltes Album, das vor allem aufgrund seiner tiefsinnigen Melancholie den europäischen Zeitgeist traf, denn der „Summer of Love“ war bereits in einen ernüchternden Herbst übergegangen und führte zu dem Aufbruch der Jugend von 1968, in dem die eben verloren gegangene Woodstock-Idylle neu eingefordert wurde. Leonhard Cohen verweigerte es ebenso wie Bob Dylan zum Sprachrohr seiner Generation zu werden, aber er traf dennoch den Nerv der Zeit. Der vorliegende Bildband feiert den 80. Geburtstag Leonhard Cohens im Jahre 2014 und zeigt intime Bilder aus Hydra, aber auch Konzertfotos seiner unzähligen Auftritte in Farbe und Duotone.

Wiedergeburt im Kloster in L.A.

Wie Sparschuh in seinem Vorwort erzählt, habe Cohen auch einmal den Versuch unternommen, mit seiner Olivetti unter Wasser zu schreiben – in der Badewanne. Sein Großvater sei der Rabbi Solomon Klonitzki-Kline gewesen, der lebte allerdings nicht in Kanada, sondern in Litauen. Der selbsternannte „lazy bastard living in a suit“, der nie ohne Zigarette abgelichtet wurde, schuf mit „Suzanne“, „So long, Marianne“ und „Sisters of Mercy“ Meilensteine des Songwritings und lernte seine Stimme durch Hypnose zu beherrschen: „Senken Sie Ihre stimme tiefer und tiefer, bis sie beinahe einem Flüstern gleicht“, eine Erinnerung aus Jugendjahren, die er später auch auf den Bühnen der Welt so eindrücklich beherzigte. Federico Garcia Lorca, der von den Faschisten Francos umgebrachte spanische Dichter, gehörte zu seinen dichterischen Vorbildern, aber das Gitarrespielen soll er von einem in einem Park Montreals spielenden Zigeuner gelernt haben. Woher seine Melancholie kam? Vielleicht weil er seinen Vater schon im Alter von neun Jahre verloren hatte? „Jikan“ war der Name den er in dem Mount Bald Zen Kloster 80 km östliche von L.A. erhielt: der Stille. Die Jahre im Kloster hatte er dringend benötigt, denn als er wieder zurück kam, erfuhr er, dass seine Managerin und Vertraute Kelley Lynch (nomen est omen) sein ganzes Geld beiseite geschafft hatte. Totalverlust. Ein Grund, warum er sich 2008 wieder auf Tournee begab: er wollte sich seine Pension verdienen.

Ein intimes Porträt voller schöner Eindrücke und eine wunderbare Möglichkeit, Abschied von Leonard Cohen Abschied zu nehmen, während im Kamin ein Feuer brennt und eine Flasche Rotwein entkorkt am Couchtisch steht. Auf die Frage nach seiner Wiedergeburt soll Cohen 2012 auf einer Pressekonferenz in Paris geantwortet haben: „Als Hund meiner Tochter.“

Leonard Cohen
almost young
Eine Bildbiographie
Mit einem Text von Jens Sparschuh
schirmer/mosel, 168 Seiten, 75 Abbildungen in Farbe und Duotone
ISBN: 9783829606639


Genre: Bildbiographie, Biographien, Biographien, Dokumentation, Fotobuch, Kunst, Sachbuch
Illustrated by schirmer/mosel