Bestatterin Blum ist zurück, und wieder ist nichts so, wie es scheint.
Bestatterin Blum führt zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes und einiger tragischer Erlebnisse endlich wieder ein entspanntes Leben. Sie hat sich mit ihren beiden Kindern, Schwiegervater Karl und Freund Reza die verlorene Normalität zurückerobert und genießt diese. Jedenfalls solange, bis sie auf einen Zeitungsartikel stößt.
Sie entdeckt, dass eine tote Frau genauso aussieht wie sie, dass bei weitem nicht alles so ist, wie es scheint und dass ihr Leben noch lange nicht in geordneten Bahnen verläuft. Im Gegenteil, die Lage spitzt sich bedrohlich zu, als von ihr bestattete Leichen exhumiert werden sollen: Ein düsteres Geheimnis läuft in Gefahr entdeckt zu werden, so dass Blum fürs erste nur die Möglichkeit der Flucht bleibt. Dabei gerät sie an Menschen, die sie verwirren, verstören und bedrohen oder aber auch hilfreich an ihrer Seite stehen, manchmal alles in einer Person. Es werden Menschen sterben und auch auf andere Weise ist der Tod ein ständiger Begleiter der ganzen Geschichte. Wirkliche Schockmomente gibt es zwar nicht viele, dafür haben es die wenigen aber in sich.
Dies ist der zweite Band über die Bestatterin Brünhild Blum, jedem potentiellen Leser sei angeraten, Band eins, „Totenfrau“, zuerst zu lesen. Einige Dinge werden sonst unverständlich bleiben, beide Geschichten bauen aufeinander auf und nicht alles wird noch einmal erklärt.
Wie schon im ersten Teil besticht der Autor durch einen ungewöhnlichen Schreibstil, kurze, knappe Sätze wechseln sich ab mit längeren Gedankengängen und spiegeln so das Gefühlsleben Blums deutlich wider. Auch die spezielle Art der Dialogschreibung wurde hier wieder verwendet, keine Anführungszeichen sondern Spiegelstriche und keinerlei Beschreibungen zu Taten oder Emotionen während der Gesprächssituation. Aichner vertraut voll darauf, dass sich alles Wichtige aus den Worten der Protagonisten erlesen lässt und dies völlig zu Recht.
Wieder sind die handelnden Figuren zwiespältig zu sehen, mal handeln sie so, dass sie absolut in mein Wertesystem passen, dann wiederum passieren durch sie Dinge, die mich als Leser schockieren. Bei keiner Figur könnte ich sagen, dass sie mir sympathisch ist, genauso wenig wie ich behaupten könnte, ich würde sie nicht mögen. Dies unterscheidet den ersten vom zweiten Teil, bei der Totenfrau war Blum ein bisschen meine Heldin, eine Art moderner Robin Hood. In vorliegendem Buch dagegen hat sie mich nicht uneingeschränkt auf ihre Seite ziehen können.
Der Geschichte tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil, gerade dies brachte mich noch näher an das Buch, die reale Welt ist schließlich auch nicht ausschließlich schwarz und weiß.
Die Handlung ist spannend und freiwillig wird dieses Buch wohl niemand aus der Hand legen. Ständig gibt es neue Umwege, Kurven und sogar neue Ziele, selbst am Ende des Buches scheint nur ein Teilziel erreicht zu sein, was schlüssig ist, da das Ganze als Trilogie angelegt ist, es wird also interessant bleiben.
Wenn ich „Totenhaus“ gelesen hätte, ohne „Totenfrau“ zu kennen, wäre ich in Begeisterungsstürme ausgebrochen, wenn ich Punkte vergeben würde, hätte es auch immer noch die volle Punktzahl.
Der erste Band ist jedoch so unschlagbar gut und vor allem so anders geschrieben, dass das vorliegende nicht ganz mithalten kann. Ich könnte dies nicht mal sinnvoll begründen, vielleicht ist es auch einfach nur ein Gewöhnungseffekt.
In Schulnoten würde ich es so ausdrücken: Der erste Teil war eine Eins mit Sternchen, der zweite Teil eine glatte Eins, was natürlich immer noch eine sehr gute Leseempfehlung ist.